100%
Ich saß auf meinem Thron und tippte ungeduldig mit den Fingern auf die mit samt bezogene Armlehne und wartete auf den jungen Helden dessen Schwester ich vor einiger Zeit entführt hatte. Allerdings befürchtete ich langsam das er nicht kommen würde. Immerhin hatte der Spieler schon 80 Stunden Spielzeit und normalerweise waren sie ab 70 Stunden ungefähr bei mir. Selbst die schlechten brauchten eigentlich nur um die 75 Stunden.
Ich griff nach der Glaskugel die auf einem kleinen Tisch neben meinem Thron lag. Darin schwirrte dichter schwarzer Rauch umher und ich betrachtete sie einen Moment bevor ich sie ein wenig schüttelte. Der Rauch verschwand in der Kugel und es erschien die Abbildung des jungen Helden. Sie zeigte ihn wie er gerade Hühner fing? Ich runzelte meine Stirn und beobachtete das schauspiel. Als er alle Hühner gefangen hatte ging er zu dem Bauern. Der hatte die ganze Zeit neben dem Stall gestanden und ihn beobachtet. Der junge Held gab die Quest ab und kassierte die Belohnung.
Ich erhob mich von meinem Thron und nahm eine zweite Glaskugel aus einem Regal das hinter meinem Thron an der Wand stand. In dieser Kugel befand sich Blutroter Rauch. Ich schaute mir den Spielfortschritt des Spielers an und seufzte. Sein Spielfortschritt war bei 86%. Was das bedeutete war mir sofort klar, er wollte die 100%. Sonst würde niemand versuchen 150 Kisten die scheinbar willkürlich im Land verteilt waren zu finden. Und er hatte schon 120 von diesen Kisten. Und niemand würde sonst diese lästige Hühnerquest machen, wo man für den läppischen Preis von 10 Goldstücken 20 Hühner fangen musste, die alle schneller als man selbst waren.
Ich ließ eine dritte Glaskugel aus meiner Schatzkammer zu mir bringen. Ich hatte sie bis jetzt nur einmal benutzt und dementsprechend war sie ein wenig verstaubt. Scheinbar hatte mein Diener versucht sie ein wenig zu säubern. Der Rauch darin war grün und als dieser sich verzogen hatte, könnte ich den Inhalt sehen und seufzte. Laut der Anzeige würde der junge Held wohl noch ungefähr 30 Spielstunden brauchen um zu mir zu kommen.
Ich langweilte mich schon jetzt, denn außer auf meinem Thron zu sitzen und die Schwester des Helden immer wieder ein wenig zu quälen konnte ich nicht viel machen. Das würde sonst den Verlauf des Spiels verändern.
Apropos Schwester des Helden. Ich erhob mich von meinem Thron und ging in den kleinen Raum wo sie an die Wand gekettet war. Sie sah furchtbar aus. Ihre Haare standen in jede Richtung ab, das Kleid das sie trug war so voller Erde sodas man nicht mehr erkennen konnte das es einmal weiß gewesen war. Ihr Kopf hing schlaff nach unten. Sie sah auf als ich die Tür öffnete und ich in ihre Zelle ging. In ihren Augen sah ich das sie die Hoffnung aufgegeben hatte gerettet zu werden. Ich hatte den Holzstock der außen an der Zelle an der Wand angebracht war in der hand und pieckte sie ein wenig damit an. Der Held sollte sie am Ende ihrer Kräfte, aber unverletzt vor finden.
Aber der Held sollte auch die Hauptquest nicht vernachlässigen und tat es trotzdem. Wenn er von den Regeln abweichen konnte, konnte ich das auch. Ich holte mit dem Stock aus und schlug ihr damit in die Seite. Ich hörte ein Knacken, vielleicht ist Rippe gebrochen und ich lächelte. Ihr schreien war Musik in meinen Ohren und ich schlug nochmal zu. Wieder ein Knacken. Dann legte ich den Stock weg und trat ihr ins Gesicht, ihre Nase war wohl auch gebrochen, zumindest war sie schief. Dann nahm ich den Stock wieder und verließ die Zelle mit dem Schluchzen des Mädchens in meinen Ohren.
