Kapitel 143

KAPITEL 143

~ Marco's Sicht ~

"Wieso muss ich nach Oma und Opa?", fragte Kane, als wir uns auf den Weg zu meinen Eltern machten.

"Weil Mama und Papa heute ausgehen", antwortete ich und fuhr mir durchs Haar.

"Kann ich nicht mit?"

"Nein, Kane. Das ist von Papa's Arbeit aus und nur für uns Erwachsene."

"Achja", meinte Kane. "Bin ja ein Baby."

"Nein, du bist kein Baby. Du bist ein Kind. Ein Baby bist du schon lange nicht mehr."

"Oke. Seit wann?"

"Seit du gehen kannst. Du warst eins, als du das erste Mal gegangen bist."

"Hä?"

"Papa meint, dass du an deinem ersten Geburtstag schon gehen konntest", warf sich May mit ins Gespräch ein, die sich sonst nur auf die Straße konzentrierte.

Als sie wenig später vor dem Wohnhaus meiner Eltern hielt, stieg ich aus und schnallte Kane ab. Kane schnappte sich seine Kuschelemma und klammerte sich an mich fest, nachdem ich ihn auf den Arm genommen hatte.

Ich machte beide Türen zu und ging zur Fahrerseite.

"Was machst du?", fragte er mich.

"Du musst Mama noch tschüss sagen", bemerkte ich und öffnete die Fahrertür.

"Ciao, Mama!", rief Kane und lehnte sich nach vorne um seiner Mutter einen Kuss auf den Mund zu drücken.

"Tschüss, Kane. Hab viel Spaß bei Oma und Opa."

"Immer", grinste er und klammerte sich wieder an mich fest. May schloss die Fahrertür und ich steuerte das Wohnhaus meiner Eltern an.

Kane missbrauchte mal wieder die Klingel und ich konnte mein Vater von drinnen meckern hören. Deshalb meckerte meine Mutter mit meinem Vater herum. Das war ein Kreislauf in der Familie der nie enden wollte. Und dann müsst ihr mal dabei sein, wenn beide Familien aufeinander treffen. Bei Yvonnes Hochzeit wäre es fast zu einer Massenschlägerei gekommen, hätte ich die Partien nicht zum lachen gebracht. Hätte ich mich nicht mit meinem bescheuerten Cousin angelegt, wäre ich nicht im Büffet gelandet und hätte auch keine Shrimps in der Nase stecken gehabt. Ergebnis: Alle blickten zu mir, der Streit war vergessen, es gab heitere Lachanfälle, meine große Schwester war sauer auf mich, obwohl Emelys Bruder mich ins Büffet geworfen hatte - und - es war auf Yvonnes Hochzeitsvideo drauf. Und ich mag keine Shrimps mehr und meidete von da an meinen Cousin. Es war ja auch irgendwie witzig. Dieser John Cena-Muskelprotz-Verschnitt der zwei Meter groß war, schleudert mich, der der in seiner Gegenwart aussah wie eine weiße blasse Salzstange ins Büffet hinein. Tja, wenigstens hatte ich es noch geschafft, die ersten Sätze von diesem einem Lied zu singen. 

"I believe I can flyyyy- I believe I can touch the vanillepudding with my big fat butt."

"Marco!", rief dann meine Mutter, als sie die Tür aufgemacht hatte.

"Mama!", rief ich ebenfalls.

"Kane!", rief Kane.

"Bier!", rief mein Vater und war in der Küche verschwunden.

"Hey, Omi!", sagte Kane und wollte sofort zu seiner Oma rüber. Mama nahm ihren kleinen Enkel auf den Arm und drückte ihn an sich.

Dann reichte ich Mama Emma.

"Wie läuft der Abend eigentlich ab?"

"Eine Jazzband ist da, viele langweilige Reden vom Trainer, Aki, Rauball, Sponsoren, zwischendurch wird gegessen. Jedes Jahr dasselbe. Aber das ist Pflicht, sonst droht die Bank. Es sei denn man hat ein Ärztliches Attest."

