20

Jay
Kühle Luft bahnte sich seinen Weg durch das geöffnete Fenster in meinen Zimmer hinein.
Vögel zwitscherten, die Sonne schien bereits, und in der Ferne, hörte ich immer wieder Autos fahren, nur fuhr keins an unserem Haus entlang. Ich lag in meinem Bett, die Decke bis zur Brust gezogen und lauschte den Geräuschen von draußen und dem Rauschen des Wassers aus der Dusche, unter der Holly stand. Ich schob die Decke zur Seite, stand auf und holte mir aus der Kommode eine frische Unterhose, ehe ich ebenfalls ins Badezimmer ging.
Ich blickte durch die beschlagene Duschtür, hinter der Holly sich gerade die Haare wusch, prägte mir für einen kurzen Augenblick die Silhouette ihres kurvigen Körpers ein.
„Muss mich fertig machen", sagte ich dann, schloss dabei die Tür ab.
Dad war eh nicht da, keine Ahnung, wo er sich herumschlug, dass war mir auch ein bisschen egal.
Sie antwortete nicht, vermutlich, weil ihr das Wasser über die Ohren rauschte.
Letztlich stellte ich mich mit unter die Dusche. Holly wich zurück, wischte sich das Wasser aus den Augen und blickte mich erschrocken an.
„Wie gesagt, ich muss mich für die Arbeit fertig machen", lachte ich und stellte mich unter den warmen, fast heißen, Wasserstrahl.
„Genau wie ich", hörte ich noch.
Das Wasser lief durch mein gekämmtes Haar, durchs Gesicht und meinen nackten Körper hinunter- leichte Gänsehaut machte sich breit. Ich spannte mich an, presste die Lippen aufeinander, als Hollys Fingerspitzen über die Narben an meinem Hals und Bauch glitten. Dann wich sie zu den Muskeln ab. Das Wasser prasselte mir immer noch ins Gesicht, fest schloss ich die Augen, als ich Hollys Handgelenk umgriff und ihr ihre Hand an meinem Bauch runterführte. Ihre Finger glitten über meine nasse Haut.
Scheiße!
Was war'n das!?
Ich riss die Augen auf, schrie genauso auf wie Holly.
Fuck!
Erschrocken kauerten Holly und ich uns in je eine Ecke in der Duschkabine, um dem eiskalten Wasser auszuweichen.
„Verdammte Scheiße", fluchte ich und wischte mir das Wasser aus dem Gesicht. „Was'n jetzt los?" Ich stieg aus der Dusche heraus und griff sofort nach einem Handtuch.
Holly streckte einen Arm aus und hielt für einige Zeit die Hand unter dem Wasserstrahl.
„Wird nicht mehr warm", bemerkte sie dann. „Vielleicht ist der Durchlauferhitzer durchgeknallt." Sie stellte das Wasser aus und dann wieder an. Wieder hielt sie die Hand runter und schüttelte den Kopf. „Arschkalt."
Genervt trocknete ich mich weiter ab. „Hoffentlich nicht", bemerkte ich, wickelte mir das Handtuch um die Hüfte und ging ins Schlafzimmer. Holly schlüpfte in ihren Bademantel und kam hinterher.

   Am Durchlauferhitzer lag es nicht, da brauchte ich nicht mal nachgucken, denn Holly fand im Wohnzimmer und zwischen den Zeitungen meines Vaters einen Stapel ungeöffneter Rechnungen, die sie mir hinhielt.
„Kümmere mich nach der Arbeit darum. Muss echt los", murrte ich und wollte kein bisschen zu spät kommen. Es reichte schon, dass ich nicht in Ruhe duschen konnte und dann auch noch diese vier Briefe in den Händen hielt, die vermutlich nichts Gutes bedeuteten.
  Ich schloss die Tür doppelt ab, und wandte mich dann zu Holly, die ebenfalls auf den Sprung zur Arbeit war. Genervt öffnete sie die dicke Winterjacke. „Ist ja doch wärmer, als gedacht", stellte sie fest.
„Wir haben auch März, in dreizehn Tagen ist Frühlingsanfang." Ich musste grinsen. „Und dein Geburtstag."
„Danke, dass du mich daran erinnerst", lachte sie leise. „Wieder ein Jahr älter, wow."
„Ja, wow, wieso hasst du deinen eigenen Geburtstag so?"
