Kapitel 127

KAPITEL 127

~ May's Sicht ~

"Ich hätte nie gedacht, dass du dir so etwas einfallen lässt", bemerkte ich und schlug Marco liebevoll in die Magengrube.

"Ich kann das eben", grinste er und drückte mir einen Kuss auf die Schläfe. Das Feuerwerk war bereits vorbei, aber trotzdem standen wir beide noch einfach so da und schauten auf Dortmund runter.

Marco starrte die ganze Zeit auf den Tempel, der in seiner ganzen Pracht erstrahlte.

"Wir sollten schon mal wegen Vegas schauen. Flug und Hotel buchen", sagte Marco, als wir auf der Plattform entlang gingen.

"Können wir ja morgen machen."

"Besser ist es, wenn ich einen Jet für uns lease."

"Stimmt mit Robin und Marcel in einem Flieger mit anderen Leuten."

"Könnten wir auch", lachte Marco. "Wir drei dann in der First Class und die beiden dann in der Economy?"

"Economy? Die gehören wie Joko außen ans Flugzeug!", lachte ich und Marco stimmte mit ein.

Als das Walkie-Talkie rauschte, fuhren wir beide zusammen. "Fuck!", fluchte Marco und zog das Teil aus seiner Jackentasche.

"Versteckt euch! Hier sind irgendwelche Zikruitey- Leute!", meinte der Mann am anderen Ende.

"Klar, ich schalte das Ding aus. Wo bist du?"

"Draußen im Gebüsch. Ich schaue durch die Fenster. Die sind gerade rein- gehen zum Fahrstuhl."

"Okay, wir schalten das Ding aus. Wenn wir in zehn Minuten nicht draußen sind, starte das Ablenkungsmanöver."

Ich stand mit zig Fragezeichen auf meiner Stirn neben meinem Freund, der das Walkie-Talkie ausschaltete und zurück in die große Tasche packte.

"Schatz, wir müssen uns verstecken."

"Ja klar. Ich hätte damit gerechnet, dass du da was aus deiner Tasche ziehen wirst, damit wir uns abseilen können."

"Nee, damit kann ich leider nicht dienen. Wir sind hier ja nicht bei Mr. und Mrs. Smith."

"Nee, aber dafür bei Mr. und Mrs. Reus", sagte ich nur und lief Marco hinter her. Wir versteckten uns im Restaurant. Und wo? Natürlich in den Regalen am Boden, zwischen den ganzen Pfannen und Töpfen. Das war eine ziemlich enge Situation gewesen, nachdem ich die Türen zugezogen hatte. Marco hatte sich gegenüber in einem Versteckt. Sicherheitshalber stellte ich mein Handy auf stumm und zischte Marco zu, dass er das gleiche machen sollte.

Und dann lagen wir da im Schrank. Eine halbe Stunde verging, eine Stunde verging. Gehört haben wir aber niemanden.

Ich zog die Tür auf und spähte heraus. Als ich herausgeklettert war und mir meine Handtasche raussuchte, zog ich die Tür bei Marco auf. Ich hätte damit gerechnet, dass er eingeschlafen wäre, aber er war es nicht. Er guckte mich nur mit großen Augen an und schien ein wenig erschrocken.

"Ich bin's ja nur", sagte ich.

"Sehe ich auch", flüsterte er.

"Komm da raus, ohne mit deinem Kim Kardashian Arsch die Töpfe umzumähen", flüsterte ich ebenfalls.

"Gebe mein Bestes", sagte er und rutschte aus dem Metallschrank. Das sah aus, als ob ein Schrank ein Mensch gebären würde. Herr Gott. "Das hätte ich auch zu dir gesagt, mit deinem J-Lo Hintern."

"Jaja, wie auch immer," sagte ich und schaute zu Marco, der sich kurz die Seite hielt. "Verdammte Rippe, ne?"

"Ja", meinte er und machte sich die Tasche um. "Schleichen wir uns hier raus."

Ich nickte nur. Wir schlichen uns aus der riesigen Küche, nach vorne und hielten Inne, als wir Geräusche hörten.

"Fällt hier gerade ein Grizzly über Lachs her?", fragte ich und versteckte mich hinter der Säule. Marco hinter mir.

"Ich wünschte, ich wäre blind", flüsterte Marco, als uns ein riesiger weißer Hintern entgegenstrahlte.

Das da vor uns, was da gerade auf einen der Restauranttische abging, war das gegenseitige Wegklatschen zweiter Wale gewesen.

"Ruf Greenpeace an, die wollen Willy und Williana zurück", grinste ich.

"Die Fettbacke stirbt doch gleich an einem Herzinfarkt", sagte Marco angewidert.

