Kapitel 71
KAPITEL 71
~ Marco's Sicht ~
"Ich kann immer noch nicht glauben, dass Kane so einen Schuss drauf hat. Er ist noch nicht mal drei Jahre alt", meinte Nuri, nachdem wir die Jungs wieder bei Alysha abgesetzt hatten und zurück in die Kabinen gingen.
"Ich auch nicht", stimmte ich zu.
In der Kabine suchte Nuri direkt nach seinem Handy und er lachte nur.
"Tugba und May sind erstmal schön bei KFC und fressen sich voll", meinte Nuri und hielt mir sein Handy unter die Nase. Ein Foto von Tugba und May wie die ultra happy auf den vollen Tisch zeigten.
Ich seufze. "Hoffentlich bringt mir May was mit."
"Naja. Bestimmt die Erinnerungen deswegen, dass sie da essen waren."
"Bestimmt", meinte ich und seufzte wieder. "Und der süße Duft des Hühnchens in ihrem Haar, an den Fingern und an den Lippen."
"Ja, das war jetzt gerade nicht komisch", nuschelte Nuri.
Ich drehte mich mit dem Rücken zur Wand und zog mein T-Shirt aus. Die sollten ja nicht die Kratzer sehen.
Wegen den Knutschflecke wurde ich schon von der ganzen Mannschaft gefeiert.
Trotz allen bemerkte Nuri die Kratzer an meinem Rücken als erster.
"Züüüüüsch, Marco", bemerkte er. "Was denn?", wollten auch die anderen wissen.
Ich blickte zu Nuri, der zu den anderen guckte.
"Ach, der hat mir gestern nur so ein blödes Foto geschickt. Da stand züüüüsch drauf. Müsst ihr nicht verstehen."
"Okay. Das mit diesem dicken von Hangover", fragte Moritz.
"Ja, genau das Foto", antwortete ich.
"Das war ein Test. Es gibt damit kein Foto. Es gibt das nur mit der Mona Lisa", meinte der Taliban weiter.
"Wir haben aber eins", meinten Nuri und ich gleichzeitig.
"Wieso schickt ihr das nicht über unsere Gruppe", fragte Erik.
"Hab's gelöscht", meinte ich.
Nuri nickte. "Ich auch."
Mo und Erik tauschten einen Blick aus.
"Ihr beiden lügt oder?"
"Lügen wir Nuri?", fragte ich ihn.
Nuri blickte zu mir. "Nein. Nicht das ich wüsste."
"Seht ihr", meinte ich.
"Um Gottes Willen, bei allen Göttern, Jesus, Maria und Joseph", hörte ich Julian neben mir sagen.
"Was denn?", fragte ich ihn.
"Da kannst du echt züüüüüsch sagen."
"Hä?", meinte ich und blickte zu ihm.
"Was hast du denn mit deinem Rücken gemacht? Dich in Glasscherben gewälzt? Dich mit einer Katze geprügelt?"
"Zeig mal", forderten mich die anderen auf.
"Nein. Das ist- nichts."
"Du hast Kratzer auf den Rücken."
"Ja, das war die Nachbarskatze. Scheiß Vieh", log ich und schnitt eine Grimasse.
Die Jungs fingen an zu lachen und zu gröhlen.
"Das war doch hundertprozentig May gewesen?", fragte Mo.
"Ah, ihr beiden habt es gestern Abend noch krachen lassen?", wollte Erik wissen.
Ich verdrehte wieder die Augen.
"Jaja. Wie dem auch sei. Wie heißt es so schön. Ein Gentleman genießt und schweigt-"
"Von vorne und von hinten - das Kamasutra der Sünden!", rief Ilkay. Die anderen Jungs lachten wieder, während ich mir kein schmunzeln verkneifen konnte.
Ich blickte zu Shinji der sich über die Rippen fasste.
"Are you okay?"
"No", antwortete er und zischte vor Schmerz.
"Come. We go to the doc", sagte ich und zog mir mein Shirt wieder an.
"Yes", meinte er und wir verließen die Kabine.
"How did that happen?", hakte ich nach als wir zum Doktor unseres Teams gingen.
Shinji zuckte nur mit den Schultern. "Weiß nicht", meinte er.
Weiß nicht, war eines der wenigen Wörter was Shinji kannte. Also deutschen Wörter. Aber er war fleißig am lernen.
"Braunie, irgendwas ist mit Shinji", sagte ich, als wir unserem Team-Arzt in den Katakomben antrafen. "Irgendwo an den Rippen."
Braunie, so wurde er von uns allen genannt, wandte sich zu uns und nickte.
