Kapitel 48

KAPITEL 48


~ Marco's Sicht ~


"Hi, Mann", begrüßte mich Nuri sofort, als ich in sein Auto gestiegen war. Er hatte mich zum Training abgeholt und ich schmiss meine Tasche auf dem Rücksitz.

"Hey, du", sagte ich und schnallte mich an, nachdem ich die Tür zugezogen hatte.

"Alles cool?", fragte Nuri mich und fuhr los.

"Klar, alles okay. Bei dir?"

"Alles wie immer", nickte er.

"Cool", nickte ich ebenfalls. "May hat den Brief aus Dortmund bekommen, dass den Umzug nichts im Wege steht. Hat sie mir gestern Abend noch geschrieben", klärte ich Nuri auf.

"Das ist doch mal spitze. Wann soll's los gehen?"

"Nächste Woche schon. Ich würde ja helfen, aber wir müssen uns ja für Krasnodar vorbereiten."

"Wir sind am Wochenende eh in Hannover, frag doch ob Kane und sie rumkommen."

"Hatte ich auch vor", nickte ich. "Marcel, Papa, Mama und Robin helfen May dann beim Umziehen."

"Wie willst du denn das alles machen, mit den Zimmern?"

"Ich hab das eine Zimmer, wo nur Kartons rumstanden leergeräumt. Aber das wird ja für May reichen. Im Keller ist genug Platz für die restlichen Möbel. Das Gästezimmer wird Kane's Zimmer."

"Naja, vielleicht braucht May ja auch bald kein einzelnes Zimmer mehr und schon recht nicht die Suche nach einer Wohnung aufgeben, wenn das zwischen euch weiter so laufen wird."

"Wir haben uns nur geküsst. Das kann was bedeuten, oder auch nicht."

"Wir wissen aber alle, dass du dir das wünschst, dass es wieder was werden soll."

"Hoffentlich", nickte ich. "Wo fährst du denn hin?"

Ich blickte mich um und bemerkte, dass wir gerade in die völlig falsche Richtung fuhren.

"Wir müssen Erik abholen. Sein Auto ist in der Werkstatt und er hat keinen Leihwagen mehr bekommen."

"Das ist Mist."

"Naja, es hat ihn kein Leihwagen zugesagt. Du kennst doch Erik. Wenn er nicht seinen Mercedes fahren kann, wird er zur Diva."

"Typisch", schnaubte ich belustigt und wenig später hielt Nuri vor dem Wohnhaus von Erik.

"Von wegen er wartet schon draußen", grummelte Nuri und ließ den Motor verstummen. "Ach, wie lief eigentlich das Gespräch mit deinem Berater gestern?"

Nuri blickte zu mir und ich zu ihm. "Naja, eigentlich hätte ich mit einem mega Einlauf gerechnet. Das war zwar ein Einlauf, aber kein übertriebener, dass ich mir gewünscht hätte mich vor die Tram zu schmeißen. Er war schon sauer, dass ich ihn meinen Sohn verheimlicht habe."

"Was ist damit, an die Öffentlichkeit zu gehen?"

"Erstmal nicht", sagte ich kopfschüttelnd. "Das soll nicht gleich an die Öffentlichkeit."

"Hat ja genauso gut geklappt, wie mit deiner Führerscheinsache", grummelte Nuri belustigt.

Ich schnaubte und grinste dann doch. "Irgendwie schon. Aber das wird schon nicht passieren. Ich denke nicht, dass May will, dass das an die Öffentlichkeit kommt."

"Was, wenn ihr wieder zusammen kommen sollt? Irgendwann wird sie in die Öffentlichkeit kommen. Ob sie will oder nicht."

"Ich hab's schon mal acht Monate lang geschafft, dass die Medien nicht auf May aufmerksam werden. Dann kann ich das auch länger."

"Dein Wort in Gottes Gehörgang", sagte Nuri. "Da kommt unser Schönling mit den Schmollippen."

Nuri machte eine Kopfbewegung in Richtung Wohnhaus und ich folgte seinen Blick. Erik kam gerade aus der Haustür, die hinter ihn zuviel. Ich machte das Fenster runter.

"Wurde auch mal Zeit!", rief ich.

"Jaja, bin ja schon da-" Erik hielt inne und blieb stehen. "Hab meine Trainingstasche vergessen."

"Alter, die hängt über deine Schulter", meinte ich und verdrehte die Augen.

