Kapitel 16

KAPITEL 16

~ Marco's Sicht ~

"Marco, kommst du mal eben kurz rüber!", pfiff mich Thomas Tuchel, unser Trainer, zurück.
Ich schoss den Ball zurück zu Łukasz und joggte auf Thomas zu.
"Was gibt es denn?", fragte ich.
"Achte mal auf die Jungs", meinte Thomas zu seinem Co-Trainer. Dieser nickte nur.
Wir beide gingen ein wenig Abseits, während die Jungs weiter Freistöße übten.
"Wie fühlst du dich?", fragte mich Thomas gerade aus.
"Gut", antwortete ich.
"Marco, ich nehme mir mal die Freiheit und bezichtige dich als Lügner. Ich frage dich, ob du heute überhaupt in der Lage bist zu spielen. Du bist schon die ganze Zeit mit den Gedanken wo anders. Ich weiß, ich bin der neue Trainer. Aber du kannst mir ruhig sagen, was los ist. So kann ich auch beurteilen, ob du spielen kannst, oder ob ich dich auf die Bank setze."
"Sind nur private Probleme", meinte ich und schluckte. "Ich reiß mich zusammen. Versprochen. Du wirst mich heute in Bestform sehen."
Thomas nickte nur. "Okay, ich kann nicht von dir Verlangen, dass du privates und Beruf von einander trennst. Einige können das, andere nicht. Und fremde, wie ich, die können das nicht beurteilen, was du für eine Person von den beiden bist." Er machte eine Pause. "Noch nicht."
Ich nickte nur. "Ehrlich, Boss. Ich bin fit und kann spielen."
"Das du fit bist sehe ich, aber ob da-" er tippte auf seinem Kopf. "bei dir alles im Reinen ist, dass weiß ich nicht und deshalb suche ich das Gespräch mit dir."
"Ich kann verstehen, dass du dir sorgen machst, dass ich heute nicht wirklich spielen kann, was nicht so ist-"
"Nein. Ich mache mir nicht sorgen darum, dass du spielen kannst. Lass das mal eben kurz eine Nebensache sein, Marco. Ich mache mir sorgen um dich. Als normale Person. Lass das Spiel einfach kurz weg. Du bist mental blockiert und ich würde dir raten, heute noch, vor dem Spiel, das private zu klären, damit sich diese Blockade löst und du wieder voll und ganz da bist", redete Thomas weiter auf mich ein.
"Das sollte ich tun", nickte ich nachdenklich.
"Nicht wegen dem Spiel, sondern für dich selbst", fuhr Thomas fort. "Ist es denn wirklich so kompliziert?"
"Woah, das kann man echt kompliziert nennen", nickte ich und atmete tief durch. "Ich denke, wäre ich von Anfang an ehrlich gewesen, dann würde ich nicht in diesem Schlamassel stecken."
"Ich will mich jetzt nicht einmischen, aber ich tue es doch. Entschuldigung, dass ich so neugierig bin. Du hast mich gerade neugierig gemacht. Aber, tut mir leid, für diese Unterstellung...uhm...du hast eine Freundin?"
Ich nickte. "Ja, hab ich."
"Warst du, naja, untreu und jetzt plagt dich das schlechte Gewissen?"
"Nein, Boss. Wäre das so gewesen, dass wäre es gar nicht so kompliziert, wie die Sache eigentlich ist."
"Okay, wenn du noch mal darüber reden willst, du weißt ja wo du mich findest."
"Danke", meinte ich.
Thomas hielt mir die Faust hin, damit ich meine dagegen hauen sollte und ich lachte.
"Du passt dich an", lachte ich.
"Klar, ich muss ja mit den Strom schwimmen und einen auf lockeren Trainer machen."
"Wir können uns glücklich schätzen Sie zu haben-"
"Dutzen, Marco. Da waren wir uns doch alle einig."
"Sorry. Okay. Wir sind glücklich dich zu haben. Uns hätte es mit Magath und van Gaal viel schlimmer treffen können."
"Ihr könnt froh sein, dass Jürgen sich so für mich eingesetzt hat."
"Wir sind es", nickte ich. "Sie können in Jürgens Fußstapfen treten."
"Übertreibe es nicht. Jürgen ist hier eine Legende und ich bin nicht hier mit ihn verglichen zu werden. Ich mache mein eigenes Ding."
"Und das läuft doch bei uns. Zwei Ligaspiele und zwei Siege."
"Heute wird es die drei werden, in jeder Kategorie", stimmte Thomas zu und klopfte mir auf die Schulter. "Dann geh mal trainieren."