"Dann guck ich mir das mal an", meinte er.
Shinji blickte zu mir.
"He'll gonna take a look", sagte ich. Shinji nickte nur und ging mit.
Braunie und Shinji verschwanden in unserem Erste-Hilfe-Zimmer, wärmend ich von Schlummi unseren Physio angesprochen wurde.
Gefolgt von seiner Praktikantin. Diese war klein, blond und ein wenig dicklich. Dazu wirkte sie eigentlich ziemlich unsicher, wenn sie mit mehreren von uns im Raum war. War man mit Schlummi und ihr alleine, war sie zwar immer noch nervös, aber nicht mehr so ängstlich.
Eigentlich war sie auch ganz witzig. Sie hatte bestimmt zig mal ihren Namen erwähnt und Schlummi auch, aber ich vergas den irgendwie immer.
"Äh, Marco. Typische Frage vor dem Spiel. Fühlst du dich fit?", fragte er mich.
Ich nickte. "Klar, alles okay", meinte ich.
"Also bist du bereit zum Spielen?"
"Wie eigentlich immer. Auf jeden Fall."
"Gut. Dann rede ich mal mit den anderen. Ihr wisst, wenn ihr heute gegen Leverkusen gewinnt, habt ihr morgen Trainingsfrei und ich lade euch alle zu meiner Lieblingsbar ein."
"Das wissen wir. Nimm schon mal einen Kredit auf", lachte ich.
Schlummi lachte genau wie die Praktikantin.
"Der war witzig, Marco", sagte sie.
"Danke."
"Du bist der Witz in Person."
"Hm?", fragte ich und ich dachte ich habe mich verhört. War aber nicht so.
Auch Schlummi blickte zu seiner Praktikantin. "Noch mal bitte?", fragte dieser.
Die Praktikantin dachte nach und ließ ihr Gehirn rattern.
"Oh. Nein. Nein. Nein. Nein. Nein. Nein. Nein. Nee. Nicht. Das meinte ich so nicht. Nein. Tut mein Leid. Ich meinte nicht, dass du ein Witz bist. Eigentlich wollte ich sagen, dass du ein Witz bist- Halt Stopp nein. Nein. Das du-"
"Ist okay. Ist okay. Ist alles okay", warf ich ein und beruhigte sie. "Ich nehm's mit Humor. Ist schon völlig okay."
"Streichen wir das einfach aus dem Drehbuch?", fragte sie mit knallroten Kopf.
"Ja, sehe ich genauso", nickte ich.
"Du bist doch auch heute Abend dabei, wenn wir gewinnen?", fragte Schlummi die Praktikantin.
"Kann ich einrichten", meinte sie nervös und kratzte sich am Nacken.
"Na dann. Bis nachher", meinte ich und ließ die beiden stehen.
Gott. War die merkwürdig.
"Hey, da ist ja unser kleiner Player", rief Weide erfreut, als ich die Kabine betrat.
"Was willst du denn?", fragte ich.
"Du hast deine Ex genagelt."
"Ja, das weiß ich. Ich war dabei. Du brauchst mich jetzt nicht jedes Mal darin zu erinnern."
"Meine ja nur", meint Weide. "Du bist hier schließlich der Typ, der die Leichen im Keller hat."
"Was meinst du damit?"
"Das mit deinem Sohn, vielleicht?"
"Ihr wisst es und gut ist", meinte ich.
"Ja, aber was, wenn Kane gar nicht dein Sohn ist?"
"Jetzt erklärt, wieso du in letzter Zeit so viele Bälle im Netz hast. Deine Augen sind im Arsch."
Die Jungs lachten nur.
Roman rümpfte die Nase. "Meine Augen sind okay."
"Ja, hast du dir Kane mal genauer angesehen?"
"Ja solange um zu ahnen, das er nicht dein Sohn ist."
"Was laberscht du?", fragte ich.
"Ich will dir damit sagen, dass du vielleicht einen Test machen solltest."
"Roman!", warf sich Julian mit ein. "Bei allen Victoria Secrets Models da draußen-" die Jungs lachten leise. "sein Sohn sieht ihn doch ähnlich. Hast du schon jemals Kinderfotos von Marco gesehen? Dann halt diese Fotos und die von Kane mal nebeneinander."
"Ich habe Augen für so was."
"Ja aber anscheinend nicht für Bälle die auf das Tor zufliegen, was du eigentlich sauber halten sollst", grummelte ich zickig.
"Uuuuuuh", ging es durch die Runde.
"Wie war das?", fragte Roman sauer.
