Kapitel 80
KAPITEL 80
~ May's Sicht ~
"Und war der Tag so schlimm?", fragte ich Kane, als er müde auf meinem Arm war und wir zurück zum Auto gingen.
"Nein", meinte er. "Schlafen."
"Schlafen? Uiii. Dann gehen wir das mal machen, was?"
"Ja", nickte Kane.
Ich fuhr ihn durchs Haar und er meckerte mal nicht herum. Das einzige was er machte war, dass er sich an mich heran kuschelte.
Die Erzieherin hat mir erzählt, dass Kane sich anfangs nicht getraut hat, sich dann aber mit den beiden ältesten Luiz und Mathilde angefreundet und mit denen herumgetobt hat. Drinnen sowie draußen.
"Willst du morgen wieder hin?"
"Nein", meinte Kane.
"Da sind dann aber wieder Luiz und Mathilde, mit denen kannst du spielen."
"Okay", seufzte er nur.
"Dann fahren wir nach Hause und warten auf Papa."
"Schlafen", meinte Kane wieder.
"Oder du schläfst während Mama auf Papa wartet."
"Yo."
Kane schlief also, während ich im Wohnzimmer saß und GTA V online über Marco's Account gegen Kevin Großkreutz spielte, der ja in Istanbul war. Er meinte über den Chat, die ganze Zeit das ich das Headset aufsetzen soll, aber ich meinte, dass es kaputt sei.
Er dachte eben das es Marco sei.
Nachdem ich mit Kevin zum dritten Versuch her, die Heist Mission anfangen musste, da Kevin immer drauf gegangen ist, war ich mit den Nerven am Ende.
Der Junge war zu unfähig, dafür die Millitär-Futzis anzuschlachten.
Noch bevor er wieder erschossen wurde, gab ich ihn den Gnadenschuss in den Hinterkopf und schaltete die Konsole aus.
"Mein Gott", sagte ich und legte den Kontroller bei Seite.
Marco neben mir lachte nur und ich blickte zu ihm.
"Spielst du gegen Fischi?", fragte er und ließ sich neben mir auf die Couch plumpsen.
"Der ist viel zu unfähig", grummelte ich.
"Kannst froh sein, dass er dazu fähig ist zu atmen", grinste Marco und drückte mir einen Kuss auf den Mund.
"Wieso soll ich darüber froh sein, dass Kevin atmen kann?", meinte ich trocken.
"Naja, das frag ich mich auch. Auf jeden Fall bin ich heute Abend bei Erik Fifaabend, wenn es für dich in Ordnung ist?"
"Musst du mich ehrlich um Erlaubnis fragen?", fragte ich belustigt.
"Ja. Ich kann ja nicht einfach abhauen", meinte Marco und legte seinen Kopf auf meine Oberschenkel.
"Na da hast du auch Recht. Wie war Training?"
"Wie immer. Tuchel hat uns wieder hart rangenommen. Aber vermutlich nur wegen der Party am Sonntag."
"Selbst schuld und Mo?"
"Krankenhaus. Er darf wegen der Verhärtung nicht raus?"
"Kann er die nicht einfach raus massieren?", grinste ich und Marco fing an zu lachen.
"Deshalb mag ich dich. Hab genau dasselbe gefragt. Was hat Kane gemacht?"
"Hat sich mit den anderen beiden älteren Luiz und Mathilde angefreundet. Und jetzt machen mittlerweile alle in der Gruppe, Kane's Faust-an-Faust-Ding nach."
Marco fing wieder an zu lachen.
"Ich bring ihn morgen vor dem Training hin."
"Wann hast du morgen?"
"Um halb zehn."
"Ich kann euch fahren", schlug ich vor.
"Nein, der Kindergarten ist gerade mal fünfzehn Minuten entfernt. Nuri holt mich dann von da ab."
"Okay, auch gut", meinte ich. "Dann muss ich Kane vom Kindergarten abhol-"
"Macht Mama schon", fiel Marco mir ins Wort.
"Ach echt?", fragte ich und runzelte die Stirn. "Das ist auch gut. Dann kann ich mich ja damit beschäftigten einen Job und eine kleine Wohnung zu suchen."
