Kapitel 19

KAPITEL 19

~ Marco's Sicht ~

Als ich am nächsten Morgen auf der Couch aufwachte, blickte ich erstmal auf meine Handyuhr.
Acht Uhr morgens, war es gewesen. Es fühlte sich aber an wie zwei Uhr in der Nacht.
Seufzend ließ ich meinem Kopf wieder auf die Couch sinken und konnte immer noch nicht glauben, dass die beiden heute wieder fahren werden.
"Hey, Schlafmütze", hörte ich May keine fünf Minuten später sagen.
"Hm?", murmelte ich nur.
May setzte sich zu mir auf die Couch. "Gut geschlafen?"
"Joah", seufzte ich. "Du?"
"Gepennt wie ein Stein", sagte May. "Du. Bevor du wieder einschläfst, ich rate dir, dass du es nicht tust, was war das gestern?"
Ich antwortete nicht, sondern hob nur meinen Kopf an, um May anzublicken.
Sie entgegnete meinen Blick.
"Du meinst den kleinen Kuss?", fragte ich.
"Nee, eigentlichen den Sieg", sagte May und verdrehte die Augen.
Verwirrt blickte ich sie an. "Was meinst du denn jetzt?"
"Das was du als erstes erwähnt hast."
Ich zuckte mit den Schultern. "War eben nur mal so", antwortete ich und ließ meinen Kopf wieder auf der Couch zurück sinken.
"Ehm, okay", meinte May. "Gut, dass wir darüber geredet haben. Ich geh zum Bäcker und hole Brötchen. Irgendwelche Wünsche?"
"Es gibt viele", murmelte ich.
"Wen sagst du das", stimmte May zu. "Dann zwei normale Brötchen, für den gesprächigen Marco."
Ich merkte das May auf gestanden war und drehte mich zu ihr. "Was willst du denn hören?", fragte ich sie.
"Wieso du mich...wieso dieser kleine Kuss? Du kannst nicht sagen, dass der einfach mal so war."
"Er war anscheinend nur so. Der kam so über mich. Kommt nicht wieder vor. Sorry", sagte ich und drehte mich wieder mit dem Rücken zu May und vergrub meinen Kopf in den Kissen, die zur Couch gehörten. May sagte nichts mehr. Das einzige was ich hörte, war das zufallen der Haustür.
Seufzend setzte ich mich auf und wischte mir den Schlaf aus den Augen, ehe ich nach oben ins Gästezimmer ging. Ich blickte ins Kinderbett und sah wie Kane immer noch tief und fest am schlafen war.
Ich hob den kleinen Knirps aus dem Bett und drückte ihm einen kleinen Kuss auf die Stirn, ehe ich mich mit ihn ins Bett daneben legte.
Ich legte Kane auf meinem Bauch ab, seinen Kopf auf meiner Brust und zog die Decke, bis zu Kane's Nacken. Das Kopfkissen und die Decke rochen nach May.
Nach ihrem Apfelshampoo und nach ihrem Parfüm.
Ich streichelte Kane über den Rücken und schloss meine Augen.
Müde, das war ich immer noch.
Und es dauerte auch nicht lange, bis ich wieder eingeschlafen war.
Lange konnte ich nicht schlafen, da wurde ich von meinem Sohn geweckt. "Hunger", murmelte er und blickte mich mit den großen braunen Augen an.
Ich schielte auf ihn runter und fuhr mir mit der Hand durchs Gesicht.
"Mama ist beim Bäcker. Sie kommt gleich. Dann kriegst du dein süßes Hörnchen."
Kane kicherte zufrieden und vergrub seinen Kopf in meiner Halsbeuge.
"Gut geschlafen?", fragte ich Kane.
"Hm", seufzte er nur. "Hab Hunger."
Sein Magen knurrte und ich lachte.
"Ich auch, Kane. Wollen wir mal in die Küche und schon den Tisch decken?"
"Ja", meinte Kane und krabbelte von mir runter. Ich hob ihn hoch und stellte ihn auf den Boden ab, ehe ich aufstand und mit ihn nach unten ging.
Kane half mir dabei den Tisch zu decken und dann warteten wir gemeinsam auf May.
Bevor May kam, wechselte ich noch mal Kane die Windeln. Gott sei dank hatte er nur klein gemacht.
Als wir wieder nach unten gingen, war May schon da.
"Mami", meinte Kane und lief ihr gegen die Beine, prallte ab und plumpste auf den Boden.
"Na, Kleiner", entgegnete May.
"Essen?", fragte Kane und stellte sich wieder hin.
"Ja, wir essen jetzt", kam es gleichzeitig von May und mir.
Schweigend saßen wir am Tisch und frühstückten. Irgendwie wirkte May nachdenklich und sie hatte nur ein mal, von ihrem Marmeladenbrötchen abgebissen.
Seufzend legte ich mein Brötchen auf den Teller und musterte ihr Gesicht. Anscheinend hatte ich sie mit dem kleinen Kuss so durcheinander gebracht, dass sie nicht mehr wusste wie man essen tut.
Oder sie war sauer auf mich, da ich zwei Mal das Gespräch abgewendet habe.
"Keinen Hunger?", fragte ich vorsichtig nach.
May blickte vom Teller zu mir. "Irgendwie nicht", murmelte sie.
"Tut mir leid, dass ich dich damit durcheinander gebracht habe."
