Kapitel 79
KAPITEL 79
~ Marco's Sicht ~
"Mensch, der missbraucht wieder seine Hupe aufs Schlimmste", meinte ich und schmiss meine Trainingstasche auf die letzten Treppenstufe. Ich schlüpfte in meine Schuhe und setzte mir eine Snapback auf.
Nuri wartete draußen in seinem Auto und war mal wieder dabei seine Hupe zu missbrauchen.
Ja so schnell konnte ich jetzt auch nicht. Ich musste erstmal wieder in alle meine Klamotten rein, da sie mir wieder vom Leibe gerissen wurden. Dann musste ich auf die schnelle meine Trainingstasche einpacken. Wenn ich was vergessen habe, würde ich das wieder in der Kabine merken. Was soll's.
May hatte sich fünf Minuten vor mir auf dem Weg zur Kita gemacht um Kane abzuholen. Ich war wirklich gespannt, wie das alles abgelaufen ist. Und wie sich der Kleine da gemacht hat.
Morgen will ich ihn auf jeden Fall in die Kita bringen. Ist ja eigentlich zu Fuß nicht weit weg. Diese fünfzehn Minuten Fußweg.
Aber May war es wieder Bequemlichkeit und deshalb nahm sie das Auto.
Ich stellte die Alarmanlage ein und machte mich auf den Weg nach draußen.
Nuri war immer noch am Hupen gewesen, was ein jegliches Ende nahm, als ich auf den Beifahrersitz Platz nahm.
"Ich kriege ja nur nachher den ganzen Anschiss meiner Nachbarn", meinte ich und zog die Tür zu.
"Wieso mach ich das denn auch", grinste er und fuhr los.
"Na danke auch."
"Was hat den so lange gedauert?"
"Musste mich - egal."
"Dir sind mal wieder auf Mystische Weise die Klamotten vom Leibe gerissen worden?"
"So kann man das auch sagen."
"Man das ihr beide dafür Zeit findet."
"Für was?"
"Sex, verdammt?"
"Läuft bei dir und deinen Melek nicht mehr oder was?"
"Nee. Auch wenn Ömer in der Kita ist. Mehr als nix in der Hose."
"Das ist Mist."
"Einfach nur der beschissener Alltag und Streit."
"Davon hat Tugba gar nichts May erzählt."
"Wird Tugba auch nicht freiwillig. Tugba will vor allen die glückliche Familie raushängen lassen, auch wenn bei uns der Haussegen schief hängt."
"Dann müsst ihr mal weg fahren oder so. Nicht unbedingt zu dritt, sondern eher zu zweit. Hilft vielleicht."
"Hatte ich auch vor mit ihr. Aber sie will nicht an die Nordsee."
"Nordsee? Was bist du? Mitarbeiter in Hallo Pizza, oder Mäcces, das das Geld nur für die Nordsee reicht. Wieso fährst du mit ihr nicht gleich in den Harz?"
"Steck dir deinen Scheißsarkasmus in den Arsch, Mann", fauchte Nuri mich an.
"Wie wäre Paris? Oder die Fijis? Hawaii?"
"Paris- da haben wir uns verlobt", meinte Nuri nachdenklich. "Versuchen könnte ich das ja. Hoffentlich wird es Tugba auch Zusagen."
"Selbst May würde die Nordsee nicht zusagen."
"Ihr wart nur einmal gemeinsam auf Formenterra und wart ihr da zusammen-"
"Nee. Aber ein paar Monate später waren wir's. Aber wir haben da rumgeknutscht."
Nuri runzelte die Stirn. "Das ist neu."
"Ja. Robin hatte da seine Freundin. Marcel hatte sich da einfach die Kellnerin geschnappt und wir beide saßen da, dachten uns was solls."
"Und dann hat sich der kleine Marco verliebt", trällerte Nuri.
"Jaaa", grinste ich verlegen, was Nuri zum Lachen brachte.
"Was neues von Mo?"
"Der ist immer noch im Krankenhaus und muss die Woche noch bleiben. Zu viel Blut ist aus seiner bayrisch-österreichischen Cockflöte geflossen. Und solange die Schwellung und Verhärtung nicht weg ist, muss er da bleiben."
Ich grinste. "Kann er die nicht einfach weg massieren?"
Nuri lachte. "Ich wusste das du das sagst, weshalb ich mich so ausgedrückt habe."
Ich nickte. "War mir klar. Genau das wie mit der Cockflöte."
"Weiß ich doch. Wir beide haben einfach den gleichen Zweideutigkeitssinn und den Drang danach alles passend umzunennen!"
"Genau! Wieso schreibst du?", rief ich ebenfalls.
"Keine Ahnung, vielleicht um das Geräusch zu übertönen, was gerade meinen Pobacken entfleucht ist."
Und dann roch ich es. Und wie ich es roch. In dem Moment wünschte ich mir ein für alle Mal nichts mehr zu riechen. Ich würgte und hielt mir die Nase zu, als ich das Fenster auf machte, während Nuri nur lachen musste.
