Kapitel 153

KAPITEL 153

~ Marco's Sicht ~

Wenig später waren wir also an der Rennstrecke angekommen. Tommy hatte sich eine Harley gemietet und May hinten mitgenommen. Marcel, Robin, Kane und ich fuhren in einem Leihwagen hinter her. Okay, eher Robin, ich konnte ja nicht fahren und Marcel war viel zu nervös um Auto zu fahren. Tommy fuhr auf der Harley vor uns, da er den Weg zur Rennstrecke kannte.

Dann hielten wir eben auf den Parkplatz. Während Tommy bei den anderen Harleys und Motorrädern hielt, musste Robin noch ein Parkplatz suchen.

Marcel, der vorne bei Robin saß, atmete tief durch.

"Nervös?", fragte Robin ihn.

"Hm", meinte Marcel nur. Wir stiegen aus den Auto aus und gingen zu May und Tommy, die sich unterhielten.

"Wann hast du eigentlich das letzte Mal mit Tanner geredet?", fragte Marcel Tommy.

"Erst letzte Woche", antwortete Tommy. "Da war er wegen den Rennen in Los Angeles gewesen. Ich hab ihn gerade geschrieben, dass ich ihn noch mal ein Besuch abstatten will und das ich am Südeingang warte. Aber bisher kam noch nichts von deinem Vater zurück."

"Tanner. Er ist für mich immer noch Tanner", sagte Marcel und schluckte.

"Tanner und deine Mutter sind gleich Schuld. Sie hat den Kontakt unterbunden und er wollte nichts von dir wissen."

"Das weiß ich auch. Danke, dass du mir vor dem Treffen mit meinem Erzeuger noch mal weiter Mut machst, May."

"Pardon", sagte May und seufzte leise.

"Für was sind beste Freunde da?", fragte Robin, der Kane auf den Arm hatte. Kane schaute sich neugierig um und war begeistert, als er die lauten Motoren aus der Arena hörte.

"Huii, Mama, was ist das?", fragte Kane beeindruckt und mit einem breiten Grinsen.

"Die fahren da ein Autorennen", sagte ich, da May auch wegen den Motorgeräuschen total weggetreten war.

"Driftrennen! Driftrennen!", stellte May klar. Ich hob unschuldig die Hände und schnitt eine Grimasse.

"Kommt nicht mehr vor", meinte ich.

Als Tommys Handy aufklingelte, blickten wir alle zu ihm. "Hat er geschrieben?", wollte ich sofort wissen.

"Nein", grummelte er. "Nur meine nächste Ex-Frau. Anscheinend hat sie kein Bock mehr auf Aunjanue und will sie bei mir abschieben-"

"Nur um ungestört mit Charlie zu sein?", fragte May sauer.

"Nee, den hat sie doch mittlerweile wieder abserviert. Sie hat jetzt einen Neuen. Hauptsache in meinem Haus wohnen, aber sich nicht um die Kleine kümmern. Miststück."

"Pop, bitte pass auf was du sagst", wies May ihren Vater darauf hin und zeigte auf Kane, der mittlerweile die Motorengeräusche nachmachte und dabei herumsabberte wie May, wenn sie Käsekuchen sah und Auba Chickenwings.

Tommy blickte belustigt zu Kane und steckte sein Handy wieder weg.

"Was machst du? Holst du Aunjanue jetzt zu dir?", fragte Marcel ihn. Er suchte nach Ablenkung, dass sah ich den Kerl an. Gott. Ich konnte mir das gar nicht vorstellen, wie aufgeregt er sein muss. Er zitterte sogar. Ich stellte mich neben Marcel und klopfte ihn aufmunternd auf den Rücken.

"Klar, hole ich die Kleine zu mir. Ich will doch nicht, dass sie noch weiter bei Dina lebt, die sich anscheinend nur noch einen Scheißdreck um sie kümmert."

"Pop, bitte", sagte May.

"Sorry, Freckles."

May seufzte nur und blickte stirnrunzelnd zum Eingang. Ich folgte ihren Blick und sah einen Kerl in Rennuniform auf uns zu kommen. Überall war Werbung drauf- auf für einen deutschen Autohersteller, der in letzter Zeit ziemliche Probleme mit den Abgasenwerten hatte, geschweige für eine Energy-Drink-Marke, die etwas mit den Machern von Grand Theft Auto zu tun hat.

Der Typ sah irgendwie jung aus und ich erkannte ein paar Züge wieder, die Marcel auch hatte. Neben der Größe - beide waren ungefähr gleich groß - das verschmitzte Lächeln und die Grübchen. Aber ansonsten kam Marcel eben von seiner Mutter- mit dem portugiesischen Aussehen her. Dunkles Haar, dunkle Augen, das typische eben.

