Kapitel 4
KAPITEL 4
~ May's Sicht ~
Am nächsten morgen war ich schon früh wach gewesen. Eigentlich hätte ich damit gerechnet, dass Kane mich wach machen würde, aber er lag noch neben mir auf der Couch und war im Land der Träume verschwunden.
Während Kane noch davon träumte, gegen Drachen zu kämpfen, okay, das bezweifle ich, ich denke, er träumt lieber von Fußball -, sprang ich unter die Dusche, machte mich weiter fertig und deckte dann den Küchentisch zum Frühstück, ehe ich ein paar Brote für die Fahrt schmierte.
"Maaaaaaaaamiiii", rief Kane nach mir, als ich seinen Kakao in der Mikrowelle erhitzte.
"Ja, bin gleich da!", rief ich zurück und ging ins Wohnzimmer, wo Kane ungeduldig auf mich wartete.
Er stand auf der Couch und hüpfte auf und ab.
"Kane, wie oft muss ich dir noch sagen, dass du nicht auf dem Bett noch auf der Couch hüpfen sollst, wenn ich nicht in der Nähe bin?", ermahnte ich, als ich die Jalousien hochzog und die Balkontür kippte, um frische Luft reinzulassen.
Kane ließ sich auf meinem Kopfkissen plumpsen und blickte wartend zu mir.
"Frühstück?", fragte ich.
"Windel?", stellte er die Gegenfrage.
Auch wenn Kane tagsüber ohne Windel rumlief, trug er in der Nacht eine. Man konnte ja nie wissen.
"Dann einmal eine frische Windel für Kane", meinte ich, hob den Kleinen von der Couch und ging nebenan ins Zimmer.
Nachdem ich Kane gewickelt hatte, zog er mich in die Küche, da er ziemlichen Kohldampf hatte.
"Ich will Fußballer werden. Wie Papa", meinte Kane und kaute auf seinem Käse-Salami-Toast mit Gurken herum.
"Das solltest du. Es schlummert sicherlich dasselbe Talent in dir, wie Marco hat."
"Genau. Vielleicht wird Papa später bei Dortmund mein Trainer. Kloppo und der Neue sind ja so alt."
"Du meinst Tuchel?"
"Ja, der", nickte Kane.
"Dann sollten wir dich mal beim Fußball anmelden."
"Jaaa, heute", meinte Kane begeistert.
"Wir fahren heute nach Dortmund. Dafür haben wir keine Zeit."
"Doch, in Dortmund?"
"Soll ich dich jeden zweiten Tag fast drei Stunden da hinfahren und wieder abholen. Kane, das geht beim besten Willen nicht. Wir melden dich hier an. Das Problem ist, du kommst da erst mit dreieinhalb Jahren rein."
"Hä?"
"Ich kann dich zwar anmelden, aber dann darfst du erst nächstes Jahr im Sommer spielen, weil du da dann alt genug bist."
"Aha", meinte Kane und wir wussten alle, dass er das kein bisschen kapiert hatte. "Ich will aber in Dortmund spielen!"
"Kane, dass geht beim besten willen nicht. Tut mir leid."
"Dann hier?"
"Ja, aber erst nächstes Jahr."
"Menno", schmollte Kane.
Nachdem wir gefrühstückt und aufgeräumt hatten, gingen wir in Kane's Zimmer, um ihn fertig zu machen.
"Was magst du denn anziehen?", fragte ich ihn und Kane stand grübelnd vor seinem Kleiderschrank.
"Ah", meinte er entzückt und riss seine BVB-Shorts aus dem Schrank. Gefolgt von dem Bambini-Trikot mit der Reus-Beflockung. "Und das."
"Okay, was sind mit Socken? Eine frische Unterhose, ein Unterhemd und Schuhe?"
"Och", meinte er und suchte auch diese Sachen aus seinem Schrank raus. Ich half Kane beim anziehen und die Schuhe wollte er selbst anziehen.
"Bin gleich wieder da", sagte ich zu Kane, der mit seinen Nike-Sneakers beschäftigt war.
Ich ging durch die Wohnung und schaltete fast alle Elektrogeräte aus, die ausgeschaltet werden dürfen. Sicherheitshalber schloss ich noch die ganzen Fenster ab.
"Mama?", rief Kane aus Wohnungsflur.
"Ja?"
Als ich auf den Flur ging, zog Kane sein Trolli in Richtung Wohnungstür.
"Wartest du mal!"
"Is' gut."
Nachdem ich noch alles durchgegangen bin, ob ich alles wichtige habe, wie Schlüssel, Geld, unsere Krankenkarten, etc..., konnten wir endlich los.
Wir wohnten im zweiten Stockwerk und es war klar, dass Kane den Koffer nicht alleine runtertragen konnte. Ich steckte meine Autoschlüssel in den Mund und trug beide Koffer nach unten. An der Haustüre drehte ich mich zu Kane, der ganz langsam die Treppen runterkam. Hielt sich dabei am Geländer fest.
Normalerweise trug ich ihn immer runter und hoch, aber anscheinend wollte der Herr erwachsen werden, so wie es sich herausstellte, als ich ihn fragte, ob er denn Hilfe von mir bräuchte.
"Nein", kam es wie aus der Pistole geschossen.
"Okay."
"Geschafft", meinte Kane zufrieden, als er die letzte Stufe hinter sich hatte.
Stolz grinsend blickte Kane zu mir auf.
"Gut gemacht, dann kannst du ja bald auf die große Toilette gehen."
"Aber, aber, ich kann doch da reinfallen?"
"Nein, solange du nicht die Spülung drückst", ärgerte ich den Kleinen und seine Augen sprachen Bände. Er war sichtlich schockiert.
Er schnappte sich seinen Koffer und ging vor zum angrenzenden Parkplatz.
Ich packte die Koffer in den zickenden Kofferraum und setzte Kane in seinem Kindersitz. Die Kinderflasche mit dem Apfelsaft, nahm Kane entgegen, als ich sie ihn reichte.
Als ich auf dem Beifahrersitz platz nahm, schrieb ich Marco eine SMS, dass wir uns jetzt auf den weg in Richtung Dortmund machten.
Es kam ein einfaches Ok zurück und mehr nicht. Untypisch für ihn.
Ich legte mein Handy weg und machte mich dann auf den Weg nach Dortmund.
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