Kapitel 128
KAPITEL 128
~ Marco's Sicht ~
"Ey, was machst du denn hier?", fragten die anderen lachend, als ich in die Kabine trat. Ich machte die Tür hinter mir zu und grinste die anderen nur an.
"Darf ich euch nicht besuchen?", stellte ich die Gegenfrage und begrüßte alle Jungs mit einem Handschlag.
"Nee, weißte", meinte Schmelle ironisch und schnitt eine Grimasse. "Wie bist du denn hier her gekommen?"
"Mit mir", sagte Nuri und kam ebenfalls in die Kabine.
"Ah, erklärt wieder einiges", meinte Mo. "Was macht deine Rippe?"
"Tut weh. Ist eben ein Rippenbruch. Ich muss eh gleich zu Markus, der guckt sich die Rippe an, ob die auch normal heilt."
"War schon eine krasse Scheiße. Der Typ ist übrigens für sechs Spiele in der Euro und Liga gesperrt."
"Ist auch richtig so."
"Außerdem darf er Geld blechen."
"Hab ich schon von meinem Berater gehört. Das ist gut."
"Es ist so langweilig ohne dich hier", bemerkte Erik.
"Ist es?", fragte ich verblüfft.
"Ja, wir haben hier keinen der dumme Sprüche reißt. Außerdem brauchen wir unseren Kabinensänger."
"Gott, nee man", sagte ich lachend und verdrehte die Augen. "Durmi."
"Reusi?", fragte er und legte sein Handy bei Seite.
"Ich denke ich muss mal ein Takte mit dir reden", sagte ich und stämmte die Hände in die Hüfte, strafte Erik mit meinem Musterblich. Dieser schluckte nur und schaute mich leicht panisch an.
"W-wieso?"
"Ja, wieso, hat er sich wieder an May rangebaggert?", lachte Mats.
"Nein", winkte ich ab und wandte mich dann wieder zu Erik. "Kommst du mal kurz mit."
"Öh, joah."
Ich machte die Kabinentür hinter mir zu und ging mit Erik weiter nach vorne. Ich legte eine Hand auf seine Schulter, ein wenig zu dolle, wie ich dann merken musste, als Erik ein knurrendes: "Du tust mir weh!", von sich gab.
"Sorry", sagte ich und setzte mich im Foyer auf einen Stuhl. Erik sich mir gegenüber. "Soso."
"Soso, was?"
"Du hast meiner Cousine bei Starbucks einen Kaffee übergeschüttet."
"Das war ein ein Iced Frappo", verbesserte er mich.
"Dann war es eben ein Iced Frappo", meinte ich und schnitt eine Grimasse. "Und dann?"
"Und dann was? Sie hat mir eine Ohrfeige verpasst."
"Weiß ich."
"Klar, dass ist deine Cousine. Typisch, dass sie dir das auch sagt, ne."
"Ja, ich bin wie ein großer Bruder für Emy und ich Emy ist wie meine kleine Schwester. Was ist dann?"
"Ich wollte ihre Handynummer haben. Aber sie hat mir anscheinend eine Falsche gegeben."
"Anscheinend?", fragte ich stirnrunzelnd.
"Sie hat mir mit Absicht eine falsche Handynummer gegeben?", fragte Erik niedergeschlagen und seufzte.
"Sieht ganz so aus", nickte ich.
"Och", seufzte er wieder.
Ich seufzte ebenfalls. "Weißt du was. Du hast ihre Nummer aber nicht von mir", sagte ich und zog mein Handy hervor.
Erik blickte mich hoffnungsvoll an und forderte nach seinem Handy, was er aus seiner Hosentasche der Trainingshose zog und mir in die Hand drückte.
Ich tippte Emelys Handynummer ein und runzelte die Stirn, als ich rein zufällig seine Kontakte durchstöberte. Und rein zufällig entdeckte ich eine Nummer, die mir bekannt vor kam.
"Erik?"
"Marco?"
"Woher hast du die Nummer von May?", fragte ich grimmig, nachdem mir klar wurde, dass es ja wirklich die Handynummer meiner Freundin war.
"D-die die hab ich gefunden", bemerkte er stammelnd und wich meinem Blick aus.
