Kapitel 165

KAPITEL 165

~ May's Sicht ~

Ich schreckte auf, als mich jemand an dem Oberschenkel berührte und leise meinen Namen sagte. Erschrocken blickte ich mich um. Tuğba schlief noch, draußen war es immer noch stockenduster, aber Nuri stand neben mir.

"Hi", meinte ich und setzte mich gerade hin - rieb mir den Schlaf aus den Augen.

"Hey", meinte er leise und blickte zu Tuğba. Ich stand erstmal auf und nahm Nuri in die Arme.

"Es tut mir so leid", flüsterte ich.

"Sie konnten dem Baby nicht mehr helfen?", fragte er mich auch im Flüsterton und wir sprachen so weiter.

Wir beendeten die Umarmung und ich schüttelte meinen Kopf. Nuri schaute, als ob ihn gerade das Herz zerrissen wurde und atmete tief durch. Dann suchte er wieder den Augenkontakt zu mir.

"Was ist passiert? Sag mir alles."

Ich erzählte ihm alles, das ich seine Frau in der Küche gefunden habe und sie dann mit dem Krankenwagen in die Klinik gebracht habe.

"Wärst du nicht gewesen, dann-", meinte Nuri und die ersten Tränen liefen ihn über die Wange.

"Ich hab sie rechtzeitig gefunden. Es ist alles gut", beruhigte ich Nuri. Er vergrub sein Gesicht hinter seinen Händen und war für einen Moment gar nicht mehr ansprechbar. Nach fünf Minuten schaute er wieder zu mir.

"Es ist ein Uhr in der Nacht. Fahr nach Hause. Ich komme alleine klar", meinte er zu mir und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.

"Okay, wenn ich irgendwas für dich tun kann. Für euch, du hast meine Nummer. Ich nehme mir frei und passe auf Ömer auf. Er kann bei mir schlafen."

"Ich schicke Ömer zu meiner Mutter, die hat ja keinen Job. Tuğbas Mutter schon. Außerdem hast du Kane."

"Hast du die Schlüssel für das Haus?", fragte ich ihn.

"Nein, die habe ich nicht mit", meinte er. Ich kramte in meiner Handtasche herum und gab ihm die Haustürschlüssel. "Danke."

"Ich kann noch schnell zu euch fahren. Klamotten holen."

"May, du hast genug getan. Danke. Damit beauftrage ich meine Mutter. Du siehst fertig aus. Fahr nach Hause und leg dich hin."

"Okay", nickte ich und zog meine Boots an. "Wenn irgendwas ist, dann ruf mich bitte an. Wenn du mich nicht anrufst, mach ich mir sorgen und stehe hier auf der Matte. Dann kette ich mich an ihr Bett fest."

"Du verrückte Nudel", meinte er und umarmte mich. "Genauso bekloppt wie ein Ehemann."

"Was hat er- ach egal", sagte ich.

"Danke noch mal, du bist echt ein Engel", sagte er und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Ich schnappte mir Jacke und Tasche und ging noch mal zu Tubi.

Die braunen langen Haare die ich ihr zu einem Dutt zusammengebunden hatte, während sie schlief lockerte sich und ein paar Haarsträhnen hatten sich gelöst. Ich gab Tuğba einen kleinen Kuss auf die Wange und ging dann zur Tür.

"May!", meinte Nuri leise.

"Hm?", ich drehte mich an der Tür zu ihm.

"Marco hat's mir erzählt. Ich ging ihn wohl zusehr mit der Schwangerschaft auf den Senkel. Ihn ist es heraus geplatzt. Es tut mir leid für euch beide."

"Hm, danke", meinte ich nur und ging dann aus dem Zimmer raus. Vor der Zimmertür zog ich meine Jacke an und kramte die Autoschlüssel aus meiner Handtasche.

"Huch, waren Sie nicht gegangen?", fragte die Krankenschwester vor der ich mich versteckt habe.

"Nein, sorry", sagte ich.

"Sie sind echt eine gute Freundin. Ich würde das auch machen."

"Ja, wer nicht", meinte ich und seufzte. "Ich muss dann auch. Schöne Schicht noch."

"Die werde ich haben", meinte die Krankenschwester ironisch. "Die eine muss alle zehn Minuten aufs Klo. Also hat das Gefühl, aber da kommt nichts raus."

Ich lachte leise und meinte einfach einen Katheter legen. Dann ging ich nach unten.

An dem Automaten steckte ich meinen Parkschein ein und wartete darauf, was ich bezahlen musste.