Mama runzelte die Stirn. "Ohje", meinte sie. "Dann wünsche ich dir, dass du nicht während der Rede einpennst und mit dem Kopp inna Suppe landest."

"So was ähnliches hab ich auch zu May gesagt", grinste ich. "Ich hab nur Reden gesagt und die ist ein komatösen Zustand verfallen."

"Hat sie schon das Kleid an?", hakte Mama nach. "Die sieht man ja nie in irgendwelchen Kleidern."

"Nö, ich hab's auch noch nicht gesehen", bemerkte ich schmollend. "Wir fahren jetzt zu Klaus. Der macht uns fertig und dann sehe ich hoffentlich endlich mal das Kleid an meiner Freundin."

"Mach ein Foto. Ich will wissen, wie sie im Kleid aussieht. Wie gesagt. Hosen, Hosen, Hosen."

"Sie hatte mal auf Formenterra ein Kleid an. Sommerkleid. Ging aber in die Hose, oder ins Kleid. Ihr ganz persönlicher Marylin-Monroe-Moment." Ich grinste breit. "Das ist das erste Mal, dass ich ihren Pöppes in voller Pracht gesehen habe."

Mama lachte nur leise. "Wie dem auch sei. Deine Freundin lässt den Motor aufheulen."

Ich warf einen Blick über die Schulter. Ja, May spielte mit dem Motor herum. Andere benutzten die Hupe, May ließ den Motor aufheulen. Jeder hatte da seine andere Art.

"Danke, dass ihr euch übrigens erbarmt und auf den kleinen Kerl aufpasst", sagte ich und drückte Mama einen Kuss auf die Wange. "So, Kleiner. Bis später." Dann drückte ich Kane einen Kuss auf den Mund und drehte mich um, um zu gehen.

"Ändert sich nichts daran. Ich bin dreifache Oma. Und solange die Kiddis lieb und nett zur Oma sind, gibbes auch keine Probleme, nech."

"Yo", meinte Kane und spielte an Emma herum.

"Eben und die Kiddis freuen sich auch immer, wenn sie bei Oma und Opa sind", sagte ich.

Ruuuuum-ruuuuuum.

May, du ungeduldiges Weibstück. Ich blickte zu May, dann wieder zu Ma. "Muss dann mal, bevor ich neue Winterreifen holen muss."

"Mach das."

"Oma, hab geschissen!", hörte ich Kane rufen.

"Thomas! Das hat er doch von dir!", rief Mama.

"Ich kann dich nicht hören, es ist so dunkel hier. Außerdem hab ich mein Bier!", gröhlte Papa. "He, das hat sich gereimt."

"Herzlichen Glückwunsch, Papa", nuschelte ich schmunzelnd und stieg ins Auto, nachdem die Haustür zugefallen war.

"Kane hat ein neues Wort gelernt", bemerkte ich, nachdem ich mich angeschnallt und meine Freundin los gefahren war.

"Was für ein Wort?", fragte sie mich.

"Er hat gerade zu meiner Mutter gesagt, dass er geschissen hat."

"Alter, nee. Woher hat er das?", fragte May fassungslos.

"Bestimmt von meinem Vater. Naja, wie dem auch sei."

"Wie dem auch sei. Was ist, wenn Kane das mal vor fremden Leuten sagt? Als was stehen wir denn da!"

Ich blickte zu May. Meinte sie das gerade ernst. Kane hat doch schon oft, irgendwelche Wörter vor fremden Leuten gesagt. Wie "Titten" zum Beispiel.

Ich blinzelte verwirrt. "Hä", meinte ich nur.

May fing an zu lachen. "Wundert mich bei Kane gar nicht mehr."

"Du?"

"Ich?"

"Haste wieder nen Clown gefrühstückt?"

"Nö, nen ganzen Zirkus", antwortete May trocken und schnitt eine Grimasse.

"Aw mah gaaawd, ei low ju tuh", sagte ich mit verstellter Stimme.