Marco wich meinen Blick aus und ich sah das er schluckte.
Hatte ich was- ach, vermutlich das mit der Wohnung.
Ich spielte schon die Tage damit, Kane und mir eine eigene Wohnung zu suchen. Ich meine, vielleicht wird das ja nichts mit Marco, obwohl sich das alles anfühlt wie früher.
"Wenn du meinst, wieder ausziehen zu wollen. Dann bitte. Ich halte dich nicht auf."
Mit diesen Worten war Marco aufgesprungen und hatte fluchtartig das Wohnzimmer verlassen. Wenig später knallte die Haustür zu.
"Oh nee, man", sagte ich und sprang von der Couch auf. Ich flitzte durch den Flur und blickte aus dem Fenster bei der Treppe.
Marco war weg.
Grummelnd ließ ich mich auf die Treppe zurück sinken und vergrub mein Gesicht in meinen Händen.
Ich war mehr als verwirrt. Aber so richtig.
Ich hatte keine Ahnung, was jetzt eigentlich zwischen Marco und mir wieder war.
Ich weiß es nicht und es brachte mich an den Rand - nein weitaus über den Rand - der Verwirrtheit.
Nach ungefähr einer halben Stunde Kopf zermalmen stand ich auf, um nach Kane zu sehen.
Es sprach eigentlich nichts dagegen, es noch mal zu versuchen. Also mit Marco.
Von meiner Seite waren die Gefühle nie abgeklungen und die waren einfach wieder schlimmer geworden.
Ja, ich hatte mich wieder in diesem Kerl verliebt. Aber dieses Mal hat es mich noch schlimmer getroffen als vorher.
Ich blieb stehen, als ich Marco auf der obersten Treppe sitzen sah. Ich dachte er sei abgehauen, aber hatte vermutlich nur die ganze Zeit ein paar Stufen über mir gegessen. Sehen hätte ich ihn nicht können, da die Treppe L-Förmig und da noch eine Wand war.
Sein Gesicht hatte er wie ich vor einer halben Stunde in den Händen vergraben. Ich kniete mich vor ihm und legte meine Hände auf seinen Knien ab.
Auf keinen Fall wollte ich die Treppen nach unten stürzen, da ich wieder mal mein Gleichgewicht verloren hätte.
"Marco", meinte ich zaghaft.
"Geh dir 'ne Wohnung suchen und lass mich in Ruhe!", motzte er mich zischend und knurrend an.
Autsch.
"Tut mir leid, dass ich das gesagt hab", fing ich an.
"Und? Es ändert nichts daran, dass du mir damit weh getan hast", grummelte er und hielt sich immer noch die Hände vors Gesicht.
Ich seufzte. "Ich bin einfach nur verwirrt", redete ich weiter.
Marco nahm die Hände vom Gesicht und blickte mich an.
"Denkst du ich nicht?", fragte er mich.
"Es ist alles wie früher", sagte ich.
"Sehe ich genauso", nickte Marco. "May, du hast echt keine Ahnung-"
Marco schüttelte seinen Kopf.
"Zwischendurch mal", nickte ich. "Wie sag ich das jetzt am besten."
Grübelnd blickte ich an die Decke und sah Marco's panisches Gesicht.
"Was?", fragte er mich. "May, was? Wenn du mich gleich zum weinen bringst-"
"Seit wann bist du so nah am Wasser gebaut?"
"Weiß nich", meinte er und zuckte mit den Schultern. "May, es ist alles wirklich so wie früher."
"Ich weiß", nickte ich. "Ich wüsste nichts, was dagegen spricht-"
"Ich auch nicht", fuhr Marco mir ins Wort. "Versuchen wir es einfach."
Ich nickte wieder. "Ja dafür bin ich auch", sagte ich und küsste Marco daraufhin leidenschaftlich.
"Dann hat sich die eigene Wohnung ja erledigt", grinste Marco nach dem Kuss zu frieden und glücklich.
Ich musste ebenfalls grinsen. "Seh ich genauso."
Ich drückte Marco auf der Treppe zurück und küsste wieder seine Lippen.
"Ins Bett!", keuchte er nach fünf Minuten.
