21

Jay
Einen wunderschönen guten Morgen, an diesem wundervollen achten Tag, in diesem wunderschönen wärmen März. Es fühlt sich doch an wie der Frühling, bei diesen Temperaturen. Sonnenschein, blaue Wolken, T-Shirt-We..."
Bis gerade eben ertönte der viel zu aufgedrehte Moderator aus dem Radio, bis mein Dad den brummend ausschaltete. „Brauch diese Scheiße nicht hören", bemerkte er und griff im Kühlschrank nach einer Flasche Bier. „Hab Augen, Fenster, sehe selbst wie das Wetter ist."
„Musst du nicht wieder arbeiten?", fragte ich nur und verzichtete ebenfalls auf ein „Guten Morgen", wenn's mein Dad schon nicht geschissen bekam.
„Musst du dich nicht um deinen eigenen Scheiß kümmern?", brummte er genervt, öffnete das Bier und drehte sich um.
Holly kam in die Küche und zog gerade das Haargummi in ihren Haaren fester.
„Morgen", sagte sie an meinem Dad gewandt.
Er sagte nichts.
„Du bist uns bald los!", rief ich hinterher, während ich lieblos und wütend die eine Toastscheibe auf die mit Marmelade beschmierte Scheibe schmiss.
Dad kam zurück. „Wie war das?"
„Holly und ich schauen uns heute eine Wohnung an, vielleicht auch mehrere. Wie gesagt, du bist uns bald los und hast deine Ruhe."
Die offenen Rechnungen und das das warme Wasser abgestellt wurde, sprach ich nicht an, ich wollte erst seine Kontoauszüge checken. Außerdem müsste er das schon längst bemerkt haben, mein warmes Wasser, die fehlenden Briefe.
„Hoffentlich", brummte er nur und ging wieder aus der Küche. Ich hatte ihn fast mein Toast hinterher geschmissen, hielt mich aber zurück.
Aggressiv biss ich ein Stück ab und blickte zu Holly, die nur nach einem Apfel griff.
„Weißt du, wie lange die Post dauern kann?", fragte ich leise an Holly gewandt.
„Das kann ich dir nicht sagen. Kommt sicherlich morgen an."
Ich lehnte mich an die Küchenzeile und biss abermals von meinem Toast ab.
„Freu dich ein bisschen. Wir haben heute die Wohnungsbesichtigung." Sie biss in den Apfel rein. „Pünktlich sein. Vierzehn Uhr."
Ich blickte sie grinsend an. „Ja, Boss."
Damit war Holly aus der Küche verschwunden.
„Und wo soll diese Wohnung sein?", bemerkte mein Dad, der mit der Bierflasche in der Hand zurück in die Küche kam.
„East Hyde Park."
„Und das könnt ihr euch leisten?", fragte er spöttisch.
„Wir versaufen unser Geld nicht. Im Gegensatz zu dir, können wir beide mit Geld umgehen", bemerkte ich, griff nach dem Teller mit dem geschmierten Toast und der Tasse frischen Kaffee, um nach oben in mein Zimmer zu gehen.
Holly machte gerade das Bett, blickte mich fragend an. „Was?"
„Das könnt ihr euch leisten?", ahmte ich meinen Dad nach und drückte mit meinem Hintern die Zimmertür zu.
„Wie du bereits sagtest, wir lassen uns nicht provozieren", erwiderte Holly seufzend und schüttelte ihr Kopfkissen auf.
„Ich gebe mein Bestes."
Ich stellte Tasse und Teller auf dem Schreibtisch ab und ließ mich auf den Stuhl zurückfallen. „Ich weiß auch nicht, ich mach drei Kreuze, wenn das klappt, aber wer weiß, wie das dann hier aussehen würde, wenn wir nicht mehr da sind."
„Dein Vater ist erwachsen, alt genug, und wir sind so doof, räumen ihm alles hinterher. Ich bezweifle, dass er sich ändern wird, wenn er wieder allein ist. Aber so, wie's jetzt ist, ist auch keine Besserung in Sicht."
Ich seufzte und nickte zustimmend. „Ja, hab mich in letzter Zeit genug von ihm enttäuschen lassen, hab mein eigenes Leben."
„Das hast du."
Holly schüttelte mittlerweile mein Kissen aus. „Acht Stunden Schicht?"
„Ja, wie immer. Du doch genauso."