"So, mein Lieber, das hat jetzt jeder Homosexueller, im Umkreis von fünf Kilometern gehört. Nun schütze dein Arschloch", lachte May. Ich stimmte ebenfalls mit ein.

Gott, waren wir bescheuert.


                                                "Klausi!", rief ich, als wir wenig später Klaus Friseursalon betraten. Ich trug die Tüte mit meinem Anzug und May trug dieses Ding, wo man die Kleider verstauen konnte. Da dieses Teil schwarz war und man nicht durchschauen konnte, fragte ich mich immer noch, wie das Kleid wohl aussehen mag.

"Marci!", rief Klaus und kam von hinten - hehe, wie zweideutig er kam von hinten - nee, er kam aus dem Hintertürchen - noch schlimmer - Gott Marco, Contenance - auf jeden Fall ging er auf uns zu. Herrjemine, war das so schwer?

Er kam zu mir und umarmte mich erstmal.

"Maaay!", rief er dann und fiel dann meiner Freundin um den Hals.

"Hi, du", sagte sie lachend.

"Du kommst gleich mit mir mit. Meine beste Freundin wird an dir herumfuchteln, während ich an deinem Freund herumfingere."

Er zog May zu einem Platz und rief nach seiner Kollegin. "Komm her, du Flittchen. Wir haben hohe Kundschaft!" Klaus wandte sich zu mir. "Sitz, ich kann dich nicht im stehen Frisieren. Du bist zu groß für mich."

Schmunzelnd ließ ich mich neben May auf einen Stuhl fallen.

"Das Kleid nehme ich mal kurz mit nach hinten", sagte Klaus. "Bier für die Frau und Cola für den Herren?"

"Zwei Mal Cola, ich muss noch fahren," sagte May.

"Dann zwei Cola für Mr. und Mrs. Reus", kicherte Klaus und war nach hinten verschwunden. Wenig später rief er entzückt: "Dieses Kleid ist ja der Wahnsinn!"

"Toll. Jetzt sieht er es auch vor dir", bemerkte ich. "Was machste da eigentlich ein Geheimnis raus. Is ja nicht so, dass wir heiraten."

Ich blickte zu May, die nur lachen musste. "Du hast dir also seit Tagen den Kopf darüber zerbrochen, wie das Kleid wohl aussehen mag?"

"Auch, ja. Aber am meisten hat mir die Schnittwunde an meinem Scrotum Angst gemacht."

"Ist doch wieder heile", bemerkte May grinsend. "Kannste mal sehen, was Bob der Baumeister-Pflaster alles ausrichten können."

"Bob der Baumeister-Pflästerchen und die magischen Hände meiner Freundin."

"Okay. Hier sind die Colas. Dann fangen wir mal an."


          "Ich hab nichts gesehen! Ich hab nichts gesehen! Ich hab nichts gesehen!", nuschelte ich, als ich schnell wieder auf meinen Platz lief. May war hinten und zog sich das Kleid an, während Klaus auf der Toilette war und ich mit nassen Haaren einfach nur da saß und wartete.

"Wie sieht deine Freundin aus?", fragte Klausis Mitarbeiterin und kam als erste raus. Gerade als ich mich auf dem Stuhl setzen wollte, flog ich ins Nichts und landete auf den Boden. Verdammter Drehstuhl. Ich bekam die Armlehne gegen die Schläfe und starrte meine Freundin in diesem dunkelroten engen Kleid an.

Mir fiel nur der Mund auf und ich wusste einfach nicht, was ich sagen sollte. Ehrlich. Mir fiel zwar vieles ein, was ich dazu sagen konnte, aber irgendwie kam da einfach kein Wort aus meinem Mund raus, obwohl ich mich ziemlich hart anstrengte- es kam nichts. Ich starrte meine Freudin einfach nur mit offenen Mund an.

"Ist das normal?", wurde May von der Mitarbeiterin gefragt.

May nickte. "Normalerweise stammelt er sinnloses Zeug zusammen, aber das hier, ist neu. Da kommst ja kein Wort raus."

