Kapitel 177
KAPITEL 177
~ May's Sicht ~
"Ich bring dann mal Kane in den Kindergarten, Schatz. Viel Spaß bei der Arbeit. Ich liebe dich!", rief Marco gegen die Badezimmertür.
Ich rasierte mir gerade die Beine und erschrak mich fürchterlich, sodass ich abrutschte und mir in die Haut übers Knie schnitt. Gott, das brannte vielleicht wie sau.
"Ja, danke. Ich liebe dich auch!", rief ich zurück und rasierte mich einfach weiter. "Und dir viel Spaß beim Training nachher."
"Joah, den werde ich bestimmt haben!", meinte Marco ironisch und rief nach Kane.
"Papa, weiß Mama schon!-", hörte ich Kane rufen. Mitten im Satz brach er ab. Ich dachte mir nichts weiter dabei und rasierte mir die Beine weiter zu Ende.
Nachdem ich mich noch zig mal geschnitten hatte, machte ich mich weiter fertig. Als ich auch das, und die letzten Pflaster aufgebraucht hatte, ging ich singend nach unten in die Küche, um mir etwas zu Essen zu machen.
Dabei sang ich irgendwelche Lieder von Justin Bieber vor mich hin. Die aus dem Album Purpose. Im Ernst. November 2015 kam das Album raus. Wir hatten bereits Februar 2016 und Marco hörte dieses Album immer noch auf und ab.
Kane war auch schon völlig genervt gewesen und schrie Marco immer an, dass er doch bitte aufhören soll, Lieder von diesem Mädchen zu singen.
Ich gestand ja, dass einige Lieder von Justin echt gut waren. Das fand ich November und Dezember 2015. Aber jetzt nervten die mich einfach nur noch.
Ich blickte auf meine linke Hand, als ich mir ein Vollkorntoast mit Marmelade beschmierte. Och nee.
Wo war mein Verlobungsring gewesen? Wo war er? Meinen Hochzeitsring trug ich immer noch an meiner rechten Hand. Das einzige, was an meiner linken Hand darauf deutete, dass da auch wirklich mal ein Verlobungsring war, war der rötliche Andruck des Ringes. Aber der Ring war weg. Scheiße.
Ich ließ alles stehen und liegen und stürmte durch das Haus nach oben. Ich suchte das ganze Bett ab, riss die Bezüge vom Bett suchte wirklich jeden Winkel ab, ehe ich kreischend ins Badezimmer lief. Auch da suchte ich alles ab. In der Dusche oder im Waschbecken, kann er ja nicht sein, da er nicht durch die Löcher des Abfluss durch passen würde.
"Verdammte, Scheiße!", rief ich und ließ mich grummelnd auf die Matratzen des Ehebettes, die vor dem Bett auf den Boden lagen. Ich schnappte mir mein Handy vom Nachtschrank und wollte Marco anrufen. Aber ich ließ es bleiben. Ich wollte ihn nicht unnötig aufregen. Der wird sich schon irgendwie finden lassen. Hoffentlich. Nur nicht durchdrehen- halt. Bin ich ja schon. Sonst würden das Bett nicht so aussehen, als wären hier die Russen durch geritten.
Also machte ich mich erst mal für die Arbeit fertig und begab mich da hin.
Sandy fragte mich gegen zwölf rum, ob alles oke, bei mir ist, da ich ziemlich nachdenklich wirkte.
Ich erklärte ihr murrend, dass mein Verlobungsring fehlt und sie meinte nur, dass er sich schon wieder auffinden lässt. Vielleicht hätte Kane mir auch den Ring geklaut. Die lagen abends immer auf dem Nachtschrank. Hm. Könnte möglich sein, dass Kane ihn geklaut hat.
Als dann plötzlich mein Handy klingelte und ich drauf schaute und sah das es die Erzieherin von Kane ist, schrillten bei mir alle Alarmglocken.
Vermutlich gab es eine zweite Runde zwischen Kane und Jason. Ich hoffte mal nicht.
Letztlich fragte die Erzieherin nur nach, ob Kane krank ist, da er heute fehlte. Ich fiel aus allen Socken und erklärte ihr, dass mein Ehemann Kane eigentlich in den Kindergarten gebracht haben muss.