Ich nickte und musterte Holly, die mein Kissen weglegte. Dann schaute sie auf ihre Armbanduhr. „Muss auch los", bemerkte sie und suchte ihre Sachen zusammen. „Wir sehen uns heute Abend."
„Sicher."
Sie kam zu mir, küsste mich, ich erwiderte.
„Pass auf dich auf", sagte sie dann, als sie aus dem Zimmer ging und mich allein ließ.
Ich frühstückte zu Ende, schloss mein Zimmer ab und machte mich ebenfalls auf den Weg zu meiner Arbeit.

„Und deine Freundin hat keine Schwester?", wollte Gordon wissen.
„Nein, sie hat nur ihren Bruder namens Sam."
Er wechselte schon wieder das Thema. „Glaubst du, die kriegen den Kindermörder, bevor er wieder zuschlägt?"
„An den Kindern und Fundorten wurde kein einziger Hinweis gefunden. Sämtliche DNA-Abgleiche mit den Straftätern, negativ. Zeugenaussagen ebenso wenig. Er weiß, wo er die Kinder ablegen kann, und nicht entdeckt wird. Sie haben nichts."
Wir hielten vor dem Mini-Markt, in dem wir einen Diebstahl aufnehmen mussten.
„Darf ich jemals das Auto fahren?"
„Auf den Rückweg zum Revier", sagte ich und stieg aus, bis dahin hätte ich das schon wieder vergessen.
„Am Arsch", hörte ich Gordon sagen, der mir zum Eingang gefolgt war.
Ich zog die geschlossene Tür auf und betrat den kleinen Einkaufsladen, in dem hauptsächlich Polnische und andere Ost-Europäische Lebensmittel und Krimskrams verkauft wurden. Die Tür hinter mir, ging hinter Gordon und mir langsam zu.
Neugierig und wachsam schaute ich mich um.
Der Laden war leer. Keine Menschenseele zu sehen. Nicht mal von der Verkäuferin, die die Polizei angerufen hat, weil ein Jugendlicher etwas geklaut haben soll. Nichts.
Gordon und ich tauschten einen Blick aus, zogen die Waffen aus dem Holster und teilten uns auf, um in den Gängen, deren Regale mir bis zur Schulter gingen, zu durchsuchen.
Auch hinter der Kasse befand sich niemand. Gordon und ich, machten gleichzeitig eine Kopfbewegung in Richtung Hintertür, die verschlossen war. Er lehnte sich links neben der Tür an und ich stellte mich davor, um diese eintreten zu können.
Erschrocken blickte ich auf, als es hinter der Tür rumpelte und eine Frau kurz aufschrie.
Es folgte eine Sekunde Ruhe, ein weiterer zustimmender Blick von Gordon. Dann trat ich die Tür zum Hinterzimmer auf, rief, dass ich von der Polizei sei und sah, wie der vermutliche Tatverdächtige aus der Hintertür lief. Eine Frau lag wimmernd und weinend auf den Boden, Hände und Füße, mit Kabelbindern gefesselt. Ich gab die Meldung durch, dass ein Verdächtiger auf der Flucht und ein Krankenwagen zum polnischen Mini-Markt kommen sollte.
„Gordon!", rief ich, als ich den Typen kein bisschen im Hinterzimmer und vorne im Laden sah.
Die Frau schien nicht verletzt, weshalb ich Gordon hinterher lief. Er hatte bereits die Verfolgung aufgenommen.
Ich rannte hinterher, hörte weiter über Funk Gordons Beschreibungen zu dem Täter und dem Weg zu, den die beiden nahmen.
Durch die vielen Gassen, in Richtung Süden.
Nachdem ich wie ein Irrer den Weg entlang lief, Abkürzungen machte, dem Funk zuhörte, rannte ich aus der Gasse auf den Fußweg und sah schräg gegenüber von mir den Typen vor Gordon flüchten.
Ich lief mit erhobener Waffe über die Straße, zwang die wenigen Autos zum stoppen und schafft es rechtzeitig mich mitten in den Weg des Flüchtenden zu stellen.
Als er auf meiner Höhe war, trat ich ihn die Beine weg. Der Typ flog hin und knallte mit dem Gesicht voran auf den mit Kaugummi geschmückten Asphalt.
„Chicago PD, du Penner", rief ich, tauschte Waffe mit den Handschellen aus, als Gordon mir, mit erhobener Waffe, Rückendeckung gab.