Als ich wieder in meinem Thronsaal war wurde mir bewusst was gerade passiert war. Ich hatte die Regeln gebrochen. Aber ich konnte ja auch nichts dafür, wenn dieser Nichtsnutz von Held unbedingt 100% erreichen wollte. Und da ich die Regeln schon einmal gebrochen hatte, würde es auch nichts machen wenn ich sie nochmal brach.
Ich ging zielstrebig auf das große Tor meines Schlosses zu und öffnete es, ich ließ meinen Blick über die Landschaft schweifen. Alles war grau seit dem ich in dieses Land gekommen bin.
Früher hatten all die Bäume grün geblüht und im Sommer saftige rote Äpfel getragen. Aber jetzt, waren sie schwarz. Die Äpfel waren zwar immernoch saftig, aber niemand aß sie mehr, denn alle hatten Angst davor vergiftet zu werden. Ich ging auf einen dieser Bäume zu und nahm mir einen Apfel. Ich musterte ihn in meiner Hand, er wirkte irgendwie winzig. Ich zerdrückte ihn und warf die überreste auf den Boden. Auch das Gras war nicht mehr so grün wie früher, als hätte jemand alle Farben aus der Welt verbannt. Alles war grau.
Ich ging in richtung des Dorfes in das sich die Bewohner geflüchtet hatten, als ich ihren früheren König getötet hatte. Und ich konnte nicht glauben wie anders es war. Alles war Bunt und irgendwie, fröhlich. Ich hörte zum ersten mal seit Jahren wieder Vogelgezwitscher und war sofort genervt davon. Ich schnippste einmal mit den Fingern und von den Bäumen vielen mehrere tote Vögel. Danach war es wieder still.
Ich ging auf das Dorf zu. Der erste der mich sah war ein kleiner Junge, er starrte mich an. Als nächstes sah mich die Mutter des kleinen Jungen, sie beide trugen dreckige Kleidung die ich nicht einmal benutzen würde um meinen Tisch sauber wischen zu lassen. Die Mutter packte ihr Kind an der Hand und rannte mit ihm weg.
Ich hielt sie auf indem ich schnippste, sie konnten sich nicht mehr bewegen. Ich grinste Triumphal als ich dem kleinen Jungen den Kopf abschlug, der ungefähr 30 Meter durch die Luft flog und mitten im Dorf landete. Von dort waren viele schreie zu hören. Die Mutter starrte den Körper ihres Kindes an der zu Boden gefallen war. Sie konnte sich noch immer nicht bewegen aber sie schrie voller schmerz und trauer.
Ich orientierte mich an den schreien, dem weinen der kleinen Kinder und dem Geruch der Angst. Mit einem schipser konnte sich niemand mehr bewegen.
Mit den kleinen Kindern fing ich an. Ich schlug einem nach dem anderen den Kopf ab. In den Augen der Eltern konnte ich sehen wie sie innerlich zerbrachen als sie sahen wie ich ihren Kindern den Kopf Abriss und ihre Schreie bestätigten das.
Und dann stand er da. Der Held. Sein Level war viel zu niedrig um es mit mir aufnehmen zu können, aber dennoch war er imun gegen meine Zauber. Ich schaute ihn an und grinste, ich ging auf ihn zu und sah wie er zitternd sein Schwert in der Hand hielt.
Er sah erbärmlich aus wie er da stand, in einem See aus Blut. Mit nur einem hieb tötete ich ihn. Er hatte viel zu viel Angst sich zu wehren und sank zu Boden.
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Danke an Ma Bro Jay für's Korrektur lesen ^^
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