Drei
Ich traf die Jungs an der alten, verlassenen Tankstelle direkt um die Ecke. Sie gröhlten als ich um die Ecke auf sie zu lief und sie mich sahen. Phlipp reckte eine Bierdose in die Höhe. "Wohooo! Jaahaadeee!"
Ich grinste und steckte meinen MP3- Player zurück in meine Umhängetasche. Josh und Lewis sprangen vom dem alten, dunkelblauen Golf, den Lewis zu seinem achtzehnten bekommen hatte und warfen mir ebenfalls eine Dose entgegen.
"Runter damit!", rief Josh mir lachend zu.
"Ja, ja, keine Sorge.", sagte ich und grinste wieder.
Ich lief bis zum Auto, ließ meine Tasche auf den Rücksitz des Golfs fallen und knallte die Tür mit Schwung zu. Dann schwang ich mich neben Bryan auf das Autodach und öffnete die Bierdose. Schnell trank ich einen Schluck. Die bittere Flüssigkeit rann mir zügig die Kehle hinunter.
"Wann geht's los?", fragte ich dann und schaute in die Runde.
"Wann immer du willst!", antwortete Phlipp, lehnte seinen Arm lässig auf das Autodach und grinste mir verschmitzt zu.
"Gut, dann lass uns gleich los!", sagte ich, trank noch schnell eine Schluck und drückte dann die halb gefüllte Bierdose Bryan in die Hand. Dann schwang ich mich vom Auto.
"Was ist denn dein nächster Punkt?", fragte Bryan und sprang gleichzeitig mit Phlipp vom Auto.
"Das werdet ihr sehen, wenn wir dort sind!", sagte ich, öffnete die hintere Tür des alten Golfes und schwang mich auf den Rücksitz.
Bryan sprang ebenfalls vom Dach und kletterte zu mir zurück auf den Rücksitz.
Als alle im Auto saßen, startete Lewis den Motor. Es ratterte so laut, dass ich einen Moment die Befürchtung hatte, das alte Ding würde gar nicht mehr anspringen. Tja, der Wagen war eben nicht mehr der aller Neuste.
"Und wohin soll es gehen?", fragte Lewis dann und schaute über die Schulter zurück zu mir. Sein kurzes, blondes Haar hing ihm wiederspenstig ins Gesicht, was ihn allerdings nicht zu stören schien.
"In die Stadt.", antwortete ich und schnappte mir wieder die Bierdose, die Bryan zu meiner Überraschung noch immer in der Hand hielt. Ich trank einen kräftigen Schluck, dann kurvte Lewis aus der Einfahrt der Tankstelle in Richtung Stadt.
Zwanzig Minuten später standen wir am Fuß des Hochhauses und blickten alle samt hinauf.
"Und da willst du rauf?", fragte mich Phlipp und kniff ein Auge zu, um besser sehen zu können. #
"Ganz genau!", sagte ich lachend.
Auf diesen Punkt hatte ich mich schon so lange gefreut. Die Jungs begutachteten noch eine Weile das Hochhaus, dann lief ich los.
"Kommt schon, ich will noch heute da rauf!", rief ich und rannte in Richtung Eingang.
"Wir kommen ja schon!", rief Lewis zur Antwort und joggte hinter mir her.
Das Hochhaus war eine altes, leerstehendes Firmgebäude. Die Frima war seit einigen Jahren so ziemlich ans andere Ende der Stadt gezogen, aus welchen Grund auch immer. Jedenfalls war hier unter der Woche nie jemand. Nur gefühlt jedes Schaltjahr kam mal jemand vorbei, der überprüfte, ob noch alles stand.
"Nehmen wir den Aufzug oder die Treppen?", fragte Bryan und zeigte dabei abwechselnd auf beides.
"Also ich wäre ja für den Aufzug.", wand Lewis ein.
"Sport tut gut, Brudaa!", sagte Phlipp mit einer unheimlichen Betonung und lachte.
"Ich glaube dieses Thema erübrigt sich.", wand Josh ein. "Als ob die für den Aufzug hier noch Strom haben, wenn sonst alles abgestellt ist!"
Und er hatte Recht, also nahmen wir die Treppen.
Zweitausenddreihundertvier, zweitausenddreihundertfünf, zweitausenddreihundertsechs, zweitausenddreihundertsieben,... Zweitausenddreihundertsieben Treppenstufen! Zumindest wenn man davon absah, dass ich mich zwischendurch drei Mal verzählt hatte. Lewis wollte schon ab Stufe Dreißig abbrechen, aber zum Glück hatten wir ihn noch hier hoch treiben können. Unsere Beine waren schwer und die Jungs saßen stöhend auf den letzten Treppenstufen.
"Ich wette ich hab jetzt fünf Kilo abgenommen!", sagte Lewis um Atem ringend.
Ich lachte. Meine Beine schmerzten, doch ich stand trotzdem auf. Ich wollte da jetzt unbedingt hoch.
"Jetzt kommt schon! Ich will da jetzt rauf!", drängte ich und zog Bryan auf die Füße. Doch als der Rest immernoch keine Anstalten machte, aufzustehen drängte ich weiter: "Kommt schon! Oder soll ich alleine hochgehen!?"
"Wir kommen ja schon. Chill dein Leben!", kamen sie mir zur Antwort.
"Immer doch.", erwiderte ich. "Ich glaube mein halbes Leben besteht nur aus chillen."
Ich lief zur nächst besten Tür und rüttelte am eisernen Türknauf. Abgeschlossen. Ich rüttelte noch an zwei weiteren, doch die ließen sich ebenfalls nicht öffnen. Doch als ich kurz davor war aufzugeben, hörte ich Phlipp.