"Tommy", meinte der Kerl grinsend und ging auf Mays Vater zu, der fast zwei Köpfe größer war- er war auch größer als meine Wenigkeit und Robin.

"Tanner", lachte Tommy und die beiden hauten freundschaftlich Faust an Faust, ehe diese sich kurz umarmten. "Wie geht's?"

"Gut gut. Das rennen geht in einer Stunde los und ich stehe auf den zweiten Platz beim Start. Ich hoffe ich kann meinen Teamkollegen noch überholen, was die Zeit angeht und dir?"

"Mir geht es sehr gut, da ich endlich mal wieder meine kleine Tochter wiedersehe", Tommy zeigte stolz grinsend auf May und zog sie zu sich rüber.

"Ach was, die ist ja in einer Woche ziemlich gewachsen", meinte Tanner.

"Nee, das ist doch meine ältere Tochter. Trotzdem ist sie immer noch meine Kleine, man."

"Das ist mir auch klar", sagte Tanner schmunzelnd und hielt May die Hand hin. "Tanner, hi."

"May, nett dich kennenzulernen."

Die beiden schüttelten kurz die Hände, während sich Marcel immer weiter hinter Robin versteckte.

"Ja, dann haben wir da noch May's Freund", sagte Tommy und zeigte auf meine Wenigkeit.

"Heyho", meinte ich und hielt den Rennfahrer die Faust hin.

"Yo", sagte dieser und haute seine dagegen.

"Der kleine junge Mann auf den Armen dieses merkwürdigen Mannes ist mein kleiner Enkel von dem ich dir doch so viel erzählt habe."

"Ja, ich erinnere mich. Du hast meine Ohren blutig gequatscht", sagte Tanner und blickte zu Kane. "Hey, Buddy."

"Yo, Gurke", entgegnete Kane auf Deutsch.

"Was?", fragte dieser Tanner.

May übersetzte es und Tanner musste nur lachen. "Ja, Gurken sind größer als Zucchinis. Ich kann dankbar für diesen Vergleich sein."

"Ich bin Robin, by the way", warf Robin dann noch ein.

"Ich denke", fing May an und Tanner blickte zu ihr. "das du mal mit ihm reden solltest." Sie zeigte auf Marcel, der auf den Boden starrte. "Wenn er will."

"Können wir fahren", sagte Marcel nur und ging zurück zum Leihwagen. Tanner kniff verwirrt die Augen zusammen und blickte zu Tommy.

"Ist das Marcel?", fragte er Tommy.

"Ja, das ist er."

"Marcel! He! Warte mal!", rief Tanner und lief Marcel hinter her. Wir blickten zu den beiden. Marcel blieb erst stehen, als sich sein Vater erstmal vor ihm geworfen hatte und ihn somit zum anhalten erzwang. Dann schien er auf Marcel einzureden. Marcel sagte gar nichts, starrte den Typen an, der sein Vater war und hörte zu. Vermutlich auch nicht. Das kann man bei Marcel nie wirklich deuten.

Marcel schielte hilfesuchend zu May, die diesen Wink sofort verstand und ging auf die beiden zu. Tanner schien erst ein wenig verwirrt, als May sich zu den beiden stellte, aber dann redete Tanner wieder mit Marcel weiter. Es war wirklich eine einseitige Konversation gewesen. Tanner redete sich anscheinend die Seele vom Leib und Marcel nickte zwischendurch einmal, während er immer wieder auf den Boden schaute- auch ein paar Mal in das Gesicht seines Vaters.

"Wie alt ist Marcels Vater? Der sieht so jung aus?", fragte Robin verwirrt.

"Fünfundvierzig. Er war erst zwanzig gewesen, als Marcel gezeugt und geboren wurde."

"Das ist verdammt jung", bemerkte ich.

"Japp", sagte Tommy. "Ich war dreiundzwanzig. Wie bei May und dir eben."

"Ah, okay", meinte ich.

Tanner ging ohne ein Wort an uns vorbei und zurück in die Arena, während Marcel mit May diskutieren war.

"Wieso hast du - ey, ich glaub's nicht."

"Ich glaube es nicht, dass du wieder einen Rückzieher machst", entgegnete May. "Ich hab jetzt Tanners Nummer und die bleibt auch erstmal bei mir. Wenn du wieder so einen Anfall hast, dass du wieder Kontakt zu ihm haben willst, dann aber doch nicht, dann sag mir doch bescheid und ich gebe dir seine Handynummer, damit du ein wenig mit ihn schreiben und dann blockieren kannst."

