Kapitel 36

KAPITEL 36

~ Marco's Sicht ~

"Is jetzt nicht wahr, dass May den Seitenspiegel abgetreten hat!"
Das war das einzige, was Robin aus meiner Erzählung raushörte, während Marcel nur den Kopf schüttelte.

"Doch, aber das tut jetzt nichts zu Sache", meinte ich und fing an meine Sachen in meinen Koffer zu packen. "Ich hoffe nur, dass dieser Pisser uns jetzt in Ruhe lässt."

"Ich hoffe es auch", nickte Marcel.

"Meintest du das eigentlich ernst, was du vorhin über May gesagt hast?", hakte Robin nach.

"Was meinst du?", stellte ich die Gegenfrage.

"Stell dich jetzt so dumm, mein Lieber", mischte sich jetzt auch noch Marcel mit ein. "Oder hast du das während der Wut total vergessen?"

"Ich zitiere. Das ist meine Familie, May gehört zu mir und keinen anderen. Verdammt noch mal Marco, rede doch mal endlich mit ihr", grinste Robin breit.

Ich dachte nach. Moment.

"Könnt ihr mir heute Abend einen Gefallen tun?", fragte ich.

Die beiden tauschten einen Blick aus. "Klar", kam es von den beiden wie aus einem Mund.

"Cool, dann seit gegen sechs da und passt auf Kane auf. Und die Sache mit Richard, die unten passiert ist, davon erfährt sie  nichts."

"Ich lüge May nicht an", sagte Marcel und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Ist ja nicht so, dass du die Lüge mit ins Grab nimmst. Ich sag es ihr. Nur nicht heute. Ich will den Tag nicht kaputt machen."

Marcel nickte nur. "Na gut."

"Gehst du mit ihr essen?", fragte Robin.

"Nee, ich hab einfach nur mal wieder Lust bowlen zu gehen."

"Weil du darin genauso gut bist wie in Fußball und May sowieso nicht gewinnen lässt?", meinte Marcel.

Ich blickte Marcel an. "Das hat beim besten Willen mal nichts damit zu tun. May ist miserabel im Bowlen. Und so habe ich die Chance, ihr wieder näher zu kommen."

"Näher, als vor einer Woche, als du ihr einfach einen Kuss auf den Mund gedrückt hast?"

"Ich hoffe es", meinte ich und ging ins angrenzende Badezimmer, um meine Kulturtasche zu holen.

"Und was, wenn es May zu schnell gehen sollte?", hörte ich Marcel bedenklich sagen. Er kam ins Badezimmer und lehnte sich an die Tür, während ich mein Zeugs in die Kulturtasche stopfte.

Robin war ihn gefolgt und hatte schon wieder tränende Augen, was ich aber erstmal ignorierte. Gab ich später mein Kommentar dazu.

Marcel warf einen Blick zu Robin. "Halt dich ja davon fern", sagte dieser neckend und zeigte auf die Wand, wo das Klospray hang.

Robin schnitt eine Grimasse und blickte zu mir. "Was, wenn es May echt zu schnell gehen sollte. Ich meine, das war damals nicht anders."

"Jetzt tu nicht so, als ob du May dein ganzes Leben lang kennst. Sie hat das damals nicht gemacht um Marco zappeln zu lassen, sie war unsicher mit sich selbst, mit der ganzen Situation, da du eben kein normaler Mensch bist." Marcel redete erst mit Robin und drehte sich dann im Verlaufe seines Geredes zu mir.

"Ich bin normal, meine Mutter hat mich testen lassen", murmelte ich und zog den Reißverschluss zu. 

"Wieso glaube ich dir das aufs Wort", grinste Robin und ich warf ihn einen warnenden Blick zu.

"Mal ehrlich, wenn es May wieder zu schnell mit uns gehen wird, dann wird sie das schon signalisieren."

Marcel und Robin lachten. "Wie damals, als sie dir eine gepfeffert hat, als du sie einfach geküsst hast?"