Knurrend warf ich zehn Euro rein - pro Stunde ein Euro, pro halbe Stunde 50 Cent. Wucher, dann parke ich weiter weg vom Krankenhaus und geh den Rest zu Fuß. Was ein Müll.

Als ich zu meinem Auto ging fror ich mir den Arsch ab. Es war wirklich kalt geworden. Weshalb ich froh war, bald zu Hause zu sein. Ich parkte mein Auto in der Auffahrt und stellte es zum parken ab.

Hatte ich vergessen, dass Licht auszumachen? Aus dem Wohnzimmer kam Licht und das wunderte mich. Sonst versicherte ich mich noch zig mal, ob-

Ich zog meine Schuhe und Jacke aus und machte leise die Tür zu. Bevor die bescheuerte Alarmanlage wieder los ging, gab ich den Code ein. Ich legte meine Handtasche auf die Treppe und schlich mich ins Wohnzimmer.

Auf den Weg dorthin schnappte ich mir Marcos Baseballschläger, der neben der Kellertreppe stand und schlich mich weiter.

Ich ließ den Baseballschläger runter, als ich sah, dass es nur Marco war, der auf der Couch lag, zugedeckt mit einer Wolldecke und am schlafen war.

Was machte er denn hier? Ich stellte den Baseballschläger ab und kam von dem Schock runter.

Gerade als ich das Wohnzimmer wieder verlassen wollte, hörte ich Marco etwas murmeln.

Das hörte sich so an wie: "Schatz, bist du das?"

"Japp", meinte ich und drehte mich um. Marco hatte sich aufgesetzt und blickte mich verschlafen an.

"Jipp, du bist es."

"Was machst du hier?", fragte ich ihn.

"Thomas wollte einen Aufpasser für Nuri, also bin ich da", meinte Marco und fuhr sich durchs verwuschelte Haar. "Was ist mit Tuğba."

"Sie hatte eine Fehlgeburt", meinte ich.

"Verdammte Scheiße", seufzte Marco und stand auf.

"Sind das deine Laufklamotten?", bemerkte ich, als ich meinem Ehemann musterte.

"Wir hatten keine Zeit uns umzuziehen. Wir mussten zurück ins Hotel, Papiere holen. Thomas hat uns ein Flug gebucht und jetzt sind wir hier."

Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn und zog mich in seine Arme.

"Ich hab Tuğba zu Hause gefunden."

"Wie?"

"Sie lag bewusstlos auf den Boden, da war Blut überall."

"Herrgott", murmelte Marco. "Hauen wir aufs Ohr."

Marco blickte irritiert auf den Baseballschläger und sagte darauf hin nichts. Er schnappte sich nur meine Hand und zog mich nach oben, nachdem wir überall die Lichter ausgemacht hatten.

Ich war froh ins Bett zu kommen, da ich ziemlich müde war. Sofort kuschelte ich mich an Marco heran, der ganz fest die Arme um mich schlang.

"Meine Mutter bringt Kane morgen zum Kindergarten und holt ihn wieder ab. Vergiss ihn ja nicht nach Arbeitsschluss abzuholen", sagte Marco noch.

"Kommt nicht mehr vor", meinte ich.

"Ich mache dir deswegen keine Vorwürfe. Du hast nur meine Schwester weggedrückt- jetzt ist sie stinkig. Mama auch, da du dich nicht gemeldet hast und sämtliche Anrufe ignoriert hast-"

"Entschuldige, dass ich mir so einen Kopf um Tuğba gemacht habe. Ich schlafe auf der Couch", sagte ich knurrend und stand auf. Dann war ich aus dem Schlafzimmer verschwunden.

Ich schmiss mich auf die Couch und zog die Wolldecke über mich. Dann lag ich noch eine Weile kurz wach, ehe ich einschlief.

              Als der nächste Tag ran brach, lag ich neben Marco im Bett. Er muss mich wohl zu sich nach oben getragen haben. Er schlief immer noch ruhig neben mir weiter. Ich strich ihm das Haar aus der Stirn und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, ehe ich aus dem Bett aufstand. Ich ging ins Gästezimmer, wo mein Kleiderschrank war und sprang erstmal unter die Dusche.

Eine halbe Stunde später stand ich in der Küche und machte mir Frühstück- von oben hörte ich Wasser laufen. Marco war anscheinend duschen.

"Morgen!", sagte Marco und kam in der Küche. Ja, so wie er roch, war er duschen.