"Das ist wie zwei Tonnen Schnitzel die du gegeneinander klatscht. So hört sich das an."

"Deine Vergleiche, May?"

"Ja."

"Verstörend."

"Weiß ich", Ich nickte. "Was machen wir jetzt? Schleichen wir uns an den beiden liebenden Massen vorbei?"

"Oder wir warten, bis sie zu Ende gepoppt haben. Das dauert bei dem nicht lange. Entweder stirbt er oder er gibt den Schuss ab, oder er stirbt zweifach."

"Und nun?", fragte ich ihn. "Dein Typ da hat unten ja nichts weiter dazu beigetragen."

"Wir hatten noch nicht mal ein Plan B. Der fragt sich sicherlich noch, was ich damit meinte."

"Naja, wir kommen hier noch raus. Es sei denn die Wabbelbacke und die weitere Wabbelbacke schmeißen noch eine zweite Runde ein."

Wir beide schlichen uns zurück in die Küche und setzten uns zwischen den Regalen auf den Boden. "Ich hätte damit gerechnet, dass unser Abend genauso geendet wäre, wie für die beiden da. Wer weiß wie lange der Tisch aushält."

"Wir werden es wissen, wenn der Tisch zusammenkracht und die durch den Boden krachen und über hundert Meter runter fallen. Wir hören schon den doppelten Einschlag", sagte ich.

"Hoffentlich. Dann können wir hier abhauen."

"Vielleicht sitzen wir dann auch noch bis morgen hier fest", seufzte ich. "Genug zum Essen haben wir ja."

"Stimmt. Wenn die Sachen für Gulasch hier haben, machst du mir dann Gulasch."

"Ich kann seit den beiden kein Fleisch mehr sehen. Also Fleisch in Massen."

Marco lachte leise. "Jesus, du und deine Sprüche. Woher kommen die eigentlich immer?"

Ich zuckte mit den Schultern. "Ich habe absolut keine Ahnung." Dann wechselte ich wieder das Thema. "Du wolltest also, dass dieser Abend so endet, wie die beiden da draußen, ja?"

"Ja, eigentlich schon. Auch mit gebrochener Rippe, hätte ich wenigstens eine Runde durchgezogen. Aber seit dem ich das da gesehen habe, suche ich gerade nach einem Kloster, wo ich mich einschreiben kann."

Er hielt mir sein Handy hin und er suchte danach wirklich. Ich grinste nur. "Ich denke man kann dich nicht mehr als Jungfrau einstufen. Das ist mehr als zu spät bei dir."

"Bei dir das gleiche. Bei dir können die das ja noch zunähen, oder so-"

"OH MEIN GOTT HERBERT!", rief die Frau schrill.

"OOOOOH HELENE!"

"Mach das es aufhört", wimmerte ich, während Marco schauderte.

"Also wir hören uns nicht so an, als ob wir gerade erstochen werden."

"Erstochen werden - das macht er gerade mit ihr auf sexueller Weise."

"Oh, May. Bitte, hör auf. Wechseln wir das Thema. Sonst bin ich nicht mehr in der Lage Sex mit dir zu haben."

"Geht mir nicht anders."

"Das du kein Sex mehr mit mir haben kannst, oder mit dir?"

"Mit mir geht immer", zwinkerte ich ihm zu.

"Höhö", grinste Marco.

Wir beide saßen hier noch bis zwölf Uhr und Marco hatte kurz mit seiner Mutter telefoniert, dass Kane doch bitte bei ihr schlafen solle und wir ihn morgen, sobald wir hier raus waren, abholen werden.

Zehn nach zwölf war und die beiden liebenden Fleischklöpse waren immer noch am pimpern.

"Es reicht mir jetzt", sagte ich und stand auf.

"Was hast du vor?", fragte Marco.

"Wenn mein Arsch wieder wach wird, dann geh ich einfach an den wegklatschenden Kolossen vorbei. Mir egal. Ich will in mein Bett und dieses Bild verdrängen."

"Wir könnten Ärger kriegen", bemerkte Marco.

"HUI, HERBERT, DAS VIBRIERT ABER! HIHIHI!"

Ich blickte zu ihm.

"Gehen wir", nickte er und wir beide schnappten unsere Sachen. Wir schlichen uns aus der Küche heraus und gingen wieder in den Vorderbereich. Boah.

Jetzt saß die Wuchtbrumme mit dem Rücken auf den Typen drauf und- baaaaah. Nee.

Da klatschten ja wirklich zwei Welten auf einander.

"Lauf!", sagte ich zu Marco. "Lauf! Lauf einfach! Lauf einfach und dreh dich nicht um. Egal was passiert, dreh dich nicht um."

"Gott, dass ist die Bürgermeisterin."

"Hörst du mir zu?"