Schon beim bloßen Gedanken, brannte meine Wange wieder. "Danach hat sie das nie wieder gemacht", meinte ich und grinste.

"Hundert Mäuse, dass sie das heute machen wird, wenn er sie küssen wird und sie ihn eine reinhaut", meinte Robin und hielt Marcel die Hand hin.

"Ich wette darauf nicht, das kannst du vergessen", winkte Marcel ab.

"Dann frag ich Olga die Putzfrau, die mir heute zwei Bonbons auf dem Kissen gelegt hat und er hatte nur ein Bonbon? Ganz recht, der hier", meinte Robin und zeigte auf Marcel. "Sie mag mich. Vermutlich erinnere ich Olga an ihrem Sohn."

"Oder die hatte einfach nur Mitleid mit dir, weil du so blöd bist und dir das Klospray in die Augen gesprüht hast", stellte ich fest und blickte Robin an.

Marcel grinste nur. "Ich denke, unser Marco hat mal den Hammer auf die Nadel gehauen."

"Hä?", fragten Robin und ich gleichzeitig. "Das heißt doch anders, oder nicht?"

Fragend blickten wir beide uns an und zuckten wieder mit den Schultern.

"Wie dem auch sei. Du willst May heute küssen, huh?"

"Wenn sich die Chance ergibt und May nicht ihre Hände aneinander reibt, um mir eine zu pfeffern, vermutlich ja. Wenn nicht, muss ich das respektieren und wieder wie ein Fisch am Land zappeln."

"Ich denke, dass wird nicht so schlimm werden. Sonst hätte sie dir schon vor dem Spiel eine runtergehauen, als du ihr einen Kuss auf den Mund gedrückt hast", meinte Robin aufmunternd.

"Ach, wo warst du eigentlich gestern Nacht?"

"Hab bei May geschlafen."

"Uuuuuuuuuuuuuuuiiiiiiii", machten die beiden Idioten und blickten mich grinsend an.

"Bei May geschlafen, nicht mit May", stellte ich klar.

"Hättest du gesagt, dass du mit May geschlafen hättest, wäre das, uuuuuuuuuuuuiiiiiiii, gar nicht erst vorgekommen. Dann hätten wir gejubelt und gegröhlt und mit Konfetti geworfen", meinte Marcel.

"Wie sind wir noch mal Freunde geworden?", fragte ich.

Die beiden tauschten einen Blick aus und zuckten mit den Schultern, ehe die beiden mich wieder anblickten.

"Was?", wollte ich wissen.

"Hast du in der Badewanne geschlafen?", fragte Marcel und betonte das Wort Badewanne extra.

"Erst, aber dann hat May mich mit auf die Couch geholt."

Die beiden tauschten einen verschwörerischen Blick aus und dann wieder zu mir.

"Und du hast nicht Daunenkissen mit ihrer Brust verwechselt?"

Robin und Marcel prusteten beide los und ich kam mir verarscht vor.

"Woher zum Teufel wisst ihr das schon wieder?"

Robin zeigte auf Marcel und Marcel meinte trocken: "Von May."

Ich lief knallrot an und quetschte mich zwischen den beiden vorbei, um meine Tasche weiter zu packen. Irgendwas musste ich machen, um den Hohn und Spott von meinen besten Freunden nicht weiter ertragen zu müssen.

       "Wir sehen uns nachher. Seit pünktlich", erinnerte ich die beiden noch einmal, als ich vor dem Hotelzimmer stand.

Die beiden waren zwar von ihrem Lachanfall runtergekommen, aber sahen so aus, als ob sie sich immer noch über mich lustig machten.

"Klar, machen wir. Marcel wechselt gerne Kane's Windeln und ich denke er kann sich im Gegensatz zu dir, zusammenreißen."

"Wow, Jungs. Ich liebe euch auch", meinte ich und ließ die beiden einfach stehen.