"Du bist meine beste Freundin- hältst du auch mal zu mir?"

"Ich halte andauernd zu dir, du Flachzange-"

"Jetzt wirst du schon wieder beleidigend!"

"Ja, lass mich doch. Ich will nur das Beste für dich-"

"Wieso zwingst du mich dann zu einem Gesprä-"

"Nein, ich hab dich nicht gezwungen. Du wolltest hier her. Du wolltest mit deinem Vater-"

"Erzeuger!"

"Du wolltest mit ihm reden, wir sind hier, du ziehst wenn's hart auf hart kommt, immer deinen Schwanz ein. Er hat sich doch gerade wirklich Mühe gegeben oder nicht irgendein Gespräch mit dir aufzubauen. Es war für ihn auch plötzlich, dass du plötzlich vor ihm gestanden hast. Wenigstens ein Wort hättest du doch mal sagen können und nicht wie ein angeschossener Hund wimmern!"

"Weißt du was, May? Du kannst mich mal kreuzweise!", sagte Marcel, schubste May beiseite und ging mit schnellen Schritten von mir weg.

"Klar, abhauen! Das kannst du ja sowas von gut. Ist ja nichts Neues! He! Der Apfel fällt auch nicht weit vom Stamm. DNA-Test unnötig. Du bist wie dein Vater, der sich übrigens für sein Verhalten entschuldigt hat und das er die fünfundzwanzig Jahre deines Lebens nicht da war!"

Marcel fuhr herum und blickte May sauer an. "Halt einfach deine Fresse und lass mich einfach in Ruhe. Du bist meine beste Freundin und hältst gerade einen Scheißdreck zu mir!"

"Weil ich nur das Beste für dich will!"

"Dann schneide dir die Kehle durch, dann hab ich ein Problem weniger! Du gehst mir mit deinen Scheißlaunen in letzter Zeit so auf den Sack. Robin auch. Kane fragt auch, was mit dir los ist. Dein Freund hat auch ein fettes Fragezeichen vor der Stirn! Verpiss dich einfach!"

May sagte nichts mehr und war ruhig, während Marcel zu den parkenden Taxis ging.

"Haben die sich gerade gestritten?", fragte Tommy und runzelte die Stirn.

"Ja", meinte Robin genauso verdattert, während ich einfach nur sprachlos da stand.

All die Jahre die die beiden befreundet sind- noch nie haben die beiden sich so heftig gestritten, dass einer den anderen den Tod an den Hals gewünscht hatte. Noch nie.

"Marcel hatte aber recht", meinte Robin.

"Sie wollte ihn nur helfen. Du hast doch gesehen, wie Marcel unter der Papa-Sache gelitten hat", nahm ich meine Freundin in Schutz.

"Das meinte ich nicht", sagte Robin. "Das May in letzter Zeit ziemlich schnell an die Decke geht und auch so komisch wirkt."

"Mir ist nur aufgefallen, dass sie ziemlich schnell ausrastet. Ich hab sie ja gefragt, aber sie meinte, dass alles in Ordnung sei."

"Pff", meinte Tommy hinter mir. Wir wandten uns zu ihm. "Das ist meine Tochter und ich weiß wie sie tickt. Wenn sie meint, es ist alles in Ordnung, dass ist nichts in Ordnung."

Und schon breitete sich misstrauen in mir aus. Ich blickte zu meine Freundin, die immer noch mit dem Rücken zu uns stand und sich in Bewegung setzte- direkt zu den Taxistand hinzu. Marcel war bereits weggefahren und May stieg ebenfalls in ein Taxi.

"Fahren wir zurück zum Hotel?", fragte Robin nur. "Ich will die zweite Runde nicht verpassen."

"Sei froh, dass du meinen Enkel auf den Armen hast", knurrte Tommy nur.

"Ja, sei froh", meinte ich ebenfalls.

Tommy fuhr auf der Harley zurück ins Hotel und wir anderen drei im Auto. Und wie erwartet, platzten wir direkt in die zweite Runde.

"Yöööah", meinte Robin erfreut und bekam erstmal einen auf den Hinterkopf von Kane.

"Lass es!", knurrte Kane.

"Klar, wie du übertreibst!", meinte May, während Marcel durch das Zimmer lief und all seine Sachen zusammenpackte. May blickte zu mir. "Er hat sich gerade den nähsten Flug nach Köln gebucht. Er will abhauen."

"Nein!", rief ich. "Marcel!"