Da Marco heute ziemlich lange Training hatte, weiß der Geier wieso, rief ich ihn in Dauerschleife an. Aber es brachte ja nichts, wenn Tuchel die Handys einkassierte.
Knurrend steckte ich mein Handy in die Hosentasche und flitzte in Hahns Büro.
"Han!"
Er fuhr erschrocken zusammen und klappte schnell den Laptop zu. "Ich bin net auf YouPorn gewesen!", schrie er erschrocken.
"Ja, für Brazzers müssen sie achtzehn sein", entgegnete ich trocken. "Ich hab ein Problem."
"Das du laut reden?"
"Ich bin immer laut."
"Was ist Problem?"
"Mein Sohn hat ins Bällebad gekotzt. Ich muss ihn abholen."
"Bei Ikea?"
"Im Kindergarten?"
"Oh, oke. Was ist mit deine Mann?"
"Der ist beim Training."
"Wieso holt er nicht ab Sohn?"
"Mit was? Mit nem Bobbycar?"
"Stimmt. Dein Mann hat keine Auto."
"Oh doch. Er hat drei Autos. Aber keinen Lappen."
"Habt ihr nicht Putz-Conzuela?"
"Nein, Han. Kein Putzlappen. Mein Mann hat keinen Führerschein."
"Das weiß ich. Weiß ganze Welt. Ihr Mann nicht gerade schlau."
"Sagen Sie das doch mal, wenn mein Mann vor Ihnen steht, Hanni'lein."
"Meine Papa wollte mich Bruce nennen. Hätte meine Frau Mutter auf ihn gelauscht."
"Bruce? Bruce Plee?"
Han nickte. "In die Tat."
"Ja, darf ich jetzt meinen Sohn abholen und mit ihm zum Arzt."
"Ja, oki. Wunsch Kanye gute Besserung."
"Er heißt Kane", sagte ich und verließ das Büro. Vorne schnappte ich mir meine Sachen und dann machte ich mich schnell auf den Weg nach Brackel.
"Moin, Wolle!", begrüßte ich den Hüter des Tores.
"Moin, Kleines."
"Lässt du mich rein, damit ich nach meinem Mann und meinem Sohn-"
"Marco wusste, dass du hier auftauchen wirst, da Kane nicht im Kindergarten ist. Aber Kane hat ja so herum geweint, dass er nicht wollte- naja, jetzt guckt er den Papa zu."
"Ist mir auch klar geworden, dass Kane nicht im Kindergarten ist, bis mich die Erzieherin angerufen hat", sagte ich und seufzte.
"Dann lass ich dich mal rein. Aber bring deinen Mann nicht um. Wir brauchen ihn noch", sagte er und klopfte auf die Motorhaube. Er ging in sein Häuschen zurück und drückte auf den Knopf.
"Schönen Tag noch, Wolle!", rief ich ihn zu, als ich aufs Gelände fuhr. Ich hielt neben Auba's neongelben Lamborghini und stieg aus. Sofort steuerte ich das Trainingsgelände an.
Kane stand neben Tuchel und schrie die Jungs ebenfalls mit an, dass die doch bitte schneller laufen sollen, während sie gegeneinander spielten. Neun gegen neun also.
Lachend kletterte ich über die Absperrung und stellte nich zu Thomas und Kane.
"Hast du nen neuen Co-Trainer?", fragte ich Thomas und hob Kane hoch. Dieser lachte auf und blickte zu mir.
"Hi, Mami", bemerkte er. Dann ließ ich ihn wieder runter.
"Bist du jetzt im Kindergarten der Idioten gelandet?", fragte ich ihn.
"Nee, der Blödi's."
"Mensch, Miki, das ist doch dein Gegner!", rief Thomas ihn zu.
"Woher ich wissen!", rief Miki zurück.
"Er trägt das neongrüne Jersey? Du nicht?"
"Ja, jetzt sehe ich das auch!", rief Miki zurück und kratzte sich an der Stirn.
"Papa, du bist Ball klauen!", kreischte Kane in Richtung Marco. Marco blickte grinsend zu Kane und dann zu mir.