"Auba hätte jetzt so richtig einen abgelassen um mir das Heim zu zahlen, so wie in La Manga als wir uns das Zimmer teilen mussten."
"Falls du es nicht bemerkt hast: aber ich bin weiß!"
"Du bist weißer als weiß, wenn du nicht in der Sonne warst. Bei dir hält die Bräune eh nicht lange."
"Ich bin halt weiß. Was ist dein Problem?"
"Was ist dein Problem?"
"Was auch immer dir Tugba zum Essen vorhält und du so übelst entfleuchten lässt. Ein Wunder das du dir gerade nicht in die Hosen geschissen hast."
"Keine Panik. War nur heiße, pfeifende Luft", beruhigte Nuri mich mit einem Grinsen auf den Lippen.
"Moin, Jungs!", rief Nuri als er in die Kabine ging. Die anderen Jungs zogen sich um, während Erik mit einem Luftballon spielte.
Als der Luftballon vor mir auf den Boden lag, trat ich einfach drauf und der ging kaputt.
"Du kleine männliche Vagina", meinte Erik nur.
Ich fuhr ihn nur durchs Haar und schmiss mich auf meinem Platz.
"Hab gehört klein Marco hat heute seinen ersten Tag im Kiddi?", fragte Mats.
"Woher?", wollte ich wissen.
"May hat es Tugba erzählt und Tugba daraufhin Lisa und Lisa daraufhin Cathy und Cathy daraufhin Mats", erklärte Mats.
"Ihr Waschweiber", grinste ich und zog mich um.
"Wir haben eine Wette am laufen", meinte Julian.
"Mehrere", meinte Nuri.
"Und was?"
"Die erste- wie viele Kinder Kane einen Fußball an den Kopf geschossen hat", meinte Erik.
"Schön das ihr Wetten über meinen Sohn abschließt."
"Hab gesagt drei Kinder", meinte Auba grinsend.
"Pro Kopf hundert Öcken. Also hat Auba auf die Wette 300 eingezahlt."
"Ich 500", sagte Nuri. "Wir wissen ja alle wie Schussfest Woody Junior ist."
Ich schnitt belustigt eine Grimasse.
"200", meinte Mats. "Du darfst nicht einspringen. Bist ja der Papa."
"You don't say captain obvious", sagte ich und schlüpfte in meine Laufschuhe. "Die zweite Wette geht wieder um meinen Sohn oder was? Wie viele Kinder er zum weinen gebracht hat?"
Ich blickte die Jungs an und diese tauschten ihre Blicke aus.
"Was frag ich überhaupt", nuschelte ich. "Wie kommt ihr eigentlich immer auf so einen Scheiß?"
"Wieso nicht. Hier sind andauernd Wetten", meinte Erik.
"Mit dir wollte ich sowieso noch eine Wette eingehen", sagte Julian und blickte zu mir.
"Uh", meinte ich genervt. "Was kommt jetzt."
"Die neue Praktikantin von Schlummi? Die kleine dicke unsichere graue Maus die war doch auch gestern auf der Party. Und die hat sich doch so liebend gerne mit dir unterhalten-"
"Komm auf den Punkt", meinte ich.
"Fünftausend Euro darauf, dass sie in dich verknallt ist?"
Ich dachte nach und knurrte.
"Als ob Marco über so was wettet", meinte Nuri.
"Machen wir zehntausend raus und ich werde es jetzt noch herausfinden."
Ich hielt Julian die Hand hin und er grinste. "Wenn ich die zehn Riesen gewinne kassierst du noch eine Ohrfeige von mir. Erik musste da auch durch."
"Hab das Video gesehen", meinte ich. "Okay. Und wenn ich die zehn gewinne, dann kriegst du eine Ohrfeige und Erik darf diese ausführen."
Erik grinste begeistert. "Ja wirklich?"
"Mein Ehrenwort."
"Meinetwegen", meinte Julian und schlug ein.
"Ihr seit die Wett- und Ohrfeigenbeauftragten", sagte ich zu den anderen.
Diese stimmten nur, während Nuri mich komisch anblickte.
"Was denn?", fragte ich ihn leise, während Julian damit rum prahlte schon gewonnen zu haben.
"Die Idee ist bescheuert."
"Du, ich verletzte ja keine Gefühle oder so", sagte ich.
"Was wenn doch? Dann machst du der Kleinen nur noch mehr Hoffnung. Die ist doch schon total unsicher, Mensch."
"Ich rede doch nur mit ihr. Ist ja nicht so, dass ich sie gleich zum Date einlade."
"Naja. Musst du wissen. Aber heul mir nicht nachher die Ohren voll, wenn du ein schlechtes Gewissen hast, weil du mit dem Mädchen gespielt hast."
"Hörst du zu? Ich rede nur mit ihr. Nichts weiter. Wieso sollte ich, sowas tun. Hab doch May."
"Ihr seid noch nicht mal zusammen."
"Dinge werden sich noch ändern", meinte ich zuversichtlich.
"Wünsche ich dir doch. Bro. Das weißt du."
"Weiß ich doch."
