Kapitel 35
KAPITEL 35
~ Marco's Sicht ~
"Wohin?", fragte Kane uns, als wir uns auf den Weg zum Hotel machten.
"Papa muss zum Hotel und holt seine Sachen."
"Ich schlafe wieder bei euch", fügte ich hinzu und drehte mich im Sitz zu Kane, der mich grinsend anklickte.
"Wir beide warten hier", meinte May, nachdem sie auf dem großen Parkplatz fuhr.
"Ich hab gesehen, dass hier eine Bowlingbahn ist", meinte ich und drehte mich zu May, als sie gleich in der nähe des Hotels hielt.
In dem Gebäude daneben, war ein Kino, eine Diskothek und eben diese Bowlingbahn gewesen.
"Und?", fragte May und blickte ebenfalls zu mir.
"Ich dachte wir beide gehen heute Abend zusammen eine ruhige Kugel schieben", schlug ich vor.
"Was ist mit Kane?", fragte May.
"Ach, verdammt", meinte ich und warf meinen Kopf in den Nacken.
Würde Gott mich ein kleines wenig mögen, dann würde er mir, oder besser uns, einen großen Wunsch bescherren.
"Na gut", meinte ich. "Dann machen wir das eben in Dortmund."
"Oki", nickte May und ich stieg aus.
Ich betrat durch den Hintereingang das Hotel und hätte am liebsten auf den Boden gekotzt, als ich Rich-Richard in einen der Ledersessel in der Sitzecke sah.
"Ah", meinte er, als er mich sah.
"Was?", zischte ich.
Er warf mir was zu, was ich auffing. Es war das Klebeband gewesen.
Sauer blickte ich den Kerl an. "Woher wissen Sie, dass ich hier bin?"
Wütend schmiss ich das Klebeband neben mir in den Mülleimer.
"Setzen Sie sich", bat mir Richard an und zeigte auf den Stuhl gegenüber von sich.
"Ich hab für den Mist echt keine Zeit", meinte ich und wollte weiter gehen.
Doch Richard hielt mich an meinem Handgelenk fest und ich blieb stehen- riss mich von ihm los. "Geht's noch?"
"Ich will nur mit Ihnen reden. Über Elena."
"Ich will Ihnen ja nicht unterstellen, dass sie vermutlich Probleme mit dem Hören haben, aber das Sie mich nicht verstehen, lässt ja nichts anderes vermuten."
"Elena hat mich vorgewarnt, dass Sie eine genauso spitze Zunge wie Ihre Tochter haben. Und nun setzen Sie sich. Fünf Minuten würden Sie doch nur für mich bereitwilligen können."
Am liebsten hätte ich den Kerl am Nacken gepackt und seinen Kopf auf den Glastisch geschlagen.
Mensch, was ist denn los mit mir?
Wieso hatte ich auf einmal solche aggressiven Gedanken?
Das lag doch bestimmt an Richard, an seiner Aura.
"Setzen Sie sich, Herr Reus."
Ich verdrehte die Augen und setzte mich widerwillig gegenüber von ihm.
"Wat is?", fragte ich ungeduldig.
"Elena weiß nicht, dass ich hier bin und das soll bitte auch bleiben. Auch ihre Freundin soll von diesem Gespräch nichts mitbekommen."
"Wieso sollte May das nicht mitbekommen. Und außerdem sind wir nicht zusammen", entgegnete ich.
"Ich bin mir nicht sicher, ob May es dann für sich behalten kann."
"May, kann Sachen für sich behalten. Sie ist nicht so, dass sie durch die Welt rennt und allen alles erzählt."
"Dann ist ja gut. Sie beiden sind also nicht zusammen?"
"Hab ich doch gesagt", meinte ich patzig.
"Ich sehe Ihnen an, dass Ihnen das nicht gefällt", meinte Richard.
"Das hier gerade in diesem Moment? Dieses Gespräch? Da haben Sie recht."
"Das Sie und Elenas Tochter nicht zusammen sind. Sie gucken das Mädchen immer so an, als ob Sie ihr gleich einen Heiratsantrag machen würden."
Ich sagte nichts.
"Ein bisschen mehr Gesichtsmimikakrobatik in Ihrem Gesicht, Herr Reus."
"Ich kann mir gerade besseres vorstellen, was mir mehr Spaß macht, als hier zu sitzen und mit Ihnen diese Konversation zu führen."
"Fußball spielen?"
"Mit massiven Dünnpfiff auf dem Klo sitzen", meinte ich trocken und ohne jede Emotion.
Richard lachte. "Und Humor haben Sie auch noch. Ganz sympathisch. Und nicht nur, da Sie für meine Lieblingsmannschaft auflaufen."
"Aha", meinte ich unbeeindruckt. "Was wollen Sie jetzt? Ich hab bedauerlicherweise nicht den ganzen Tag Zeit."
"Auch wenn es der Seitenspiegel meines Autos war, was einer meiner Lieblinge ist, kann ich Ihrer wunderschönen Freundin, pardon, Exfreundin",
Das Exfreundin betonte er extra und mit einem breiten Grinsen.
Oh, du Widerling, dein Gesicht macht gleich Bekanntschaft mit dem Glastisch zwischen uns.
