Kapitel 81

KAPITEL 81

~ May's Sicht ~

"Wo's Papa?", fragte Kane mich, als wir beide in der Küche saßen und er am malen war.
"Papa ist bei Erik und die spielen Playstation."
Er schmiss die Wachsmalstifte auf den Block und rutschte die Bank entlang.
"Wie? Was wird das?", fragte ich ihn.
"Komm Mama, Fifa spielen."
"Nö, ich dachte du wolltest malen?"
"Fifa spielen!", schrie er und stampfte wütend mit dem Fuß auf den Boden.
"Nein, nicht wenn du so mit mir redest."
"Boah", machte er nur und verließ die Küche.
"Und Mama darf wieder alles aufräumen?"
"Mach doch!"
Ich verdrehte fluchend die Augen und räumte die Malsachen weg.
Als ich ins Wohnzimmer ging, setzte sich Kane mit den Kontroller auf die Couch. Wieso auch immer lief schon Fifa über die Flimmerkiste.
Entweder hat er sich das von Marco angeschaut, oder Marco hat's ihn beigebracht. Beides erdenklich.
Ich hob die GTA V CD auf und legte diese bei Seite, ehe ich mich zu Kane setzte, der im Menü durcheinander kam.
"Machen!", sagte er und schmiss mir den Kontroller in den Schoß.
"Sag mal, Freundchen. Wie redest du eigentlich mit mir?"
Ich drehte Kane's Gesicht zu mir und er starrte mich an.
"So redest du nicht mehr mit mir. Ich bin deine Mutter. Rede doch so mit deinen Freunden. Aber nicht mit mir. Sonst kriegst du noch eine Menge Ärger mit Mama und Papa."
"Na und?", fragte er und entriss mir quietschend den Kontroller aus der Hand.
Jedoch kam er nicht mit dem Menu klar.
"Hier", sagte er und schob mir diesmal den Kontroller mit aller Vorsicht hin. "Bitte machen, ja?"
"Nein, mach ich nicht. Du bist alt genug und kannst das selber machen."
Er blickte mich mit großen Augen an. Die Unterlippe fing an zu zittern und er fing an zu weinen.
Ich ließ Kane einfach im Wohnzimmer sitzen und ging in die Küche.
"Mami!", heulte er wie ein Schlosshund und kam zu mir gelaufen. Er hielt die Arme ausgestreckt und wollte auf meinem Arm.
Ich ging wieder an ihn vorbei und verließ die Küche.
Kane schrie wieder herum. Das hatte ich von Yvonne. Wenn Nico frech war, hat sie ihn ignoriert bis er aufgehört hatte zu weinen. Aber bisher hatte ich das noch nicht bei Kane ausprobiert.
Also machte ich das jetzt.
Ich schielte in die Küche und sah, dass Kane auf den Boden lag und am heulen war.
Wie der Vater - mit dem Rotzbläschen an der Nase.
"Mami", jammerte er wieder.
"Ach, Mensch", sagte ich und gab nach, da ich Kane sowieso nicht weinen sehen konnte.
Ich nahm den kleinen Rotzbeutel auf meinem Arm und drückte ihn an mich. Er schlang kreischend seine Arme um mich.
"Müde!", meinte er nur und klammerte sich an mich fest.
"Schon wieder?"
"Ja, schlafen", schniefte Kane.
"Dann bring ich dich nach oben", sagte ich und machte mich auf den Weg nach oben.
Kane war immer noch am weinen, als ich ihn bis auf den Strampler auszog. Ich tastete die Windel ab. War nichts drinnen. Da gab es immer einen unterschied bei der Windel.
Wenn sie leer war fühlte sie sich wie eben eine Windel an, wenn sie aber voll war, fühlt sich das Gel in der Windel an wie Pudding.
Es sei den Kane hat die Windel gesprengt, dann roch man es eben.
"Windel brauchst du nicht", meinte ich und legte Kane in seinem Bett ab.
"Emma", wimmerte er und ich reichte ihm die Stoffemma. Sofort kuschelte er sich an Emma und ich zog die Decke über ihn.
"Aufhören zu weinen, Liebling und Mama macht dein Nachtlicht an."
Kane weinte zwar immer noch, aber war nicht mehr am rumschreien.
Ich drückte ihm einen Kuss auf die rote Stirn und schaltete das Nachtlicht an.
