Kapitel 152
KAPITEL 152
~ Marco's Sicht ~
Der Typ hob die Katze auf seine Arme und streichelte diese. "Norman sucht dich schon, Salem", sagte der Justin vor mir und drückte die Katze an sich. May hielt mir ein Kissen vor die Hüfte und ich nahm dieses entgegen.
Man, gesundheitliche Probleme hatte der Kerl also?
Der sah mir aber nicht so aus. Eher, als hätte er einen gewaltig gebechert und geraucht.
"Macht ihr Flitterwochen?", fragte er uns.
"Nein", antwortete ich und blickte zu May, die Justin Bieber sauer anschaute.
"Ist deine Freundin sauer, oder so? Sie sieht ziemlich angepisst aus."
"Nein, denke ich nicht."
"Ja", meinte May und ging auf Justin zu. Die Katze fauchte May bedrohlich an. Justin wich von meiner Freundin zurück.
"Bist du die Tochter des Teufels? Die Katze reagiert nämlich immer so, wenn böse Leute vor ihr stehen."
"Und wenn, kannst du froh sein, dass ich gerade keinen Kontakt zu Hades habe. Sonst wärst du schon längst dort unten."
"Boah", macht Justin nur und starrte May an. "Ich denke, ich sollte gehen."
"Solltest du", nickte May und verschränkte die Arme vor der Brust.
Justin blickte zu mir. "Du kommst mir bekannt vor", meinte er zu mir.
"Du kommst mir bekannt vor", entgegnete ich.
"Ich bin ja auch der Justin Bieber, Dude."
"Sehe ich und merke ich auch gerade", nickte ich. "Und woher sollst du mich bitte schön kennen?"
"Ey, die Deutsche Nationalmannschaft ist doch letztes Jahr - letztes Jahr, war doch im letzten Jahr, oder?" Ich nickte nur. "Sind die doch Weltmeister geworden. Und dieser dicke Typ, dieser Mario, helf mir mal auf die Sprünge-"
"Götze."
"Götze, genau, der hat doch ein Trikot in die Kamera gehalten. Ich hab das Spiel halt gesehen und der Moderator meinte halt, dass dieser Reus halt, verletzt ist und deshalb halt nicht in der Nationalmannschaft ist und halt deswegen nicht mit konnte - halt. Dann hab ich ihn halt gegoogelt und das warst halt du. Der sah halt so aus wie du. Oder du siehst halt so aus wie er."
"Ich verspüre puren Hass gegenüber diesem Wort und dir", flüsterte May in Richtung Justin.
"Das bin ich", meinte ich nur.
Justin lachte leise. "Du bist halt nackt."
"Das ich nackt bin, ist mir noch gar nicht aufgefallen."
"Schon krass halt, dass man als deutscher Fußballer halt nach Amerika kommt und halt mit Nutten fickt."
"Wie bitte?", fragte May Justin.
"Bist du mit ihm fertig, dann kannst du ja gleich zu mir-"
So schnell konnte ich gar nicht gucken, da hatte May den Bieber am Kragen gepackt und an die geöffnete Tür gedrückt. Er ließ die Katze fallen, diese fauchte und lief aus dem Zimmer heraus.
Justin selbst schaute meine Freundin völlig entsetzt an.
"Wiederholst du das noch mal, damit ich meine ganze Wut, die gerade auf meine Gefühlsbasis lagert, auf meine rechte Faust weiterleiten kann?", zischte sie. Ich sammelte schnell meine Boxershorts auf und zog diese an.
Wenn Justin jetzt schlau wäre, würde er sich nicht wiederholen, aber ich hatte das Gefühl, dass er leider nicht so ein schlauer Kerl ist.
"Wenn du mit ihm fertig bist-"
"Du Pisser!", knurrte May und schmiss ihn am Kragen regelrecht aus dem Zimmer.
"Beat the Bieber", murmelte ich und sprang über das Bett, um an meine Freundin zu gelangen. Ich zog sie zurück in das Zimmer und knallte den Bieber, der irritiert auf dem Boden lag die Tür vor der Nase zu.
"Was ist denn in letzter Zeit nur los mit dir? Seit wann bist du denn so aggressiv?", fragte ich May, die immer noch sauer am Schnauben war. Sie blickte zu mir hoch.
"Ich bin okay. Nur ziemlich angepisst, dass er hier ist und das ich umsonst mein Geld rausgeschmissen habe. Ruf einfach ein Taxi, damit wir zurück ins Hotel können."