Er fuhr fort: "Ich kann Ihr einfach nicht, dass Geld aus der Tasche ziehen. Da bin ich menschlich."
"Und?"
"Elena nimmt mich aus wie eine Weihnachtsgans. Weshalb ich mich vorhin von ihr getrennt habe."
"Glückwunsch."
"Danke sehr, Herr Reus."
"Hm."
"Sie ist total ausgerastet und ich sage mal, der Apfel fällt nicht weit vom Baum. Der andere Seitenspiegel meines Ferraris musste leiden."
"Mir kommen die Tränen", meinte ich ironisch und trocken.
"Einfühlsam sind Sie auch noch."
Ich verdrehte nur die Augen.
"Nun denn, ich bin ziemlich dafür bekannt, dass ich nicht lange, ohne weiblichen Anhängsel leben kann. Ich brauche eben mein Frauchen um mich herum, die mich an meine Termine erinnert, sehr zärtlich zu mir ist, wenn Sie verstehen was ich meine."
"Ja, weshalb mein Döner gleich hoch geschossen kommt."
"Und da hätte ich schon die perfekte Frau. Jung, wunderschön, frech."
"Und wieso zum Teufel texten Sie mich deswegen voll?"
"Ich will Ihren Segen", meinte er munter.
"Den Segen, dass Sie jetzt sofort das zeitliche Segnen?", fragte ich hellhörig.
"Junge, Sie sind witzig. Das mag ich."
"Witzig wäre auch, wenn Sie jetzt an einem Herzinfarkt sterben."
"Meine Pumpe ist fit. Was ist nun?"
"Was?"
"Kriege ich Ihren Segen?"
"Für was, Mann?"
"Dafür, dass ich eben Ihre Exfreundin zu meinem weiblichen Anhängsel mache, zum Ausgleich, wegen dem Spiegel."
Ich dachte, ich habe mich verhört. Hat dieser Penner das gerade wirklich gesagt.
"Bekomme ich den Segen, oder nicht?", hakte er ungeduldig nach. "Herr Reus, kommen Sie schon. Ich denke nicht, dass Ihre Beziehung zu Elenas Tochter wieder aufgeflammt werden kann. Bekomme ich Ihren Segen?"
Ich stand auf und atmete tief durch, ehe ich mich kurz im Foyer umschaute. Die Rezeption war leer. Auch Richard war aufgestanden und hielt mir die Hand hin.
Grimmig blickte ich diesen widerlichen Kerl an, packte ihm an Kragen und drückte den sichtlich schockieren Mann an die Wand.
"Lassen Sie uns in Ruhe. May und mich. Das ist meine Familie und ich gebe Ihnen einen Scheißdreck. May gehört zu mir und zu keinen anderen. Ist das in Ihrem herumkullernden Hirn angekommen, Sie jämmerlicher Pisser?", knurrte ich bedrohend.
Ich ließ den Kragen vom Kerl los und klopfte ihn das Polohemd gerade, ehe ich ihn einen warnenden Blick zu warf.
"Ich werde diesen Angriff zur Anzeige bringen, Herr Reus", meinte Richard und blickte an mir vorbei. "Die Herren können es bezeugen."
Bitte keine Zeugen. Bitte keine Zeugen.
Ich warf einen Blick über meine Schulter und war froh, die beiden Gesichter zu sehen.
"Ich denke, wir können es eher bezeugen, dass Sie einen Sprung in der Schüssel haben", meinte Marcel.
"Sie sollten auf Marco hören. Er ist zwar Fußballer, aber er hat eine ziemliche Linke", fügte Robin.
"Zischen Sie ab. Sie haben noch die Chance ohne blaues Auge aus dem Hotel zu kommen."
"Das sehe ich genauso", meinte ich und blickte zu Richard. Er schluckte nur, drängelte sich an mir vorbei, bedacht mich nicht irgendwie zu berühren und war verschwunden.
"Und das mit den 5000 Euro können Sie sich auch in den Arsch schieben!", rief ich hinterher.
"Kannst du uns aufklären?", fragte Robin.
Gleichzeitig fragte ich: "Was macht ihr hier?"
"Ich hab zuerst gefragt", meinte Robin.
"Ich als zweites", entgegnete ich und blickte Robin in die Augen. "Hast du schon wieder gekifft?"
"Nein, seine Augen haben eine Reizung", lachte Marcel.
"Er hat geheult?", fragte ich grinsend.
"Nein, die haben doch im Bad diese Raumsprays an der Wand. Als er draufgedrückt hatte, ist das Ding abgebrochen und das Zeug voll in seine Augen gespritzt. Kamen gerade vom Augenarzt an der Bahnhofsstraße wieder. In selbem Gebäude hat May auch ihren Zahnarzt."
"Du kennst nicht mal die Adresse deines Zahnarztes", meinte Robin.
"Als ich hier gelebt habe, war die Baxmann auch meine Zahnärztin", erklärte Marcel und blickte zu mir.
"Alter, was hast du dich jetzt eigentlich mit dem Kerl angelegt?"
"Ja, isso. Klär uns auf, Mann."
"Im Zimmer."
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