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Holly
Was glaubst du, wie viel uns das kosten wird?", fragte Jay nachdenklich, als wir beide in der ziemlich langen Schlange der Kasse standen. Vor uns war ein Lasteneinkaufswagen mit den ganzen noch verpackten Möbeln fürs Kinderzimmer und ein gängiger Einkaufswagen mit ein bisschen Deko für die Wohnung... und Kerzen- eine Menge.
Ich liebte Kerzen. Kerzen waren toll.
Ich hatte extra auf die Preise geachtet, obwohl ich schon einiges angespart hatte, in dem ich billig Kleidung abkaufte.
„Mach dir da mal keine Sorgen", bemerkte ich und lehnte mich zu ihm. „Das Geld von Charlie und Lydia wird locker dafür reichen."'
Jay richtete die Baseballkappe auf seinem Kopf und nickte. „Hab ich völlig vergessen."
„Ja, außerdem sind einige der Möbel reduziert und den Kallax haben wir zur Hälfte aus der Fundgrube holen können. Die Seite mit der Macke lässt sich schon verstecken. Schieben wir an die Wand oder so."
Es ging endlich weiter. Jay schob beide Einkaufswagen voran. „Klar, und das passt alles ins Auto?"
„Nö, Dad ist aber gleich mit einem Anhänger da. Hab ich alles abgeklärt, als du dabei warst, der einen Mutter, die Blackhawks-Baby-Bettwäsche aus dem Einkaufswagen zu klauen."
„Das war die Letzte", rechtfertige Jay sich.
„Ja, aber Chicago hat im Norden noch einen Ikea und ich bin mir sicher, dass die das später noch mal im Sortiment haben werden."
„Und was, wenn nicht? Das ist Bettwäsche, für Babys und Kleinkinder... von den Blackhawks."
„Das wird aber nicht ins Zimmer passen. Das Thema ist nicht Eishockey."
„Sondern was dann? Disney, oder was?"
Ich nickte. „Ja, Disney."
„Jedes Kind hat irgendwas mit Disney in seinem Zimmer. Das ist langweilig, ausgelutscht und blöd. Reichen nicht deine Tinkerbell-Leinwände im Schlafzimmer?"
„Gefühlt jedes Kind in Chicago hat irgendwas mit den Blackhawks in seinem Zimmer. DAS ist langweilig. Reichen nicht deine drölf Trikots?"
Jay starrte mich an und ich ihn. Er schien nachzudenken. „Wie wäre es mit Bärchen?"
„Nein. Dschungel?"
„Nee, man. Piraten? Prinzessinnen?"
Ich rollte die Augen. „Nein, uns fällt bestimmt noch was ein", bemerkte ich dann und deutete auf die Schlange vor uns, die sich abermals bewegte.
„Bestimmt", nickte Jay und schob die Einkaufswägen weiter.

Mein Dad wartete draußen, auf den vorgegeben Parkplatz. „Habt ihr den ganzen Laden gebunkert?"
„Nur die Kerzenabteilung." Jay deutete auf mich.
„Hm", machte Dad. „Hab gedacht, ihr bringt mir wenigstens einen überladenen Hotdog mit."
Schon bei den Gedanken an Hotdogs wurde mir schlecht. Ich verzog das Gesicht.
„Holt euch doch gleich einen. Ich mag nicht."
„Ohne Hotdog verlass ich diesen Parkplatz nicht!", stellte Dad laut klar.
Jay schnaubte belustigt und machte sich daran, gemeinsam mit meinem Dad die Möbel in den Anhänger zu hieven, während ich den anderen Einkaufswagen zu meinem Auto schob, um dort die Tüten mit Bilderrahmen, Kerzen und anderer Deko zu verstauen.
Ich sah aus der Entfernung, wie die beiden sich unterhielten, während sie die etlichen Kartons verstauten, räumte weiterhin das Auto ein und brachte dann den Einkaufswagen in eines der Häuschen zurück.
Am Auto, strich ich die Möbel von der Babyliste durch, die wir gekauft hatten.
„Dein Dad fährt schon mal vor und trägt mit und mir die Möbel hoch. Wir hätten das Zimmer noch nicht streichen sollen."
„Einfach vorne hinstellen, nicht ins Zimmer, so sieht Dad auch die..." Ich hielt inne. „Wieso genau machen wir noch mal ein Geheimnis aus dem Geschlecht?"
„Weil wir Wetten am laufen haben."
Ich blickte Jay an. „Wetten?"
Er nickte. „Hab mit Mouse, Gordon, Sam und deinem Dad Wetten am laufen, was es wird."
„Aber du weißt, dass du das schon weißt?"
Jay grinste. „Das war der Plan", meinte er. „Das gewonnene Geld wird für das Baby zur Seite gelegt. Führerschein, College, je nach dem."
„Gar nicht mal so dumm von dir, obwohl du die Leute wissentlich anziehst."
„Tja, dass darf nur nicht rauskommen."
„Hab die Kinderzimmertür abgeschlossen. Da kommt keiner rein und raus."
„Das ist nicht ganz durchdacht. Was ist, wenn die Fragen, warum du das Kinderzimmer abschließt?"
Ich seufzte. „Da fällt mir bestimmt schon was ein. Wollte mein Dad keinen Hotdog?"
„Habe ich ihn geholt. Hat er inhaliert."
„Wie immer also."