Ich lief ihn hinter her in sein Zimmer. Ich knallte die Tür zu und blickte zu Marcel der seine Aufladekabel von iPhone und iPad in seine Tasche stopfte.

"Wenn du hier bist, um mir an den Kopf zu werfen, dass ich übertreibe, dann kannst du dir bitte einen Strick nehmen und dich im Kleiderschrank erhängen", knurrte er.

"Was ist den los mit dir?", meinte ich verdattert und musterte das wütende Gesicht von Marcel.

"Ich bin halt nur ziemlich angepisst."

"Ja, das ist mir auch schon aufgefallen."

"Wieso fragst du mich dann?", sauer funkelte mich Marcel an.

"Wieso bist du so pissig auf mich, wenn du dich mit meiner Freundin in den Haaren hast?"

"Keine Ahnung."

"Marcel."

"Was, machst du gleich wieder einen auf Psychologen?", schnaubte er verachtend.

"Ja", sagte ich und lehnte mich an die Tür. "Du bist sauer auf dich, aber so ziemlich und projizierst das jetzt auf uns. Vor allen Dingen auf meine Freundin, die dir nur helfen wollte, verdammt. Deine beste Freundin und dann machst du sie einfach so an und wünschst ihr den Tod an den Hals. Hömma, geht's noch?"

"Ja, diese Pussy vernebelt echt Gehirne", grummelte Marcel.

"Hä, was meinst du?", fragte ich ihn.

"Ist doch egal. Lässt du mich bitte raus?" Er zog den Reißverschluss zu und blickte zu mir.

"Ja, nee. Nein!"

"Doch. Ich will nämlich noch meinen Flug nach Hause kriegen."

"NEIN!", schrie ich. "WIR SIND HIER UM INS NEUE JAHR REINZUFEIERN! IN VEGAS! OHNE VERDAMMTEN STREIT, WEGEN IRGENDEINER BESCHEUERTEN KLEINIGKEIT! UND DIESE ÜBERZOGENE REAKTION VON DIR, ZEIGT AN, DASS DU, DASS DU ÜBERREAGIERST, WEGEN NICHTS, MEIN FREUND! ALSO REISS DICH GEFÄLLIGST ZUSAMMEN UND BLEIB HIER! REDET! IGNORIERT EUCH! ABER DU BLEIBST VERDAMMT NOCH MAL HIER! STORNIERE DEN FLUG UND DU BLEIBST HIER! BIS ZUM 31 IST HIER ALLES WIEDER FRIEDE FREUDE EIERKUCHEN, ODER ICH KOTZE IM STRAHL!"

Marcel blickte mich irritiert an.

"BOAH!"

"Frohes Jahr noch", meinte Marcel und schubste mich bei Seite. Dann verließ er das Zimmer- ich hinter her.

"Marcel, wenn du jetzt gehst-", knurrte ich sauer.

"Papa, nicht sauer sein", meinte Kane nur.

"Ey, ich wollte einen schönen Urlaub mit euch haben, ja. Aber nein. Einer tanzt aus der Reihe und - ich wollte doch nur einen unvergesslichen Urlaub für Kane, mit positiven Gedanken und jetzt - danke, für's versauen, Marcel."

"Marcel nicht gehn!", rief Kane hinter her und lief seinen Patenonkel hinter her, aber der war schon durch die Tür verschwunden.

Kane blickte erschrocken und fassungslos zu seiner Mutter, die an der Wand lehnte und die Decke anstarrte.

"Mama, wieso weinst du?", fragte Kane und lief zu ihr.

"Alles gut, alles bestens, alles toll", grummelte May und verschwand auf unser Zimmer. Robin stand nur da und wusste nicht was er sagen sollte. Tommy nahm den völlig verwirrten Kane auf den Arm und ich stand nur sauer da und blickte auf die Tür, durch die Marcel gerade verschwunden war.

Beste. Holidays. Seit. Langeeeeeeem. Da bekomme ich ja richtig Lust ins neue Jahr reinzufeiern. Aber mal ehrlich.

"Wieso weint, Mama?", fragte Kane. "Ich will nicht, dass Mama weint und ich will das Forni wieder kommt. Wir sind doch eine Familie." Kane blickte fragend zu mir und ich seufzte nur.

"Ich gucke mal nach Mama", sagte ich und ging ins Zimmer. May saß weinend auf dem Bett und schien völlig fertig.

Ich kniete mich vor ihr und musterte ihr Gesicht- dann zog ich sie in meine Arme und drückte sie einmal fest. Sie schlurchzte und mein T-Shirt war an der Schulter sofort nass geworden.

"Was ist denn hier gerade passiert? Was war das?", fragte May verwirrt und klammerte sich an mich fest.

