Kapitel 29
KAPITEL 29
~ Marco's Sicht ~
"Hast du eine Hose an?", fragte May und kam ins Wohnzimmer, nachdem ich meine Jeanshose wieder angezogen hatte. Ich legte die Decke auf die Couch und reichte ihr das Kühlkissen.
"Eine Frage. War der direkt an deinem Sack?", fragte sie und zeigte auf das Kühlkissen in meiner Hand.
Ich lachte. "Nein, wenn du es genau wissen willst, dann hab noch eine Boxershorts angehabt."
"Ich hoffe es", meinte May und schnappte sich das Kühlkissen, ehe sie in die Küche ging.
"Vielleicht habe ich auch keine Boxershorts getragen!", rief ich May grinsend hinter her. Ja, ich gab's zu, ich wollte May eigentlich nur Ärgern.
"Sei ehrlich jetzt!", rief May aus der Küche.
"War ich doch. Jetzt es liegt es an dir herauszufinden, was die Wahrheit war und was nicht."
Lachend ließ ich mich auf die Couch fallen, als ich May aus der Küche herumfluchen hörte.
"Ich hab das Ding gründlich abgewaschen", meinte sie, nachdem sie wieder ins Wohnzimmer kam. "Bei dir kann man ja nicht wissen."
"Ach komm schon, ich hab dich doch nur geärgert", grinste ich.
"Wie dem auch sei. Was machen wir jetzt noch bis heute Abend?", fragte sie und setzte sich neben mich auf die Couch.
"Irgendeinen Film gucken?", schlug ich vor.
"Wolf Of Wall Street?", fragte May und ich zog nur die Augenbrauen hoch.
"Hast du Kane vergessen?"
"Dann eben Findet Nemo", meinte May und rief nach Kane, der ins Wohnzimmer geflitzt kam.
"Ja?", fragte er hoffnungsvoll. Vermutlich dachte er, Mama und Papa hatten es sich anders überlegt und geben ihn doch seine Oreos wieder, aber so war es nicht.
"Wollen wir Findet Nemo gucken?", fragte May und blickte auf Kane runter.
Dieser musste nur Seufzen und blickte zu mir. "Orjo's?", fragte er mich.
"Nein, keine Oreo's", entgegnete ich kopfschüttelnd.
"Ja, okay", meinte Kane und kletterte dann neben mir auf die Couch.
Nachdem May den Film in die XBOX 360 gelegt hatte, setzte sie sich zu uns mit auf die Couch.
Durch den Film kriegten wir eine Menge Zeit rum, sodass May perfekt zum Abspieler sich fertig machen konnte.
"Wooooooooooohlääääääään wooooooohr gleiiiiiooooch faaaahrooooon", ahmte ich Dori und ihrem Walisisch, oder wie sie das genannt hatte nach und ging in Richtung Kinderzimmer.
Kane fing wie verrückt an zu lachen, der immer noch im Wohnzimmer saß und sich das langweiligste an einem Film anschaute und zwar den Abspann.
"Nice", bemerkte ich fett grinsend, als ich sah, dass May nur in Sport-BH und enger Sporthose vor mir stand. Sie war nicht fett und nicht so schlank, dass man die Befürchtung hatte, dass, wenn man sie umarmt, die Rippen brechen würde. Sie war zwar schlank, aber hatte die perfekten Rundungen an den Stellen, wo sie hingehörten.
"Raus!", zischte sie mich an und warf einen ihrer Turnschuhe nach mir. Dieser touchierte meine Schläfe und ich war dankbar, dass es nicht mein Auge war.
"Ist ja gut", meinte ich und trat mit meinem rechten Fuß, da mein Zeh am linken Fuß ja gebrochen war, zurück ins Zimmer, ehe ich die Tür zu zog.
"Echt nice."
Mit einem noch breiteren Grinsen ging ich wieder ins Wohnzimmer und schmiss mich zu Kane auf die Couch.
"Papaaaaa!", rief er und sprang auf mich drauf.