"Ich hab die gewählt."

Ich haute ihn leicht gegen die Stirn.

"Ja, mein Schatz?", fragte Marco mich und blickte zu mir.

"Lauf!", wiederholte ich. "Lauf! Lauf einfach! Lauf einfach und dreh dich nicht um. Egal was passiert, dreh dich einfach nicht um. Hast du es jetzt verstanden."

"Ich hab's schon beim ersten Mal verstanden", nickte er.

"Dann tu doch nicht immer so, als würdest du mir nicht zu hören", sagte ich und schnitt eine Grimasse. "Auf drei."

"Eins-"

"Lauf-", rief ich und stürmte los. Marco hinter mir her.

"OMG! MA-MARCO!", rief die Helene.

"Wer ist dieser Marco?", brüllte dieser Herbert sauer. Wir stürmten zu den Fahrstühlen und schlugen auf alle Knöpfe ein, die wir drücken konnten.

"Komm, komm, komm, komm!", sagte Marco und tanzte vor den Fahrstühlen herum. Als einer von denen aufging stürmten wir rein. Marco drückte wie wild auf das E und die Türen schlossen sich.

"WER IST MARCO, HELENE!", schrie der Mann weiter.

Marco und ich fingen an zu lachen.

"Mensch, anscheinend muss ich nur an Frauen entlang laufen, damit die meinen Namen schreien."

"Machen die doch."

"Aber nicht so angeturnt", lachte er und wischte sich die Tränen aus den Augen.

"Mach ich doch!"

"Weiß ich doch", grunzte er.

Marco war immer noch am Lachen, als wir bereits in meinem Auto saßen und uns auf dem Weg nach Hause machten. Wir wollten Kane morgen abholen. Oder ich, da ich morgen ab neun wieder arbeiten muss. Das wäre ein Abwasch für mich. Kane bei Manu abholen, dann zum Kiddi und dann zu arbeit. Aber das ich in fünf Stunden wieder aufstehen muss, realisierte ich erst jetzt.

"Boah, ich hab nur fünf Stunden Schlaf vor mir."

"Noch weniger. Ich will nach Macces", sagte Marco.

"Wir haben doch gerade gegessen?", stellte ich fest.

"Ja und? Ich hab immer noch hunger. Ich saß stundenlang mit dir fest. Und ich muss mich vollstopfen mit Essen, damit ich das wieder vergesse, was wir da gerade erlebt haben."

"Stimmt. Auf nach Macces. Ich muss zu geben, dass das mit deinem Vater als Buffet nicht so verstört war wie diese beiden Wuchtbrummen die sich gegenseitig wegklatschten."

"Und das war die Bürgermeisterin", wimmerte Marco. "Das ist eine Schulfreundin meiner Mutter und die haben ein gutes Verhältnis. Alle vier Monate essen unsere Familien zusammen. Was mach ich denn jetzt?"

Ich fing an zu lachen. "Alte Scheiße. Das ist jetzt gewaltig peinlich, wenn's so kommen wird", gluckste ich.

"Ich stell mich krank, oder so", nickte Marco zuversichtlich.

"Mach das."

Als wir bei Mäcces ankamen, fehlte erstmal die Freisprechanlage, weshalb wir zum ersten Schalter fahren mussten.

Der Mäcces-Mitarbeiter lehnte sich weit aus dem Fenster und fragte nach unserer Bestellung.

"Zwei Happy Meals mit extra Happy", sagte ich und der Mitarbeiter schaute uns blöd an.

"Bitte?"

"Ja, was? Dürfen Erwachsene kein Happy Meal bestellen?"

"Ist ja gut", meinte er und fragte uns ab, was wir haben wollen.

"Spielzeug?"

"Mario", sagte ich.

"Luigi", kam es gleichzeitig von Marco.

Nachdem wir bezahlt hatten, fuhren wir zum zweiten Schalter.

"Der Typ steht auf dich", sagte Marco grummelnd.

"Tat er das?"

"Wie er sich aus dem Fenster gelehnt hatte, ey. Ich wollte ihn schon fragen, ob er sich bei dir auf den Schoß setzen mag, um die Bestellung aufzunehmen. Wetten, an deinem Happy Meal hängt gleich ein Zettel mit seiner Handynummer?"

"Sei doch nicht eifersüchtig. Vermutlich hat er auch ganz schlechte Ohren", sagte ich und stellte den Motor ab, da es da ziemlich lange zu dauern schien.

"Vermutungen", schnaubte er. "Er ist scharf auf dich. Das hab ich doch gesehen."

"Ist er nicht."

"Der hat dir voll auf die Titten geglotzt."

"Ich trage eine Jacke. Da kann er mir nichts abgucken."

"Der hat einen Röntgenblick."