"Nein, wir bleiben hier über Nacht", stellte ich klar. "Da kannst du mir in Ruhe erklären, was dich in letzter Zeit bedrückt. Ich sehe es dir doch an."
"Da ist ehrlich nichts", versicherte mir May. Aber ich wollte ihr einfach nicht glauben. Ich starrte sie mit meinem Bohrerblick an. Ich versuchte irgendwas an ihren Augen abzulesen, aber ich wurde einfach nicht schlau und kam einfach zu keinem Ergebnis.
"Lügst du?"
"Nein, ich lüge nicht", sagte May und sie wurde allmählich wieder pissiger. Sie atmete tief durch. "Bei mir ist wirklich alles okay. Ich bin nur sauer auf diesen Bieber. Gesundheitliche Probleme, pah, ich wusste gar nicht, dass ein massiver Hirnschaden, seit neustem auch dazugehört."
Ich lachte leise und zog May am Nacken zu mir. Ich drückte ihr einen Kuss auf den Mund und konnte sie dazu überreden, dass wir doch noch die Nacht hier bleiben konnten. Ich schrieb Marcel, dass wir erst morgen früh irgendwann wiederkommen werden. Er schien nicht gerade begeistert, aber meinte, dass ich doppelt was gut bei ihn haben würde.
Am nächsten Morgen waren wir halt - okay, es war zehn Uhr - auf den Weg zurück ins Palace. Wir beide hatten ziemlich viel Kohldampf gehabt. Die Burger von gestern zum Frühstück waren nicht gerade stillend gewesen.
"Hoffentlich haben die Jungs uns noch was übrig gelassen", seufzte ich, als wir am Brunnen entlang gingen. Ich brauchte nur den Brunnen anblicken und die Sicherheitsleute des Hotels, die mich anstarrten, zuckten schon zusammen, da sie dachten, ich würde da wieder reinspringen. Aber, wenn mein Sohn nicht dabei ist, wird das auch nicht funktionieren, nech.
"Wenn, dann bestellen wir nach. Das geht doch, oder?", fragte May und schaute mit ihren müden Gesicht zu mir. Ich nickte nur und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. Die Nacht war noch ziemlich lang gewesen für uns beide. Nein, wir hatten nicht da weiter gemacht, wo wir aufgehört hatten - keine Erwachsenendinge. Nur der Bieber und sein Anhängsel hatten einfach bis in die späten Morgenstunden gefeiert- Schlaf für May und mich war leider nicht drin gewesen.
Wir hatten sogar den Katzenbesitzer kennengelernt. Das war ein Amerikanischer Schauspieler gewesen. Wenn ihr The Walking Dead kennt und diesen Typen der Daryl Dixon spielt- das war der Kerl gewesen. Er ist anscheinend immer gerne mit seiner Katze zurück. Diese hieß aber nicht Salem- die hieß es anders. Hab den Namen aber wieder vergessen.
May war ganz aus dem Häuschen, als sie Norman Reedus gesehen hat und hat sich erstmal mit ihm unterhalten. Der Kerl schien auch einen gewaltig gebechert zu haben. Verwirrend, dass dieser Typ, der sicherlich schon die fünfzig erreicht hat mit einem Justin Bieber abhing und einen drauf machte.
Aber jeder wie er will. Wie auch immer. War ja nicht mein Problem.
"W-warte", meinte May neben mir. "Kane!"
Sie drehte sich um und ging von mir weg, als wir an den Fahrstühlen standen. Ich drehte mich ebenfalls um und sah meinen Sohn durch den länglichen Flur laufen und das in Schwimmhose. Er war jetzt nicht vor Marcel und Robin abgehauen. Nö.
"Boah, nee!", meinte ich und joggte hinter her. Kane lief lachend von seiner Mutter weg- in Richtung hoteleigenen Schwimmbad.
"Wo sind Robin und Marcel?", fragte May, als sie Kane eingeholt und auf die Arme genommen hat. "Gott, du bist nass." Sie ließ ihn wieder runter und kniete sich vor ihm, um auf Augenhöhe zu sein. Ich stellte mich neben den beiden.
"Oben und schlafen", grinste Kane und wollte wieder weglaufen, aber May hielt ihn am Handgelenk fest.
"Und du geistert hier alleine herum?", fragte May grimmig. Auch ich war sauer, dass die beiden Idioten einfach meinen Sohn alleine im Hotel herumgeistern ließen.