Um ein Haar, wäre es in diesem Monat zum dritten Mal passiert, wo es crunched eggs gab, aber ich konnte Kane gerade noch auffangen und hochheben, bevor er mit seinem Gewicht auf meine schon schmerzenden Kronjuwelen knallen konnte.
Kane lachte wie verrückt, als ich ihn hochhob. Grinsend blickte er auf mich herab.
"Jetzt lass ich dich nicht mehr runter", meinte ich und zog meine Arme an, um Kane einen Kuss auf die Nasenspitze zu geben.
Er lachte nur. Ich drückte meine Arme wieder gerade und Kane streckte die Arme aus.
"Ich schwimm", meinte er.
"Nee, du fliegst", verbesserte ich ihn und zog ihn wieder zu mich runter. "Und noch ein Kuss."
Diesmal war es Kane, der mir einen Kuss auf die Nasenspitze gab.
"Womit verdien ich dass denn?", fragte ich verblüfft.
Er grinste nur und wollte wieder hochfliegen.
"Und fliiiiieg", meinte ich und streckte die Arme wieder nach oben. Kane hielt sich entzückt die Hände an die Wangen und rief nach seiner Mutter.
"Maaaaamiiii!", rief Kane.
"Was denn?", hörte ich May fragen und wenig später kam sie ins Wohnzimmer. Sie hatte sich ihre Turnschuhe schon angezogen und über den Sport-BH ein lockeres Top von Nike, was ich ihr mal geschenkt hatte.
"Ich fliege!", grinste Kane breit und blickte zu seiner Mutter.
"Ich hoffe nicht aus den Armen deines Vaters und auf die Kante des Tisches", grinste May schwer begeistert und blickte zu mir.
"Hab doch mal ein bisschen mehr Vertrauen in mir", schmollte ich.
"Hab ich. Manchmal", meinte May trocken und klatschte ungeduldig in die Hände. "Na komm schon. Macht euch fertig."
"Moment", sagte ich und zog Kane wieder zu mir runter- wieder drückte er mir einen Kuss ins Gesicht. Diesesmal auf die Stirn.
"Nein, hier gibt es keinen Moment. Das heißt, ja wir kommen sofort, May. Beeilung. Ich will euren Vater-Sohn-Moment nicht zerstören, aber ich will da heute noch hin."
May flitzte aus dem Zimmer und kam mit ihrer Sporttasche.
"Für was brauchst du eine Sporttasche, wenn du deine Sportklamotten anhast?", fragte ich verwirrt und setzte mich auf. Ich ließ Kane runter, der in den Flur flitzte und May blickte zu mir.
"Da sind meine Straßenklamotten drinnen, du Genie. Ein bisschen mehr logisches Denken."
"Klar."
May blickte mich fragend an. "Machst du dich jetzt fertig?"
"Hetz mich nicht?"
"Soll ich mich in Walisisch ausdrücken, damit du das verstehst?"
Ich lachte auf. "Klar", nickte ich.
"Bäääääääeiiiil diooooooch", machte May und schnitt eine Grimasse, ehe sie grinsend das Wohnzimmer verließ.
Ich schaltete den Fernseher aus und ging ebenfalls in den Flur, um mir meine Schuhe anzuziehen.
"Kane, du hast die Schuhe schon wieder Falsch herum an", bemerkte ich, nachdem Kane vergeblich versucht hatte mit dem linken Fuß in den rechten Schuh zu kommen.
"Oh", meinte er und wechselte die Schuhe.
Nachdem es Kane auch nochmal in die Schuhe geschafft hatte, schnappte May sich Schlüssel fürs Auto und der Wohnung, ich schnappte mir Kane und wir gingen gemeinsam nach unten.
"Was glaubst du wie lange es dauern wird?", fragte ich sie, als ich Kane in den Kindersitz gesteckt hatte und ihn anschnallte.
"Keine Ahnung", meinte May.
"Wieso trägst du eigentlich Sportklamotten, wenn du eh nur mit deiner Mutter redest?", hakte ich weiter nach.
"Alibi, ich bin aus reinsten Zufall auf sie getroffen", murmelte May.
