Fünf
Ein leises Klingeln ertönte, als ich langsam die Tür öffnete und eintrat. Das Erste was ich erblickte war die riesige Bar. Sie erstreckte sich an der ganzen linken Seite des Pubs und viele rote Barhocker standen einladend davor. Einige Männer, die ich vielleicht auf dreißig Jahre schätzte, saßen mit ihren Bierkrügen schwenkend am Tresen und lachten. Riesige Regale waren hinter der Bar angebracht, die vollgestopft mit irgendwelchen alkoholischen Getränken waren. Rechts im Raum befanden sich viele Tische mit jeweils sechs Stühlen.
Ich stellte mich davor und wartete. Irgendwann würde ja bestimmt jemand kommen. Ich starrte eine Weile an die Wand mit den Regalen und las mir sämtliche Namen der alkoholischen Getränke durch, bis mich auf einmal jemand von der Seite ansprach.
„Kann ich dir irgendwie helfen?", fragte ein Mann mit verwundertem Blick.
Ich richtete mich voll auf.
„Ähh, ja. Ich will mich für den Job hier bewerben.", sagte ich recht unprofessionell. Der Mann musterte mich einen Augenblick. Ich zog eine Augenbraue hoch und wartete.
„Klar. Komm doch rein.", sagte er dann und winkte mich zu sich hinter die Bar.
Er führte mich in sein Büro. Es war recht klein und somit auch ziemlich vollgestopft. In den kleinen Regalen stapelten sich Akten und schienen fast die Fächer zu sprengen. Auf dem Schreibtisch stand ein eingestaubter Computer, der auch schon mal bessere Tage gesehen haben musste, und eine Blumenvase mit vertrockneten Osterglöckchen. Auf der rechten Seite stapelten sich Rechnungen und überall lagen warlos Kugelschreiber und ander Stifte herum.
Der Mann bat mich, mich zu setzten.
„Ich bin Fred Gordon, aber nenn mich doch einfach Fred.", sagte er freundlich und strich sich über sein stoppeliges Kinn. Ich war nicht gut darin, aber ich schätzte ihn auf ungefähr fünfundreißig. Er hatte blondes Haar und freundliche Augen, die blau, grau schimmerten.
„Jade Wrong.", sagte ich.
„Okay...", sagte er und kramte einen Moment gedankenversunken in seinen Unterlagen. „Hast du denn schon Erfahrung mit einem solchen Job?"
„Nein", sagte ich. „Aber ich denke, ich werde mich gut einfinden können." Ich schüttelte unmerklich den Kopf. Das waren die Worte, die ich für ein Vorstellungsgespräch nutzte?
„Okay.", antwortete er. „Wie sieht es denn mit den Zeiten aus?"
„An den Wochenenden wäre es super. Aber ich bin recht felxibel, kann also bestimmt auch mal unter der Woche."
„Na das hört sich ja gut an.", sagte Fred und nickte. „Normalerweise gibt es da noch viel größeren Kram zu erledigen, Jade, aber da wir im Moment einen ziemlichen Personalmangel haben, würde ich dich einfach gleich auf Probe arbeiten lassen. Ich denke da wird es keine Komplikationen geben. Wie sieht's denn bei dir heute Abend aus?"
Erstaunt über die schnelle Einwilligung, setzte ich ein Lächeln auf und sagte,, Klar. Perfekt."
„Okay gut.", meinte er zufrieden und reichte mir die Hand. „Dann heut Abend um acht Uhr."
„Dankeschön, ich freu mich.", sagte ich. „Bis dann."
Es klingelte leise als ich die Tür des Pubs hinter mir schloss. Ich hätte niemals gedacht, dass es so gut laufen würde. Jetzt müsste ich nur schauen, dass ich mich heute Abend benehmen würde, denn sonst könnte ich mir den Job gleich wieder aus dem Kopf streichen.
Gott! Bald hätte ich genug Geld um mir ein Auto zu kaufen! Wie gut konnte das schon laufen?
Ich lief die Straße hinunter und zog gleichzeitig mein Handy aus meiner hinteren Hosentasche. Darauf tippte ich die Nummer von Lewis in mein Handy wartete bis er ran ging. Es brauchte etwas, bis er, ganz verschlafen, ran ging.
„Was zur Hölle- Jade! Was machst du so früh schon auf den Beinen? Und wieso um Gottes Willen rufst du mich um die Uhrzeit an?"
Ich lachte.
„Das ist ganz und gar nicht zum lachen. Du hast mich in meinen süßesten Träumen geweckt!"
Ich ging nicht darauf ein, sondern kam gleich auf den Punkt. „Ich hab nen Job Lewis! Ich kann gleich heut Abend anfangen. Wie cool ist das denn? Mein zukünftiges Auto rückt immer näher!", rief ich begeistert und kickte eine leere Coladose über den Gehweg, worauf sie scheppernd gegen eine Hauswand prallte.
„War der Typ, der dich eingestellt hat, high oder was geht bei dem schief?", fragte er. Es klapperte leise. „Jetzt spring an, du dummes Ding!", rief er im Hintergrund.
„Nein, war er nicht. Er war wahrscheinlich einfach von meiner Ausstrahlung überzeugt.", lachte ich sarkastisch.
„Träum weiter.", sagte er und bastelte weiter an etwas herum, was nach den Hintergrundgeräuschen wohl nicht anspringen wollte.
Ich blieb vor einem alten Gebäude stehen und setzte mich auf den Bordstein.
„Hey Lewis, ich bin kurz vor dem Bäcker in der Stadt. Hättest du vielleicht Lust mich abzuholen? Ich hab nämlich kein Bock heimzulaufen, geschweige denn, dass meine Mutter mich holt, wobei ich sowieso bezweifle, dass sie etwas von ihrer kostbaren Zeit opfert, um ihre Tochter abzuholen.", sagte ich genervt, lehnte mich zurück und stütze die Hände hinter mir ab.
„Wenn ich ganz ehrlich bin nein. Aber diese behinderte Kaffeemaschine springt nicht an und du weißt ja dass ich ohne Kaffee morgens nicht überleben kann. Also werde ich dich wohl oder übel abholen und mir beim Bäcker noch nen Kaffee holn'!", sagte er. Ich konnte sein verschmitztes Grinsen förmlich durchs Handy sehen.
„Okay. Na dann bis gleich.", sagte ich und grinste.
„Jo."
„Und beeil dich!", rief ich noch, kurz bevor er auflegte.
Circa eine viertel Stunde später hielt vor mir der dunkelblaue Golf von Lewis. Das Fenster fuhr herunter und Lewis grinste mir entgegen. Die Sonne spiegelte sich in den Gläsern seiner Sonnenbrille.
„Sie haben ein Taxi bestellt?", fragte er lässig und trank einen Schluck von seinem Kaffee.
Ich grinste, ging ums Auto herum und schwang mich auf den Beifahrersitz.
„Wo hast du denn die anderen gelassen?" , fragte ich und schaltete das Radio ein. Lewis klatschte in die Hände und fuhr los.
„Hätt ich die mitbringen sollen?", fragte er.
„Keine Ahnung, ich dachte nur wir könnten meinen nächsten Punkt erfüllen." Ich schaute erwartungsvoll zu Lewis rüber der sich auf die Straße konzentrierte.
„Dann lass uns das doch machen. Wir holen sie einfach ab!", sagte er und bog in die Seitenstraße ab, in der es zu Phlipp und Bryan ging.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top