Ich rümpfte die Nase. "Hast du mein Shampoo genommen?", fragte ich ihn.

"Ja, mein Shampoo steht in meinem Zimmer in La Manga. Ich hatte kein Ersatz da. Duschgel auch."

"Dann muss ich wohl wieder mal nach DM."

"Zahnpasta und Listerine müssen auch mal wieder."

"Mach ich morgen."

"Surfbretter und Muschidübel brauchst du auch noch. Hab nachgeschaut."

"Bitte was brauche ich?", meinte ich irritiert.

"Binden, oder Slipeinlagen und Tampons."

"Wieso sagst du das nicht gleich?", meinte ich und schmierte mir auf mein Vollkornbrot Leberwurst.

"Keine Ahnung. Machst du mir auch eins, dann schreibe ich die Liste, was wir alles brauchen."

"Hat unsere liebe Putzfrau ein Zettel irgendwo hingehangen, dass sie noch Putzmittel braucht?"

"Jepp!", rief Marco aus dem Flur. "Der liegt hier!"

Piep!

"Was war das denn?", fragte ich.

"Anscheinend sind die Batterien im Feuermelder leer", knurrte Marco. "Wie ich es hasse. Es heißt diese Batterien halten ein halbes Jahr. Ich hab die erst letzten Monat ausgewechselt!"

Ich seufzte nur. "Dann solltest du keine Batterien mehr von Ikea benutzen. Die halten eh nicht", sagte ich und schmierte auch Marco sein Leberwurstbrot.

"Merk ich mir", meinte Marco und kam mit mehreren Notizzetteln wieder. Die klebte er nach der Reihe an den Kühlschrank. "Sachen die du brauchst. Für Kane. Für mich. Für Conzuela-" Piep! "Diese Drecksdinger."

"Wie viele haben wir davon", meinte ich und hielt ihm sein Brot hin.

"Im Keller vier. Gästezimmer einen. Unten im Flur einen. Oben im Flur einen. Küche einen. Stube einen. Schlafzimmer. Kane's Zimmer. Gästezimmer. Bad. Garage."

"Vierzehn Dinger?"

"Joah", nickte Marco und biss vom Brot ab.

"Dann viel Spaß beim herausfinden, welcher am piepen ist", meinte ich.

"Ja, willst du heute noch mal zu Tuğba?", fragte Marco nur.

"Ja kurz vor der Arbeit. Musst du nicht zurück nach Spanien."

"Ja. Ich fliege aber ohne Nuri. Flug geht um eins."

"Ich bring dich zum Flughafen."

"Ja, musst du ja wohl."

"Du kannst auch mit ins Krankenhaus."

"Nah, da fühle ich mich immer so anfällig für Krankheiten. Siehst du doch schon bei dem Thema: Marco das Opfer des BVB's. Kaum wieder in Form, schon wieder verletzt."

"Lass das. Du beschwörst es nur herauf", sagte ich und haute ihn leicht in den Magen. "Also Nein, ich komme nicht mit?"

"Jenau", nickte er.

"Oki", meinte ich.

Ich stand weiter in der Küche und regte mich über den Feuermelder auf der alle fünf Minuten piept. Marco anscheinend schon.

"Ist der das?", fragte er und kam in die Küche.

"Weiß nicht", meinte ich.

"Ich kaufe neue Melder- wieder", bemerkte er und holte mit dem Baseballschläger aus. Damit haute er den Feuermelder von der Decke. Dieser knallte gegen den Kühlschrank auf den Boden.

Entsetzt blickte ich Marco an. "Jesus, Marco. Was. War. Das?", fragte ich.

"Ruhe! Endlich Ruhe", meinte er nur.

Piep!

"DAS DARF DOCH WOHL NICHT WAHR SEIN!", rief er sauer und rauschte mit dem Baseballschläger aus der Küche.

Krawuuuuum!

"Welcher nun?", fragte ich ihn.

"Gästebadezimmer!"

Mein Ehemann, war echt schon ein Stück - aber nur ein kleines - Stückchen bekloppt. Okay.

Ein GEWALTIGES Stückchen.

"Willst du jetzt jeden Feuermelder im Haus kurz und klein schlagen?", sagte ich.

"Wenn ich danach endlich meine Ruhe habe. So ein Dreck", bemerkte er.

Piep!

"AAAAAAAAARGH!"

"Na dann", bemerkte ich und ging aus der Küche.

Krawuuuuum!

Da hatte Marco den Melder im Flur von der Decke geschlagen. Dieser rauschte knapp an meinem Kopf vorbei.