"Also, so in der Art 'Hey, du auch hier. Wie kommt denn das. Ich hatte ja keine Ahnung, dass du auch hier bist. Zufälle gibt's, was?'. Meinst du so?"
Ich blickte zu May, die sich im Fahrersitz zu mir umgedreht hatte. "Ja, Watson", meinte sie. "Gute Arbeit."
"Gerne, Sherlock", zwinkerte ich ihr zu.
May zog eine Augenbraue hoch und drehte sich wieder nach vorne.
"So, fertig", meinte ich und knallte die hintere Tür zu, ehe ich mich auf den Beifahrersitz setzte.
Nach fünfzehn Minuten Fahrt, kamen wir dann auch endlich am Fitnessstudio an. May hielt an einem Parkplatz, zog die Handbremse an und ließ den Motor verstummen.
"Willst du nicht aussteigen?", fragte ich sie und blickte zu ihr.
Sie schaute sich nur auf dem Parkplatz um. "Sie ist noch nicht hier. Der alte Golf ist hier nicht. Geschweige denn, dieser Ferrari", murmelte sie.
Ich schnitt eine Grimasse. Mensch, machte sie hier gerade einen auf Privatdetektiv. Wo bleibt das das Richtmikrofon? Das Fernglas? Ihre Inkognito-Verkleidung als Hausmeister, Kammerjäger, Versicherungsheini, oder Zeugen Jehovas?
Sie ließ sich zurück in den Sitz sinken und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Okay, Trovato, was ist los mit dir?", fragte ich sie.
May blickte in den Rückspiegel und ihre Augen weiteten sich. "Das ist der Ferrari", meinte sie und schlug mir auf die Brust. Wieso auch immer, hielt der Ferrari direkt neben uns. Auf meiner Beifahrerseite.
Tatsache. Elena stieg aus und sah so aus, als hätte sie sich im Gesicht herumdoktorn lassen. Aber das war gerade das geringste Problem, dass als Elena ausstieg, knallte die Tür vom Ferrari in die Beifahrertür von May.
"Diese blinde Kuh!", zischte May sauer und stieg aus.
Oh ja. Dieses Verhältnis zwischen den beiden. Kennt jemand Mike & Molly? Mike's Mutter Peggy? Und dann nehmen wir noch Lois, die Mutter von Malcom, Reyes, Jamie, Dewey und den anderen Kerl dazu und vermischen sie beide in einem Topf. Und voilá: raus kommt Elena!
Ich drehte mich um, um das Geschehen besser beobachten zu können.
"Mom!", rief May. Elena stand hinter dem Ferrari und holte aus dem Kofferraum ihre Sporttasche heraus.
Als Elena zu May blickte, fielen ihr im Gesicht sämtliche Gesichtszüge runter. Halt. Moment. Sollten sie eigentlich. Aber geht ja nicht. Anscheinend gehörte Elena jetzt den Fanclub der Botox-Boys an.
"Dich hätte ich ja gar nicht wieder erkannt", hörte ich Elena sagen, nachdem ich den Schlüssel im Zündschloss leicht gedreht hatte, um das elektrische Fenster zu öffnen.
"Was hast du mit deinem Gesicht gemacht?", fragte May. "Da rührt sich ja gar nichts mehr."
"Ich hab mir nur eine neue Anti-Aging-Creme gegönnt."
"Echt?", fragte May und schnaubte belustigt. Sie stämmte die Hände in die Hüfte und musterte da Gesicht ihrer Mutter. "Grins mal", forderte May auf.
"May", meinte ihre Mutter mahnend.
Ich hielt mir nur die Hand vor dem Mund, um nicht laut los zu lachen.
"Und jetzt schau wütend", ärgerte May ihre Mutter weiter.
"Die Creme hat eine betäubende Wirkung", sagte ihre Mutter nur. "Was machst du überhaupt hier? Du kannst dir das hier eh nicht leisten."
Abfällig musterte Elena ihre Tochter.