"Wo auf der Straße? In einer Mülltonne? Auf dem Wühltisch bei einem Sommerschlussverkauf in einer Boutique? Wo? Woher hast du die Nummer meiner Freundin, du Ochse?"
"Aus Moritz' Handy", murmelte er. "Wenn's dich beruhigt. Ich habe mich bisher noch nie getraut sie anzuschreiben."
"Und wieso hast du meine Freundin als Fämmä dä rewe eingespeichert."
"Das heißt Femme de rêve", sagte Erik und es klang für mich wie Französisch.
"Ist das Französisch?"
Er nickte.
"Und was heißt das?", hakte ich nach.
"Die Freundin vom Kumpel", sagte Erik mit komischen Unterton.
"Lügst du?"
"Ich sage dir die Wahrheit."
"Aubaaaaa!", rief ich.
"Ja!"
"Could you come over here!"
"Why?"
"Just come!"
"Why?"
"Auba come!"
"Why the hell?"
"For fuck sakes. Just come to us."
"Marco?", rief er.
"Pierre?"
"Why?"
"Boah, Alter!", seufzte ich. "Auba! Come here. I have a question for you. I need to translate something!"
"Was that so hard?", fragte er und kam nach vorne. "So what's the question?"
"You can speak and understand French, aight?"
"Are you kidding me?", fragte Auba nur ironisch und blickte mich bescheuert an.
"Do I look like a fucking joke to you at the moment?"
"You always looks like a joke, Dude."
"You're fucking cunt."
"Fuck you bitch."
Auba grinste und ich musste auch grinsen, während Erik da saß und einfach nichts sagte.
"Can you translate this?", fragte ich. "Femme de rêve."
Ich hielt ihn noch Eriks Handy hin und er schmunzelte nur. "So, Erik. Who's your boyfriend."
"I'm single", stellte Erik klar.
"Bro, femme de rêve?"
"Yes."
"That means dream woman. Kinda."
Ich blickte zu Erik. "Du speicherst meine Freundin als Traumfrau ein?"
"Öööööööh, eigentlich wollte ich sie als Tussi eingespeichern, aber Autokorrektur-"
"Du Ochse."
"What's going on here?", wollte Auba wissen.
Ich erklärte ihm kurz die Lage.
"Dude, calm down", meinte Auba nur zu mir.
"What? I'm calm", motzte ich herum, als ich mir Eriks Handy geschnappt hatte und Mays Handynummer gelöscht hatte. Dann warf ich Erik sein Handy in den Schoß.
"Yeah, fucking sarcasm, huh?", nuschelte Auba nur. "Why are you so jealous?"
"I am not jealous?", stellte ich klar.
"Yeah, and I fucked Rihanna last night."
"Really? She's here in Germany?", fragte Erik.
"Sarkasmus!", rief ich.
"Oh."
"Ja, oh."
"Marco, du bist ja schon da", bemerkte Markus, unser Mannschaftsarzt, für die die es verpeilt haben, der gerade das Gebäude betrat.
"Ja, seit einer Viertelstunde schon."
"Sorry. Ich stand im Stau. Scheiß Baustelle", bemerkte er. "Kannst ja gleich mitkommen."
"Klar, wieso nicht."
"Ich bin so müde", gähnte Nuri, als wir uns wieder auf dem Weg nach Hause machten. Ich saß auf dem Beifahrersitz und erkundigte mich bei May, wie es mit Emely läuft. Es war halb vier und seit einer halben Stunde waren die beiden schon unterwegs. Hoffentlich stand die Innenstadt noch. Man weiß ja, wie es endet, wenn man eine Reus mit meiner Freundin los schickt. Ich hoffte nur, dass Peter Dinklage nicht in der Nähe ist.
"Was bist du denn so müde?", fragte ich ihn und steckte mein Handy weg, da mir meine Freundin nicht zurückschrieb. Sie war das letzte Mal um 14:23 online gewesen. Hm, anscheinend hat Emely sie schön in Beschlag genommen.
"Ömer ist krank und hat uns die ganze Nacht wachgehalten. Er hat sich andauernd erbrochen und hat Durchfall."
"Klarer Fall von Magen und Durm."
"Was?"
"Hoppala. Magen und Darm."
Nuri blickte lachend zu mir. "Den sollten wir uns merken, wenn Erik mit Magen und Darm mal flach liegt."
