Kapitel 22
KAPITEL 22
~ Marco's Sicht ~
"Und sie hat dir nicht gesagt, wer der Vater des Kindes ist?", fragte Nuri mich, nachdem ich ihn aufgeklärt hatte, was gerade so passiert war.
"Nee", meinte ich. "Dazu bin ich nicht gekommen."
Nuri nickte und fing plötzlich an zu lachen. "Ich kann nicht glauben, dass du mit dem Zaubertrick-Ding Schluss gemacht hast."
"Ich wollte es einfach zu Ende bringen. Auf jeden Fall, ist sie hoffentlich weg, wenn ich nachher wieder aufschlage und ich hoffe das war es dann auch."
"Ich würde aber trotzdem noch herausfinden wollen, wer der neue Typ von Caro ist."
"Nee, lass mal. Das ist Vergangenheit. Jetzt muss ich mich erstmal auf die Zukunft konzentrieren."
"Okay, dann so", meinte Nuri und wir gingen noch ein wenig neben einander her und redeten darüber, was denn im Fußball so los war.
"Ich bin am Samstag mit beim Abschiedsspiel von Dede dabei", sagte Nuri.
"Ja, ich bin ab Mittwoch in der Natio und sehe endlich mal den Bekloppten wieder."
"Mario, oder was?", fragte Nuri.
"Ja. Wen sonst. Julian Draxler meine ich nicht."
Ich schnitt eine Grimasse und Nuri grinste nur. "Klar, wenn du meinst. Kannst den Dicken ja mal von mir grüßen."
"Mach ich", meinte ich.
"Tuğba war leicht sauer, das May und Kane nicht länger geblieben sind. Sie wäre gerne mit May Shoppen gegangen."
"Ja, kann man nichts machen", meinte ich schulterzuckend.
"Tuğba meint, wenn sie May den nächsten Monat zu Augen bekommt, macht sie sich auf den Weg nach Niedersachsen und stattet der Kleinen einen Besuch ab."
"War auch schon lange nicht mehr da. Die beiden sind ja in letzter Zeit nur zu mir gekommen."
"In der letzten Zeit, in der Caro ziemlich oft weg war. Vermutlich bei ihrem neuen Macker."
"Wenn, interessiert es mich nicht mehr. Wie gesagt, ist Vergangenheit."
"Okay, und wie handhabst du das jetzt mit May? Ich meine da Caro jetzt weg ist, kann sie ja öfters zu dir mit Kane-"
"Und so gibt deine Frau endlich Ruhe oder was?", fragte ich leise lachend.
"Das auch. Tuğba mag May wirklich", nickte Nuri. "Und Ömer Kane. Ömer fragt auch schon die ganze zeit nach, wenn er nicht nackt durchs Haus rennt, weil er Tuğba mal wieder beim Windeln wechseln abhanden gekommen ist."
Wir beide lachten. "Gut, dass Kane ruhig bleibt."
"Und der Vater am Würgen ist, wenn er den Sohn die Windeln wechselt", grinste Nuri.
Fragend blickte ich ihn an.
"Marcel hat Kevin und mir das Video geschickt, wo du an würgen bist, dich mit deiner Mutter deswegen in den Haaren hast und dir die Wäscheklammer in die Windel fällt. Du kennst Kevin. In weniger als er ein Döner mit ohne Zwiebeln sagen kann, hat die ganze Mannschaft schon das Video gehabt. Auba hat sich sogar die Radkappe deswegen abgefahren, weil er vor lachen nicht mehr konnte. Kevin hatte sich sogar die Mühe gemacht und englischen Untertitel-"
"Hat der wirklich so viel Langeweile?", unterbrach ich Nuri und schüttelte meinen Kopf.
"Ehrlich auch wenn du das Opfer im Video bist. Wenn du es dir reinziehst, dann kannst du selbst nicht mehr vor lachen."
Irgendwie konnte ich mir doch kein Grinsen verkneifen. "Gut, dann schick's mir."
"Na immer gerne doch", grinste Nuri zufrieden und zog sein Handy aus der Hosentasche hervor.
~ May's Sicht ~
Ich saß bestimmt noch eine Stunde auf dem Sofa, mit der Whiskeyflasche in der einen Hand und dem Brief meines Vermieters in der anderen Hand und starrte einfach nur auf die Worte, die für mich einfach total bescheuert waren. Wieso ich? Eine alleinerziehende Mutter, die momentan noch keinen Job hat.
Hiermit kündigen wir Ihren Mietvertrag zum 01. Oktober 2015, um die Wohnungen im Haus, an Menschen zu vermitteln, die momentan in großen Gruppen nach einem Unterschlupf suchen.
Wir bitten um Ihr Verständnis und bedanken uns gleichzeitig, dass Sie für vier Jahre unsere Mieterin waren.
Auf ihrem weiteren Lebensweg wünschen wir Ihnen noch alles Gute.
Mit freundlichen Grüßen,
Vermieter Leck-Mich-Doch-Mal-Kreuzweise-Am-Geputzten-Arsch
PS: Im Anhang haben wir noch einen Zettel mit einem Aufruf zur Spende für die zahlreichen Flüchtlinge, die in Deutschland ein besseres Leben führen sollen.