"Ja, nee", sagte Kane. "Eigentl-"
Ich ließ Kane nicht ausreden und hob den kleinen Kerl hoch. Sofort ging ich zurück zu den Fahrstühlen.
Man war ich sauer auf Robin und Marcel. Aber wie. Ließen die einfach meinen Sohn aus den Augen. Es hätte so viel passieren können. Aber gewaltig viel.
Als wir drei wieder in der Suite standen, ließ ich Kane runter, der verdattert zum Fahrstuhl schaute, dann lief er da wieder rein. Ich wollte gerade hinter her. Kane drückte ein paar Knöpfe und die Tür ging zu.
"Nein! Kane!", rief ich und hämmerte gegen die Metalltür.
May seufzte nur. "Das er auch immer abhauen muss", grummelte sie.
"Du nimmst Robin und Marcel noch nicht auseinander. Das machen wir gemeinsam. Mach die nur wach, oke?", fragte ich May, während ich den Knopf des Fahrstuhls missbrauchte.
Wenn die Fahrstühle dann mal nur schneller kommen würden. Aber nein. Wieso auch. Ist ja nicht so, dass ich, dringend meinen Sohn suchte.
Unten ging ich direkt zum Schwimmbad und sah Kane schon vor der großen Tür stehen, die er nicht alleine öffnen konnte.
"Kane, wieso haust du schon wieder ab?", fragte ich ihn und ging auf ihn zu.
"Papa, guck mal wer gekommen ist", sagte Kane mit einem Grinsen. Er zeigte auf die Tür.
"Die Tür?", fragte ich stirnrunzelnd und blickte zu Kane. "Du weißt, dass das eine Tür ist."
"Nein, du Dummerchen", sagte Kane und schlug sich die Hand vor die Stirn. "Da is-"
"Jaja, ich hab keine Lust auf deine Märchen", meinte ich und hob ihn auf meine Arme. "Wir gehen jetzt noch oben und ziehen dir was an. Ich will nicht, dass du wegen deines halbnackten Auftritts noch krank wirst."
"Und Mama?", fragte Kane.
"Mama ganz sicherlich nicht", sagte ich und drückte ihm einen Kuss auf den Mund.
"Kannst mich ruhig lassen", bemerkte Kane und musterte mein Gesicht.
"Haust du wieder ab?", fragte ich streng.
"Schwör', dass ich bei dir stehe", sagte er und blickte mich mit seinen Dackelblick an.
"Wenn du schon schwörst", nickte ich und ließ ihn runter. Kane ging an meiner Hand weiter.
"Hab ich doch gesagt", seufzte Kane theatralisch genervt. Wie May, wie seine Mutter, wenn sie mir zig mal mit ihrer Ungeduld eine gewisse Sache erklärte.
Als ich mit Kane im Fahrstuhl stand, stieg noch ein großer Mann mit ein. Er hatte schwarze lockige Haare, ein markantes Gesicht und eiskalte blaue Augen. Kaum war die Tür zu, hatte er mich am Kragen gepackt, Kane mit einem Bein von mir weggeschoben und mich an die Fahrstuhltür gedrückt.
"Wer bist du und was machst du mit den kleinen Jungen!", zischte der Kerl mich an.
"Alter, was soll das!", meinte ich entsetzt und wollte den Kerl von mir wegdrücken, doch er trat mir einfach mal aus Lust und Laune mit den Knie in den Magen.
"Uh!", stöhnte ich und lehnte mich nach vorne- der Kerl aber packte mich wieder am Kragen und drückte mich an die Wand zurück.
"Was. Machst. Du. Mit. Dem. Jungen!", knurrte er mich an.
PLING!
Die Fahrstuhltür ging auf und ich schielte auf den kleinen Flur, wo ein alt wirkender Typ stand. Graue längliche Haare, nach hinten gegelt, Bikerbart und Narben auf den Wangen.
"Verdammt noch mal, Coates! Lass den Jungen in Ruhe!", rief der Kerl mit schottischem Akzent.
"Grandpaaaaa!", kreischte Kane und stürmte aus dem Fahrstuhl zu dem alten Mann. Der Mann nahm Kane auf den Arm und drückte ihn an sich.
"Coates, jetzt lass ihn los! Das ist der Freund meiner Tochter!", zischte der Mann.
Der Typ, der mich am Kragen festhielt, blickte zu mir. "Du bist May's Freund?", fragte er kleinlaut.
"Ja und der Vater des Jungen!", zischte ich und schubste den Kerl zurück, da er den Griff gelockert hatte. "Was ist das für eine kranke Scheiße?" ich rieb mir meinen Bauch und trat nach diesem Coates aus dem Fahrstuhl aus.