"Leute kommt! Die hier ist offen!", rief er und lief in den kleinen Raum. Ich drehte mich um und folgte ihnen.
Der Raum war dunkel, doch durch das Fenster kam gedämpftes Licht herein. Staub flog durch die Luft. Rechts und links von uns waren hohe Regale, die voll mit dicken Ordnern und Akten waren.
"Und jetzt?", fragte Bryan und griff nach einer kleinen Katze aus Stein, die irgendwo im Regal stand. Der Staub flog auf, als er danach girff.
"Ihh, wie eklig!", sagte er und warf das Ding wieder zurück ins Regal.
"Bist etwa übernacht zum Mädchen mutiert!?", sagte Phlipp und grinste.
"Nein, das nicht. Ich meinte die Katze." Wir lachten, denn er hatte Recht. Die Katze war potthässlich mit ihrem fetten Gesicht.
Nun lief ich ans Fenster und öffnete es. Ein sanfter, warmer Wind kam uns entgegen.
"Was machst du?", fragte Josh.
"Wir müssen ja irgenwie aufs Dach oder?"
"Aha. Aber wenn du aus dem Fenster springst geht's runter, nicht rauf, das weißt du oder?", fragte er und lachte über seinen eigenen Witz.
"Ach du scheiße, stimmt. Das habe ich nicht gewussst, aber danke für den Tipp.", sagte ich und schüttelte lächelnd den Kopf. Meine Stimme triefte vor Sarkasmus.
Ich stützte meine Hände auf das staubige Fensterbrett und lehnte mich weit aus dem Fenster um die Wände des Hochhauses zu betrachten.
"Nein, jetzt mal ehrlich. Was soll das werden?", fragte Phlipp und stellte sich nun hinter mich, um ebenfalls zu sehen, was ich begutachtete. Und siehe da, ich hatte Rechte. Die kleine Notleiter war fest an der glatten Wand des Hochhauses festgeschraubt. Nun sezte ich mich auf das Fensterbrett und schwang langsam ein Bein aus dem Fenster.
"Jade! Was soll das werden!?", rief nun auch Lewis.
"Ich geh über die Notleiter aufs Dach, ihr Trottel. Oder habt ihr einen anderen Vorschlag wie man da rauf kommt?", fragte ich ohne mich zu ihnen umzudrehen. Langsam setzte ich einen Fuß auf die Leiter und schwang dann mein anderes Bein aus dem Fenster. Schnell hielt ich mich an der Leiter fest und setzte auch den anderen Fuß auf die Leiter. Aus dem Augenwinkel nahm ich war, wie Phlipp nach unten schaute und scharf die Luft einsog.
"Jade! Ein falscher Tritt und die fällst sicher in den Tod! Das sind vielleicht hundert Metter!", sagte er.
"Das sind niemals hundert Meter, du Spast.", sagte Bryan und stieß ihn leicht gegen die Schulter.
"Und wenn schon. Was ist das Leben schon ohne Risiko?", gab ich zur Antwort. "Ihr macht doch sont auch immer jeden Scheiß mit, also kommt schon!", sagte ich und machte mich nun auf, die Leiter hoch zu klettern. Meine grünen Chucks rutschten leicht am glatten Material der Leiter ab. Ich griff fester nach der nächsten Sprosse und hielt einen Moment den Atmen an. Mein Herz schlug mir bis zum Hals.
Der seichte Wind wehte mir die langen Haare aus dem Gesicht, als ich immer weiter die Notleiter hinauf stieg. Als ich an der letzten Sprosse ankam, hielt ich mich mit beiden Händen am Vorsprung des Daches fest und schwang langsam ein Bein über den Rand des Hochhauses. Dann zog ich mich hoch und rappelte mich auf. Ich schaute mich um. Das Dach war riesig. Hier hätte eine Party von hundert Leuten stattfinden können und wir hätten immernoch reichlich Platz gehabt. Am Rand des Daches war zwar eine kleine Erhebung, doch die konnte einen nicht vom Sturz in den Tod bewahren. Ein falscher Tritt und man würde hinunter stürzen, aber das hatten wir ja nicht vor.
Nun schaute ich hinaus auf die Stadt. Der Ausblick war gigantisch. Ich sah das riesige Hotel Nirvada, viele Firmengebäude, den großen Stadtpark mit dem großen See und den kleinen Bächen, die Opera Street mit den riesigen Einkaufszentren,... Ich konnte einfach alles sehen. Die ganze Stadt lag mir zu Füßen. Es war unglaublich. Der Wind hier hoben, war zwar mit dem in den Bergen vergleichbar, doch es störte mich nicht.
Ich lief nach vorne an den Rand des Hochhauses und streckte die Arme weit aus. Der Wind bließ mir die Haare aus dem Gesicht und alles an mir kühlte sich ab. Ich hörte den blöden Feierabendsverkehr auf den Straßen und das Gehupe von diesen behinderten, arroganten Leuten, doch es war mir egal.
Mir war alles egal. Denn das war Freiheit! So fühlte sich Freiheit an!
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Hey!:)
Soooorryy, dass dieses Update so uuunglaublich lange gedauert hat! Ich habe mich ganz auf mein anders Buch (Swaresk- Hunted) konzentriert, dass ich unbedingt zuerst abschließen wollte. Jaa, genau!
Wie findet ihr die Geschichte bis jetzt? Was findet ihr bis jetzt gut und was nicht? Euer Feedback würde mich sehr interessiern, also zögert nicht und schreibt mir eure Meinung in die Kommentare! :)
LG
Crownqueen144 :D
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