Ich habe beim besten Willen nichts gegen Flüchtlinge. Ehrlich nicht. Es ist Scheiße, dass in ihrem Land Krieg herrscht und sie alles zurücklassen müssen. Verlieren ihre Familie. Freunde. Ihr Umfeld und kommen mit nichts nach Deutschland. Dabei werden diese auch noch zu hunderten von Schleusern von Land nach Land in kaputten Booten oder Transportern hin und her geschmuggelt, meist irgendwo ausgesetzt und abgezockt.
Aber da diese Stadt, in der ich bin einfach nur zu blöd ist, beweist es jetzt gerade wieder.
Hier herrscht sowieso schon Ebbe im Wohnungsmarkt. Ich habe mit ach und Krach diese Wohnung bekommen.
Diese Idioten in der Stadt, reißen guterhaltende ältere Häuser ab, wo man gut hätte die Flüchtlinge unterbringen können.
Aber nein, da schmeißen die lieber Familien und alte Leute aus ihre Wohnungen, die dann keinen Schimmer haben, wo sie hin sollen.
Ich war so wütend, dass ich den Zettel zusammen knüddelte und gegen den Fernseher schmiss.
Was soll ich denn machen? In weniger als einen Monat aus der Wohnung ziehen? Dann noch eine neue finden, die dem Amt von Größe und Preis zustimmen muss.
Ich bin am Arsch verdammt. Die können doch mich nicht einfach mit einem Kleinkind auf die Straße werfen. Einfach so, weil die Stadt so bescheuert ist. Das geht doch nicht. Ich stellte die Flasche Whiskey vor mir auf den Tisch und ließ verzweifelt meinen Kopf hängen.
"Was mache ich denn nur?", murmelte ich vor mich hin.
Am liebsten hätte ich gerade losgeflennt und alles kurz und klein geschlagen. Aber ich wollte Kane nicht wecken.
Ich schnappte mir mein Handy und dachte erst daran meine Mutter anzurufen. Aber die würde eh nicht dran gehen. Also musste Yvonne dran glauben. Auch wenn die damit gleich nach Marco rennt und mir einredet, dass es jetzt ein guter Zeitpunkt sei nach Dortmund zu ziehen, da ich hier eh nichts mehr habe.
Aber so einfach war es hier einfach alles nicht gewesen.
"Binner?", hörte ich Yvonne grimmig am anderen Ende in den Hörer sagen.
"Hey, ich bin's, May", entgegnete ich.
"Oh, Heeeeey", sagte sie erfreut und ihre Stimmung änderte sich wieder ins positive. "Was gibt's denn?"
"Sind heile zu hause angekommen und dann hab ich einen Brief von meinem Vermieter gefunden."
"Oh, das hört sich gar nicht gut an. Mieterhöhung?"
"Kündigung", murmelte ich.
"Hast du die Miete-"
"Das Amt hat es bezahlt und immer pünktlich. Die schmeißen anscheinend alle raus, und das bis zum 01. Oktober diesen Jahres, nur um Platz für Flüchtlinge zu schaffen."
"Geht's noch!?", platzte es sauer aus Yvonne raus. "Nichts gegen Flüchtlinge. Aber spinnt dein Vermieter total? Er kann dich doch nicht mit einen kleinen Jungen auf die Straße setzen."
"Ich weiß. Anscheinend schon. Ich werde hier bis zum ersten keine passende Wohnung für Kane und mich finden", meinte ich und machte eine Pause um kurz nachzudenken.
"Verständlich. Du musst dich ja noch an die Vorlagen des Amts halten."
"Ja", sagte ich. "Das ist der Mist."
Ich dachte wieder nach.
"Und nun?", fragte Yvonne mich.
"Wie sieht denn der Wohnungsmarkt für zwei Zimmerwohnungen in Dortmund so aus?"
Am anderen Ende konnte ich mir schon vorstellen, dass Yvonne breit am grinsen war.
"Wieso?", kicherte sie.
"Ich muss hier einfach weg und ich denke es wird Kane gut tun, wenn er seinen Vater öfters sieht."
"Okay, ich rufe gleich Marco an und dann gucke ich nach und dann rufe ich dich an oder Marco dich und dann sind wir alle glücklich und ich lege dann mal auf und dann sage ich Bye. Und dann bye."
Tut tut tut tut tut tut
Irritiert blickte ich auf mein Handy und runzelte die Stirn.
"Diese Familie ist so was von merkwürdig", murmelte ich und legte kein Handy wieder weg.
Da hatte ich mal keine Ahnung, was in den nächsten Tagen noch alles auf mich zu kam.
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Zehn spiele und zehn siege läuft bei uns Borussen *-* :)
Ziemlich scheiß Verlauf bei May gerade. Aber so ist das hier wirklich.
Familien müssen aus ihren Wohnungen und Häusern ausziehen, weil die Gemeinden nur wegen des Geldes dort Flüchtlinge unterbringen wollen.
Das ist Ausbeutung der Flüchtlinge. Und mega ungerecht und Scheiße.
Bei mir in der Stadt haben Sie sechs Häuser abgerissen mit je sechs Wohnungen, und das sind immer drei Zimmer Wohnungen gewesen.
Der Staat hat einfach keine Ahnung was er hier eigentlich tut.
#meinemeinung #srynotsry
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