"Ich schreibe mir eine Memo."
"Das ist gut. Was machst du heute noch so?"
"Kane von der Kita abholen und dann mit dem kleinen chillen. Vielleicht gehen wir ja auch auf dem Spielplatz nach der Krippe, wenn er nicht wieder müde ist."
"Er macht da doch Mittagsschlaf, oder nicht."
"Ja, eben", nickte ich. "Der brauch seinen Schlaf, sonst wird er grantig."
"Ganz der Papa", grinste Nuri.
"Stimmt. Er ist echt ganz der Papa. Auf jeden Fall ist May mit meiner Cousine unterwegs."
"Ach du heilige Scheiße", bemerkte Nuri. "Ich denke, dass wird schon werden. Gehen die beiden Shoppen?"
"Weiß ich nicht. Dann muss ich mal-"
Mein Handy klingelte auf. Eine Nachricht von Emy.
Emy: Boah, May darf eine Stunde länger arbeiten. Jetzt sitze ich hier im Diner, Mann.
Marco: Dann musst du da eben warten. Seid ihr beiden immer noch da?
Emy: Ja. Die muss ja bis vier Arbeiten und ich sitze hier und trinke mittlerweile den vierten Schokomilchshake. Wenigstens gehen die alle aufs Haus. Und weißt du was total weird ist?
Marco: Nein, aber du wirst es mir gleich sagen...
Emy: Schreiben, du Blitzbirne. Auf jeden Fall sieht der Koch arg nach Mats Hummels aus. :O
Marco: Ruf doch mal "Mats", wenn er sich umdreht, weißt du das er es ist xD
Emy: Lauchkopp!
Marco: Sellerieschädel! Warte mal, ich bin gleich da, weil ich May noch was geben will.
Emy: Lass ja deinen Schwanz in der Hose!
Marco: Bist du deppert? Nichts sexuelles, du Porreestange!
Emy: Fick dich!
Marco: Fick du dich doch!
"Nuuurrrriiiii", meinte ich.
"Ja, zum Diner. Okay", entgegnete er sofort.
Ich steckte grinsend mein Handy weg und klopfte ihn auf die Schulter. "Hör auf meine Gedanken zu lesen."
"Ich wünschte ich könnte das. Dann wüsste ich, was meine Frau auch von mir will, man."
"Ich weiß, was meine Freundin will."
"Tust du nicht."
"Okay, hast recht. In manchen Sachen ist es echt fragwürdig."
"Weshalb wir Justin Bieber dankbar sind, dass er What do you mean geschrieben hat."
Ich grunzte. "Kann man so sagen."
"Yeah, dann kann ich mir meinen Milchshake holen. Wenn May die macht, dann schmecken die immer so genial."
"Genital ist das neue genial."
"Yeah, dann kann ich mir meinen Milchshake holen. Wenn May die macht, dann schmecken die immer so genital", wiederholte Nuri sich korrekt.
Ich lachte nur. "Jesus, du Honk."
Im Diner schlich ich mich an meine Freundin heran, die gerade am arbeiten war.
"Hey, Marco!", rief Sandy.
Das war dann wohl nichts mit dem erschrecken. Ich blickte zu Sandy. "Danke dir!", bemerkte ich.
"Wieso bedankst du dich?"
"Er wollte mich erschrecken und du hast ihn verpfiffen!", klärte May auf und drehte sich zu mir. Sie drückte mir einen flüchtigen Kuss auf den Mund und arbeitete weiter.
"Sandy leihst du mir dein Handy, dann bekommst du auch Candy", sagte ich zu ihr und stellte mich an die Theke. Nuri neben mir.
"Nuri will wieder seinen Erdbeermilchshake zum mitnehmen?", fragte May ihn.
"Du kennst mich zu gut. Dich muss ich töten", grinste Nuri zuckersüß.
"Dann töte ich dich", knurrte ich.
Nuris Grinsen verschwand.
"Woody mit dem Booty trägt'n Hoody", meinte Sandy nur und arbeitete weiter.
"Ja, den Booty habe ich", sagte ich.
"Was machst du denn hier? Du weißt das Kane in fünfzehn Minuten von der Krippe abgeholt werden muss?", fragte May und bereitete den Milchshake für Nuri vor.