"Ich fahre jetzt ins Krankenhaus. Länger hier bleiben und dich beobachten? Nee. Danke. Ich hab schon die Nummer der Kerle mit den weißen Jacken aus dem Telefonbuch rausgesucht."

Der Melder auf den Boden piepte.

"Da. Da ist das Miststück", knurrte er und schlug noch mehrmals mit dem Baseballschläger auf den Melder ein.

"Ja, ich wünsche dir noch viel Spaß und viel Erfolg", sagte ich und klopfte ihn auf die Schulter, nachdem er das Ding weggetreten hatte.

"Ich hab's doch gefunden. Dann kann ich ja doch mit", sagte er und stellte den Schläger bei Seite.

"Na gut", meinte ich und zog mich an. Marco ebenfalls.

Und gerade als wir zur Tür rauswollten, was kam da?

Richtig!

Piep!

Marco kniff die Augen zusammen. "Wir sehen uns nachher", meinte er.

"Klar", schmunzelte ich und drückte Marco einen Kuss auf den Mund. Kaum war die Tür zu, hörte ich Marco wieder herummeckern.

"DU BASTARD! Ich erwische dich noch!"

         "Merhaba", sagte ich und betrat das Zimmer von Tuğba. Nuri saß daneben auf dem Stuhl und blickte zu mir. Tuğba war wach und schaute mich ebenfalls an.

"Merhaba", sagte Nuri nur. Tuğba nickte müde.

"Stör ich?", fragte ich und blieb an der Tür stehen.

"Komm rein und steh da nicht so rum", bemerkte Nuri. "Wo hast du deinen Mann gelassen?"

Ich schloss die Tür hinter mir und wandte mich zu den beiden.

"Der schlachtet zu Hause alle Feuermelder ab", meinte ich und stellte mich am Ende des Bettes hin. Ich schnitt eine Grimasse. Nuri schnaubte belustigt. Tuğba sagte nichts. Noch nichts.

"Joah, ich frage nicht, ob alles gut ist", meinte ich.

"Ist es auch nicht", murmelte Tuğba. "Ich hab meine Tochter verloren."

"Es tut mir leid."

"Hast du doch gestern schon gesagt. Außerdem ist es nicht deine Schuld", bemerkte sie und fing an zu weinen.

"Melek", meinte Nuri und setzte sich vom Stuhl auf das Bett.

"Hätte sie mich nicht gefunden, dann wäre ich auch nicht mehr da", bemerkte sie weinend.

"Aber sie hat dich gefunden und du bist noch da", meinte Nuri.

"Aber Amine nicht mehr", wimmerte sie.

Ich seufzte und ließ meinem Kopf hängen. Eigentlich wollte ich fragen, wieso das passiert ist. Vorgestern beim Arzt war doch alles in Ordnung und dann plötzlich die Fehlgeburt. Konnte das plötzlich passieren?

Keine Ahnung. Auf jeden Fall wollte ich wieder weg. Ich wusste wie Tuğba sich fühlen muss und das konnte ich nicht ertragen.

"Ich muss auch wieder los", sagte ich und ging zur Tür.

"Du musst doch erst um drei arbeiten", meinte Tuğba.

"Ja, aber ich muss noch einkaufen. Marco zum Flughafen bringen-"

"Du musst mich dann abholen-"

"Du willst auch zurück?", fragte ich Nuri fassungslos. Aber ich ließ es bleiben ihn eine Szene zu machen, da Tuğba anfing zu reden.

"Ja, es ist in Ordnung", meinte sie. "Er war hier. Außerdem geht sein Job-"

"Moment, du hast dein Kind verloren-", meinte ich.

"Ich weiß. Aber ich kann es Nuri nicht antun, dass er hier Tag und Nacht bei mir sitzt. Er muss sich ablenken. Die Jungs sind da schon immer gut drinnen gewesen", erklärte Tubi. Nuri nickte nur.

"Hm, na gut. Dann hole ich dich ab", sagte ich. "Ich muss dann auch los."

Ich umarmte beide kurz und machte mich dann wieder auf dem Weg nach Hause.

Marco lief immer noch mit dem Baseballschläger herum und hatte wirklich schon so eine Halsschlagader.

"Bist ja schon wieder da", bemerkte er.

"Ja", meinte ich.

Marco warf einen Melder auf den Boden zu den anderen.

"Hab noch vier vor mir. Nee fünf. Der über der Treppe muss auch noch", sagte er.