"Genau, dass war doch dein Plan, oder? Mich durcheinander bringen-"
"Wie kommst du jetzt auf diesen Schei-Scheichschokoladenpuddingkuchen."
"Ihr versucht mich alle zu überreden hier her zu ziehen. Wirklich jeder versucht es. Und es nervt mich."
"Was hat es denn jetzt mit dem Kuss zu tun?", fragte ich verwirrt.
"Was weiß ich. Keine Ahnung. Aber es nervt mich."
May schob den Stuhl zurück und stand auf. "Ich geh packen."
Und damit war sie aus dem Wohnzimmer verschwunden.
Kane blickte seiner Mutter hinter her und dann mit leicht geöffneten Mund zu mir. "Oh", meinte er nur.
"Nee, kein oh", sagte ich. "Eher was."
"Hm", seufzte Kane. "Frauen."
Verwundert blickte ich meinen Sohn an. Hat er das gerade wirklich gesagt? Ja hat er. Ein Wunder, dass es May nicht gehört hatte.
Ich wollte gerade weiter frühstücken, als es an der Haustür klingelte.
"Besuch!", rief Kane.
"Wer ist denn das schon wieder?", murmelte ich, schmiss mein Brötchen auf den Teller und ging zur Tür.
"Wir wollen uns nur verabschieden", meinte Robin, der mit Marcel vor der Tür stand.
"Ja, wie auch immer kommt rein", meinte ich leicht genervt und trat bei Seite, damit ich die beiden rein lassen konnte.
"Schlecht geschissen?", fragte Robin mich.
Ich antwortete nicht, sondern machte nur die Tür zu.
"Wo ist May?", fragte Marcel und blickte ins Wohnzimmer und dann in die Küche.
"Forni!", rief Kane.
"Oben, ist am packen", meinte ich und ging mit Robin in die Küche.
"Dann bin ich mal kurz bei ihr."
Marcel lief die Treppen nach oben und Robin und ich setzten uns an den Küchentisch.
"Wieder normal im Kopf?", fragte ich Robin.
Er nickte nur. "Habt ihr euch gestritten?"
"Naja, sie hat mich gefragt wegen gestern. Den Kuss. Sie war der Meinung, dass ich sie damit durcheinander bringen wollte."
"Hast du anscheinend, sonst hätte sie nicht so reagiert."
"Hm, ist aufgesprungen und rausgegangen."
"Abhauen, kann sie gut. Das kennen wir ja von ihr", murmelte Robin.
"Aber so ist sie nun mal. Sie meinte auch, dass sie genervt ist, dass alle ihr einreden wollen, wieder nach Dortmund zu ziehen. Sie denkt damit nur an sich. Kane und ich, was wir uns wünschen, ist ihr egal."
"Sie kann auch nicht von dir irgendwann mal verlangen, dass du nach Niedersachsen ziehst. Das kannst du dann auch nicht von ihr erwarten", mischte sich jetzt auch Forni mit ein.
"Hm", murrte ich.
"Bist du fertig?", fragte Forni Kane.
Kane nickte nur.
"Gut, dann gehen wir Zähne putzen und fertig machen."
Marcel nahm Kane hoch und verließ wieder die Küche.
"Okay, Forni kann damit auch recht haben."
"Vielleicht sollte ich mit May's Mutter reden, damit sie ihr klar machen kann, dass May ziehen kann. Ich denke nicht, dass Elena was dagegen haben wird, wenn May weg ist. Sie hat sich eh nicht großartig um sie gekümmert, nachdem Kane da war."
"Hm, schlechte Idee. Kann ja sein, dass Elena nichts dagegen haben wird. Aber wenn May hinkriegt, dass du jetzt auch noch Elena mit reinziehst, hast du ganz verschissen, Mann", redete Robin auf mich ein. "Sag ihr einfach, dass du sie mit dem Kuss durcheinander bringen wolltest, dass aber nicht mit dem Umzug zu tun hat. Sondern, mit, du weißt schon was."
"Als ob das was zwischen uns ändern wird", murmelte ich und trank einen Schluck vom Wasser.
"Oder du leidest weiter und führst eine Beziehung mit einer Frau, dessen Gefühle schon längst ausgelutscht sind."
Robin klopfte mir aufmunternd auf die Schulter. "Kann ich auch was essen. Hab Hunger", meinte er.
"Frag doch nicht so bescheuert und bedien dich einfach", sagte ich und kratzte mich kurz am Kinn.
Ich dachte wirklich darüber nach, reinen Tisch zu machen. Aber was wenn May mir nicht glauben wird. Was wenn sie denkt, dass ich das nur sage, damit ich sie wegen Kane hier herlock-"
"Genau deshalb bin ich Single", sagte Robin mit vollen Mund.
"Seit einer Woche", fügte ich hinzu.
"Ja, aber Single."
Ich schnitt eine kleine Grimasse und ließ meinen Kopf rattern.
Schnell kam ich zu dem Entschluss, alles so zu belassen wie es ist. Ich würde May nicht mehr auf den Ohren legen, dass sie hier her ziehen soll. Und gut ist. Soll alles so bleiben wie früher. Nur mit der Kleinigkeit, das ich mich trotzdem von Caro trennen werde. Da führte echt kein Weg drum rum.

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