Ich sah, dass seine Nase blutete. „Hat mir einen mitgegeben", sagte Gordon und kniete sich neben den Typen, auf dem ich mein Gewicht verlagert hatte, das Knie in die Rippen gedrückt. „Selbst meine zerbrechliche Omi, hat 'nen festeren Schlag drauf- und die is' tot."
„Sie haben das Recht zu schweigen. Alles was Sie sagen, kann und wird vor Gericht gegen Sie verwendet werden. Sie haben das Recht, zu jeder Vernehmung einen Verteidiger hinzuzuziehen. Wenn Sie sich keinen Verteidiger leisten können, wird Ihnen einer gestellt, und jetzt stehen Sie auf."
Ich stand auf und zerrte den Typen auf die Beine. „Sie haben mir die Nase gebrochen!", beschwerte er sich.
„Heul nicht."
„Wissen Sie, wer mein Vater ist?", polterte er weiter los. Ich starrte den Kerl mit hochgezogener Augenbraue an.
„Hat Ihnen das Ihre Mami nicht gesagt?", stellte ich die Gegenfrage.
Gordon musste lachen, als er Meldung machte, dass wir den Verdächtigen geschnappt haben.
Der Rotzlöffel, sicherlich keine zwanzig Jahre alt, spuckte mir seine blutige Rotze vor die Schuhe, weshalb ich ihn mir grob packte, gegen die Hauswand schleuderte und dagegen drückte. „Respekt ist dir anscheinend ein Fremdwort."
„Ich brauch keinen Respekt vor euch Bullen zu haben, du Bastard."
„Merk ich schon und mit dem Mund küsst du deine Mami", kommentierte ich und durchsuchte den Typen. Außer eine Menge Bargeld, gebündelt in seiner Hosentasche, ein Handy und ein Portmonee fand ich nichts.
„Tyler Berry. Siebzehn Jahre alt, wohnhaft oben in Evanston", ließ mich Gordon wissen, der das Portmonee durchsuchte. Dann zählte er das Bargeld. „Woher hat ein Siebzehnjähriger 2.500$ in bar?"
„Ich gehe Arbeiten. Ganz normal. Ich sag nichts mehr, ich will einen Anwalt."
„Klar, den kannst du haben." Ich blickte zu Gordon. „Bestell eine andere Streife, die soll ihm ins Revier bringen. Wir befragen die Frau aus dem Mini-Markt, Videoaufnahmen, etc."
„Wie immer", bemerkte Gordon nickend und orderte zu unserem Standort eine weitere Streife.
Die Beweise gegen Tyler Berry waren erdrückend. Die Aussage der Frau, Mitte 40, und die Aufnahmen der Kamera im Laden, waren mehr als eindeutig.
Tyler Berry nutzte die Situation schamlos aus, als er als einziger Kunde im Laden war, wollte sich Tabak klauen und wurde dabei von der Verkäuferin erwischt.
Er wirkte erst korporativ und ruhig, selbst als die Frau zum Telefon griff, aber nur wenige Augenblicke später, griff er sie an.
Er packte sie und zerrte sie in den Hinterraum des Ladens, in dem es keine Kameras gab, dort fesselte Berry die Frau und stopfte er ihr ein Knebel in Form ihres Halstuches in den Mund. Laut Aussage der Verkäuferin, wollte er die Kasse leer räumen und fragte nach einem Safe und ob dort Wechselgeld gelagert war.
Dann tauchten auch schon Gordon und ich auf.
Der Staatsanwalt würde sich schon um den Rest kümmern, vielleicht auch seine gutbetuchten Eltern, die wutentbrannt die Wache stürmten. Sie waren erst sauer auf die Polizei, aber als sie die erdrückenden Beweise sahen, wurden sie ganz still, fragten mich nach den Konsequenzen, die die Sache mit sich bringen würde.
„Hoffen Sie, dass der Richter, milde weiten lässt", antwortete ich nur und kam somit indirekt auf die anderen Strafanzeigen, die Tyler sich bereits angesammelt hatte, darunter Diebstahl und Körperverletzung, zu sprechen.

Ich wollte mich gerade an meinem Schreibtisch in diesem Großraumbüro setzen und anfangen den Bericht zu schreiben, als Gordon und ich, zu einem weiteren Einsatz gerufen wurden.
Fuller Park, ein merkwürdiger Mann, der am Gartenzaun am Kindergarten stehen und die Kinder beobachten würde.
Bei mir schrillten sofort alle Alarmglocken.
Fuller Park war ein an Canaryville angrenzendes Viertel, nicht weit von den drei Fundorten der armen Jungen entfernt.