"Seit wann interessiert dich, was ich mir leisten kann oder nicht?", stellte May die Gegenfrage. "Ich kann mir doch zur Abwechslung auch mal was gönnen."
"Von was für Geld bitte?", fragte Elena unbeeindruckt. "Hast du eine Bank überfallen?"
"Nein", meinte May kopfschüttelnd. "Wir wollen doch nicht, dass es ausgerechnet die Bank ist, in der dein Richard all sein Vermögen aufbewahrt."
"Woher weißt du davon? Warst du auf meinem Facebook-Account?"
"Du hast Facebook, ehrlich?", fragte May und runzelte die Stirn.
Sie hatte sich vor zwei Jahren bei Facebook gelöscht. Twitter hatte sie auch nicht. Das einzige wo sie angemeldet war, aber nie wirklich online war, war Instagram. Drei Jahre ist sie angemeldet, aber hatte bis dahin nur ein Foto gepostet. Mehr nicht.
"Ja, ich muss doch Up-To-Date bleiben", meinte ihre Mutter. "Ich dachte ich könnte dich als Freundin hinzufügen, aber irgendwie konnte ich dich nicht finden."
"Das kommt davon, dass ich mein Facebook gelöscht habe", sagte May und schnalzte mit der Zunge. "Ich denke mal, du sollst dich fit für Dubai halten. Weiter will ich dich nicht stören."
Nein, nein, nein, nein, nein. May, du wolltest doch deiner Mutter die Meinung geigen? Wieso machst du jetzt schon wieder einen Rückzieher. Neeeeein. Ich bin doch nicht umsonst mitgekommen. Ich ließ meinen Kopf gegen den Türrahmen knallen und seufzte.
"Woher weißt du das?", fragte ihre Mutter wieder.
"Hab dich mit deinem Richard in einem Delikatessen-Laden gesehen und dich ein wenig belauscht. Sonst erfahre ich ja sonst nichts mehr von dir. Du willst ja wieso auch immer nichts mehr mit mir zu tun haben-"
"Fräulein, ich kann dir ganz genau sagen, wieso ich nichts mehr mit dir am Hut haben will", warf ihre Mutter ein.
EINE WENDUNG! EINE WENDUNG! Es geht doch noch weiter!
Neugierig blickte ich auf und schaute zwischen den beiden hin und her.
"Ach und der Grund ist?", fragte May.
"Wo soll ich denn anfangen", meinte Elena nachdenklich. "Ach, da haben wir es ja. In unserer Familie, war es immer eine hohe Priorität, dass man erst mal einen ordentlichen Schulabschluss, eine Ausbildung und ein Studium beendet hat, bevor man sich schwängern lässt. Ist ja wohl mal bei der der Fall. Grund eins. Grund zwei ist, wieso zum Teufel bist du eigentlich so blöd im Kopf und machst mit dem Vater des Kindes Schluss, der gewaltig viel Geld auf dem Konto hat? Du und Kane hättet ausgesorgt. Ein Leben lang. Mag sein, dass Marvin nicht das Gelbe vom Ei ist, vom Aussehen her. Ist ja mal so gar nicht mein Typ. Er sieht so milchbubimäßig aus. Ich brauche Männer, die aussehen wie Männer."
Wer ist Marvin? Ich blickte verwirrt in die Luft und schnitt eine Grimasse. Auch May schien leicht verdutzt zu sein.
"Mom, du warst schon immer abwertend gegenüber anderen Personen. Und er heißt Marco. MARCO, soll ich dir das noch vortanzen?", warf May ein.
"Ich meine, hätte er nicht das Talent Fußball zu spielen, würde er vermutlich in einem Aldi Regale einräumen."
"Autsch?", murmelte ich leise.
"Hörst du dir überhaupt mal beim Reden zu?", fragte May sauer. "Alles was aus deiner...argh...Fresse kommt...boah, ich könnte dir den Hals umdrehen, dass du nichts anderes kannst, als abwertend über die Leute zu reden, die deiner Meinung nach nichts in ihrem Leben erreicht haben."
"Ich habe eine-"
"Schnauze!", zischte May sauer und hielt ihrer Mutter warnend den Zeigefinger unter die Nase.