"Danke, Tuchi", sagte ich und lief zu den anderen zurück.
"Du willst eine Extrarunde laufen. Gut. Dann bitte!", rief er mir hinterher.
"Was wollte er von dir?", fragte Mats mich.
"Nur so", meinte ich.
"Es war deswegen, weil du mit den Gedanken die ganze Zeit wo anders warst?", mischte sich jetzt auch Moritz mit ein.
"Mag sein", sagte ich und wollte nicht weiter darüber reden. "Trainieren wir weiter."
Aus den Augenwinkeln sah ich, dass die Jungs einen Blick austauschten und sich fragten, was mit mir los sei.
   Nach dem Training, war ich froh, endlich unter die Dusche zu kommen.
"Hey, ich bring dich wieder nach Hause", meinte Nuri zu mir, nachdem wir fertig angezogen auf den halben Weg nach draußen waren.
"Das wäre cool", nickte ich.
"Was wollte Thomas von dir?", fragte Nuri, nachdem wir im Auto saßen.
"Wieso ich mit den Gedanken wo anders war."
"Hast du es ihm gesagt?"
"Nee, er dachte, ich hätte ein schlechtes Gewissen, da ich Caro gegenüber untreu war."
Nuri lachte. "Wenn er nur wüsste", meinte Nuri und seufzte. Ich stimmte in den Seufzer mit ein.
"Wen sagst du es. Wen er nur wüsste."
"Die beiden fahren morgen wieder, oder?", wollte Nuri wissen.
"Ja, leider. Auf jeden Fall, gucken die heute abend das Spiel im Fernsehen."
"Die müssen, dass ist Pflicht. Kane soll seinen Vater im Fernsehen sehen und gucken, wie viele Tore er macht. Und er muss sich deine Spielweise angucken um zu lernen."
Ich schnaubte belustigt. "Einen ziemlichen Schuss hat er schon drauf."
"Echt?"
"Ja. Voll in meine Kronjuwelen."
Nuri prustete los. "Hahaha, nein?"
"Doch, schon beim bloßen Gedanken, klingeln meine Eier wieder."
"Hat sich May wenigstens um dich gekümmert."
"Nein. Aber schön wär's", seufzte ich.
"Bevor ihr es vergesse, dir zu sagen. Auba weiß bescheid."
"Wie?"
"Er hat's heraus gefunden. Also er hatte eine Ahnung, mich unter Druck gesetzt und ich hab's ihn gesagt."
"Herrjemine", meinte Nuri.
"Er behält es für sich."
"Das nächste Mal, wenn die beiden da sind,  steht Auba bestimmt mit Curtys vor der Tür."
"Naja, Kane hatte Angst vor Auba gehabt. Aber mittlerweile nicht mehr."
"Moritz hatte erwähnt, dass Auba einen kleinen Jungen erschreckt hat."
"Ja, das war Kane. Und uhm, er dachte May wäre ein Stalker und wollte die Cops rufen, weil sie, wieso auch immer, im Gebüsch gehockt hat und das mit Kane."
"Hahaha", meinte Nuri nur. "Gott, immer wenn die beiden da sind, gibt es immer irgendwas zu lachen."
"Ja, mag sein. Wenn ich May nur überreden könnte hier her zu-"
"Marco, wenn du und die anderen ihr andauernd mit dem Umzug-Mist kommt, kein Wunder, dass sie darauf keinen Bock hat."
Ich verdrehte leicht die Augen. "Sie muss aber auch verstehen, dass ich Kane jetzt öfter sehen will. Ich will nicht alles verpassen müssen."
"Lass ihr doch erstmal Zeit und das sacken lassen. Dann kannst du sie meinetwegen wieder ansprechen."
"Meinetwegen", stimmte ich zu.
Als Nuri vor meinem Haus hielt, bedankte ich mich bei ihm.
"Kein Ding. Ich hole dich um viertel nach vier ab, dann fahren wir zum Stadion."
"Klar, danke."
Wir hauten Faust an Faust und ich verschwand in Richtung Haus.
Nuri fuhr mit quietschenden Reifen davon. Typisch. Neues Auto und das Automatik und daran muss er sich erstmal gewöhnen.
Aber es war für uns andere einfach nur zum weghauen.
Ich holte die Post aus meinem Briefkasten und ging ins Haus.
Ich ließ meine Trainingstasche fallen, als ich ein Brief von der Dortmunder Staatsanwaltschaft unter den Briefen fand.
"Alles okay?", hörte ich May fragen die aus der Küche kam.
"Brief von der Staatsanwaltschaft", meinte ich und riss ungeduldig den Brief auf. Das einzige was ich las, war das:

Sehr geehrter Herr Marco Reus,

hiermit verkündet die Staatsanwalt Dortmund, dass das rechtliche Verfahren, wegen Fahren ohne gültigen Führerscheins gegen Sie eingestellt wird.
Die eingereichten Zeugenaussagen erwiesen sich nach genauer Ermittlungen als unrichtig, weshalb das Verfahren am 01. Oktober 2015 fallen gelassen wird.
Desweiteren fügen wir hinzu, dass sie ab den 02. Oktober 2015 zugelassen werden, ihre Fahrererlaubnis zu beantragen und eine von Ihnen auserwählte Fahrschule zu besuchen...

"Verdammt, ja!", meinte ich erleichtert und atmete tief durch. Ich wandte mich zu May. "Die Zeugenaussagen waren falsch. Das Verfahren wird zum ersten Oktober eingestellt. Ich kann mich am zweiten schon bei einer Fahrschule anmelden."
"Na wurde auch endlich einmal Zeit", freute sich May und warf die Arme in die Luft. "Du gehst jetzt wirklich zur Fahrschule, machst deinen Lappen und dann wird das schon alles werden."
Ich schmiss die Briefe auf die Treppe und ging auf May zu, weil ich sie einfach umarmen wollte.
"Huch", meinte May erschrocken, aber erwiderte die Umarmung.
Ich vergrub schmunzelnd mein Gesichtern ihrer Schulter und genoss einfach nur die Nähe zu May.
"Marco, die Lasagne muss aus dem Ofen", murmelte May.
"Moment noch", sagte ich und drückte sie näher an mich heran.
"O-kay."
"So fertig", meinte ich nach einer Minute und ging in die Küche.
"Du bist sonderbar, Marco", sagte May und folgte mir in die Küche.
"Ich weiß, sonderbar aber ein Einzelstück", entgegnete ich und blickte nach der Lasagne im Ofen. Die war fertig, also konnte ich die rausholen.
"Jepp", stimmte May zu.
"Wo ist Kane?", fragte ich als ich die Auflaufform rausholte und auf den Topfgitter, der auf dem Tisch lag abstellte.
"Schläft auf der Couch. Er war ziemlich müde und ist einfach eingeschlafen, nachdem die beiden Idioten da waren."
"Kauli und Forni?", fragte ich.
"Klar, die beiden. Die haben getobt und wie immer war Robin das Opfer."
"Einmal in der Rolle des Opfers drinnen, desto schnell kommt man da nicht mehr raus."
"Ja, wie auch immer. Essen wir?"
"Und Kane?"
"Er kann später Essen. Wenn man ihn jetzt wieder wach macht, war das unser Tag auf Erden."
"Er ist eben genauso eine Schlafmütze wie du."
"Tja, passiert halt."
     Während May und ich am essen waren, war es doch schon ziemlich verwundernd, dass Kane nicht in die Küche kam.
Normalerweise reichte er jedes Nudelgericht gegen den Wind.
"Musst du noch tanken?", fragte ich May.
"Mach ich morgen", antwortete sie.
"Die Lasagne schmeckt wie immer zum verrecken gut. Wäre es legal, würde ich die Lasagne heiraten und ganz viele Baby-Lasagne haben."
"Hörst du dir eigentlich mal beim Reden zu, oder denkst du mal nach, bevor du was sagst?", fragte May.
"Wie oft hast du mir dieselbe Frage gestellt und dieselbe Antwort bekommen?"
"Oft, aber trotzdem werde ich immer wieder dieselbe Frage stellen und dieselbe Antwort von dir erwarten.", entgegnete May. "Du bist nicht mehr ganz normal."
"Ich bin normal. Meine Mutter hat mich testen lassen."
"Tja, anscheinend beim falschem Arzt. Entweder wurden die Ergebnisse mit die eines anderen Patienten vertauscht, der jetzt mit damit Leben muss, dass er nicht normal ist, oder deine Mutter hat den Arzt bezahlt und bestochen, damit er die Ergebnisse fälscht."
"Du und deine Fantasie", bemerkte ich.
"Liegt an meinem Sternzeichen", schmunzelte May.
"Klar, immer auf die Sternzeichen."
"Isso."
"Das heißt Hashtag-Isso."
"Kevin ist nicht hier. Also, kann ich das sagen."
"Dein Glück", lachte ich.
"Wieso mein Glück?"
"Sonst hätte dir Kevin einen stundenlangen Vortrag gehalten wieso es nicht isso, Sondern Hashtag-Isso heißt. Und danach willst du dich erschießen."
"Zum Thema erschießen."
"Ja?"
"Wenn du die Wumme hast und Kevin den Vortrag hält, wieso erschießt du ihn nicht mit der Wumme, mit der du dich danach erschossen hättest?"