"Hast schon richtig gehört."
"Ich bin älter als du hab mal mehr Respekt."
"Da du älter bist, empfehle ich dir dringlich einen Termin beim Augenarzt zu machen."
"Du willst doch der Wahrheit nicht ins Auge sehen, oder?"
"Du bist doch anscheinend zu blöd irgendwas zu kapieren. Kane ist mein Sohn. Ich weiß das. Ich fühle das. Das kannst du ja nicht beurteilen. Du bist schließlich kein Vater."
Roman verdrehte nur die Augen. "Was auch immer", grummelte er.
"Idiot", nuschelte ich und drehte mich wieder zu meiner Tasche.
Was hatte Roman für verdammte Probleme?
Nur weil er jetzt Ersatztorhüter vor den anderen Roman geworden ist? Deshalb muss er seinen Frust an mir aus lassen und so eine verdammte Scheiße rumlabern. Der soll mal klar kommen.
~ May's Sicht ~
"Nuri ist ein bisschen sauer, dass wir uns beide KFC gönnen", lachte Tugba.
"Echt?", fragte ich. "Dann wird er es bestimmt Marco zeigen. Das heißt ich muss dem was mitbringen."
"Du weißt schon, dass sie einen Ernährungsplan haben an den die Jungs sich halten müssen?"
"Weiß ich", meinte ich mit vollem Mund. "Er hält sich zwischendurch mal dran. Außerdem sind das Kohlenhydrate für nach dem Spiel."
Tugba lachte. "Wie dem auch sei. Ich glaube Caro und ihren neuen Macker, wird das Bett in dem Hinterhof nicht gefallen."
"Ich will aber nicht, dass Marco deswegen Ärger kriegt."
"Es war meine Idee gewesen", meinte Tugba. "Ich stehe dazu."
So war es auch. Es war Tugbas Idee. Sie hatte mich gerade angerufen, als ich das Bett mit aller Gewalt auseinander genommen hatte und auf der Frage wo hin mit dem Bett wusste Tugba natürlich die Antwort.
Und so ist das Bett im Hinterhof der Wohnung von Caro und ihrem unbekannten Robert gelandet.
"Du bist verrückt", meinte ich.
"Du hast davon nichts gewusst", meinte die weiter. "Du hast das Bett zwar auseinander genommen und in Marco's Auto transportiert. Aber du bist nicht gefahren und hast von nichts eine Ahnung."
"Wie gesagt du bist verrückt."
"Ja, ich weiß", nickte sie und fiel wieder über ihr Chicken her.
Nachdem wir diniert hatten, und so sozial waren und beschlossen, nichts für die Jungs mit zu nehmen - Marco wird mit nachher bestimmt ignorieren - machten wir uns auf dem Weg zum Stadion, wo wir uns bis zum Anpfiff aufhalten durften und mussten. Prima. Es war ja auch gerade erst Viertel vor fünf. Wie schnell die Zeit verging.
"Ich hab noch was in meiner Handtasche", verkündete Tugba, als ich auf den Parkplatz gehalten hatte.
Sie zog eine Tüte hervor und legte mir diese auf den Schoß.
"Damit jeder weiß, zu wem du gehörst", meinte Tugba. "Und Kane natürlich auch."
Ich zog ein gelbes Trikot hervor.
Beflockung natürlich Reus und die Nummer 11.
Das Bambini-Trikot hatte zwar die Nummer 11, aber oben stand Papa drauf.
"Lass mich raten-"
"Von Marco? Richtig", nickte Tugba. "Sieh an. Ich schlüpfte in mein Sahin Trikot."
Wir zogen uns im Auto um, was natürlich nicht unentdeckt blieb.
Cathy blickte irritiert zum geöffneten Fenster durch.
"Ihr wisst schon, dass das Fenster auf ist?", fragte diese. Ich zog mir das Trikot über den Kopf und meinte: "Jetzt schon."
"Na dann mal auf in den Tempel!", sagte Tugba hoch motiviert.
"Auf den Sieg!", rief ich.
Wir fanden Ömer und Kane bei Alysha, Curtis und Auba.
"Mama!", schrie Kane und kam in seiner BVB-Trainingsjacke zu mir gelaufen.
"Guck mal. Hab was von Papa für dich."
"Anziehen", sagte er, als er das Trikot sah.
Nachdem Kane das Trikot an hatte, blickte ich zu Ömer, der ebenfalls ein Trikot trug.
Auch mit Papa und Nuris Rückennummer. Ich blickte zu Tugba.
"Es wurde so von unseren Gatten erwünscht", lachte sie nur.