"Sehe ich. Aber er strengt sich an."

"Huch, was liegste denn da auf den Boden?", fragte Klaus der wiederkam.

"Da kann  man mal ruhig sagen, dass ihn die Ansicht seiner Freundin aus den Socken gehauen hat."

"Uuuuuuuuuuuuuuuuuhm", sagte ich nur. "Boah!"


                                             Als wir wenig später auf dem Parkplatz zur angrenzenden Bankett-Halle hielten, konnte ich auch schon den grünen Lambo von Auba ausfindig machen.

"Aaah!", kreischte ich.

May fuhr zusammen und trat auf die Bremse. 

Ich blickte grinsend zu ihr. "Da war nichts. Nur Auba ist schon da."

"Sag es doch und kreisch nicht, als würde ein Kind zwischen den Autos hervorlaufen, welches ich erwischen könnte."

"Pardon", meinte ich.

May schloss das Auto ab und wir beide gingen Hand in Hand zum Restaurant. Gerade wurden Simone und Sven von den Kameras abgelichtet. May blieb stehen und blickte unsicher zu mir.

"Für? Du? Davon hast du gar nichts gesagt", bemerkte sie.

"Die Fotos kommen nur auf die BVB-Seite", sagte ich und drückte aufmunternd die Hand. "Komm. Außerdem kennen dich meine Stalker-Fangirls schon."

"Echt?"

"Ja. Emely ist doch deren Anführerin."

"Wundert mich nicht", murmelte sie. "Glaubst du sie ist heute mit Mo hier?"

"Sieht nicht so aus", bemerkte ich, als ich Mo neben Erik aufs Restaurant zu gehen sah.

"Da ist ja der Kerl, der sich fast selbst kastriert hat", lachte Mo und lief auf uns zu. Erik trottete langsam hinter her.

"Pssst. Da ist die Presse, du Wichskopf", bemerkte ich und schlug ihn leicht in den Nacken.

"Tja, die Bild ist anscheinend auch schon da."

May grummelte irgendwas auf Gälisch und ich verstand absolut kein Wort von dieser Sprache. Manche Schotten redeten dieses schottisch-gälisch. May hatte nur die beleidigenden Wörter von ihrem Vater gelernt- mehr nicht. Lag auch daran, dass ihr Vater selbst nur diese Wörter konnte.

"Was hast du gerade gesagt?", fragte Mo und musterte May von oben bis unten.

"Das war doch Gälisch, oder?", fragte ich sie.

May nickte nur. "Abaie sgudal!", murmelte sie wieder und blickte zu den Kamerafutzis.

"Was heißt denn das jetzt?", hakte ich nach.

"Was für ein Müll", murmelte sie weiter.

"Hä?"

"Das heißt, was für ein Müll", sagte May.

"Achsoooo", machten Mo und ich gleichzeitig, während Erik nur die Stirn runzelte.

"Augen zu und durch", sagte Erik in Richtung May.

"Lächeln und Winken, Jungs. Lächeln und Winken",  murrte May.

"Das geht schnell vorbei", sagte ich aufmunternd.

"Hast du auch gesagt, als ich in den Wehen lag. Letztlich waren es achtundvierzig Stunden gewesen."

"Ja, aber ich denke nicht, dass das hier achtundvierzig Stunden dauert", lachte ich und schnappte mir die Hand meiner Freundin. 

Während Erik und Mo vorgingen, klammerte ich mich an meiner Freundin fest. Aber das hatte einen guten Grund. Hätte ich gerne nicht den Kidney-Bohnen-Eintopf mit meinem Vater vernichtet.

"Was hast du denn?", fragte May belustigt.

"Kidney-Bohnen, das habe ich", bemerkte ich flüsternd und ging die Treppen rauf.

Die Fotoflitzpiepen machten ein Foto von Erik und Mo, dann verschwanden die beiden nach drinnen.

"Na komm, Mardashian-Ass", sagte May.

"May-Lo-Ass!", grinste ich und zog May mit mir.