„Ist ein Tag wie jeder andere, wo man unfreiwillig im Mittelpunkt steht. Es ist jedes Mal so merkwürdig, wenn Leute für dich singen, obwohl du nur Kuchen essen willst."
  Wir gingen die Treppen runter und zu unseren Autos. „Toll, hab extra Gesangsunterricht genommen."
„Wird dann wohl nix", lachte Holly leise und spielte mit den Autoschlüsseln herum.
Ich hielt die Briefe immer noch in der Hand, wedelte damit herum. „Ich hoffe nur, dass es nicht das ist, was ich denke."
„Wer weiß", murmelte Holly. „Malen wir mal nicht den Teufel an die Wand. Vielleicht sind's auch Gutschriften."
Ich lächelte gequält. Mein Dad war momentan nur auf Stunk aus. Er provozierte mich. Er provoziert Holly, womit er mich auch wieder provozierte. Wir haben ihm das Geld dafür gegeben, er weiß, dass wir für eine passende Wohnung für uns suchen, aber die Kautionen waren immer ein Albtraum, und eine passende Wohnung, mit mehreren Zimmern, als unverheiratetes Paar, ohne Kinder zu bekommen, war grauenvoll.
Selbst die Polizist-und-Arzt-Karte brachte einen Scheißdreck. „Vielleicht", murmelte ich und küsste Holly kurz. „Ruf dich an, wenn ich hier was Genaueres weiß."
Damit ging ich zu meinem Auto, Holly zu ihrem, nichts ahnend, dass dieser Arbeitstag sich abermals von seiner grauenvolle Seite zeigen würde.

Wütend schmiss ich die Mahnungen des Stromanbieters und der Chicagoer Wasserwerke in meinen Spind hinein und atmete tief durch.
Wütend, sprachlos, enttäuscht, dass war ich.
Drei Monate wurde weder die monatliche Stromrechnung noch die Wasserkosten bezahlt, hatte von jeden zwei Zahlungsaufforderungen und dann das beides ab Tag X abgestellt wird, solange keine Zahlung reinkam.
Ich hätte meinen Dad niemals das Geld geben sollen, und auch Holly hätte ihr Geld für die Wochen, die sie bei uns wohnte, bei sich behalten sollen.
Laut der Telefonhotline waren bei den Wasserwerken wie bei unserem Stromanbieter drei Zahlungsraten offen, man hätte schon oft mit meinem Vater gesprochen, der das alles überweisen würde- aber nichts kam. Da ich Dads Bankdaten mittlerweile auswendig konnte, rief ich auch bei seiner Bank an, gab mich als Patrick Halstead aus, damit die mir die Kontoauszüge von den letzten drei Monaten zuschicken konnten. Ich wollte auf Nummer sicher gehen, dass Dad sich das Geld nicht eingesteckt, oder versoffen hatte. Vielleicht war ein Zahlendreher drin.
Ich hoffte es.
In meiner Mittagspause, die Gordon und ich, in der Wache verbrachten, telefonierte ich mit Holly.
„Ich hab eigentlich keine Pause", sagte sie.
„Solang du nicht gerade einen Patienten behandelst."
„Nein, hab mich auf dem Mitarbeiterklo versteckt. Was kam raus?"
Ich lehnte gegen meinen Spind, schaute mich um und als ich merkte, dass ich allein war, erzählte ich Holly alles.
„Okay, wie ich bereits gesagt habe: keinen Teufel an die Wand malen. Vielleicht war dein Dad auch nur besoffen und da war wirklich ein Zahlendreher drinnen. Wir werden es ja sehen. Das einzige, was wir machen können, ist das Geld zu überweisen und es später zurückzuholen. Entweder von den Anbietern, oder von dem Konto, wohin das Geld vielleicht überwiesen wurde..." Sie hielt kurz inne. „Obwohl, drei Monate hintereinander bei zwei verschiedenen Anbietern..."
„Ich weiß", warf ich ein. „Das beunruhigt mich, dass Dad mich wirklich weiter beklaut. Ich wäre ja schon weg... nein, ich sehne mich danach, diesen Ballast los zuwerden, aber er ist irgendwie immer noch mein Dad."
„Der dir immer wieder zeigt, dass ihm Hochprozentiges wichtig ist... wenn er mal nicht klar im Kopf ist und dich gut behandelt... und das wird immer seltener."
„Ja, ich denke wirklich darüber nach, ihn Zwangseinliefern zu lassen, dass Haus zu verkaufen. Vielleicht würde meinem Dad ebenfalls ein Neuanfang ganz gut tun."