So sauer hatte ich sie noch nie in meinem Leben gesehen. Noch nie wirklich. Ich hatte May schon paar mal ausflippen sehen, wegen nichts. Wenn Google abgestürzt war, wenn ihr Handy sich einfach mal neu startete und alles gelöscht wurde. Aber das, das hier war, naja, so anders eben.
"Ich sage dir mal was. Im Gegensatz zu dir, gebotoxten Hackfresse, hat Marco was in seinem Leben erreicht. Er arbeitet hart für sein Geld und du machst einfach nur die Beine für einen Richard mit Ferrari breit, damit du einen auf Etepetete machen kannst. Du, du gehst mir schon mein ganzes Leben auf meine nicht existierenden Eier. Du bist doch selber nicht besser. Hast nur einen normalen Hauptschulabschluss und denkst du wärst das Gelbe vom Ei. Ich sag dir was du bist, du bist eine gottverdammte, eiskalte Hexe, die es gar nicht verdient hat, Mutter genannt zu werden. Du warst nie für mich da. Entweder musste Maria auf mich aufpassen, weil du wieder unterwegs warst, oder ich wurde bei Oma abgeschoben. Du hattest nie Bock gehabt, Mutter zu sein. Du hast mich immer, wenn es ging abgeschoben. Vergisst meine Geburtstage. Sogar die Geburtstage von Kane, deinen Enkel, falls du es vergessen hast, dass du einen Enkel hast. Weißt du wie oft er nach Oma fragt? Nach dir? Er hat dich nur paar Mal gesehen, mag dich, wieso weiß der Geier, aber trotzdem. Ich kann einfach nicht glauben, dass es biologisch möglich war, dass du dich fortpflanzen konntest, dass ich entstanden bin und dich als Mutter ertragen musste. So eine fiese, selbstverliebte Kuh wie du! Du hast dich einen Scheißdreck um mich gekümmert. Einen gottverdammten Scheißdreck. Auch, wen ich Papa so gut es geht nur über Skype sehe, er hat nie meinen Geburtstag und auch nie Kane's Geburtstag vergessen. Nie. Und ich frage mich, wieso ich es nicht schon früher gemacht habe. Wieso ich nicht früher nach Dortmund gezogen bin?"
"Boah, was kommt jetzt?", fragte Elena unbeeindruckt.
May gab sauer irgendwelche Geräusche von sich und ballte die Hände zu Fäuste. "Wieso ich nicht gegangen bin? Ich hatte noch irgendwo in mir dir Hoffnung, dass du dich mal ändern wirst. Ehrlich. Ich dachte, vielleicht ist das nur eine Phase und die Alte spring irgendwann über ihren Schatten und wird wieder normal im Kopf. Aber einen Scheißdreck darauf. Es hat sich nichts geändert und es wird sich auch nichts ändern. Du wirst irgendwann auch noch Richard von dir wegeekeln und dann wirst du alleine in der Wohnung sterben und von deinen dreißig Katze gefressen werden. In Dortmund habe ich wenigstens Menschen, die sich für mich interessieren. Die für mich da sind. Die mich immer mit offenen Herzen empfangen. Hier, hier habe ich nur eine eiskalte Frau, die leider Gottes meine Mutter ist und nur an sich selber denken kann. Hundert Mäuse, dass du selbst noch nicht mal Gefühle für deinen Rich-Richard hast. Denn das da, hinter den-", May machte eine Pause, als sie bei ihrer Mutter aufs Dekoleté zeigte und schnitt eine Grimasse. "hinter den Silikonbrüsten, irgendwo dahinter, die sind neu oder?"
Ihre Mutter nickte nur.
"Auf jeden Fall", meinte May durcheinander. "Dahinter irgendwo."
Sie wedelte komisch mit den Händen vor dem Vorbau ihrer Mutter herum und ich musste schmunzeln, dass May das so aus der Fassung gebracht hat. "Da steckt ein eingefrorenes Herz, das irgendwann aufhört zu schlagen. Und niemand wird für dich trauern. Vermutlich würde die Familie von Dad noch mit Dudelsack und Schottenrock auf deinem Grab herumtanzen."