Nachdem die Fotos von uns beiden gemacht wurden, sahen wir zur, dass wir schnell nach drinnen verschwanden. "Ich bin blind", bemerkte May und blinzelte ein paar Mal. Ich ebenfalls.

"Same here", bemerkte ich und suchte auf den Kärtchen am Tisch nach unsere Namen.

"Nein, nope, nee", bemerkte ich und ging an die nächste Tischgruppe heran. Es waren runde Tische und die waren je für sechs Leute gedeckt.

May ging hinter mir und wurde zwischendurch von den anderen Spielerfreundinnen und Frauen begrüßt. Ich von den Jungs.

"Ihr dürft euch zu uns setzen. Mystischerweise stehen eure Namen hier auf diesen Zettel", bemerkte Roman Weidenfeller, der mit seiner Frau Lisa am Tisch saß. Ich blickte zur Bühne, wo die Jazz-Musiker die Bühne betraten. Das war nicht gerade meine Musik. Aber wenn's der Aki so haben will- dann bitte. Besser als Jürgen Klopp, der letztes Jahr mit Helene Fischer Atemlos gegröhlt hatte.

May und ich setzten uns an unsere Plätze und ich schaute nach, wer denn noch bei uns am Tisch saß. Erik und Matze. Die beiden ließen auch nicht lange auf sich warten. Sie setzten sich zu uns an den Tisch. Während Matze sich wegen der Musik aufregte und wieso die denn nicht Drake hier her geordert haben, anstatt die da vorne auf der Bühne, war Erik nur mit der Tischdeko vor sich beschäftigt gewesen.

"Alles cool?", fragte ich ihn. Erik blickte auf und direkt in mein Gesicht. Dann nickte er und wandte sich wieder der Deko zu.

"Glaub ich dir sofort", murmelte ich und wandte mich zu May, die sich Matze darüber unterhielt, wieso denn nicht gleich ein Gospel-Chor hier auftreten würde.

"Im Ernst, da hätte ich mitgemacht. Wäre auf die Bühne gestürmt und hätte Oh happy day mitgesungen", hatte May gesagt.

"Du bist aber weiß", bemerkte Matze.

"Ja und? Das ist der einzige Moment, wo ich mich schwarz fühlen kann. Lass mich doch."

Roman und Lisa schauten sich an, nachdem sie irritiert zwischen den beiden hin und her geschaut hatten. "Ich frage mal, wer mit uns die Plätze tauschen will", bemerkte Roman abfällig und stand auf.

"Mit seinem Benehmen kann er doch gleich der Marionette folgen!", grummelte May und verdrehte die Augen.

Lisa wollte anscheinend gar nichts mit uns zu tun haben und spielte lieber mit ihrem rosa iPhone herum.

"May, wusstest du, dass Erik nach Wolfsburg wechselt?", fragte Matze sie.

"Ja", meinte May sofort.

"Woher?", wollte ich wissen. "Er hat es nur uns erzählt und die Presse weiß es auch noch nicht."

"Ich hab's von Emely", meinte May. "Und Emely hat's von Mo und Mo eben von Erik."

Ich runzelte die Stirn. "Oke", meinte ich und wandte mich wieder der Bühne zu, wo gerade Aki über ein Kabel stolperte und mit dem Kopf voran in die Drums knallte. Auf jeden Fall in das große Teil da unten des Schlagzeugs.

"Kann jemand meinen Kopf aus dem Ding holen!", rief er sauer. Einige Spieler mussten einfach lachen, während andere sich zusammen reißen mussten. Ich war einer der gewesen, die laut lachen mussten. Aber Auba kippte vor Lachen einfach mal vom Stuhl. Alysha neben ihn verdrehte die Augen.

Nachdem Aki von den Musikern befreit wurden, richtete er seinen Anzug und tat so als wäre nichts gewesen. Er schnappt sich das Mikrofon und ermahnte Pierre, dass er sich bitte zusammenreißen sollte, sonst würde es eine Gehaltskürzung geben.