Ich schmunzelte.
"Wir wollen ja nicht, dass sie in Tränen ausbrechen", grinste ich.
"So sentimental bin ich auch nun wieder nicht", hörte ich Nuri sagen. Ich nahm Kane auf den Arm und drehte mich zu ihm.
"Naja", meinte ich.
Er begrüßte Tugba mit einem Kuss und sagte dann irgendwas auf Türkisch zu ihr.
Dann wandte er sich wieder zu mir.
"Ich bin ja nicht so eine Heulboje wie dein Freund. Nur wegen den Kratzern auf seinem Rücken, kann er heute nicht spielen."
"Kratzern?", fragte Tugba.
"Hat sie dir das noch nicht erzählt?"
Nuri blickte zwischen uns beiden hin und her.
"Was? Wurde Marco wieder von der Nachbarskatze angegriffen?"
"Nein, Tugba."
Ich würde hellhörig. "Was heißt schon wieder?"
Nuri lachte. "Das hat er dir nicht erzählt? Er wird doch mindestens alle drei Monate von der Katze attackiert."
"Nein. Danke für die Info. Werde die Kamera bereit halten", lachte ich.
"Jetzt mal die Katze bei Seite. Du warst das mit den Kratzern? Wieso."
"Du weißt doch sowieso immer alles. Wieso jetzt nicht?"
Tugbas Augen weiteten sich. "OH. MEIN. GOTT. HABT IHR? Gestern? Waaaaaas? Und das kannst du mir nicht früher sagen?"
"Hätte ich dir während des Aktes eine Nachricht schreiben sollen, wie er ist in mir drinnen?"
"Danach hätte auch gereicht. OMG. Tugba du wirst es nicht glauben. Aber Marco und ich hatten gerade, hier beliebiges Wort einfügen, dass und das und das. Aber das ich das jetzt durch die Blume und dem da-"
Sie zeigte auf Nuri. "Ich bin immer noch dein Ehemann."
"Noch? Willst du mich rollen?"
Rollen war Tugbas Wort für verarschen, wenn Ömer in der Nähe war. Und schon diskutierten die beiden auf Türkisch rum.
"Was haben die denn?", fragte Marco, der plötzlich neben mir stand. Ich fuhr herum.
"Frag nicht", meinte ich.
"Hab ich aber schon, du Blitzbirne", grinste er und drückte mir einen Kuss auf den Mund. Und dann bock einen. Und dann noch einen. Dann leckte er verträumt die Lippen.
"Chicken", seufzte er.
"Die haben sehr gut geschmeckt", grinste ich.
"Glaub ich dir", sagte er und drückte mir wieder einen Kuss auf den Mund. "Das Trikot steht dir übrigens voll."
"Ach", meinte ich. "Das gelb blendet-"
"Klappe", meinte er und drückte mir wieder einen Kuss auf den Mund.
"Wann frisst du meine Lippen auf?"
"Gar nicht", lachte er. Und wieder einen Kuss, ehe er Kane auf seine Arme nahm.
"Müsst ihr euch nicht aufwärmen?"
"Haben wir doch schon", antwortete er, während Kane runter und zu Curtis wollte, der ihn rief.
"Dann geh mal", sagte Marco.
"Nuri meinte, dass du schwer verletzt bist?"
"Die Kratzer, huh? Quatsch. Ich kann spielen."
"Dann ist ja gut."
"Ich denke wir sollten mal reden", meinte Marco nachdenklich.
"Über was?"
"Machen wir das irgendwann später. Das ist sicherlich noch zu früh."
"Ey, wir müssen", meinte Nuri, der irgendwie ganz durch den Wind aber auch gleichzeitig grinsen musste.
"Wohin?", fragte Marco verdattert.
"Wir haben ein Spiel, du Trottel."
"Achja."
Ich umarmte Marco und stellte mich auf die Zehenspitzen.
"Viel Glück und mach eine Bude für uns", flüsterte ich in sein Ohr. Marco bekam einen Schauer über den Rücken, was mich zum schmunzeln brachte.
"Für euch sowieso", grinste er und küsste mich, ehe er von Nuri am Kragen weggezerrt wurde.
"Ey! Hallo. Ich war gerade mittendrin-"
"Dafür hast du den ganzen Tag noch", sagte Nuri. Tugba legte ein Arm um mich herum.
"Details von gestern Nacht. Sofort."
"Vor den Kindern?"
"Wir haben extra Codewörter. Hast du die wieder vergessen?"
"Nee", meinte ich.
Dann wurde ich von Tugba zu dem Tribünen gezogen.
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