„Wer weiß, aber dein Dad muss es wollen. Sonst bringt es nichts." Holly räusperte sich. „Okay, ich muss wirklich zurück. Keine Lust Ärger zubekommen. Pass auf dich auf."
„Du auch auf dich", entgegnete ich.
Dann legte Holly auf und ich atmete tief durch.
Wohl oder übel musste ich ja die offenen Rechnungen bezahlen. Das Geld würde ich mir schon von meinem Dad wiederholen.

Gordon kam mir im Foyer der Wache aufgeregt entgegen. „Du wirst es nicht glauben", sagte er und blieb vor mir stehen. „Gerade kam ein Anruf rein, lebloses Kind im Sherman Park gefunden."
„Sherman Park?"
Gordon nickte. „Norfolk ist ein bisschen mehr als zwei Meilen vom Sherman Park entfernt. So wie die Grundschule in Canaryville wo Tristan gefunden wurde."
„Wer ist auf dem Weg dorthin?"
„Ich denke mal, die die sich auch um den aktuellen Fall kümmern."
Das war ja dann wohl Olinsky und Voight, vielleicht auch noch andere Polizisten. Abel war ja offiziell von dem Fall ausgeschlossen, obwohl dieser inoffiziell von Voight bei jedem Schritt und jeden kleinen Hinweis, eingeweiht wurde, aber bisher führte es nicht zum Erfolg.
Der Täter blieb auf freien Fuß und schlug bald vermutlich erneut zu.

Aus dem vermutlich wurde später eine Tatsache, als Gordon und ich, nach einer häuslichen Gewalt, zurück zum Revier kamen, den besoffenen Typen, der seine Frau krankenhausreif geschlagen hatte, in eine Zelle verfrachteten und auf den Weg zum Büro, um die Schreibarbeit zu erledigen, auf Voight trafen.
Er nickte mir grüßend zu: „Halstead."
Ich ging zu ihm. „Was war mit dem Kind aus dem Sherman Park?", wollte ich neugierig wissen. Vielleicht gab er mir ja antworten.
Voight schnalzte mit der Zunge. „Reden Sie mit Ihrem Schwiegervater, ich denke, er weiht Sie abermals ein, ich habe keine Zeit. Tut mir leid."
Dann ließ Voight mich stehen, konnte aber aufschnappen, dass das Kind aus dem Sherman Park, ein Junge, missbraucht und stranguliert wurde, ehe dieser dort nackt und mitten in der Nacht abgelegt wurde.
Der Junge, wurde von seiner Mutter vermisst gemeldet, die Suche, nach dem Täter, lief wie erwartet auf Hochtouren.
Als ich Alice, ebenfalls Streifenpolizistin fragte, ob sie wüsste, wie der kleine Junge hieß, klingelte etwas bei mir im Kopf.
Alexej Debrovski.
Woher kannte ich nur diesen Namen von diesem Jungen?

Als ich, kurz nach Feierabend, die Vermisstenmeldung von dem Jungen in der Hand hielt, wusste ich, woher ich ihn kannte.
Alexej Debrovski, wohnte ebenfalls in Canaryville, und war damals mit Tristan unterwegs gewesen. Das war der Junge, der pünktlich nach Hause fuhr, um Pokémon zu schauen und nun war dieser ebenfalls Tod.
August, Januar, März.
Drei Morde an drei verschiedenen Jungen. Tristan, Alexej und der unbekannte Junge.
Alle unter zehn. Alle aufs übelste missbraucht, getötet und lieblos abgelegt, regelrecht weggeschmissen, als würde man einfach einen leeren Becher aus dem fahrenden Auto werfen.
  Dieses Monster, von dem absolut keine Spur gab, außer, dass er, laut Reifenprofil, einen Ford SUV fahren musste, musste endlich gefunden werden, bevor ein weiteres unschuldiges Leben ausgelöscht wird.

Als ich nach Hause kam, hatte ich nicht sonderlich Lust mich mit meinem Vater, wegen den offenen Rechnungen, auseinander zusetzen. Dieser saß wieder im Wohnzimmer, trank seinen Alkohol und grüßte mich nicht mal, als ich ihn grüßte.
Er starrte nur auf den Fernseher, anscheinend hatten wir noch Strom. Fragt sich nur, wie lange noch.