"No way", meinte Auba ernst und setzte sich wieder auf dem Stuhl.

Während Aki eben seine Rede hielt und uns alle für die Vorsaison am loben war, pflückte Erik weiter an den Blumen herum, bis Matze ihn auf die Hand schlug. "Lass es. Das ist voll die schöne Blume", bemerkte er.

"Das ist einfach nur eine Blume. Es gibt zig von den Dingern."

Jesus, hatte der Kerl eine Laune. Wenn ich doch nur wüsste, woran der Erik sich gerade die Zähne aus biss. An diesem unbekannten Mädchen, was ihn dazu verleitete nach Wolfsburg zu wechseln? Meiner Meinung konnte man es auch mal wieder übertreiben. Nur wegen einem Mädchen Dortmund zu verlassen? Den BVB? Der hatte doch seinen festen Platz in der Startelf und verdiente hier gut und dann wechselt er nach Wolfsburg? Zu den Radkappen.

Prima. Dann habe ich wohl zwei Kerle die ich nach Dortmund holen muss. André und Erik. 

Ob es doch an Emely lag? An Emely und Mo? Hatte er da was mitbekommen? Wer weiß.

Er meinte ja, dass es nicht Emely sei, weshalb er gehen wolle. Aber wer war es gewesen? Er meinte, dass diese Person vergeben sei? Eine Spielerfrau? Gott, was wenn es einer von uns Jungs war, in dem Erik sich verschossen hat und nur so tut, als wäre es eine Frau. Boah, dass wäre ja schon irgendwie krass.

"Was?", fragte Erik mich, nachdem er bemerkt hatte, dass ich ihn beobachte.

"Ich versuche schlau aus dir zu werden", sagte ich nur.

"Marco! Erik! Ich halte hier eine Rede!", hörte ich Aki knurren.

Erik und ich schauten nach vorne und blickten Aki entschuldigend an.

"Matze verpass Erik mal einen leichten Klapps auf den Hinterkopf."

"Klar", grinste Matze begeistert und schlug Erik leicht auf den Hinterkopf.

Noch bevor Aki sich zu mich drehte, hatte ich auch eine Sitzen und dass von meiner Freundin.

Ich rieb mir den Hinterkopf.

"Ein herzliches Dankeschön an Marcos Freundin, die anscheinend Gedankenlesen kann", meinte Aki belustigt.

May nickte nur cool, während ich am grummeln war.

Aki hielt weiter seine Rede. Dann kam der Rainer Rauball dran, bis sich Thomas zu einer Rede hinreißen ließ, die teils aus Lobeshymnen und teils aus kleinen Neckereien an uns einzelnen gerichtet war.

"Marco ist ja so gesagt, dass Opfer unser Mannschaft", meinte Tuchel nur.

"Nett!", rief ich.

"Immer doch", sagte Thomas und redete weiter. "Immer wieder Verletzungen. Aber man muss sagen, er hat was Gutes mit seiner Freundin hinbekommen. Einen kleinen Nachfolger, den ich in ein paar Jahren in denselben gelben Trikot wie sein Vater auflaufen sehe, mit der Nummer Elf auf dem Rücken. Vielleicht ist sein Alter ja dann der Trainer der Borussen. Man weiß es nicht. Auf jeden Fall kann ich jetzt schon sagen, dass dein Sohnemann gerade mal mit drei eine gewaltigen Schuss hat. Musste ich ja am eigenen Leib erfahren."

"Nicht nur du!", meinte ich.

"Meine Eier klingeln schon beim bloßen Gedanken", lachte Thomas.

"Genauso isses!"

Die anderen mussten Lachen, nachdem erklärt wurde, wieso Thomas dieses mit den Eier klingeln gesagt hatte. Thomas Frau wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, da es Thomas auch einfach zu genial erklärt hatte. Einfach zum schießen. Dann wurde noch die Leverkusen-Flitzer-Sache angesprochen und Flashbacks auf der Leinwand hinter ihm gezeigt. 

