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Holly
Sonntagmorgen, stand immer ein gemeinsamen Frühstück mit der Familie an, und ich kam auf die glorreiche Idee, meinen Eltern von der Beziehung zu Jay zu erzählen.
Meine Mom freute sich für mich, dass es ausgerechnet Jay war, Dad der ein wenig gerädert von der Nachtschicht am Tisch saß, starrte mich an, als hätte ich ihn beleidigt, nachdem Sam mich fragte, ob ich ihm die Kondome geklaut hätte.
Als Dad realisierte, was hier gerade vor sich ging, lief sein Gesicht knallrot an. Ich dachte, erst aus Schamröte, aber als ich sein Gesichtsausdruck sah, wusste ich, dass er alles andere als begeistert war.
„Du bist fünfzehn", fing er an.
Sam, der das kommende Donnerwetter losgetreten hatte, stand von seinem Platz auf und verließ eilig die Küche, während Mom innerlich bis zehn zählte. „Sie ist fünfzehn, genau, was ist daran so schlimm? Deine Tochter ist vernünftig, der Sohn von Pat und Bonnie ist genauso vernünftig, beide denken offensichtlich mit und verhüten. Also, bitte, spare dir die Wut für eine Rede und nutze sie für die Arbeit."
Dad, welcher mir und Mom schräg gegenüber saß, atmete tief durch. „Ich weiß, dass Paddy's Söhne vernünftig erzogen sind, und irgendwie freue ich mich auch für meine Tochter, Sally, aber sie ist fünfzehn!"
„Sag's nicht mir, sondern deiner Tochter, die, oh, was ein Wunder, direkt neben mir und gegenüber von dir sitzt und nicht weiß, was gerade passiert."
„Um den Dreh, ja", gab ich zu. „Dad, ich kann deine Sorgen verstehen, aber, wie Mom bereits erkannt hat, sind wir vorsichtig und überstürzen nicht alles. Wir wollen ja nicht gleich heiraten." Ich blickte Dad an. „Du warst doch auch mal ein Teenager und irgendwann war das andere Geschlecht für dich interessant. Ist völlig normal. Die Schule wird schon nicht darunter leiden."
Er hob die Hände, hatte anscheinend nichts mehr zu sagen und wandte sich dann wieder seinem Frühstück zu. „Du hast lange nichts mehr mit Patrick unternommen, Abel. Ich denke, wir sollten die Halsteads, alle vier, Freitagabend zum Essen einladen."
„Welcher Tag ist denn das?"
„Freitag, der, uhm", Mom überlegte. „der siebte September. Gegen achtzehn Uhr. Kannst du dir keinen Tag freinehmen, Überstunden abbauen, oder später zur Arbeit fahren?"
„Sally, wir wissen nicht mal, ob sie Freitagabend überhaupt können."
„Holly kann nachfragen. Ist ja nicht so, dass sie ihrem Mund zum sprechen benutzen könnte."
„Eben."
Ich schaute auf meine silberne Armbanduhr. „Oh, Parker muss raus", sagte ich. Ich war soweit satt und Durst hatte ich auch keinen mehr.

Nichtsahnend schlenderte ich die typische Route mit Parker entlang, hörte auf einem der beiden Kopfhörer, der mit meinem MP3-Player verbunden war, das neuste Album von Linkin Park, welches Jay illegal runtergeladen hatte, bis ich aus den Augenwinkel, einen schwarzen Van wahrnahm, der in Schritttempo neben mir herfuhr. Als ich meinen Kopf genauer drehte und in die Fahrerkabine blickte, sah ich einen großen Typen mit Maske und Sonnenbrille auf der Nase. Er schaute direkt in meine Richtung, winkte mir zu.
Erschrocken atmete ich ein, als ich die Maske erkannte. Eine Maske, die man zum Kartfahren trug.
Nein, das konnte nicht sein! Das war doch nicht der Typ vom See, der über Nora hergefallen war. Woher wusste er, wo wir sind, wo ich bin? Es könnte passen. Die Statur, die Maske. War das überhaupt möglich, dass er mich hier in Chicago fand.
Die verschwundenen Mädchen aus Canaryville! Mir schwirrten sämtliche idiotische und grauenvolle Gedanken durch den Kopf.
Das kann doch alles gar nicht sein!
Mein Hals schnürte sich zu, ich bekam kaum Luft, hektisch scheuchte ich Parker auf und lief die Straße entlang. Der Kastenwagen folgte mir, fuhr mal schneller, mal langsam, um mit mir auf Höhe zu bleiben. An einer Kreuzung und in der Nähe der Tilden Highschool, zog er plötzlich, in einer Einfahrt vor mir rein und blieb vor mir stehen.
Ich konnte gerade noch Parker zurückziehen, sonst hätte es ihn erwischt.
Wieder zerrte ich an Parkers Leine, um den ganzen Weg zurückzulaufen. Parker freute sich, rannte vor mir, wusste nicht was los war, während ich vor Angst einfach nur lief.
Als ich einen Blick hinter mir warf, war der Van gedreht und schloss mittlerweile zu mir auf. Ich bog in eine andere Straße hinein, um eine Abkürzung zu nehmen und nicht offensichtlich an der Straße langzulaufen.
Außerdem war das der Weg zum Park, wo sich die meisten Jogger und Basketballspieler zu dieser Zeit aufhielten. Ich musste nur noch die Straße zum angrenzenden Park überqueren, dann könnte ich Hilfe holen, irgendeiner würde schon da sein, der mich kannte, und mich nach Hause brachte, vielleicht auch die Polizei rief.
Ich quetschte mich gerade zwischen zwei parkenden Autos durch, sah im Augenwinkeln den schwarzen Van, machte hinter Parker einen Satz nach vorne auf die Straße und riss erschrocken die Augen auf. Reifen quietschten, Parker schrie jaulend auf, kurze Zeit später wurde ich von einem silbernen Auto an den Knien und Oberschenkeln getroffen und gegen ein parkendes Auto geschleudert, mein Kopf knallte gegen das Seitenfenster.
Mir wurde schwarz vor den Augen.