Piep!

"VIER!", brüllte er und schlug das Ding da weg.

"Hola", bemerkte Conzuela und betrat das Haus. "No! No! No!", rief sie als sie die Melder auf den Boden sah.

Sie ging auf Marco zu und riss ihm den Baseballschläger aus die Hände.

"No! Marco!"

"Hi, Conzuela!", sagte ich.

"Hola, May", meinte sie. "Was das?"

"Er dreht durch wegen den Feuermeldern", erklärte ich ihr.

Piep!

"Das kam doch aus dem Keller", Marco schnappte sich seinen Baseballschläger und verschwand nach unten.

"Frau Reus, ich habe Feuermelder ausgetauscht. Die waren alt. Habe vergessen die Batterien aus den alten zu machen."

"Du wills mir sagen, dass das die alten Feuermelder sind die piepen und meinem Freund?"

"Sí. Ich wollte sagen, habe vergessen."

"Schon okay, schon okay", sagte ich und ging mit ihr nach unten.

"Du Schatz", fragte ich nachdem Marco alle vier Feuermelder im Keller kurz und klein geschlagen hatte.

Conzuela schob den Karton hervor.

"Ja?", fragte Marco.

Aus dem Karton kam das klassische piepen.

Marco schaute in dem Karton und schien verdutzt. Nachdem wir alles erklärt haben, war er ruhig und behielt die Fassung. Dann schnappte er sich den Baseballschläger.

"Lassen wir ihn", meinte ich zu Conzuela und ging nach oben. Sie folgte mir.

Von Marco kamen Beleidigungen, ehe es unten für fünf Minuten am scheppern war.

"Tut mir leid", meinte Conzuela wieder.

"Kann doch mal passieren. Mach dir da keine Sorgen."

"Werde ich gefeuert?"

"Nein, du bist wirklich eine gute Person. Wir haben dich ins Herz geschlossen - auch nach kurzer Zeit."

"Auch keine Gehaltskürzung?"

"Nein", sagte ich.

           Später brachte ich meinem Ehemann und Nuri zum Dortmunder Flughafen. Während Nuri schon zum Check-In verschwunden war, standen Marco und ich noch ein wenig an einer Säule herum.

"Wir sehen uns dann nächste Woche", sagte ich und küsste Marco kurz.

"Holst du mich dann wieder ab?"

"Da habe ich Frühschicht. Frag Auba ob er dich mitnimmt."

"Nah, oki. Wir telefonieren jeden Abend. Schließlich muss ich ja meinen Sohn gute Nacht sagen."

"Mir nicht oder was?", fragte ich.

"Dir schicke ich Nacktfotos", scherzte mein Ehemann.

"Sagst du nur, weil du auch welche von mir haben willst", grinste ich und küsste ihn kurz.

"Marco, kommst du?", rief Nuri.

"Ich verstehe nicht, wieso er nicht bei ihr bleibt. Er kann sie doch jetzt nicht alleine lassen."

"Nicht jedes Paar kann es ertragen sich in schwierigen Zeiten auf der Pelle zu sitzen. Nuri braucht einen freien Kopf. Du lenkst Tuğba ab und ich Nuri."

"Klaro, kommt jetzt ein kleiner Fingerschwur?"

"Nee", meinte er. "Eine Woche ohne euch. Na toll."

"Geht schnell wieder rum", meinte ich und klopfte ihn aufmunternd auf die Brust. "Nun geh. Nuri wird schon ungeduldig."

Bevor ich zur Arbeit fuhr, besuchte ich noch mal Tuğba und brachte ihr etwas zu essen mit.
Börek, die Dinger liebte sie. Sie freute sich zwar, aber nicht so übertrieben, wie sonst immer.

Um kurz nach zwei machte ich mich dann auf den Weg zur Arbeit. Wenigstens konnte ich mich konzentrieren. Wenig später holte ich Kane bei meiner Schwiegermutter ab.

Ich brachte ihr ihre Lieblingspralinen mit, da es gestern so bescheuert lief. Als ich ihr erklären wollte, was passiert ist, meinte sie, dass sie es bereits von Marco wusste.

Da sie gleich noch Besuch von Freunden bekommt, bat die mich nicht rein. Mit Kane machte ich mich auf den Weg nach Hause.

Abends telefonierte ich noch mit Marco und Kane schlief währenddessen ein.

"Kriege ich ein Nacktfoto von dir?", fragte er nach.

"Du zu erst", lachte ich nur.

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