"Schaff ich schon", sagte ich zuversichtlich. "Wollte dir nur was geben."
"Lass die Hose zu und das Ding drinnen", meinte May.
"Nichts was mit Sex zu tun hat."
"What the fuck. Wann hattet ihr das letzte Mal Sex?", wollte Nuri wissen.
"Letzte Woche Donnerstag", kam es gleichzeitig von uns beiden.
"Merkt man", murmelte Nuri.
"Ich hab mir jetzt solange die Hände gewaschen, um die Langeweile zu vertreiben, dass ich meine Sommerbräune abgerubbelt habe. Gibbes das?", hörte ich Emely fragen, als sie aus dem hinteren Flur wieder kam, wo die Toiletten waren.
"Glückwusch", bemerkte Nuri nur.
"Marcoooo", meinte meine Cousine und umarmte mich kurz.
"Emelyyyy", sagte ich und knuddelte sie durch.
"Wo hast du deinen fliegenden Teppich geparkt?", fragte Emely an Nuri gerichtet.
"Haha", meinte er nur.
"Es sind noch fünfzehn Minuten, Emy, dann gehen wir in die Stadt und machen was auch immer."
"Shoppen, ihr geht Shoppen."
"Von meinem ach so vielen Trinkgeld?", fragte May stirnrunzelnd.
"Nein", grinste ich und holte meine Brieftasche aus meiner hinteren Hosentasche und Emely grinste begeistert.
Dann hielt ich May meine schwarze American Express Karte hin.
"Nein", meinte sie nur. "Nein."
"Nimm."
"Nein."
"Macht euch einen schönen Tag."
"Nein", sagte sie wieder.
"Nimm die verdammte Karte", meinte Emely knurrend.
May seufzte nur und zog mir die Karte aus den Fingern. "Wieso fühle ich mich jetzt auf einmal so reich?"
"Weil das die A-Express von Marco ist?", stellte Emely die Gegenfrage.
Sie riss May grinsend die Karte aus der Hand. "Ich hätte nie gedacht, dass mich ein schwarzes Stück Plastik so glücklich machen kann!"
May, die sich von dem kleinen Schock erholt hatte meinte nur trocken: "Ich hab auch so ein Teil- in meinem Nachtschrank."
"Sobald ich zu Hause bin, suche ich das Teil und vernichte es", nuschelte ich und Emely meine Bankkarte aus der Hand. Dann reichte ich diese wieder May.
"Verliere die nicht."
"Wir bräuchten noch den Pin, du Lauch", sagte Emely.
"Den geb ich meiner Freundin und nicht dir."
Ich gab May den Pin und drückte ihr noch mal einen Kuss auf den Mund, ehe ich mich mit Nuri, der glücklich seinen Milchshake trank, auf den Weg machte. Er setzte mich am Kindergarten ab, damit ich gleich Kane abholen konnte.
"Wir sehen uns", sagte ich und wir hauten Faust an Faust.
"Japp", sagte Nuri und zog am Strohhalm. Er wimmerte, da der Milchshake leer war. "Ich hasse es!"
"Klar, wie auch immer", lachte ich und stieg aus.
An der Tür die zur Krippe ging, war ein Zettel angeklebt.
Kane und Jason sind in der gelben Gruppe
Jason, wenn ich schon diesen Namen hörte. Pah. Dieser Junge war doch voll der Alptraum. Ich hatte schon darüber nachgedacht, woher er seinen Namen hatte, bis mir Jason der Typ aus den Horrorfilmen wieder einfiel. Da war also die Erklärung.
Also zog ich meine Schuhe wieder an und ging nach vorne zu den Gruppen. Ich ging an der grünen Gruppe und dann an der blauen Gruppe vorbei.
Und dann sah ich Kane mit diesem Jason in diesem Bällebad. Wenn May jetzt da sein würde, ey, die hätte da erst mal eine Arschbombe reingemacht.
Kane saß am Rand des Bällebads, während Jason ihn mit den bunten Bällen bewarf. Und wo war die Erzieherin? Die kann doch keine kleinen Kinder alleine lassen.
Ich beobachtete erstmal die Szene vom weiten. Seit wann ließ sich Kane so etwas gefallen.