An der Rezeption, die wieder besetzt war, meldete ich mich ab und bezahlte mit Karte, ehe ich mich mit meinem Gepäck auf dem Weg zum Parkplatz machte, dass Handy an meinem Ohr, um eine Reservierung für eine Bahn zu bekommen. Ich hatte Glück, ich habe gerade noch die letzte bekommen.

Ich hatte May ziemlich warten lassen, aber das tat mir leid. Nach dem Telefonat steckte ich mein Handy weg und öffnete die hinterer Tür, um mein Gepäck in den Fußraum neben Kane zu stopfen. Lust eine halbe Stunde an dem Kofferraum zu stehen, hatte ich nicht und May sicherlich auch nicht, da ich vermutlich jetzt schon wieder ihre Nerven strapaziert hatte.

"Sorry, das du solange warten musstest. Es hat an der Rezeption gedauert und ich musste noch ein Telefonat führen", meinte ich. 

"Okay", hörte ich May sagen. Ich knallte die Tür zu und lief um das Auto herum, ehe ich mich auf den Beifahrersitz setzte.

Als ich mich angeschnallt hatte und May den Motor startete, meinte ich: "Wir beide gehen heute bowlen."

May blickte kurz zu mir und dann wieder auf die Straße. "Wie? Mit Kane?"

"Ohne Kane. Ich habe einen Babysitter arrangiert", grinste ich.

"Eine fremde Person, die auf Kane aufpasst?"

"Ruhig bleiben. Hab mir sagen lassen, dass diese Person nett ist. Keine Bange."

"Das beurteile ich nachher, wenn diese besagte angeblich nette Person vor meiner Wohnungstür steht. Die ersten drei Sekunden, wenn ich die sehe zählen. Ist sie mir nicht sympatisch, knall ich der Person die Tür vor der Nase zu. Wenn sie mir sympatisch ist, dann auch."

"Die Frau war Tagesmutter gewesen. Ruhig Blut", meinte ich und zog die Lüge um den wahren Babysitter immer länger.

"Frau? Wie alt ist die?", fragte May und rümpfte ihre Nase. 

Und wie sie ihre Nase rümpfte. Das war ganz und gar nicht gut. Ganz und gar nicht. Aber nur für die Frau. Für mich war das ganz belustigt, weil ich wusste, dass sie gerade ziemlich eifersüchtig war. Das war doch auch schon wieder eine kleine Bestätigung, dass da noch tief in ihr drinnen kleine Gefühle schlummerten, die nur darauf warteten angezündet zu werden. Heißt das so?

Nee, das heißt doch entfacht, oder nicht?

Wie dem auch sei. Vielleicht wird es doch nicht so lange mit uns dauern.

"Fünfzig, ist vierfache Mutter, siebenfache Großmutter", log ich weiter.

"Aha", meinte May.

"Und ich kann jetzt noch nicht entscheiden, ob sie mein Typ ist oder nicht", meinte ich ernst und innerlich fing ich an zu lachen und wollte May einfach nur Ärgern und gucken, wie eifersüchtig sie noch werden konnte.

Aber mir war sofort klar, als sie nach dem Satz ziemlich kühl blieb, dass sie mich durchschaut hatte, mit dem Scherz, ob sie mein Typ ist oder nicht.

"Vielleicht geht sie mit dir mal aus", meinte May und umfasste das Lenkrad fester.

Ich korrigiere mich, dann doch mal. Sie ist wirklich eifersüchtig. Innerlich grinste ich und blickte aus dem Fenster.

"Wenn sie mein Typ sein sollte, werde ich sie natürlich sofort fragen", meinte ich und konnte mir doch kein Lachen verkneifen.

May haute mir knurrend auf die Brust.

"Au!", rief ich und rieb mir die Brust.

"Selbst Schuld", lachte May.

"Ach, du kannst ja doch noch lachen."

"Klar, kann ich das. Mein Lachgetriebe ist ja nicht kaputt, oder so."



Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top