„Und warum sollen die Möbel hier hin und nicht ins Zimmer?"
„Weil ich das nach und nach aufbaue. Warum sollten die ganzen Kartons da rum liegen und mir im Weg sein?", stellte Jay klar.
Dad gab sich mit der Antwort zufrieden, nachdem er allein den letzten Karton in die Wohnung trug. Er verabschiedete sich, da er zurück auf die Arbeit musste und war dann wieder verschwunden.
Ich hatte die Tür hinter ihm zugemacht und wandte mich dann zu den ganzen Kartons und den Möbeln. „Das wird eine lange Nacht."
„Ach, dass kriegen wir schon hin. Wir werden zwar heulen und schreien, und streiten aber das kriegen wir schon hin", sagte Jay zuversichtlich und schob sich die Kartons passend.

Während wir die Möbel aufbauten und an die von mir ausgesuchten Stellen schoben, kam mir ein weiterer Vorschlag für ein Thema.
„Wie wäre es, wenn wir die Wand, wo das Bett stehen wird, dunkelblau, fast schwarz streichen, die Decke ebenfalls, oder als Galaxie mit Sternen, Planeten, Raketen."
„Besser als Disney."
„Was hast du gegen Disney?"
„Nichts, aber jedes Kind hat irgendwas mit Disney in seinem Zimmer. Finde das einfallslos. Unser Kind ist nicht jedes Kind, sondern unser Kind, und dass mit dem Weltraum-Thema hört sich schon viel besser an. Ich weiß auch schon, wie ich das mache."
Jay blickte auf seine Armbanduhr. „Morgen früh fahr ich sofort in den Baumarkt und hol alles, was ich brauche. Deko kannst du dir später dafür kaufen."
„Ist gebongt", nickte ich. „Ich überlasse dir das."
„Ich bring die Pappe weg", bemerkte Jay. „Den Rest machen wir zusammen."

Ich war viel zu kaputt, um überhaupt aufzustehen. Irgendwann in der Nacht, war ich aufgestanden und hatte das brauchbare Spielzeug in den Regalen verräumt, die ersten Babyklamotten in den Schrank geräumt, während die Kisten mit den größeren Größen erstmal verschlossen blieb.
Ich hatte den Wickeltisch eingerichtet und mit dem wenigen Zeug dekoriert, dann die neue Matratze für das Babybett zum Auslüften in das aufgebaute Bett gelegt, ehe ich gegen drei zurück ins Schlafzimmer geschlichen hatte.

Es war acht Uhr. Während Jay munter war, verkroch ich mich unmotiviert unter der Decke. Ich wollte absolut nicht aus dem Bett raus. Auch als Jay mir die Decke wegzog, blieb ich liegen. „Brauche noch."
„Dann fahre ich eben in den Baumarkt, hol Farbe und den Kram."
„Ich bleib einfach hier liegen", murmelte ich.
Jay musste nur lachen und deckte mich letztlich doch wieder zu. „Dann mach das, wenn was ist, ruf mich an."
Ich nickte nur und schloss die Augen.
Gott, ich war schwanger und nicht schwerkrank, aber meistens fühlte ich mich, als wäre ich schwerkrank. Überall zieht und schmerzt es, dann war ich meistens müde vom müde sein. Übelkeit, Rückenschmerzen, vermehrter Klogang und ausgerechnet heute, kam noch was Weiteres dazu.
Als ich stunden später von einem weiteren Nickerchen vom Nickerchen wach wurde, das Bohren einer Bohrmaschine hörte, ins Kinderzimmer ging und Jay mich mehr als irritiert anblickte, fragte ich, was sein Problem sei. „Jetzt schon?", fragte er mich und deutete auf meine Oberweite.
Als ich auf mich hinabschaute, sah ich zwei riesige, nasse Flecke auf meinem grauen Top.
„Hm, meine Möpse sind undicht", bemerkte ich. „Cool, jetzt kann ich auch noch Stilleinlagen benutzen."
Unbeeindruckt verließ ich das Kinderzimmer und legte mich in unser Bett zurück.
Jay kam hinterher. „Immer noch müde?"
„Irgendwie schon, ja."
„Dann schlaf noch eine Runde. Bin auch gleich fertig."
„Ist es wirklich schon so spät?"
„Ja, du hast den ganzen Tag gepennt und ich bin fast fertig mit dem Zimmer."
„Cool."
Und ich konnte noch länger schlafen. Und wie ich das konnte.
Jay ließ mich lachend in Ruhe und verschwand im Nebenzimmer, um seine Arbeiten, denen ich gar keine Beachtung geschenkt hatte, zu widmen.

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