Als Jason dann auch noch Kane an von dem Rand schubste und er auf die Sportmatte daneben knallte, reichte es mir.
"Ey, Kumpel, so geht das aber nicht!", sagte ich zu den kleinen dicklichen Jungen, der zu mir blickte. Kane war bereits aufgestanden und kam zu mir.
"Papi", meinte Kane und klammerte sich an meiner Hose fest.
"Man kann doch nicht einfach schubsen, Jason. Das ist sehr böse."
Das einzige was dieser Junge machte war mir den Mittelfinger unter die Nase zu halten. Ich runzelte nur die Stirn und schüttelte meinen Kopf.
"Was eine Erziehung", nuschelte ich.
"Mama", meinte der Junge nur und kletterte aus dem Bällebad. Er lief an mir und Kane auf den Flur auf eine dickliche Frau zu.
"Entschu-"
"Was willst du?", motzte die mich an, nachdem sie ihren Sohn auf den Arm genommen hatte.
"Ach, sind wir beim duzen?", fragte ich. "Gut, dann eben so. Ich wollte dich nur mal darauf hinweisen, Mama von Jason, dass ihr Sohn zu Gewalt hinneigt."
"Mein Sohn ist ein Engel", meckerte die weiter herum.
"Ein Engel? Klar. Auf jeden Fall habe ich gesehen, wie Jason meinen Sohn mit Bällen beworfen hat und dann hat er meinen Sohn geschubst."
"Das macht Jason nicht."
"Das macht er nicht? Ich kann das aber bezeugen."
"Als ob. Mein Sohn macht so was nicht. Vielleicht war es auch ihr Sohn gewesen."
"Klar, mein Sohn saß auf dem Rand des Bällebads und ein Klon meines Sohnes bewirft ihn mit Bällen und schubst ihn dann noch runter. Als ob."
"Was hast du für ein Problem?"
"Mein Problem ist Ihr Sohn, der andere Kinder tyrannisiert, Sie Schnepfe."
"Jetzt werde mal nicht beleidigend."
"Nehmen Sie einfach Ihren Sohn an die Leine, oder sperren Sie ihm in einen Käfig ein. So was hab ich ja noch nie erlebt", sagte ich und schnappte mir Kanes Hand.
"Meine Schuhe", sagte Kane und schnappte diese sich. Ich nahm ihn diese ab und wollte gerade nach hinten zur Krippe gehen, als ein Mädchen aus der Krippe kam.
"Ach, die beiden werden ja auch abgeholt. Wie schön", sagte sie.
"Sie hab ich ja hier auch noch nie gesehen", bemerkte ich.
"Ich mache in der Krippe ein Praktikum für ein halbes Jahr."
"Achso. Und wie heißen Sie?"
"Lilliana Müller."
"Gut, Sie sollten wie die Auszubildende einen Steckbrief an die Pinnwand hängen, dann weiß jeder bescheid."
"Ist gerade in Bearbeitung", nickte sie.
"Dann bis morgen", meinte ich zu ihr und ging mit Kane zur Krippe zurück. Die unfreundliche Wuchtbrumme zog gerade diesen Problemjungen an, als ich an ihr vorbei ging.
"So Kane, dann gehen wir mal auf dem Spielplatz, was?", fragte ich, als ich ihn dabei beobachtete, wie er sich die Nike-Sneaker anziehen wollte.
"Yo", murmelte er nur und blickte zu Jason, der auf der anderen Bank saß und dann auf den Boden schaute.
Ich schnaubte nur und warf einen Blick zu diesem Jungen, während die Mutter ihn die Schuhe anzog. Er blickte mich an und ich warf ihn einen vielsagenden giftigen Blick zu. Sofort wich er meinen Blick wieder aus und starrte an die Decke.
"Kane, darf ich dir die Schuhe anziehen? Dann sitzen wir noch bis morgen hier", meinte ich lächelnd. Er blickte weiter auf den Boden und schmiss mir einfach die Schuhe hin.
Ich seufzte nur und zog Kane weiter an. Nachdem ich ihn dann auch noch Jacke, Schal und Mütze aufgesetzt hatte, schnappte ich mir seinen Rucksack und stellte seine Hausschuhe unten in den kleinen Schuhregal.