"Nacht, Kane", meinte ich.
"Nacht, Mama", entgegnete er.
Ich machte das große Licht aus und zog die Tür ein wenig heran, ehe ich nach unten ging. Ich hatte nichts Besseres zu tun, legte GTA V ein, schnappte mir das Headset und ging online.
Ich hatte Glück. Ich kam mit irgendwelchen Typen in eine Heist-Mission - diese hatten mich eingeladen -, die wenigstens nicht so bekloppt wie Kevin waren.
Jedoch wurden wir nach der Mission, als wir in der Gegend rumfuhren und nur Mist machten, immer von Ameisen23 gestört.
"Vorsichtig! Ameise von hinten!", rief ich über den Headset.
"GOTT. AMEISEN. ICH FRESS MEINEN BART!", schrie der Typ völlig sauer, dass er wieder von Ameisen getötet wurde.
Die anderen Jungs lachten nur. "Eric-Bärli, für müssen den ein für alle male vernichten!"
"GOTT! SEHE ICH GENAUSO, VALENTIN-SCHNÄUZELCHEN!"
"Der kommt aber immer wieder, wie so ein Pickel am Arsch!", meinte ich und ballerte Ameisen mit der Schrotflinte den Schädel weg.
"GOTT HAB ICH DICH LIEB, MRSFUTUREMARCOREUS!", schrie Eric.
Ich seufzte nur. "Das bringt aber nichts. Der kommt eh gleich wieder."
"Kann man den nicht melden?", fragte ein anderer Kerl.
"Felix, als ob Rockstar Games so schlau war", sagte Valentin.
Es gab immer eine Möglichkeit und diese Möglichkeit nahm ich mir jetzt.
"Jungs, ich habe einen Plan, wie wir das alles ein Ende setzen", verkündete ich.
"Was hast du vor?", fragte Eric nach.
Ich hatte mir mein Laptop geschnappt und die Hackersoftware, die Marcel und ich mal aus Langeweile programmiert hatten geöffnet.
Wir hatten uns in die anderen Playstation und Xbox-Members gehakt, um ihnen Geld aus der Tasche zu ziehen.
Den GTA V Dollar natürlich. Wir hatten es sogar schon hinbekommen, einen Member der uns auf den Sack ging zu löschen und das versuchte ich jetzt.
"Alles eine Frage der Technik", murmelte ich und tippte auf den Laptop herum. "Hat Ameisen Playstation oder Xbox?"
"Er meinte Xbox", sagte Felix.
Nichts einfacher als das. Auf in den Xbox Server und den Suchlauf nach Ameisen23 durchsucht.
"Hab ich ihn", meinte ich, als ich ihn zwischen den ganzen Namen fand. "Und jetzt seht zu, wie Ameisen23 verschwindet!"
"Was?", fragten die drei gleichzeitig.
Während ich die Aktion ausführte blickte ich auf den Bildschirm des Fernsehers.
Plupp.
Ameisen23 wurde aus dem Spiel entlassen.
"Wie hast du das gemacht?", fragte Valentin.
"Magie", lachte ich und blickte zum Bildschirm.
Gut das man für Xbox online jährlich gebühren zählt und Namen angibt.
"Ach, was", meinte ich, als ich den Namen von Ameisen23 entdeckte. Also den richtigen Namen.
"Kaul, du Pisser", grummelte ich. Ja, es war wirklich unser Robin Kaul gewesen. Adresse stimmte auch. Selbst die Bankdaten waren dabei.
"Wer ist das?", fragte Felix.
"Nichts nichts. Ameisen23 existiert nun nicht mehr", sagte ich und löschte diesen ganz aus der Xbox-Member-Liste.
"MOMENT! BIST DU EINE HACKERBRAUT!", rief Eric.
"Nein. Hab nur gute Kontakte", sagte ich.
Zurückverfolgen konnte man mich auch nicht. Die IP-Adresse wird nicht angegeben und das Signal kommt aus Ländern weltweit. Nur nicht Deutschland.
Kaum zu glauben, dass Marcel und ich das programmiert haben. Das würde uns niemals glauben. Aber das war unser Geheimnis gewesen. Eines von vielen.
"Das wäre ja was. Dann hättest du mir ja unendlich Geld machen können", seufzte Felix. "Aber wenn es nicht so ist."
"Ich bin mir sicher, ihr findet irgendwann auch mal eure Kontakte die auch einiges ermöglichen können."
"Hoffentlich", kam es von den dreien im Chor.