Gott. Das war das erste Mal, dass ich das auf der Leinwand sah. Dann fand Thomas noch zu jeden anderen Spieler witzige Sprüche die er rausließ.

"Der sollte auf Tour gehen!", lachte Matze und schlug auf den Tisch. Selbst Eriks schlechte Laune schien wie weggeblasen.

"Ich habe erst gedacht, ist James Dean von den Toten auferstanden, oder was macht der hier?", fragte Thomas und zeigte auf Erik. "Ohne Scheiß. Das erste Gespräch zwischen uns, verlief total bekloppt. Anstatt über die Erwartungen zu sprechen, welche er mit mir als Trainer hat, haben wir über die sinnloseste Scheiße geredet, über die wir hätten reden können. Auf jeden Fall hatte ich nicht verstanden, wo er geboren war und hatte ihn noch mal gefragt, wo er denn geboren ist und fragte mich, wo ich geboren sei. Ich dann so in einem Krankenhaus, wo denn sonst." Gelächter. "Und Erik dann voll schlau Wieso was ist passiert? Waren Sie krank gewesen? Mir sind sämtliche Gesichtszüge aus dem Gesicht gefallen. Erik, Alter, wir werden dich jetzt schon vermissen."

Erik setzte sein Fakelächeln auf. Im Ernst, was war denn mit Thomas los? Der hatte doch sicherlich schon einen Sitzen.

"Und dann zu Moritz!", bemerkte Thomas und ging auf der Bühne auf und ab, wie Mario Barth. "Moritz, kennste, kennste? Der kam mal mit lackierten Fingernägeln zum Training. In wirklich den buntesten und grellsten Farben die ich jemals gesehen habe. Er guckt mich nur so blöd an, und meint, dass es jetzt trend sei. Die Kardashians tragen es jetzt auch so." Wieder Gelächter. "Und dann noch dieser Bart, der immer länger wird. Junge, du stolperst da bald rüber und ich würde mal nachgucken, ob sich da nicht wieder irgendwelche Zeugen Jehovas verirrt haben."

"Gott!", grunzte Matze und schlug wieder auf dem Tisch ein. May hob ihr Glas Wasser hoch, da es sonst übergeschwabbt wäre, und runzelte nur die Stirn.

"Matze, lach nicht so blöd!", sagte Thomas und wandte sich zu ihm. Matze hörte auf zu lachen, grinste aber noch gequält und schluckte. "Und nun zu Matze Ginter. Megatalent hat er. Zu recht spielt er für die Natio. Was sag ich da, ihr habt alle Talent- die meisten. Na gut. Alle. Vielleicht meine ich ja auch nicht alle. Oder doch? Man weiß es nicht. Frau weiß es nicht. Ich weiß es selber nicht." Thomas holte tief Luft. "Ey, ihr glaubt nicht, was der Typ mal gerissen hat. Ungelogen, Leute, uuuungelogen, da kam Matze mal mit einem roten aufgemalten Kreis zum Training. Woody hat ihn gefragt, was haste denn da gemacht und die Intelligenzbolze von Matze meinte nur, dass ihn seine Mutter geraten hat, seine Gedanken anzumalen. So irritiert und verwirrt und perplex und so war ich noch nie in meinem Leben zu diesem Zeitpunkt gewesen." Wieder holte Thomas tief Luft. "EY ICH LIEBE DIESE MANNSCHAFT! ICH HABE FERTICH MIT REDE!"

Thomas ließ das Mikro auf dem Boden fallen und ich hielt mir die Ohren, wegen dem komischen und ekelhaften Geräusch zu. 

"Ah, verdammt!", rief Mats, als der Kapitän zu einer Rede gerufen wurde. "Ich hab meine Uhr fallen gelassen!" Er blieb auf der Treppe stehen und blickte auf den Boden. Die silberne Uhr glänzte im Scheinwerferlicht und Mats rieb sich die Schläfe.

"Dann hebe sie doch einfach auf, wie jeder normale Mensch es tun würde!", rief Aki.

