Kapitel 49
Kapitel 49
~ May's Sicht ~
"Mama, was machst du?", fragte Kane mich, als ich mit einigen Umzugkartons aus dem Keller kam.
Auch, wenn es in ein paar Tagen umziehen sollte, also nächste Woche ungefähr, sollte es los gehen. Trotzdem wollte ich schon mal das unnötigste zusammen packen, wie Dekokram und der Mist.
"Ich fang nur ein wenig an zu packen, Kane. Wir ziehen ja bald nach Papa."
Kane folgte mir ins Wohnzimmer nachdem ich die Wohnungstür gemacht hatte.
"Soll ich helfen?", fragte er mich.
Ich blickte zu ihm. "Danke, Kleiner. Aber Mama macht das schon alleine."
Er blickte mich eindringlich an. "Helfen", stellte er klar und hielt mir den Zeigefinger unter die Nase.
"Okay. Dann hilfst du mir", gab ich nach und gemeinsam machten wir uns an der Arbeit die Sachen im Wohnzimmer einzupacken. Sei es die Bilder an der Wand von Kane und mir, meine wenige Bücher, meine ganzen Filme und alles mögliche, was hier in den wenigen Regalen stand. Ich räumte gerade meine XBOX ein, da legte Kane seine Hände mit auf dem Gerät und half mir dabei, diese in den Karton der Konsole zu packen, die ich aufgehoben hatte.
"Ist schwer, ne?", fragte Kane.
"Boah, bist du aber stark. Hast ja ganz schön viele Muskeln, huh?", grinste ich. Kane nickte nur.
"Gibst du Mama die Spiele?", fragte ich ihn und zeigte auf die grünen rechteckigen CD-Hüllen im Regal.
Kane nickte und wollte sich gleich alle schnappen, aber ich meinte, dass er doch lieber immer eins nehmen soll.
"Okay", sagte er und machte sich an die Arbeit. Vorsichtig räumte er Hülle für Hülle in den Karton mit den Büchern und DVDs.
"Das machst du gut, Kane", lobte ich Kane und der grinste nur stolz.
Als mein Handy aufklingende, schnappte ich es mir vom Couchtisch und ging ran.
"Ja", sagte ich.
"Du lernst es auch nie, dich mit Namen zu melden, oder?", lachte jemand am anderen Ende.
"Tugba!", rief ich erfreut.
Sie lachte nur. "Du hast mich erkannt, yeah!", rief die ebenfalls mit ihrem leicht holländischen Akzent.
"Dich doch immer. Wie geht's dir?"
Es war mal wieder schön mit Tugba zu reden. Sei es auch nur über das Handy.
"Mir geht's sehr gut", sagte Tugba. "Wie geht's dir so?"
"Sehr gut. Bin gerade schon am packen und Kane hilft mir dabei."
"Ja. Ich kann es kaum erwarten, das du hier her ziehst. Dann gehen wir wieder Essen, Shoppen und alles."
"Können wir machen. Was machst du?"
"Bin gerade in der Stadt. War beim Frisör und hole gleich Ömer aus der Kita ab."
"Spitzen schneiden oder eine ganz neue Frisur?"
"Wieder schulterlang. Wie geht's Kane?"
"Kane geht es gut. Und Ömer?"
"Auch gut. Er macht nur gerade eine Phase durch, wo es ihn nicht interessiert, was ich sage. Egal was der Papa sagt, wird gemacht."
"Das war doch mal anders rum, oder nicht?"
"Ja. Eben. Freue mich schon, wenn er nicht mehr auf Nuri hört. Ich warne dich vor, irgendwann wird Kane auch in diese Phase kommen."
"Ich hoffe mal nicht. Naja. Kann man ja leider nicht verhindern."
"Ja, leider", stimmte Tugba seufzend zu. "Kaum zu glauben, das Kane schon drei wird."
"Hör mal, bis Dezember ist es noch hin."
Wir beide lachten. "Ja, wir haben ja erst September. Und du lebst erstmal bei Marco?"
"Ja, aber ich gebe das nicht beim Amt an, sonst überprüfen die das und ziehen Marco das Geld aus der Tasche."
"Er ist doch nicht als Vater eingetragen."
"Ist er ja auch nicht. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie das Amt reagiert, wenn ich bei Marco lebe. Für eine kurze Zeit. Solange ich die Wohnung noch nicht gekündigt habe und die nicht genau wissen, wann ich umgezogen bin, wird es keine Probleme geben."
"Hört sich an, als ob du die ein bisschen übers Ohr ziehst."
"Es gibt schlimmere Sachen. Sollen die mal kein Fach aufmachen. Naja, wie dem auch sei. Ich komme hier endlich weg."
"Wie hat deine Mutter reagiert?", hakte Tugba nach.
"Sie kann mich mal. Hab letztlich den Kontakt abgebrochen. Du weißt ja wieso."
"Deine Mutter ist ja nicht mehr ganz Lauffertig."
"Reisefertig", lachte ich.
"Allah. Dann heißt das so", lachte sie ebenfalls. "Die Jungs sind gerade beim Training. Hab von Nuri gesagt bekommen, dass Marco für ein paar Tage bei dir war?"