"Naja, ich dachte, du bist so eine Art Mann der sich auf kleinen Jungs einen aufgeilt. Aber das ist eine ziemlich plötzliche Wendung der Geschichte, dass du der Papa von dem Jungen bist." Dieser Coates blickte zu dem Typ mit den Narben auf den Wagen- den Glasgow Smile. Wenn man den Mann länger ins Gesicht schaute, konnte man Züge von Mays Gesicht erkennen.
Sie kam einfach total nach ihrem Vater. Die braungrünen Augen, dieser grimmige Blick, das Gesicht.
"Bist du dir sicher, dass der der Freund deiner Tochter ist?", hakte er bei May's Vater nach.
"Ja, ich stalke ihn ja auf Instagram. Er ist es", nickte dieser Tommy und musterte mich von oben bis unten. Gott. Das war ein strenger Blick. Aber wer kann es ihn verübeln. Ich war schließlich mit seiner Tochter zusammen. Jeder Vater würde so komisch schauen.
"Gut zu wissen, dass du mich auf Instagram stalkst", meinte ich. "Weiß May, dass du hier bist."
"Nein, Marcel hat mir gesagt, dass ihr hier in Vegas seid. Soll eine Überraschung werden. Ich bin gestern Abend in Vegas gelandet. Aber wer hätte denken können, dass ihr beiden nicht da seit. Aber dafür", er blickte grinsend zu Kane. "Ist der Kleine ja da gewesen. Gott, bist du groß geworden, Mate."
Kane grinste nur seinen Opa an und blickte dann zu mir. "Das ist Grandpa!", meinte er verzückt und schnitt eine glückliche Grimasse.
Ich grinste ebenfalls. Krass, wie ihn das glücklich machte, seinen Opa zu sehen.
"Vielleicht sollte ich mich mal vorstellen", meinte ich und hielt Tommy die Hand hin. "Ich bin Marco."
"Weiß ich. Ich bin Tommy. Nett dich endlich mal kennenzulernen."
"Ja, wurde auch mal Zeit, dass du mich nicht mehr auf Instagram stalken musst."
"Stimmt, war aber ziemlich witzig. Vor allem das Video, wo du im Affen festgesteckt hast und May dich befreien musste", lachte er. Dieser Coates stimmte mit seiner Weirdo lache mit ein. Dann hielt er inne. "Ich geh dann auch mal. Ich kann Theo nicht alleine lassen- sonst fängt er wieder an zu heulen, dass er Frau und Sohn in New York vermisst."
"Klar, wir sehen uns später", meinte Tommy zu ihm.
Coates wandte sich zu mir. "Sorry, dass ich dir weh getan hab", sagte er.
"Schon okay. Solange du nicht meine Eier getroffen hast."
Coates lachte und war dann im Fahrstuhl verschwunden. Ich wandte mich wieder zu Tommy und Kane.
"Wir sollten rein", bemerkte ich.
"Ja, ich will schließlich heute noch mal meiner Tochter hallo sagen und sie drücken", sagte Tommy ungeduldig. Ich öffnete die Tür zu und hörte May gewaltig mit Robin und Marcel rummeckern. Tommy blickte mich fragend an und ich erklärte ihm die Sache. Tommy meinte dann, dass Kane mit ihn schwimmen war und er Kane einfach nicht davon wegbekommen hatte.
"May!", rief ich.
"Mama!", schrie Kane nach seiner Mutter.
"Einen Moment."
"Geh nach vorne", hörte ich Robin kreischen. "Sie verletzt schon wieder Gefühle aufs gemeinste."
"Dann passt ihr das nächste Mal besser auf unseren Sohn auf verdammt!", schrie May sauer.
Tommy runzelte die Stirn. "Ja, das besteht kein Zweifel, dass sie eine Flanagan ist und das Temperament meiner Mutter geerbt hat", nuschelte er in seinen Bart hinein.
"May?", rief ich wieder.
"Mama!"
"Ich hab gesagt, dass ihr bitte noch einen Moment warten sollt! Robin hör auf zu heulen, du Pussy! Marcel hör auf zu lachen!"
"For fuck sakes", nuschelte Tommy und räusperte sich. Dann drückte er mir Kane in die Arme. "Freckles!", rief er dann.
May die weiter die beiden zur Sau machte, hielt inne. Dann wurde eine Tür geöffnet. Eine Tür knallte zu und dann kam May quietschend aus den hinteren Flur gelaufen.