"Frau was machst du denn hier?", rief er mir rüber.
"Konzentrier dich aufs Spiel und nicht auf deine Frau!", rief Thomas.
"Ja, Papa, konfenpieren!"
Die Jungs lachten nur.
Dann, in diesen einen bescheuerten Moment, wäre ich am liebsten auf Adnan los gegangen und hätte den jungen Burschen über das ganze Feld geprügelt, als er meinen Mann um nietete.
Marco schrie vor Schreck auf und hielt sich den rechten Knöchel.
"Aaaaah! Scheiße!", schrie mein Mann herum. Während Kane kreischend zu seinem Papa lief.
"Papa, hast du Aua!", rief Kane und kniete sich neben seinen Vater, der sich vor Schmerzen hin und her drehte. "Papa, sag was!"
"Argh! Mein Knöchel! Ich glaube der ist durch!", schrie Marco. Kane blickte mit großen Augen zu mir und ich lief ebenfalls aufs Feld, wo Marco von seinen Teamkollegen umringt wurde. Kane hatte bereits eine Hand auf Marco's Rücken gelegt und kuschelte sich an seinen Vater heran.
"Es kommt auch keiner auf die Idee, irgendwie jemanden zu holen, der sich um ihn kümmert!", fauchte ich die Jungs an und kniete mich neben Marco, nachdem ich Kane weg gehoben hatte.
Ich legte meine Hand in Marco's Nacken uns streichelte ihn den Hinterkopf. Mein Blick fuhr wieder nach oben.
"Mein Gott. Würde jemand von euch Intelligenzbolzen auf die Idee kommen, und einen Krankenwagen oder so rufen?"
"Ohne Handy?", fragte Nuri.
"Dann gib irgendwo bescheid?", er nickte und lief weg. Ich wandte mich zu Adnan, der schaute panisch.
"Sorry", meinte er. "Bitte nicht hauen!"
Ich knurrte Adnan nur an und wandte mich zu Marco, der immer noch am wimmern war.
"Schatz? Hör mir mal zu", redete ich beruhigend auf ihn ein.
Gott. Wie ich diese Situationen hasste, wenn er sich weh tat. Und jetzt war ich mal hautnah dabei und das zerbrach mir wieder einmal das Herz. "Schatz?", flüsterte ich, nachdem ich mich seinen Ohren genähert hatte. Ich drückte ihn einen Kuss auf die Schläfe, während er bereits am weinen war.
"Wieso immer ich?", wimmerte Marco in das Gras hinein. "Warum?"
"Kein Ahnung", sagte ich und strich Marco über den Rücken.
Dann war er still. Er wimmerte nicht mehr. Er weinte nicht mehr und er zog seine Hand von seinem Knöchel weg.
"Adnan, ich hasse dich."
"Oh", meinten einige der Jungs. Ich hörte das typische Geräusch von Reißverschlüssen und schaute von meinem Ehemann, zu den Jungs die sich in eine Reihe stellten, nachdem sie ihre Trainingsjacken ausgezogen hatten.
"Millst du wich moch nal heritean, Amy?", las ich leise vor.
Marco fuhr hoch. "Boah, Jungs, seid ihr zu irgendwas zu gebrauchen?", motzte er herum.
"Ich denke sie versteht", meinte Auba, der ein gedrucktes Herz auf den T-Shirt hatte, wo May und Marco drauf stand.
"Ja, ich verstehe, dass du simuliert hast!", sagte ich zu Marco, der sich zu mir drehte. Ich schlug ihn ein paar Mal auf den Oberarm und er fuhr zusammen.
"Falls du den gesucht hast", sagte Marco und hielt mir meinem eigentlich verlorenen Verlobungsring hin. Argh. Dieser Schlingel ey. Er nahm meine Hand und schaute mir tief in die Augen. "Magst du mich noch einmal heiraten? Also, dass wir dann mit allen anderen feiern können, dass du meine Frau Reus bist?", fragte er mich zuckersüß.
"Ja, du Idiot", sagte ich lachend und schlug Marco noch mal auf die Oberarme.