"Danke für die zahlreichen Drohungen", meinte Elena und versuchte zu Lächeln. Aber es ging ja nicht. Wegen der Anti-Aging-Creme.
"Drohungen?", fragte May unbeeindruckt. "Das, meine Liebe, dass war gerade nur, das was sich all die Jahre in mir aufgestaut hat-"
"Ich werde dich wegen Drohungen anzeigen", sagte Elena unbeeindruckt.
"Machst du das, hast du hiermit offiziell den inoffiziellen Dritten Weltkrieg ausgelöst", meinte ich und steckte meinen Kopf aus dem Fenster.
Elena blickte zu mir und schnitt eine Grimasse.
"Ja, ganz recht, Elena. Der Fußballer der gar nichts in seinem Leben erreicht hat", grinste ich. "Und der auch nicht hart für seine Millionen auf dem Konto arbeiten tut. Kann ja nicht jeder die Beine breit machen, um sich seinen extravaganten Lebensstil-"
"Du hältst doch einfach mal deinen Mund!", fuhr Elena mich an. "Dich hat hier niemand zu deiner Meinung gefragt."
Ich schnitt eine Grimasse. "Falls du es vorhin beim Aussteigen nicht bemerkt hast. Aber wegen dir ist jetzt eine Beule im Auto deiner Tochter."
"Tochter? Pah, ich sag dir mal was", Elena wandte sich zu May. "Dein Vater, der wollte dich unbedingt so gerne haben. Für mich hast du gar nicht ins Leben gepasst. Gar nicht, Fräulein. Ich hätte dich abgetrieben, wäre dein Vater nicht gewesen und hätte sich so für dich eingesetzt."
"Cool", meinte May knapp und ging zwischen Emma und Ferrari.
Fragend blickte ich sie an. "May?", fragte ich vorsichtig nach.
May holte knurrend mit ihrem Fuß aus und trat den Seitenspiegel des Ferraris ab.
"Wow!", meinte ich, als der Seitenspiegel ins Gebüsch flog.
"Bist du der Dummheit verführt!", schrie Elena.
"Hör auf dich so erhoben und gebildet auszusprechen, verdammt!", mischte ich mich mit ein.
"Du halt deinen Mund, du-"
"Oh, wo teilst du mich in deinem erhobenen Beleidigungs-Wortschatz jetzt zu?", fragte ich.
"Wenn ich etwas passendes für dich finde, werde ich dir bescheid geben. Du bist eben ein Sonderfall."
"Bin ich das?", fragte ich und warf die Arme in die Luft. "Hey, wenn ich mich entsinne, haben Autos doch zwei Seitenspiegel."
Ich blickte zu May.
"Bleib ja sitzen", zischte sie mir zu.
Elena zückte ihr Handy. Pardon. Ihr vergoldetes Smartphone. Wenn schon, muss man es ja richtig ausdrücken, nich?
"Was hast du Hexe jetzt schon wieder vor?", fragte ich und zeigte auf Elena.
"Ich rufe Richard an, damit er sich den Schaden am Auto und das in dem Gehirn dieses Kindes, was leider Gottes meine Tochter ist."
"Wir fahren!", sagte ich und blickte zu May.
"Seh ich genauso", stimmte May zu und ging um ihr Auto herum. "Du weißt ja, wo ich wohne, Frau, was leider Gottes meine Mutter ist."
May spieh die Worte nur angewidert aus, als sie ihre Mutter anblickte.
"Falls du es nicht wieder vergessen hast, wo May wohnt", fügte ich hinzu und blickte Elena wütend und mit zusammengekniffenen Augen an, während ich das Fenster hochfahren ließ.
Während wir vom Parkplatz fuhren, drehte ich immer wieder mein Gesicht zu Elena, damit sie mein wütendes Gesicht sehen konnte. Doch sie blieb unbeeindruckt und redete aufgebracht in den Hörer.
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