"Pooooooooooooop", quietschte sie und stürzte ihren lachenden Vater in die Arme.
Tommy drückte May nur dolle an sich und streichelte ihr über den Rücken.
"Scheiße, habe ich dich vermisst", meinte Tommy.
"Ich dich auch", murmelte sie.
"Wie gut, dass du kein Englisch verstehst", sagte ich zu Kane.
"Scheiße, was?", fragte Kane und musterte mein Gesicht.
"Anscheinend doch."
May die immer noch ihren Vater umarmte, drehte ihren Kopf zu mir. "Er versteht Englisch. Bring ihn ja beides bei. Nur Englisch reden, mag er anscheinend nicht gerne."
"Gut zu wissen", sagte ich.
May wandte sich wieder ihren Vater zu. "Woher weißt du, dass wir hier sind-"
"Marcel", antwortete Tommy.
Vater und Tochter setzten sich auf die Couch und fingen an sich zu unterhalten. Sie hatten sich zwar lange nicht mehr gesehen und sahen sich in den letzten Jahren immer ziemlich selten, aber das sah so aus, als wäre alles wie immer und sie wären nicht irgendwie getrennt gewesen.
Marcel und Robin kamen dann auch irgendwann noch vorne und blickten zu den beiden.
"Wissen die, dass wir auch noch hier sind?", fragte Robin.
"Nee, lass die beiden erstmal. Die haben sich eine Weile nicht gesehen. Haben sehr viel zu bequatschen", sagte Marcel grinsend.
"Was hat er eigentlich gerufen, dass May so wie von einer Tarantel gestochen zu ihm gelaufen ist?", wollte Robin wissen. "Flecken?"
"Freckles", meinte Marcel. "Das ist Englisch für Sommersprossen. So nennt er sie schon seit klein auf. Seit sie eben Sommersprossen hat."
"Gottchen", sagte Robin.
"Oder Dimple", fügte Robin hinzu.
"Grübchen?", meinte ich. Marcel nickte nur.
"Tommy mag es übrigens nicht, wenn man ihn über seine Narben im Gesicht anspricht", redete Robin weiter. Marcel blickte ihn mit zusammengekniffenen Augen an.
"Dagegen hat er nichts. Nur wenn ein gewisser Robin Kaul mit einer Vermutung diesbezüglich den Narben im Gesicht ankommt, wird Tommy eben miesepetrig."
"Was hast du gesagt?", meinte ich und musterte Robin eindringlich.
"Hab ihn halt gefragt, ob er einen Kerl die Alte ausgespannt hat, dass er jetzt die Narben hat", murmelte er.
"Du bist so ein Idiot", sagte ich genervt. "Ich weiß ja nicht, woher er die Narben hat-"
"Ich schon", meinte Marcel.
"Glückwunsch, willst du jetzt einen Orden?", fragte Robin ihn.
"Ja, wenn du mich schon so fragst."
"Mama", sagte Kane und wollte von meinen Arm runter. Ich ließ ihn runter und er lief zu seiner Mutter.
"Was denn, Schatz", bemerkte May.
"Schoß!"
May zog Kane auf ihren Schoß und redete dann mit ihren Vater weiter.
"Wollt ihr was trinken, oder so?", mischte sich Marcel nach einer halben Stunde mit ein.
"Nein!", sagten May und Tommy gleichzeitig und blickten noch nicht mal zu ihm- sie redeten einfach weiter, als würden wir anderen nicht existieren. Kane saß dazwischen und ihn schienen die Ohren zu qualmen bei dem ganzen Englisch.
Wenn Tommy und May lachten, dann lachte Kane mit- auch, dabei war ich mir hunderprozentig sicher, worüber die beiden lachten. Man musste sagen die Lachen von Tommy und May gemeinsam waren so ansteckend, dass ich ebenfalls immer leise mit lachte.
Ich bekam nur vage mit, wie Tommy May irgendwann über mich ausquetschte, da warf ich mich ein und setzte mich zu den beiden auf die Couch. Ich fing mit Tommy ein Gespräch an, während Kane sich mit seiner Mutter unterhielt.
Auch, wenn Tommy mir ein wenig Angst wegen der Narben im Gesicht gemacht hatte, die Angst war mehr als unbegründet. Tommy war ein sehr netter und sympatischer Vater und wir verstanden uns sofort- auch wenn ich der Typ war, der seine Tochter vögelt und schon mal geschwängert hat.