War es möglich, dass sich der Täter, der sich so sicher fühlte, aus seiner Deckung herauskam und sich dabei erwischen ließ, ein Kind, ein neues Opfer, auszuspionieren und dann zuzuschlagen?
War dieser Typ, nach all der Arbeit, die er geleistet hatte, um nicht gefunden zu werden, so blöd im Kopf?
Konnte das sein?
Als wir am Kindergarten ankamen, kam und schon eine Erzieherin entgegen.
„Der Typ ist bereits weg. Einer meiner Kollegen hat ihn angesprochen, warum er die Kinder beobachten würde. Er hat erst nicht reagiert und war dann abgehauen."
„Wissen Sie in welche Richtung und wann das ungefähr war?"
„Vor zehn Minuten, in die Richtung."
Ich folgte ihrem ausgestreckten Arm.
Der Typ war also in Richtung Norden zur West 43rd Street geflüchtet.
„Zu Fuß?"
„Denke mal schon. Ich selbst habe es nicht gesehen, sondern mein Kollege, Lonnie."
„Ist er da?"
„Ja, er ist gerade mit unserer Gruppe in unserem Gruppenraum und bereit alles für das anstehende Mittagessen zu."
„Außer ihren Kollegen, hat da noch jemand was gesehen?"
„Nein, Lonnie und ich, waren allein mit unseren zehn Kindern draußen. Die anderen Gruppen waren drinnen und haben keine Sicht auf die Ecke."
„Wo soll er denn gestanden haben?", fragte nun Gordon, nachdem ich den Großteil der Befragung übernommen habe, immerhin hat er alles mitgeschrieben.
„Auch das weiß ich nicht", sagte die junge Blondine und zuckte mit den Schultern. „Da müssen Sie ebenfalls Lonnie fragen. Ich war auf der anderen Seite des Gartens, bekam nicht viel mit."
„Könnten wir mit Lonnie sprechen?", fragte ich.
Die junge Frau nickte und bat uns mit hineinzukommen.
Im Eingangsbereich des Kindergartens liefen mehrere Kinder herum. Es gab insgesamt drei Gruppenräume. Zwei für Kinder von 3 bis in den Schulalter und eine für Babys und Kleinkinder, mit angrenzenden Schlafraum.
Die Erzieherin verschwand in der mittleren Gruppe, wir sollten hier warten.
Wenig später trat ein Typ mit wenigen Haar und hoher Stirn aus der Gruppe und steuerte Gordon und mich an.
„Ah, so schnell sieht man sich wieder", bemerkte der Typ in meine Richtung.
Woher kannte ich den? „Jay Halstead", sagte er. „Lonnie Rodiger, wir gingen zusammen auf die Highschool, haben uns vor zwei Monaten in Kelly's Tavern gesehen."
Ach, der war das. Es klingelte.
„Ja, Chicago ist gefühlt ein Dorf", murmelte ich. „Officer Halstead, mein Kollege Gordon Sheldon. Was ist denn genau passiert?"
„Nun, reden wir im Pausenraum. Da ist es ruhiger."
„Gute Idee."
Wir gingen, um den schrillen Lärm der Kinder auszuweichen, die völlig begeistert waren, dass die Polizei da wäre, in dem Pausenraum der Mitarbeiter.
Lonnie setzte sich an den großen Tisch, während Gordon, genervt von den Kindern, die Tür zudrückte.
„Also", sagte ich und setzte mich ebenfalls an den Tisch. Gordon blieb an der Tür stehen und lehnte sich dagegen. „Was genau ist passiert?"
Ich holte meinen Notizblock und meinen Kugelschreiber heraus und wartete nur darauf Stichpunkte aufschreiben zu können.
„Wir hatten unsere Natur-Zeit, Alice, ich und die Kinder. Alles war wie immer, bis ich den Typen am Zaun stehen gesehen habe. Er stand da, rauchte eine Kippe und beobachtete die Kinder. Ich bin hin, hab ihm zur Rede gestellt. Interessierte ihm recht wenig und eine Antwort bekam ich auch nicht. Als ich mit der Polizei gedroht habe, ist er abgehauen."
„In welche Richtung?"
„In Richtung Citgo Tankstelle. Keine Ahnung, ob er vorher in die Straße davor abgebogen ist. Ich habe versucht die aufgebrachten Kinder zu beruhigen. Die Eltern machen sämtliche Kinder, wegen den Geschehnissen verrückt. Das ist verrückt, ich meine, die Kinder sind nicht mal in der Grundschule und sollten so etwas überhaupt nicht mitbekommen."