"Ja", stimmte ich zu. "war hier gewesen."
"Und?"
"Wie und?", fragte ich und beobachtete Kane, der immer noch weiter die Hüllen einsortierte.
"Er war zu dir gekommen. Was habt ihr so gemacht?"
"Nichts besonderes eben", meinte ich.
"Hm", meinte Tugba mit einem komischen hohen Unterton. "Möchtest du mir nicht etwas mitteilen?"
"Was hat Marco Nuri gesagt und Nuri dir, Tugba?"
"Ha!", rief Tugba. "Nuri hat mir gar nichts gesagt! Raus mit der Sprache, Kleines."
"Mag sein, dass wir uns geküsst haben", nuschelte ich leise, auf der Hoffnung das Tugba nichts versteht. Aber die hatte Ohren wie ein Adler.
"Noooo way", meinte sie außer Häuschen. "Wie oft?"
"Paar mal", antwortete ich.
"War da auch noch mehr?"
"Nein."
"Kein Ganzkörper-Rumgefummel, keine Massagen, keine handlichen und oralen Spielchen?"
"Tugba!", meinte ich empört.
"Was gucken Sie so bescheuert?", hörte ich Tugba meckern.
Ich hörte jemanden reden, aber über was- keine Ahnung.
"Lassen Sie mich doch telefonieren. Ich rede normal, Großmutter Vierauge!" Wieder eine Pause.
"Dann stellen Sie Ihr Hörgerät leise, oder rollen Sie auf Ihrem Scooter direkt vor die S-Bahn, wenn es Ihnen stört, dass ich ein Gespräch mit meiner Freundin führe."
Wieder eine Pause und unverständliches Gemurmel.
"Kann man nicht in diesem Jahrhundert Freundin sagen, ohne als lesbisch abgestempelt zu werden? Hör'n Sie mal, Großmutter, wenn Sie Probleme mit Homosexualität haben, dann müssen Sie sich nach Russland begeben. Da sind Sie mit Ihrer Meinung nicht alleine."
Wieder Pause.
"Tugba, komm runter!", rief ich.
"Au! Au! Hören Sie auf! Sie sind doch nicht mehr ganz dicht! Hey! Das tut weh! Wenn Sie mich noch einmal mit Ihrem Porsche anfahren, reiße ich den Motor aus und schieb Sie, aua, auf die Straße!"
"Tugba?", fragte ich wieder.
"Süße, ich ruf dich später noch mal an. Die Oma will Krieg, dann kriegt sie Krieg!", zischte Tugba in den Hörer.
"Äh, Tugba?", meinte ich und schon war das Gespräch beendet.
Ich blickte auf das Handy und runzelte die Stirn.
"Okay, dass ist neu von dir, Maus", sagte ich und verzog mein Gesicht zu einer Grimasse, ehe ich das Handy wieder bei Seite legte.
"Fertig", sagte Kane und blickte zu mir.
Er war schon die ganze Zeit fertig gewesen und ich lobte ihn wieder.
"So Pause", sagte Kane und kletterte auf die Couch.
"Jetzt schon?", fragte ich lachend.
Kane seufzte müde und kuschelte sich in den Kissen ein.
Er nickte nur.
"Dann macht Mama mal weiter", meinte ich und Kane hielt mir nur den Daumen hin.
"Wow, das hast du mal wieder von Papa, oder?", fragte ich ihn.
"Klar", nickte er und stand wieder auf.
"Wohin des Weges?", fragte ich ihn, als er aus den Wohnzimmer ging.
"Gleich", sagte er nur und kam wenig später mit seinem Kuschelschaf wieder. Dann kletterte er wieder auf die Couch und kuschelte sich in den Kissen ein.
"Wo ist denn deine Flasche?", fragte ich Kane.
"Küche", murmelte er.
"Kakao?", wollte ich wissen und stand auf.
"Wasser", murmelte er und wirkte irgendwie müde.
"Okay", meinte ich und verschwand in der Küche. Ich schnappte mir eine der Flaschen und füllte diese mit Wasser, ehe ich wieder ins Wohnzimmer ging.
"Hier, Schatz", meinte ich und reichte Kane die Flasche.
"Danke, Schatz", entgegnete er und trank aus der Flasche, während er mit dem Schaf kuschelte.
Ich beschriftete die zwei Umzugskisten mit DVD's, Bücher, XBOX, sonstiger Dekomüll, ehe ich diesen bei Seite schob und darüber nachdachte, mir schon mal die Küche unter den Nagel zu reißen. Wenigstens das, was ich nicht mehr brauchte. Dann kann ich ja bis nächste Woche, immer was zu essen holen und brauchte nicht wirklich kochen.
"Dann räumt Mama mal die Küche ein", sagte ich.
"Hunger", meinte Kane müde.
"Ja, Mama macht bald Pizza. Schlaf aber erstmal. Sonst schläfst du noch beim Essen sein."
Kane schmunzelte und drehte sich mit dem Rücken zu mir. Ich schnappte mir einige Kartons und ging in die Küche.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top