Marcel meinte, dass einige schottische Väter die Freunde deren Töchter bis in den Tod terrorisieren. Tommy machte jetzt nicht den Eindruck, dass er mich fertig machen würde. Wir unterhielten uns über Fußball. Er erzählte, dass er eingefleischter Glasgow Fan sei und den deutschen Fußball besser als den italienischen fand - fand ich auch. Er verfolgte sogar diese Saison.
Ich fragte ihn, ob er eine Lieblingsmannschaft in Deutschland hatte, er meinte, dass sie im Moment in der zweiten Liga spielt. Es war klar, dass er damit Eintracht Braunschweig meinte, da er da ja mal gewohnt hatte.
Trotzdem liebte er Schottland mehr als Deutschland. Und in Amerika war eigentlich nur, um seinen Schauspieljob nachzugehen- und da hier eben seine letzte Frau und jüngste Tochter wohnte.
Während May weiter mit ihren Vater tratschte, hatte ich mich wieder zu Marcel an die Kücheninsel gestellt. Robin war mit den Worten, ich geh dann mal pennen, auf seinem Zimmer verschwunden. Als ob er wieder pennen geht- der will doch eh nur an sich herumfummeln, mal ehrlich.
"Was bist du denn so nachdenklich?", fragte ich Marcel, der nachdenklich auf ein Flyer in seinen Händen schaute.
"Ich weiß halt, seit ein paar Wochen, wer mein Vater ist."
"Hast du mir gar nicht erzählt", sagte ich und fiel aus allen Wolken. "Wieso das denn nicht?"
"Hab ich verpeilt. Ich hätte damit gerechnet, dass May dir das erzählt hätte", seufzte er und schob mir den Flyer hin.
"Das ist ein Driftrennen hier in Vegas- für heute."
"Japp."
"Was willst du da? Teilnehmen?"
"Nope", meinte er.
"Komm, sag schon."
"Mein Vater fährt da mit. Ist hier in Vegas und ich überlege, ob ich da hingehe und mich mal vorstelle. Vermutlich wird er es leugnen, dass ich sein Sohn bin. Aber naja, Hauptsache, ich weiß wo ich bei dem Kerl bin."
"Stimmt", meinte ich. "Wann ist das Rennen."
"Heute gegen zwei rum."
"Jetzt wissen wir ja, woher du die Liebe für schnelle Autos und Rennen hast."
"Ja, hundertprozentig vom diesem Kerl."
"Ich gucke mal, ob ich da noch VIP-Tickets kriege und dann fahren wir da heute noch hin."
Marcel blickte mich erstaunt an. "Das ist doch nicht dein Ernst?"
"Doch ist es. Dann nehmen wir gleich Robin mit. Ich denke, May kann mit Kane und Tommy mal was unternehmen."
"Nein!", rief Tommy in meine Richtung. "Wenn schon wir alle."
Ich blickte zu ihm. Marcel ebenfalls. Auch May blickte zu ihrem Vater. "Heißt das, dass wir alle zu dieses Rennen fahren."
"Dann muss ich ja fünf oder sechs Tickets kaufen."
"Nein, musst du nicht", meinte Tommy.
Wenn er so gut deutsch verstand, wieso redete er nicht auch deutsch. Gott, Englisch war schon ein wenig difficult, aber dann auch noch dieser Akzent. Herrjemine.
Tommy blickte zu Marcel. "Ich kenne Tanner. Er hat eine Weile in Schottland gewohnt- war mein Nachbar. Ich denke, als ehemalige gute Schulfreunde, lässt Tanner was rütteln und dann packen wir das schon." Aufmunternd blickte Tommy Marcel an.
"Tanner, was ein Name", meinte ich nur.
"Kannst du laut sagen!", lachte Tommy. Ich stimmte mit ein. "Man kann sagen, die Liebe zu Autos, schönen Frauen und Rennen hast du von deinem Vater geerbt. Genau wie Größe."
"Pop!", lachte May und schlug Tommy auf den Oberarm. Marcel grinste gezwungen.
"Stell dich schon mal darauf ein, dass dich mein Vater noch weiter ärgern wird", sagte May Augenzwinkernd an mir gewannt.
"Hell yeah!", rief Tommy nur.
"Hell yah!", kreischte Kane und warf die Arme in die Luft.
---
Noch ein Teil :D GOTT ES IST SCHON 20:33! DIE JUNGS SPIELEN! AAAAAAH! VERPEILUNGSMODUS OOOOON!
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top