"Au! Schatz!", schmollte er und schob mir den Ring auf seinen gewohnten Platz zurück. Marco zog mich auf dem Knien zu sich und presste seine Lippen auf meine, ehe die anderen Jungs am jubeln und klatschen waren.
"Konfitti-Regen!", kreischte Kane und schon warfen, Thomas, Nuri und Kane Konfetti über Marco's und meine Köpfe.
Marco und ich lachten nur. Er stand als erster auf und zog mich dann auf die Füße, ehe er mich noch einmal in eine Umarmung zog. Er vergrub sein Gesicht in meiner Schulter und hob mich darauf hin noch mal hoch. "Ich liebe dich!", sagte er und ließ mich wieder runter. Er grinste mich an und ich grinste genauso bescheuert.
"Ich dich mehr!", lachte ich und wuschelte ihn durch das Haar, um das Konfetti rauszubekommen.
Als Marco und ich von den anderen beglückwünscht und er von Auba in eine Umarmung gezogen wurde, blickte er mit strahlenden Augen zu mir. Auch wenn er kleiner als Auba war und ich nicht sein Mund sah, sah ich es an den Augen und an den abgehobenen Wangen, dass er mich angrinste.
Kane zog wie wild an meiner Jacke und wollte auf meinem Arm.
"Heiraten wir noch mal?", fragte Kane mich dann.
"Papa und Mama heiraten dann noch mal", antwortete Marco und kam zu Kane und mir.
"Aber ich will nicht das Blumenmädchen werden", stellte er klar. Wir mussten lachen.
"Nein, dass wirst du sicherlich nicht", lachte Marco und drückte ihm einen kleinen Kuss auf die Schulter.
"Schön, was machen wir zu essen?", fragte ich Marco, als wir wenig später wieder zu Hause waren. Ich stand am Kühlschrank und blickte meinen Ehemann an, der am Küchentisch saß und irgendwelche Papiere durch ging. Kane saß auf Marco's Schoß und hatte sich an seinen Vater angekuschelt. Seit ein paar Minuten schlief Kane schon.
"Schnitzel?", fragte er mich.
"Gulasch?", stellte ich die Gegenfrage. Marco grinste und nickte gleichzeitig.
"Dann gibt es Gulasch", sagte ich. "Was hast du da eigentlich für Papiere?"
"Die Vaterschaft ist anerkannt und Kane heißt offiziell Reus mit Nachnamen", grinste er und wedelte mit den Papieren rum.
"Echt?", fragte ich begeistert.
"Ja. Nun sind wir alle offiziell Reus'", trällerte Marco vor sich hin.
"Dann ist das auch schon mal was Gutes", sagte ich und machte mich daran, Marco's Lieblingsessen zu machen.
Als ich am nächsten Tag zur Arbeit machen wollte, fing Marcel mich vor der Haustür ab. Marco war mit Kane schon auf den Weg zum Kindergarten.
"Was erschafft mir die Ehre?", fragte ich meinen besten freund grinsend.
"Ich habe super Neuigkeiten", meinte er freudig.
"Was? Hat dir dein Frauchen eine neue Leine gekauft?", lachte ich und schloss mein Auto ab.
"Haha. Nein", sagte Marcel. "Ich verdiene jetzt noch mehr."
"Wie meinst du das?"
"Ich bin Co-Chef der Werkstatt geworden."
"Nein!"
"Doch!"
Ich fiel meinen besten Freund um den Hals und drückte ihn an mich.
"Glückwunsch", sagte ich und fuhr ihm durchs Haar.
"Danke", sagte er und sah so aus, als hätte er noch was auf seinen Herzen.
"Noch was?", fragte ich ihn.
"Ja", nickte er und schmunzelte. "Du, du darfst ruhig deinen Job als Kellnerin aufgeben."
"Sollte ich?"
"Ja", nickte er. "Wir suchen noch eine Auszubildende. Wenn du Lust hast, hast du sofort den Platz."
"Uhm, darf ich mir das-"
"Klar."
"Bin dabei!", rief ich und schüttelte Forni durch.
"Okay", lachte er. "Dann kündigte und komm nachher zur Werkstatt."
"Klar", sagte ich und umarmte Marcel kurz. Dann war er auch wieder verschwunden.
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