"Ich weiß es nicht", meinte ich. "Anscheinend dreht Forni mal am Rad."

"Aber, dass er mir den Tod an den Hals wünscht, mal ehrlich, das hat er noch nie zu mir gesagt. Noch nie. Und dann knallt er mir das einfach so an den Kopf. Vor meinem Sohn. Meinem Vater. Ich wollte doch nur, dass er glücklich ist und endlich mal seinen Vater kennen lernt."

"Du bist aber auch schon ziemlich aus der Haut gefahren, dass weißt du?", sagte ich einfühlsam. Ich hätte damit gerechnet, dass May mich zurück schubsen und eine Knallen würde, aber sie seufzte nur.

"Ja, ich weiß. Aber das wollte ich doch nicht. Ich war halt ziemlich erschrocken, dass er so ausrasten kann. Das kenne ich gar nicht von ihm."

"Ich war auch eher von Marcel erschrocken. Bei dir sind die Anfälle ja in letzter Zeit öfters", murmelte ich und streichelte May über den Rücken.

"Ja, ich weiß. Ich versuche es zu unterdrücken, aber es geht nicht. Ich bin halt so- keine Ahnung. Es passiert halt so und ich-" Sie hielt inne und seufzte nur.

"Sagst du mir was los ist?", fragte ich sie.

"Es ist alles in Ordnung, ehrlich."

Ich rümpfte die Nase. Ich hörte eine Lüge heraus.

"May, bitte. Ich zerbreche mir den Kopf, was du mir nicht sagen willst. Ob es an mir liegt", flehte ich schon regelrecht und drückte sie von mir weg. Ich musterte ihr Gesicht, starrte ihr in die geröteten Augen, welche ihre braungrünen Augen mit einem goldschimmer erstrahlen ließen. Aber sie wich meinen Blick aus und fing fürchterlich an zu weinen.

"Ist alles- prima. Ich bin gerade nur ziemlich fertig. Kein Schlaf die letzte Nacht und dann der Streit mit Marcel. Ich will einfach nur schlafen."

"Ich mach dir einen Kakao- besser gesagt, lasse den bestellen und joah", sagte ich, als May sich nach hinten ins Bett warf und ihre Hände auf ihr Gesicht legte, um diesen abzuschirmen.

Ich stand auf und musterte May noch einmal. Diese Art, wie sie in letzter Zeit drauf war, kam mir einfach nur so spanisch vor. Ehrlich. Das glich einer Wiederholung in meinem Leben. Die eine Wiederholung, mit den ganzen Stimmungsschwankungen, wo ich dachte, sie hat vermutlich ihre Dauer-Tage, aber erst als sie mir weggekippt war und meinte, dass alles in Ordnung sei und wir einen Tag später bei ihrem Arzt waren, der uns erklärte, dass Kane auf den Weg war - schrillten bei mir wieder die Alarmglocken. Ich ließ May alleine und ging in Robins Zimmer, wo ich erstmal den Zimmerservice anrief.

"Was können für Sie tun, Herr Reus?", fragte die Angestellte freundlich am anderen Ende der Strippe.

"Könnten Sie mir ein zwei Liter Kakao aufs Zimmer liefern?", bat ich freundlich.

"Ja, das ist kein Problem. Darf es noch etwas sein?"

"Ja, kann man so sagen. Könnten Sie einen sehr guten, aber wirklich guten, Schwangerschaftstest besorgen?"

"Auch das wird kein Problem sein", meinte die Frau.

"Danke schön", meinte ich.

"Kein Problem, dazu ist unser Service da. Das Mittagessen ist übrigens schon auf den Weg."

"Das ist nett. Danke", damit war das Gespräch wieder beendet. Ich ging zurück ins Zimmer, wo May mittlerweile schon schlafend auf dem Bett lag. Ich zog ihre Schuhe aus und zog die Tagesdecke über meine Freundin rüber. Dann strich ich ihr das Haar aus dem Gesicht und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.

"Bei unserem Glück, wird der bestimmt positiv sein", murmelte ich ironisch. Damit meinte ich nur, dass wir es einfach nicht mal schaffen, vier Monate in einer Beziehung zu sein, ohne das ich sie schwängere.

Beim ersten Mal, wars nach einen Monat Beziehung gewesen. Eben ganz Wattpad-Fanfiktion-Mainstream-Bullshit.

Aber, wenn ich nun mal unten ziemlich gute Flitzer hatte und zwei Idioten als Freunde, die die Anti-Baby-Pille meiner Freundin in den Backofen geschoben hatten, war das eben so.


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