Wir beide hauten lachend Faust an Faust und machten uns dann mit den anderen auf den Weg zum Training.
"Mach doch man. Oder traust du dich nicht", meinte Julian, als wir die Praktikantin in der Ecke stehen sahen. Diese tippte auf ihrem Handy herum und hatte gerade Pause. Wir hatten schon längst Trainingsschluss und die meisten weg.
Nur Auba, Erik, Julian, Nuri und ich waren da.
"Doch", meinte ich und traute mich doch nicht.
Julian schob mich an. "Ich geh ja schon", meinte ich. "Wie heißt die noch mal?"
Die Jungs zuckten mit den Schultern- alle bis auf Auba. Er hob die Hand wie in der Schule.
"Ja, Pierre-Emerick", sagte ich.
"Chantalle", sagte er.
"Sicher?", fragte Nuri.
"Ja", nickte Auba.
"Okay", meinte ich zuversichtlich und ging auf die Praktikantin zu.
"Das ist blödsinn", meinte Nuri und versteckte sich mit den anderen hinter der Zierpflanze. Was für Idioten. Unauffälliger geht's ja nicht mehr. Sarkasmus lässt mal wieder einen Gruß da. Vor allem weil das einzige was vor guckte, Auba's hochgegelte Haare waren.
"Hi, Chantalle", meinte ich und blieb vor ihr stehen. Sie reagierte gar nicht. "Hallo? Hey? Chantalle? Du da vor mir?"
"Hm?", machte sie und blickte auf.
Als sie realisierte, dass ich es war ließ sie vor Schreck das Handy auf den Boden fallen.
Sie blickte mich an. "Das war mein Handy", grinste sie mich an.
"Ja, das hab ich gesehen und sogar gehört", nickte ich.
"Ja", meinte sie und starrte mich immer noch grinsend an.
Solangsam wurde ich das Gefühl nicht los, dass ich zehn Riesen ärmer aber dafür eine Ohrfeige reicher werde.
"Willst du es nicht aufheben?", meinte ich.
"Was denn?"
"Dein Handy?"
"Ja", meinte sie und starrte mich immer noch an.
Da ich ja von Natur ein sozialer Mensch war, hob ich ihr Handy auf und drückte es ihr in die Hand.
"Hier, Chantalle", meinte ich.
"Oh, danke. Aber ich heiße Vanessa."
"Ach echt?"
"Ja. Hab ich mindestens zig mal erwähnt. Aber ich bin dir nicht böse. Du bist ja ein Fußballer und ein viel beschäftigter Mann und hast viel zu tun. Da kann man sich nicht alles merken."
"Stimmt", meinte ich. "Und sonst alles cool bei dir?"
"Momentan ist mir ziemlich heiß", antwortete sie unsicher.
Ich runzelte die Stirn. "Bitte was!?"
"Cool heißt kühl oder nicht."
"Ja. Aber das hab ich nicht gemeint. Ich meinte ob alles okay bei dir ist."
"Es ging mir schon mal besser."
"Hört sich ja gar nicht gut an."
"Naja. Ist eigentlich positiv."
Ich nickte nur. "Okay."
"U-und bei dir, Marco. Darf ich dich so nennen?"
"Das ist mein Name. Ich denke mal das ist in Ordnung."
"Okay."
"Bei mir ist alles gut."
"Die Party war echt hart an der Grenze von irgendwas nicht guten."
"Nee. Das war Hangover 4 gewesen", nickte ich zustimmend. "Da hast du recht. Und sonst. Wie gefällt dir hier das Praktikum?"
"Kann mich nicht beschweren."
"Das ist gut."
"Ja. Ist echt."
Sie blickte auf meine Schulter. "Du hast da ein Fussel", sagte sie und machte den Weg.
"Äh, danke", antwortete ich und sie schmiss diesen weg.
"Deine Pause ist vorbei", hörte ich Schlummi rufen.
"Ich muss dann mal", sagte Vanessa.
"Klar. Viel Spaß noch", meinte ich und sie ließ mich stehen. Während die anderen - nachdem Vanessa weg war - hinter der Pflanze hervor kamen, schubste Auba den einfach um. Die Erde verteilte sich auf dem Boden und Auba zuckte mit den Schultern.
"Dein Ernst?", fragte ich ihn.
"War im Weg", sagte er und zeigte auf die Pflanze.
"Das war nicht eindeutig genug. Lade sie doch zum Fifa heute Abend ein?", meinte Julian.
Die anderen - bis auf Nuri nickten.
Ich ging noch mal schnell Vanessa hinter her.
"Hast du Lust heute zum Fifa Abend bei Erik zu kommen?", fragte ich Vanessa als sie im Büro verschwinden wollte.
Sie blickte mich glücklich an. "Ja gerne."
"Cool. Um sieben bei Erik. Adresse kannst du-"
"Aus den Akten rauslesen", beendete sie meinen Satz. "Ich freue mich schon."
"Ich mich auch."
Damit ließ ich Vanessa stehen und ging zurück zu den Jungs.
"Und?"
"Ist dabei", nickte ich.
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