"Ey, darüber habe ich gar nicht nachgedacht", meinte ich.
"Siehste", sagte May. "Logisches Denken, mein Lieber."
"Heißt das...unterstellst du mir, dass ich mir logisch denke, meine Liebe?"
"Du hast Kane das Wort Arsch beigebracht, ihn dann dazu angestiftet zu lügen, in dem er sagt, dass er das von Nico hat und nicht von dir, mal sehen", May überlegte. "Ach ja, du hast ihn auch noch Das Lied von Feuer und Eis vorgelesen."
"Solange ich ihn nicht die Serie zeige."
"Ja, da kannst du schon mal logisch denken. Wenigstens ein Anfang."
"Woah", meinte ich. "Da will wohl jemand Stress."
Ich legte das Besteck beiseite und blickte May herausfordernd an.
"Nö, ich nicht. Aber du anscheinend."
"Ich kann auch mit einem Anstarrwettbewerb leben", schlug ich vor.
"Okay", sagte May und legte das Besteck ebenfalls weg, ehe sie mir ins Gesicht schaute.
"Wehe du pustest mir in die Augen", mahnte ich schon mal vor.
"Das geb ich dir nur zurück", murrte May.
"Okay, Runde eins."
Und schon startete der N.Z.F an.
Nicht zwinkern Fight, für die die keine Fantasie haben und nicht logisch denken können.
Während ich May also angespannt und mit brennenden Augen in ihre braungrünen Augen schaute und sie mir in meine - ihre Augen tränten schon -, überlegte ich fieberhaft nach einer Taktik dieses Brennen zu ignorieren.
"Ich glaube meine Augen sind ausgetrocknet", bemerkte ich.
"Na los. Zwinker. Gib auf", forderte May bissig auf.
"Vergiss es", zischte ich. "Gib du doch auf."
"Ich hab dich zu erst darum gebeten."
"Ich dich danach. Na komm, gib auf."
"Hör auf mich zu provozieren. Wir wissen wie das enden wird. Einer von uns beiden liegt in Embryohaltung auf den Boden und heult sich die Augen aus. Und ich werde es nicht sein."
"Ich noch viel weniger."
"Ich noch viel wenigerer."
"Das ist kein Wort", bemerkte ich.
"Ach, musst du jetzt auch noch klugscheißern."
"Dann hör auf mit dem dummscheißern. So muss ich nicht klugscheißern."
"Dummscheißern, ist kein Wort, Marco."
"Ach, wer klugscheißert hier rum?"
May knurrte und pustete mir ins linke Auge.
Ich fuhr zurück und kniff die Augen zusammen.
"Du hast verloren!"
"Nee, hab ich nicht. Du hast gesagt, puste mir nicht in die Augen. Plural. Ich habe dir aber nur ins linke - von dir aus gesehen, gepustet. Also hab ich gewonnen, wenn du keine korrekten Regeln erstellen kannst." May klopfte mir aufmunternd auf die Schultern, während ich sie grimmig anstarrte. "Mach dir nichts drauß, Marco. Jeder verliert mal."
"Du hast geschummelt", meinte ich und verschränkte schmollend die Arme vor der Brust.
"Pah, nein, hab ich nicht. Stell das nächste Mal bessere Regeln auf, dann haben wir auch nicht diese Diskussion."
"Das merk ich mir", meinte ich und schnappte mir meine Gabel mit ein wenig Lasagne. Ich schüttelte die Gabel und die Tomatensoße klatschte in May's Gesicht.
"Marco!", schrie sie auf und wischte sich die Soße von der Wange.
Ich lachte nur. "Du hast da immer noch was."
May stand auf und schnappte sich ein Zewastück, um sich den Rest Soße aus dem Gesicht zu wischen.
"Ich denke, dass nenn ich mal ein Unentschieden", lachte ich.
Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet, was May dann tat.
May packte mich am Nacken und drückte mein Gesicht einfach auf mein Teller mit der Lasagne.
"Ich denke, dass nenn ich mal eine glatte Führung für mich", flüsterte May mir ins Ohr und ließ mein Nacken los. Ich hob meinen Kopf auf und wischte mir die Tomatensoße von den Augenlidern.
"Danke", knurrte ich, packte mit meiner Hand in die Lasagne und warf diese nach hinten, auf der Hoffnung zu treffen.
Nach dem "Ah!", von May, musste ich einen Volltreffer gelandet haben. Als ich mich zu ihr umdrehte, lagen die Nudeln auf ihren Kopf und sie stierte mich sauer an.
"Ich denke jetzt haben wir wieder ein Unentschieden", verkündete ich grinsend.
"Du willst Krieg, hier hast du ihn."

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