Erik blickte an sich herab und schlug sich die Hand vor der Stirn. "Ja, ich bin mal wieder so richtig nicht neben der Spur", meinte er und setzte sich dann auf die Rückbank.

Ich machte das Fenster wieder zu und ließ mich in den gemütlichen Ledersitzen zurückfallen.

"Moinsen, Jungs", meinte Erik und schnallte sich an.

"Eher Mittag", verbesserte Nuri ihn und fuhr los.

"Mensch, dass ihr Türken auch immer alles besser wissen müsst. Bist genau wie Günni", sagte Erik.

Ich lachte nur.

"Euch Deutschen, kann man auch nur verbessern. Das ist echt traurig", entgegnete Nuri.

"Ja, hast Recht", stimmte ich dann doch zu. "Manchmal können die Leute, die nicht Deutsch sind, besser Deutsch, als die Leute die Deutsch sind."

"Ja, genau, Mann. Davon kenne ich reichlich genug", murmelte Nuri.

Als wir dann endlich in Brackel ankamen und uns der Wärter durchgelassen hat, stoßen wir drei gleich in eine Diskussion von Mats und Marcel, die sich über meine Lieblingsserie unterhielten.

"Was? Ihr redet über GOT und das ohne mich?", fragte ich, als ich bei den beiden stehen blieb.

"Sag ich doch, wenn er mitbekommt, dass wir ohne ihn darüber reden, dass er sich ausgeschlossen fühlt", meinte Marcel.

"Das hab ich jetzt nicht so gesagt, aber naja-"

"Du fühlst dich ausgeschlossen, gib's zu", unterbrach Mats mich.

"Ihr könnt das ja schnell ändern, in dem ihr Aufklärung leistet", schlug ich vor.

"Nichts für Ungut, aber hätten dich nicht deine Eltern aufklären müssen?", fragte Ilkay und kam ebenfalls zu uns.

Die anderen lachten nur. Selbst Auba, der sowieso kein Wort verstanden hat und neben Ilkay stand.

"Haha, selten so gelacht", sagte ich trocken. "Nee, wir reden über Game Of Thrones", meinte ich.

"Okay, bye", sagte Ilkay und ging weiter. Er hatte noch nie so viel mit der Serie am Hut.

Ich wandte mich wieder zu Mats und Marcel. "Über was redet ihr?"

"Marcel ist der Meinung, dass Kit Harington, also der der Jon Schnee spielt, in der nächsten Staffel mit dabei sein wird."

"Jon Snow?", wollte Auba wissen und stellte sich mit verschränkten Armen neben mich. "Der is doch dead."

"Ja, eben", meinte Mats. "Jon Snow ist tot und kommt auch nicht mehr wieder."

"Aber, wieso wurde Kit Harington, mehrmals in Belfast gesehen? Mit langem Haar und Bart. Eben für die Rolle von Jon Snow? Du weißt schon das die in Belfast drehen, Hummi?"

"Schmelle, ohne Scheiß jetzt", sagte Mats wieder. "Die haben alle gesagt, dass er tot ist und nicht mehr wiederkommt."

"Aber, was, wenn die anderen das nur so gesagt haben, um uns das weiß zu machen? Jon Snow mag von seinem Brüdern der Wache erstochen worden sein, aber George R. R. Martin findet immer einen Weg."

"Ja, er findet immer einen Weg um Menschen in seinem Buch beziehungsweise Serie sterben zu lassen. Bald sind alle Charaktere draufgegangen und dann fängt er an uns Zuschauer durch den Fernseher zu ermorden", mischte ich mich mit ein.

"Dude, was hast du denn für eine Fantasie?", fragte Mats mich.

"Keine Ahnung, Dude", ahmte ich Mats nach. "Ich gehe nur alle Optionen durch."

"Isso", meinte Auba.

"Ja, du hast eh keinen Plan was wir hier reden", murmelte ich und Auba nickte zustimmend.

"Genau", meinte er nur.

Mats, Marcel und ich tauschten einen Blick aus und wandten uns dann wieder unseren eigentlichen Thema zu.

"Es können alle Optionen zutreffen. Jon Snow lebt, oder Jon Snow ist tot. Ich glaube ja immer noch, dass er als White Walker wiederkommt."

"Yes, Jon Snow could be dead. Or maybe he comes back as a White Walker", meinte Auba und grinste dann. "Damn, Jon is not longer Jon Snow. His new name is Snow White."