Als ich wach wurde, drehte sich mein ganzer Kopf, ich sah verschwommen, ich atmete schwer ein und aus und versuchte zu realisieren was passiert war.
Ich lag zwischen einen schwarzen und einen silbernen Auto, die Fahrerin des Autos, welches mich angefahren hatte, telefonierte panisch und rief um Hilfe. Ihre Stimme hallte wie ein Echo in meinem Kopf wieder.
Ich blinzelte, konnte kurz klar sehen und fühlte plötzlich etwas in meinen Händen.
Ein Seil. Die Leine von Parker.
Parker!
Nein!
Ich drehte meinen schmerzenden Kopf, in die Richtung von der sichtlich aufgelösten Frau, die immer noch am Telefonieren war und immer weiter von mir weg ging.
Und dann sah ich Parker, regungslos, mit dem Hinterlauf zu mir, in einer Blutlache liegen. Seiner Blutlache, die sich ihren Weg über den erneuerten Asphalt in meine Richtung bahnte.
Ich wusste sofort, dass Parker tot war und nahm plötzlich diese widerlichen Schmerzen in meinen Beinen wahr.
Mein ganzer Körper fing an zu zittern, ich weinte und schrie gleichzeitig vor Schmerzen und vor Trauer um meinem Hund, jede kleinste Bewegung, machte alles nur noch schlimmer. Sei es in den Beinen, oder im Kopf.
Immer mehr Ersthelfer kamen aus dem angrenzenden Park angerannt, während die Fahrerin immer noch Abstand hielt und mir kein bisschen half.
  Eine Frau kümmerte sich um die Fahrerin, während mehrere bei mir waren und mich versuchten zu beruhigen.
Ich bekam sogar mit, dass ein Junge meinte, ich sei Sam McGowans Schwester und das er bei meinen Eltern vorbeifuhr, dann ertönten in der Ferne Sirenen. Ich konzentriere mich diese, jedoch versuchte ich es. Das war mir lieber, als das Geschwafel der jungen Frau über mir, die mir versicherte, dass alles besser werden würde. Sie hatte sogar ihre Hände auf meine Wangen gelegt, versuchte Augenkontakt aufzunehmen, aber ich windete mich vor diesen unerträglichen Schmerzen hin und her, und hoffte, dass es bald vorbei sein würde.
Noch einmal wurden die Sirenen unerträglich laut, dann traten zwei weitere Personen hervor. Schemenhaft erkannte ich eine Blondine, die neben mir kniete und versuchte mit mir zu reden, während eine andere weibliche Person, Dinge von sich gab.
  „Okay, ich bin Leslie, und du bist meine erste Patientin in dieser Stadt. Also, bist du meine Premiere. Nett dich kennenzulernen, Kleine. Wir bringen dich ins Krankenhaus."
Sie versuchte mich zu beruhigen und plötzlich fühlte ich mich warm und geborgen, die Schmerzen waren nicht mehr so schlimm wie vor ein paar Minuten und ich kam von meiner Heul-und Schreiattacke runter.
Leslie redete weiter, erwähnte, dass ich gerade eine Spritze bekommen hatte, damit die Schmerzen nicht mehr so unerträglich seien und ich ein wenig zur Ruhe komme.
Ich schloss meine Augen, versuchte alles weitere auszublenden, selbst als sie mit eine Halskrause um den Hals legten.
Ich war viel zu müde, um auf die vielen Fragen die Leslie mir stellte, zu antworten und schlief ein.

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