Ich schrieb mir das Wichtigste auf.
Citgo Tankstelle, fraglich ob er nicht links abgebogen ist.
„Und Sie haben nicht gesehen, ob er in ein Auto gestiegen ist?"
„Nein."
„Es fuhr sich keins unmittelbar nach dieser Situation kein Auto vorbei?"
„Darauf hab ich nicht geachtet, wir sind reingegangen. Wie gesagt, die Kinder waren sehr aufgebracht."
„Wie sah der Mann aus?"
„Groß, sicherlich um die ein Meter neunzig, schlank, weiß, Glatze, Sonnenbrille auf der Nase."
„Erinnerst du dich, was er an hatte?"
„Schlichter schwarzer Pullover, dunkle Jeans mit Löchern, weiße Schuhe, keine Ahnung welche Marke. Der Typ hatte eine Narbe, zwischen Mund und Nase, ähnlich wie bei einer Hasenscharte."
Auch das schrieb ich mir auf. „Okay, um das auszuschließen, aber um einen Vater oder Verwandten eines der Kinder hat es sich nicht gehandelt?"
„Wir haben knapp dreißig Kinder hier, wechselt zwischendurch die Gruppen und hat mindestens ein Elternteil von jedem Kind gesehen, aber der Typ, der war noch nie hier. Der wäre mir sofort aufgefallen. Ist auch das erste mal, dass der Typ hier stand."
„Hm, okay." Ich dachte nach. „Kannst du uns noch zeigen, wo der Typ gestanden hat?"
Der selbstsichere Lonnie stand auf. „Natürlich. Glaubt ihr, dass war dieser Kindermörder?"
Ich stand ebenfalls auf. „Wir sind in Alarmbereitschaft und gehen jeden kleinsten Hinweis nach. Man kann immer nur vermuten."
Gordon trat zur Seite, damit wir aus dem Pausenraum treten konnten, dann zeigte uns Lonnie, außerhalb des Kindergartengeländes, wo der Typ an dem Zaun gestanden hatte.
„Wir sind hier fertig, Rodiger."
Der Typ mit dem kleinen Gesicht, den hervortretenden Wangenknochen, schmalen Kinn und den großen blauen Augen, nickte und verschwand wieder nach drinnen.
Vorsichtig suchte ich den Ort nach einem Hinweis ab.
Außer trockenes, Gras, was plattgedrückt wurde, fand ich tatsächlich einen Zigarettenfilter, der noch nicht lange lag.
Ich tütete die Kippe ein, vielleicht konnte Voight damit etwas anfangen.
Dann schaute ich mich noch weiter um.
„Lass uns mal die Straße abfahren, vielleicht sehen wir ja was. Zeugen, Überwachungskameras. Irgendwas."
„Und was willst du machen, wenn wir den Typen finden sollen? Verhaften können wir ihn ja nicht, da er keine Straftat begannen hat."
„Wer hat von verhaften geredet? Dämliche Fragen dürfen wir ja wohl stellen", schnaubte ich belustigt und ging in Richtung Streifenwagen. Gordon folgte mir.
Wir fragten in der Tankstelle nach, ob der Verkäufer etwas verdächtiges gesehen hätte. Dieser sah nichts, es war kein Mann mit der Beschreibung im Laden. Der nette Verkäufer, der gleichzeitig Chef war, brannte uns sogar das Videomaterial von der letzten Stunde auf eine CD und reichte uns eine weitere.
„Hab hier einen Typen der getankt und nicht bezahlt hat. Dann brauch ich nach Feierabend nicht extra zum Revier fahren. Ihr kümmert euch auch darum?"
„Natürlich. Geben wir weiter. Vielen Dank", sagte ich und nahm die zwei CDs an mich. Gordon und ich verließen die Tankstelle.
„Direkt zu Voight?"
„Direkt zu Voight", nickte ich und ging zum Auto.
„Dachte, ich darf fahren?"
„Zu spät", bemerkte ich und setzte mich hinters Steuer.
„Hab dich gefragt, bevor du... ach egal", gab Gordon sichtlich genervt nach und nahm dann doch auf dem Beifahrersitz platz. „Ab zu Hanki."
Ich schnaubte belustigt, wäre schon lustig, wenn Gordon Voight mit Hanki ansprechen würde. Vermutlich würde er das nicht überleben.

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