Auba fing lauthals an zu lachen und kriegte sich über sein gesagtes, gar nicht mehr ein, während wir drei wieder einen verwirrten Blick austauschten.

Bei Marcel machte es als erster Klick. "Achsoooo", meinte Marcel und fing ebenfalls an zu lachen. Dann kapierte ich es und stimmte mit ein. Nur der Arme Mats, kapierte immer noch nicht so recht.

"Was ist jetzt so zum schießen?", fragte er, nachdem wir uns drei die Tränen aus dem Gesicht gewischt hatten.

"Gott, mein Bauch", murmelte ich und krümmte mich nach vorne.

"Du wirst es auch noch verstehen", lachte Marcel, dessen Kopf Rot wie eine Tomate war und haute ihn Like-A-Kumpel auf die Schulter.

"Jungs!", schrie unser Trainer nach uns.

"Ich denke, wir sollten gehen", meinte ich. "Keine Lust auf Extrarunden."

"Auch", stimmte Auba zu und ließ Mats und Marcel ein großes Stück vor gehen.

"How's Curtis?", fragte ich ihn und erkundigte mich nach dem Wohlbefinden seines Sohnes.

"He's cool", meinte Auba. "What's with Kane?"

"He's cool too", nickte ich und erzählte Auba davon, dass die beiden nach Dortmund ziehen werden. Er fragte mich, wenn die beiden bei uns wohnen, wie ich das den anderen erklären soll, wenn wir mal wieder ein FIFA-Abend bei mir machen sollten, oder bei mir Essen.

"I'm going to be honest soon", antwortete ich nur.

"Just us?"

"Us?", fragte ich verwirrt.

"Just the team?"

"Yes, just the team", nickte ich. "That's crazy."

"Was? Das du Papa bist?", fragte Auba. Uiiii, er kann man Deutsch reden.

"Yeah, genau das", nickte ich und schnalzte mit der Zunge. Auba blickte mich nachdenklich an und scannte einfach mal mit seinem Blick mein ganzes Gesicht.

Dieser Blick hatte er auch aufgezogen, als er es erraten hatte, dass Kane mein Sohn ist. Obwohl. Das war ja auch einfach gewesen, dass herauszufinden.

"What?", fragte ich.

Auba grinste breit. "Nothing", antwortete er und klopfte mir auf den Rücken.

"Ihr beiden seit zu spät", sagte Weide zu mir, als wir in die Kabine kamen.

"Passiert", sagte ich und schmiss meine Trainingstasche auf die Bank.

"Ey, Marco", hörte ich Mo sagen.

"Was ist denn?", fragte ich und drehte mich zu ihm um, als ich mich umzog.

"Als doch dieses Aupair-Mädchen da war, also bei dir, das Kind, was Auba verschreckt hat."

"Was ist damit?"

"Ist das das Kind von dem Aupair-Mädchen?", hakte Mo nach.

Wieso auch immer blickte mich die anderen an.

"Ja, sie hat wie gesagt den Jungen abgeholt."

"Aber wieso hat sie ihn vorher nicht schon mitgenommen, als Nico weg war?", hakte er weiter nach.

"Weil sie ihn nach Hause gebracht hat, also das Aupair-Mädchen, da es Nico nicht gut ging."

"Ach, ehrlich. Wieso hat sie nicht auch nicht gleich den anderen Jungen mitgenommen?"

Ausrede! Ausrede, ich brauchte eine verdammte Ausrede! Jetzt sofort. Komm schon Hirn, ratterte, denk dir eine Lüge aus. Na komm.

Nuri bemerkte meinen leicht panischen Blick und sprang ein: "Weil sie nicht wussten, was mit Nico war. Deshalb haben sie den anderen Jungen erstmal bei Marco gelassen", sagte er.

Gott, ich danke Gott, für Nuri.

"Achso, okay", meinte Mo und ließ das Thema endlich abgehakt.

Während sich die anderen alle umzogen, schaute ich dankend zu Nuri, der nur nickte.

"Noch eine Frage", meinte Mo und drehte sich wieder zu mir.

"Was denn noch?", wollte ich leicht genervt wissen. Das genervte, konnte ich mir nicht verkneifen, weshalb Mo misstrauisch guckte, aber mich trotzdem fragte: "Wie lange ist das Aupair noch hier? Es gibt hier jemanden, der sich nicht traut, bei dir nach der Nummer nachzufragen."