Sofort ging ich nach oben, schloss mein Zimmer auf und betrat mein Zimmer.
Holly war noch nicht da und steckte vermutlich auf der Arbeit fest. Mit einer Packung Salzbrezeln, setzte ich mich an meinem Laptop, überwies grummelnd die offenen Rechnungen, damit uns der Strom nicht auch noch abgestellt wurde und suchte weiterhin nach Wohnungen.
  Jedoch waren die Nachrichten aus Chicago weitaus interessanter. Einige warfen der Polizei versagen zu, dass sie immer noch nicht den Mörder der drei Jungen gefunden hatten.
Das konnte ich denen auch kein bisschen verübeln.
„Du hast es vermutlich schon, als erster von uns beiden gehört", bemerkte Holly, als sie ins Zimmer trat. Sie kickte ihre Schuhe in Richtung Schreibtisch, zog sich die Jacke aus, die sie auf den Stuhl schmiss und streckte sich.
„Ja, unglaublich, oder?"
„Ich fasse es nicht. Drei tote Jungen innerhalb von sieben, oder acht Monaten. Heftig. Dad meinte, das letzte Opfer, hat damals sogar mit Tristan gespielt, bevor er..." Sie hielt kurz inne. „Ich kannte Alexej, war ein lieber Junge. Sobald Tristan da war, kam er angelaufen und wollte sofort mit ihm spielen. Alexej war acht."
Holly ließ sich am Fußende des gemachten Bettes nieder und fiel nach hinten, ihren Nacken legte sie auf mein rechtes Schienbein.
„Ja, die sind dran, finden jetzt hoffentlich etwas", bemerkte ich und stellte den Laptop neben mir aufs Bett. „DNA-Spuren in Form von Sperma passt wie bei dem Unbekannten und Tristan. Alle drei wurden definitiv vom selben Typen getötet..."
Neugierig beobachtete ich Holly, die die Augen geschlossen hatte und sich die Schläfen massierte. „Stressiger Tag?"
Sie verzog die rosafarbenen Lippen zu einem Schmunzeln. „Gibt keinen nicht stressigen Tag", gab sie von sich.
„Ja, stimmt... Hör mal."
„Bin ganz Ohr."
„Hab jetzt die offenen Rechnungen bezahlt, bevor die uns auch noch den Strom abstellen, sobald wir die Kontoauszüge im Briefkasten haben, können wir weitersehen... und..."
Ich griff nach meinem Laptop, legte diesen mit den Bildschirm in Richtung Holly. „Wie wäre es mit dieser hier."
Sie drehte sich auf dem Bauch und zog den Laptop zu sich, während ich mich im Schneidersitz auf das Bett setzte. „Drei Zimmer, frisch saniert und renoviert, South Hyde Park, sechzehntes Stockwerk, mit Fahrstühlen. Beheizter Pool. Aussicht auf den Lake Michigan. Unten dran ist gleich eine Bar."
„Monatliche Miete? Wie viel Quadratmeter?", fragte sie und scrollte durch die Fotos der Wohnung.
„76 qcm für 1,723$ monatlich. Mit Strom, Gas und Heizung, Fernehen und Internet werden wir bei etwa 1.955 Dollar und ein paar zerquetschte Cent liegen. Dazu kommen noch unsere Autos, Stellplätze, Versicherungen, Verträge..."
„Okay, warte", sagte Holly. „Wir machen einfach eine Liste, mit unserem Einkommen und Ausgaben, dann rechnen wir das mit der Wohnung hinzu und schauen, was uns monatlich bleiben würde."
Sie war aufgestanden, schnappte sich einen alten Schulblock und einen Kugelschreiber von mir und setzte sich zurück aufs Bett.
Als sie die erste Seite aufschlug, musste sie lachen, als sie meine Kritzeleien aus der Highschool sah.
„Die sind doch aus der Highschool, oder?", fragte sie belustigt und blätterte weiter.
Ich nickte und schnitt eine Grimasse, als auch auf den nächsten Seiten Kritzeleien zu finden waren.
„Schön, dass du eine ganze Seite mit meinem Namen vollgekritzelt hast."
Dann fand sie eine freie Seite.
„Schön, dass du nicht den anderen Block gesehen hast."
„Warum? Was stand drinnen?"
„Eine Seite war mit einer Kostenübersicht einer Hochzeit- frag nicht wieso..." Holly fing an zu lachen. „Die andere war mit Holly Halstead vollgekritzelt."