~ Marco's Sicht ~

"Du bist gar nicht so schlecht", sagte ich zu Vanessa, als wir in der Küche waren, um uns was zu trinken zu machen.
Erik hatte es nicht so mit Gästen ein guter Gastgeber sein.
Sein Motto: "Halt's Maul und mach's dir selber. Ich bin nicht deine Mädchen-Bimbo für alles, du Lauch!"
"Ehrlich. Ich bin Grottenschlecht", schnaubte Vanessa belustigt.
"Ja, hast recht. Ich wollte mich eigentlich nur nett ausdrücken."
"Trotzdem danke", meinte Vanessa. "Ich will dich damit nicht nerven, aber, hast du wirklich einen Sohn?"
"Ja, den hab ich", nickte ich und trank vom Wasser.
"Wow", meinte Vanessa. "Wie alt ist er?"
"Er wird im Dezember drei."
"Er ist trotz seines Alters ziemlich eigensinnig, sonst hätte er das Spiel gegen Leverkusen nicht gecrasht."
"Ja, da ist er einfach mal abgehauen - schon wieder", nickte ich.
"Dein Sohn ist jetzt schon eine Legende."
"Ja und das vor mir. Aber hey, ich gönn' das meinem Sohn."
"Das ist niedlich. Wird er auch mal in deine Fußstapfen treten?"
"Ganz ehrlich?"
Sie nickte.
"Es wäre schon cool. Aber er soll entscheiden was er werden will. Es ist ja schließlich auch seine Zukunft- nicht meine. Ich bin nur ein Teil da drinnen."
"Aaw, das hast du toll gesagt."
"Ja, so toll, dass ich mich am liebsten übergeben will", grummelte Nuri, als er an der Küchentür vorbeiging.
"Was hat er?", wollte Vanessa wissen.
Ich zuckte mit den Schultern. "Weiß nicht. Aber ich guck mal nach."
Ich stellte das Glas Wasser ab und Vanessa hielt mich am Handgelenk zurück.
Verwirrt drehte ich mich zu ihr und plötzlich lagen ihre Lippen auf meine.
Aaaaaaah! Nein!!!!
NEIN!
Nach einer Sekunde schubste ich Vanessa zu dolle von mir weg. Sie fiel hin und blickte mich entsetzt an.
"Tschuldigung", meinte ich.
"Schon in Ordnung. Das war neu, dass ich so weggeschubst werde."
Sie blickte mich auffordernd an.
"Was?"
"Hilfst du mir auf?"
"Vanessa, ich hab eine Freundin- und naja, bye", war das einzige was ich sagen konnte und verließ die Küche.
"Jungs, bin weg. Bis morgen", rief ich ins Wohnzimmer. Die Jungs blickten mich konisch an.
"Äh? Hallo! Alter?"
"Huch, Vanessa was machst du denn da auf dem Boden?", rief Mats.
Ich zog die Wohnungstür hinter mir zu und ging die Treppen nach unten.
Als ich unten war kam mir Nuri hinter her.
"Ich fahre dich", sagte er.
"Cool. Danke", grummelte ich nur und trat die Dose Cola von mir weg.
"Hast du Vanessa geschubst?", fragte Nuri.
"Ja, die hat mich einfach geküsst", nuschelt ich.
"Man", machte Nuri. "Sagst du es May?"
"Muss ich ja wohl. Ich will unsere Beziehung nicht mit einer Lüge aufbauen."
"Warte?"
Ich grinste nur.
"Scheiße, herzlichen Glückwunsch Mann."
"Danke, und jetzt fahr mich nach Hause."
"Marco hat 'ne Freundin. Marco hat 'ne Freundin" trällerte Nuri die ganze Zeit auf dem weg nach Hause.
"Danke fürs Absetzen!"
Wir beide hauten Faust an Faust.
"Ich hoffe nur, dass du morgen lebendig zum Training kommst."
"Die hat mich geküsst und nicht ich sie. Außerdem hab ich sie weggeschubst."
"Ja. Nur wissen wir beide, dass May ziemlich biestig werden kann."
"Ich weiß", nickte ich. "Bis morgen."
"Ja, wenn du das überlebst."
"Werde ich schon", meinte ich und stieg aus.
May saß wieder vor dem Fernseher spielte GTA V online und redete ins Headset rein.
Das was May und die anderen taten war mehr als Unsinn.
Über den Freeway laufen ohne angefahren zu werden. Ziemlich bescheuert, aber witzig, wie May die Situation feierte.
"Wir müssen reden!", schrie ich, da May nicht reagiert hatte.
"Halt die Gusch", machte sie in meine Richtung und starrte weiter auf dem Bildschirm.
Ich zog den Kabel meiner Konsole und May flog aus dem Spiel.
"Nee, oder?", fragte sie mich uns blickte zu mir.
"Doch. Wir müssen reden und bitte flipp nicht aus oder so und ich sage dir schon mal, es ist nicht meine schuld!"
May's Augen verengten sich, als sie das Headset abnahm.
"Was ist los?", fragte misstrauisch.

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