Wirklich. Wirklich, aber so richtig ganz wirklich und unauffällig deutete Mo auf Erik, der sich gerade die Laufschuhe zuband.

Die anderen Jungs lachten alle.

"Als ob ich Erik die Nummer des Aupairs meiner Schwester gebe", schnaubte ich belustigt und teils leicht eifersüchtig.

"Was?", fragte Erik verpeilt und schaute auf.

"Du willst die Nummer des Aupairs meiner Schwester haben?", fragte ich ihn grinsend.

"Woher? Moritz!" Erik blickte erst verblüfft zu mir und dann leicht angepisst zu Moritz.

Dieser spielte nur das Unschuldslamm und zuckte mit den Schultern. "Ist mir rausgerutscht. Sorry, Bruh."

Erik wandte sich wieder zu mir. "Nein, will ich nicht", meinte er und wurde leicht rot.

Die anderen lachten wieder.

"Gib ihn die Nummer, sonst stirbt Erik noch als Jungfrau."

"Klar", meinte ich.

"Ehrlich?", fragte Erik hellhörig und zog sein Handy hervor.

"Das ist 0176-ich-gebe-dir-höchsten-einen-Tritt-in-den-Arsch-742", meinte ich und murmelte den Teil mit den Worten vor mich hin. Erik war am Tippen und blickte zu mir auf.

"Du mich auch, Alter", sagte er und steckte das Handy wieder weg, während die anderen wieder am lachen waren.

"Mal ehrlich, Erik. Als ob Marco dir die Nummer der Kleinen gibt", lachte Mats.

"Marco hat sie bestimmt schon für sich beansprucht", stimmte Mo lachend zu.

"Nein", meinte ich und schnitt eine Grimasse.

"Was, hat sie dich abblitzen lassen?", fragte Nuri und spielte das ganze Spiel mit.

"So würde ich das jetzt nicht sagen", meinte ich und schlüpfte in meine Laufschuhe.

Ein "Uuuuuuuuuuuh", ging durch die Männerrunde.

"Soso, Herr Reus", meinte Neven neugierig.

"Du weißt schon, dass du eine Freundin hast und die heißt Caro?", fragte Schmelle mich.

"Caro ist Geschichte und das schon mehr als einer Woche. Die wohnt jetzt bei ihrem neuen Macker und brütet ein Kind von ihm aus."

Jetzt ging ein "Ooooooh, scheiße Alter", durch die Kabine.

"Sicher, dass das Balk nicht von dir ist?", fragte Mats.

"Ziemlich sicher", nickte ich.

"Mach zur Sicherheit noch mal einen Vaterschaftstest", warf Matze ein.

Ich zuckte mit den Schultern. "Mal gucken."

"Kommen wir zurück zu dir und dem Aupair", meinte Mo grinsend.

Die anderen stimmten mit einem Nicken zu. Wenn die alle nur wüssten, dass es kein Aupair gibt, dass dieses nur eine Lüge ist.

Irgendwie kam ich mir schlecht vor meine Jungs anzulügen. Habe ich ja schon mal und das mit der Führerscheinsache, aber das war hier ja noch was anderes. Ich war seit fast drei Jahren Papa.

"Was habt ihr jetzt?", fragte ich in die Runde.

"Na, wieso gibst du Erik nicht einfach die Nummer von der Kleinen?", fragte Mats.

"Weil ich nicht einfach so Nummern rausgebe", antwortete ich.

"Jaja, bestimmt denkt er sich auch nur, wieso sollte er sie teilen, oder jemanden anderen geben, weil er sie zuerst angeleckt hat", meinte Mo weiter.

Wir alle blickten zu ihn.

"Was?", fragte er.

"Ich habe das Gefühl, dass du nicht darüber nachdenkst, was du sagst, noch was du überhaupt sagst", meinte Nuri.

Mo dachte nach. "Ja, stimmt."

Ich verdrehte nur leicht die Augen und nur fünf Minuten später machten wir uns alle auf den Weg zum Trainingsplatz.


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Platz #32 in Fanfiction, läuft bei mir :D
Woaaah, danke für die ganzen Votes und Reads und Kommis :)
Emely, weißt du noch, irgendwann in den vorherigen Kapiteln, dein Kommentar über den Berater und Marcos Führerscheinsache? :D
Hahaha :D


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