„Hab deine Initialen damals im Chemietisch geritzt, also, von daher", sagte sie Schulterzuckend und testete die Funktion des Kugelschreibers in der oberen, linken Ecke.
„Wie viel verdienst du monatlich mit Abzug der Steuern und Krankenversicherung, also das, was auf deinem Konto landet?"
„Immer gleich, mehr als 3.240$."
„Ich bräuchte das schon auf den Cent genau."
„Komplett ohne Abzüge und auf dem Cent genau 6.444,50$."
Holly schrieb das auf, wollte wissen, welche Abzüge ich alles hatte: Steuern, Krankenversicherung, Miete an meinem Dad, Auto und so weiter. Sie rechnete es schnell aus.
„Dann bleiben dir mit den ganzen Abzügen 2.249,34$. Wow. Plus die Miete, die du ja dann bei deinem Dad einsparen wirst, die nehmen wir plus, wären wir bei..." Holly schaute über die Liste.
„2.749,34$", antwortete ich. Ja, ich bezahlte 500 Dollar an Miete, Strom, etc an meinem Dad. Holly ebenfalls. Ein eigenes Haus zur Miete war nicht gerade billig.
Holly nickte und schrieb weiter. „Somit hätten wir deins."
Ich beobachtete sie dabei, wie sie ihr Einkommen und ihre Ausgaben zusammenrechnete. „So", sagte sie fünf Minuten später. „Ich hätte 2.866,67$ monatlich zur Verfügung. Miete an deinem Dad ist schon dabei. Zusammen hätten wir beide 5.616,01$ und laut Website..."
Sie wandte sich zu dem Laptop, in dem eine Auflistung der kommenden Kosten für die Wohnung unter der Skizze stand. „... würde uns die Wohnung monatlich 2.015,58$ kosten, wenn wir die Kosten durch zwei teilen, müsste jeder 1.007,79$ bezahlen."
„Machen wir das so?", fragte ich und griff nach meinem Handy. „Wäre doch machbar, mein ich. Jeder von uns beiden hätte für sich selbst noch genügend Geld. Alle anderen kosten, wie Möbel, Lebensmittel, kann man ja später noch abziehen und aufteilen. Außerdem sind wir beide sparsam, unwichtige Möbel, holt man sich nach und nach."
„Wäre tatsächlich machbar", nickte Holly. „Die Wohnung wäre drinnen, ja."
Sie spielte mit dem Kugelschreiber in der Hand herum.
„Soll ich einen Besichtigungstermin machen?"
„Wie wäre es mit heute noch?", stellte Holly die Gegenfrage und klatschte ungeduldig in die Hände. Leise lachend tippte ich die Nummer ein, die Holly mir nannte und ich konnte für den nächsten Tag einen Termin zur Besichtigung ausmachen.
„Und du bist dir sicher?", fragte ich, als ich den Anruf beendet hatte. „Du weißt, dass wir zusammenziehen werden- vermutlich für immer."
„Wir wohnen jetzt schon zusammen. Klappt doch gut und wenn's doch nicht klappen sollte, was ich nicht hoffe, wissen wir's ja."
„Das muss klappen", murrte ich. „Zählen wir einfach die letzten sechs Jahre nicht dazu."
Ich dachte nach, wären Holly und ich niemals getrennt gewesen, würden wir beide dieses Jahr tatsächlich das neunjährige feiern.
„Boah", machte ich.
„Was?", fragte Holly, die die Sachen zurück auf den Schreibtisch legte.
„Wäre die Trennung nicht gewesen, würden wir dieses Jahr neun Jahre zusammen sein."
Ich streckte die Beine auseinander, damit Holly sich dazwischen setzten konnte. Sie lehnte sich an mich an, den Hinterkopf an meine Schulter gelehnt. „Ich weiß", murmelte sie und hielt meine Hände fest, nachdem ich meine Arme um ihren Bauch schlang, meinen Kopf an ihrem gelehnt.
„Wir fangen aber von vorne an, oder?"
„Äh, ja, sonst würde ich nicht mit dir zusammenziehen wollen, oder wäre zurück ins Hotel, bis ich eine passende Bleibe gefunden hätte."
Innerlich flippte ich aus, ließ mir aber äußerlich nichts anmerken.
„Alsoooo", bemerkte ich. „Kann ich dich ab heute offiziell als meine Freundin betiteln?"
„Hm-mm." Holly klang ja wohl mehr als müde.

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