"Dann gehen wir mal", sagte ich und bemerkte, dass Jason und seine Mutter bereits weg waren. Gott sei Dank.
Während ich auf der Bank beim Spielplatz saß, saß Kane gelangweilt oben auf der Rutsche und schaute sich in der Weltgeschichte herum. Ich steckte mein Handy weg, da mich Marcel wieder vollgetextet hatte und stand auf.
"Willst du nicht?", fragte ich Kane, der oben auf der Rutsche saß.
Er kriegte das gar nicht mit. "Kane?"
Er blickte zu mir. "Hm?"
"Alles cool?"
Er nickte nur.
"Wenn du nicht spielen willst, dann können wir auch nach Hause gehen."
"Nö, ich gucke nur", meinte er.
Ich lehnte mich am Rand der Rutsche ab und runzelte die Stirn. "Nach was guckst du denn?"
"Eichhörnchen", sagte er und blickte wieder zu den Eichenbäumen.
"Warte, Papa guckt mit", grinste ich und ging zur Leiter der Rutsche.
"Du bist zu groß", bemerkte er.
"Kane, das ist eine riesige und breite Rutsche, da passt selbst die Mutter von Jason drauf", sagte ich und setzte mich neben ihn. "Also, hast du schon ein Eichhörnchen entdeckt."
"Nein", seufzte er.
Ich legte meinen Arm um Kane herum und zog ihn näher an mich. "Dann suchen wir mal einen", sagte ich.
Nach einer Stunde sah ich endlich ein Eichhörnchen von einem Ast zum anderen springen. "Kane, guck mal, da!", sagte ich und zeigte auf das Eichhörnchen, was den Baum hochkletterte. Man konnte es gut sehen. Es war ja Herbst und die gelb, orangenen und roten Blätter machten sich langsam vom Acker und schwebten zu Boden.
"Da ist ein Eichhörnchen!", rief Kane begeistert. "Können wir das mit nehmen?"
Ich lachte nur. "Nein Kane, dass geht wirklich nicht. Die gehören in die Natur. Vielleicht sehen wir ja in die nächsten Tage ein Eichhörnchen in unserem Garten."
"Mal gucken."
"Na, nicht mal guck-"
"Jason, würdest du bitte warten!"
Nee, das darf doch jetzt nicht wahr sein. Und dann betraten die Wuchtbrumme mit dem Kinderwagen und der vorne laufende Jason das kleine Gelände des Spielplatzes.
Kane klammerte sich sofort an mich und ich hievte ihn auf meinem Schoß. Ich legte meine Arme um seinen Bauch und er hielt meine Hände mit seinen kleinen Händen ganz schön fest.
Man, kaum zu glauben, dass er so eine Angst vor diesem Jungen hatte, dass er mir schon auf den Schoß sprang. Ich rutschte mit Kane runter und hob ihn dann hoch.
Ah, die Rippe.
"Nee, Kane, das geht doch nicht", sagte ich und setzte ihn im Sand ab.
"Tippe?", fragte er mich.
"Ja, die Rippe", sagte ich und ging zurück zur Bank, um mir Kanes Rucksack zu schnappen. Aber nee. Wer war da schon dran. Jason, der den Reißverschluss aufbekommen hatte und den ganzen Inhalt auf den Boden verteilte.
"Ey, hallo, könnten Sie vielleicht mal wieder auf ihren Sohn aufpassen?", fragte ich und nahm den Jungen den Rucksack weg. Ich stopfte die anderen Sachen zurück in den BVB-Rucksack und schloss diesen.
"Wieso, der guckt doch nur", sagte die Wuchtbrumme.
Jason wollte sich wieder dem Rucksack schnappen. "Meiner", sagte er.
"Vergiss es", sagte ich und machte Kane den Rucksack um, der sich hinter meinen Beinen versteckte.
"Nach Hause?", fragte mein Sohn mich.
"Ja, wir gehen nach Hause", sagte ich und schnappte mir seine Hand, die er mir hin hielt.
"Was bin ich froh, dass du nicht so bist wie Jason", bemerkte ich auf dem nach Hause weg.
"Ich auch", nickte Kane und ging neben mir her. "Wo ist Mama?"
"Mama ist mit Emely in der Stadt. Vielleicht bringt sie dir ja was Schönes mit."
"Cool."
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