"Ja!", stimmte ich zu und stand auf, ehe ich in mein Zimmer lief. Marco folgte mir und schmiss sich mit mir aufs Bett.
"Also", meinte Marco, nachdem wir beide schwer atmend neben einander lagen.
"Hä?", fragte ich.
"Sind wir jetzt wieder zusammen?", fragte er und blickte zu mir.
"Ich denke schon, ja", nickte ich und drückte ihn einen Kuss auf die Brust.
"Schön das wir das geklärt haben."
Wir beide fingen an zu lachen.
"Gott, habe ich das vermisst", sagte Marco und drehte sich wieder auf mich um mich zu küssen.
"Same here, Baby. Same here", grinste ich glücklich und zufrieden in den Kuss hinein.
~ Marco's Sicht ~
"Mamaaaaaaaaaa!", hörte ich Kane aus dem Nebenzimmer schreien.
"Ich mach das", sagte sie und schubste mich von sich herunter. Sie schnappte sich ihren Seiden Bademantel und zog ihn sich über. Dann war sie aus ihrem Zimmer verschwunden. Ich seufzte und zog die Decke über mich rüber, ehe ich mich ins Kissen fallen ließ.
Es war noch einfacher ohne Kane gewesen, der nicht gleich mitten in der Sache nach Mama oder Papa schreit.
Ich fuhr mir durchs Haar und ein Grinsen breitete sich auf meinem Lippen aus.
"Ja, hast du ausgeschlafen und nun hast du Hunger?", hörte ich May Kane fragen.
"Ja, Essen", meinte Kane fröhlich.
Als die beiden nach unten verschwanden waren stand ich vom Bett auf und schlüpfte in meine Klamotten.
"Ich mach weiter, Schatz", meinte ich zu May die Kane gerade Apfel und Bananen in Stücke schnitt.
Kane saß in seinem Hochstuhl und blickte zu seiner Mutter.
Ich drückte May einen langen Kuss auf den Mund. "Zieh dir bitte was an, sonst zerre ich dich ins Schlafzimmer", flüsterte ich ihr ins Ohr.
"Ich bin angezogen", meinte May.
"Bitte", knurrte ich.
"Okay", sagte May und war nach oben verschwunden.
"Hat Kane Hunger."
"Mach hinne", sagte er nur.
Ich blickte zu Kane. "Wie bitte?", fragte ich ihn.
"Ist das dein Ernst?", stellte die Gegenfrage.
"Wenn deine Mama nur wüsste, dann-"
"Dann was?"
"Kane, jetzt mach aber mal halblang", sagte ich.
"Warum?", fragte er und grinste mich an.
"Ich bewerfe dich gleich mit einem Apfel", drohte ich.
Kane verschränkte die Arme vor der Brust. "Mach das."
"Nee eben nicht", sagte May und kam in die Küche.
"Mensch, Mama verdirbt wieder den Spaß", schmollte ich.
Kane zuckte nur mit den Schultern.
"Man, woher hat er das?", nuschelte May.
"Ja, hab ich mich auch gefragt. Aber die Antwort wissen wir ja beide."
May drückte mir einen Kuss auf die Wange und blickte zu mir.
"Was denn?", fragte ich sie und blickte zu ihr.
"Nichts", meinte sie.
"Wieso beobachtest du mich?"
"Darf ich das nicht", stellte sie mir die Gegenfrage.
"Doch. Darfst du", grinste ich.
Wenig später stand ich vor Erik's Haustür und klingelte.
"Wer ist da?", hörte ich Mats sagen.
"Zeki Müller, mach mal die Tür auf."
"Wer?"
"Mach auf jetzt du Arsch!"
Der Summer wurde betätigt und ich drückte die Tür auf.
Als ich in Wohnzimmer stand, bemerkte ich dass ich der letzte war der aufgetaucht ist. Selbst Vanessa war schon da und duellierte sich gerade mit Auba.
"Hi, Leute!", rief ich und sie wandten sich zu mir.
"Hey!", kam es von den anderen.
"Hi du", meinte Vanessa zu mir.
"Hi", meinte ich und schmiss mich neben Julian.
Dieser lehnte sich zu mich rüber. "Let's go", flüsterte er mir zu.
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