"Ich darf sie nicht aufheben!", rief Mats.

Ein Raunen ging durch die Meute. "Wieso nicht?"

"Ich hab keine Uhr-heberrechte", grinste er. Kein Lachen. Nur Cathy die am Husten war.

"Jaja, ihr lacht noch, wenn ihr den verstehen werdet- was ich bei euch bezweifel, aber hey, ihr seid liebenswürdige Menschen. Ich mag euch- irgendwie", meinte Mats und stellte sich auf die Bühne. Dann schnappte sich das Mikrofon.

Nachdem Mats seine Rede gehalten, stand er weiter auf der Bühne und blickte mich grinsend an. "Marco", meinte er und setzte einen wirklich komischen Blick auf.

"Ich hebe deine Uhr nicht auf. Ich hab auch keine Uhr-heberrechte", bemerkte ich zuckersüß. Die Leute waren am lachen.

"Euer fucking ernst!", sagte Mats ins Mikro. "Ich hab den Witz gerissen- keiner Lacht. Reißt der Kerl den lacht ihr."

"Mats komm runter, wir haben ihn erst jetzt verstanden!", rief Ilkay.

"Und außerdem war das ein Mitleidslachen für Marco", mischte Nuri mit. "Du weißt, wie Niedergeschlagen er ist, wenn keiner über seine Witze lacht. Den Fehler ihn deswegen zum heulen zu bringen, haben wir nur einmal gemacht."

"Achsoooo, ja erinnere mich", sagte Mats und wandte sich wieder zu mir. "Will der Co-Kapitän nicht irgendwas los werden?"

"Ich? Nee. Lass mal", winkte ich nervös lachend ab.

"AUF DIE BÜHNE! AUF DIE BÜHNE! AUF DIE BÜHNE!", gröhlte Mats und wenig später fingen die anderen damit auch noch an.

"Ich habe keine Rede vorbereitet. Ich kann das nicht!", bemerkte ich und rutschte weiter in den Sitz zurück.

"Er mag nicht!", rief Matze.

"AUF DIE BÜHNE! AUF DIE BÜHNE! AUF DIE BÜHNE!", gröhlten die Jungs wieder. Aki ging auf die Bühne und reichte Mats dabei seine Uhr. Gleichzeitig zog er dem Kapitän das Mikro aus der Hand.

"Ein bisschen mehr Anstand und Seriös sein, wäre doch wohl nicht so viel verlangt?", fragte Aki uns.

"Wer ist denn mit dem Kopf voran in den Drums gelandet?", lachte Mats neben ihn.

"Auf deinen Platz. Sofort!"

Mats lachen verschwand und er nickte. Dann begab er sich zu Cathy auf den Platz.


                               "Habt ihr noch Lust ein wenig mit uns um die Häuser zu ziehen?", wurden May und ich nach dreiundzwanzig Uhr von ein paar Jungs gefragt. Mo, Matze, Mats und Erik waren es gewesen.

"Geh du. Ich fahre nach Hause", sagte May und klopfte mir leicht auf den Rücken.

"Nö, dann bin ich ja alleine mit den Jungs unterwegs!", hörte ich Cathy empört sagen. Wenig später stand sie bei uns.

Cathy blickte May flehend an und May seufzte nur. "Naja, okay, dann komme ich mit. Aber nur unter einer Bedingung."

"Klar", meinten wir. 

"Wir packen die Ohrringe weg, bevor Moritz wieder auf dumme Ideen kommt", sagte May lachend.

Wir anderen stimmten mit ein, während Mo nur die Augen verdrehte.

"Leute, unser letzter Spieltag war heute. Winterpause is. Wir können mal so richtig auf die Pötte hauen. Saufen wa mal", sagte Mats und klatschte zufrieden in die Hände.

"Das kann ja was werden", bemerkte Cathy nur.

"Das wird das Desaster, wenn wir unsere Ohrringe nicht verstecken", schmunzelte May.

"Das Penis-Desaster reloaded", lachte Erik.


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