"Aber natürlich", sagte ich.

"Ja, is doch so. Der hat die voll abgecheckt."

"Als ob."

"Im Ernst, er hat dich voll gemustert. Dich mit seinen Blick ausgezogen."

"Quatsch."

"Doch, ich hab's doch gesehen."

"Dann musst du mal deine Augen testen lassen."

"Wieso, ich hab's doch gesehen, wie er dir darauf geschaut hat."

"Marco, was machst du jetzt so eine Szene um nichts?"

"Dieser Mäcces Mitarbeiter, der Chef-Beauftragter der Gurken der Cheeseburger ist, der, der will etwas von meiner Freundin. Meiner."

"Das stellst du so einfach mal nach einer Minute fest?", fragte ich ihn und drehte mich zu ihm.

"Ja, du hättest seinen Blick sehen sollen. Kotzen könnte ich. Jämmerlicher Pisser. Der soll weiter die Gurken auf die Cheeseburger legen und dich nicht noch einmal anschauen. Sonst kann er seine Karriere bei Mäcces aufgeben."

Wow. Ein reuserischer Eifersuchtsanfall. Wie goldig. Wie er aber auch ab ging. Nur weil der Typ- haha. Gott, Marco, du bist mir einer.

"Kommst du jetzt bitte runter?", fragte ich ihn und fuhr ihn durchs Haar.

Er verschränkte grummelnd die Arme vor der Brust. "Nee."

"Was regst du dich so auf, Schatz?"

"Der Typ hat in deiner Gegenwart geatmet. Grund genug."

Er blickte an mir vorbei. Wenigstens war es nicht der Kerl vom ersten Schalter gewesen, sondern eine kleine chinesische Frau, die mir die Happy Meals entgegen hielt.

"Hier", sagte ich und legte die in Marcos Schoß. Die Getränke im Getränkehalter ebenfalls.

"Schönen Tag noch", meinte die Frau mit piepsiger Stimme.

"Schöne Nacht noch", sagte ich und fuhr weiter.

Wir stellten uns auf den kleinen Parkplatz bei Mäcces und beschlossen erstmal in Ruhe zu essen.

Am nächsten Morgen wurde ich von Marcos Stimme geweckt. Er war gerade am telefonieren und natürlich im Schlafzimmer. Er stand nur in seiner Puma-Buxe vor dem Kleiderschrank und unterhielt sich anscheinend gerade mit Emely.

"Und dieser Depp hat dir ehrlich bei Starbucks seinen Ice Frappo übergeschüttet, Emy? Und dann? Dann hast du ihm eine Ohrfeige verpasst. Hört sich nach dir an, Emy. May schläft noch, aber ich denke, dass sie auch gleich aufsteht. Erstens muss sie Kane in der Krippe abliefern und dann auch arbeiten. Ja, es ist traurig, dass wir nicht mehr ins Monkey Town können. Du musst zugeben, dass das aber auch genital zwischen den beiden gewesen war." Marco lachte und hörte schnell wieder auf. "Okay. Ja, der Affe hatte halt Hunger. Und das in der Rutsche, also bitte, dass hatten wir doch geklärt. Dann hatten May und ich eben Sex in der Kinderrutsche. Ich hab mindestens sechs mal eine gewischt gekriegt. Nein, gewischt ist ein neues Wort für Orgasmus."

Man man man.

"Das wäre eine Meisterleistung. Verstörend, wenn andere Menschen ein Gespräch mitbekommen, was wir führen, nech." Er lachte wieder. "Ja, man. Ich bin auch für T-Shirts. Wie auch immer. Was ist jetzt mit diesem Deppen und dir? Du hast Erik eine falsche Nummer gegeben?"

Erik? Halt. Erik Durm? Der Erik? Soso, Emy.

"Ach, Erik ist ein ganz netter Junge", redete Marco weiter. "Er wollte mal was von May. Manchmal hab ich immer noch den Eindruck, dass er es will. Bist du deppert? Ich vermöbel doch nicht meinen Teamkollegen deswegen. Ich bin kein eifersüchtiger Mensch."

"Pfff", machte ich und setzte mich auf. Marco drehte sich zu mir.

"Oh hi, hab ich dich geweckt?"

"Nein, dein lautes Gelaber hat mich nicht geweckt", sagte ich ironisch und schnitt eine Grimasse.

"Ja, Emy, was? Ja, das ist May. May, Emy will dich sprechen."

"Muss mich fertig machen", sagte ich und drückte Marco einen Kuss auf den Mund.

"Haste gehört, Emy. Ja, hast du. Okay. Naja, ich denke mal schon das ich zum Training fahre. Nein, ich mache nicht meiner gebrochenen Rippe mit. Ich vermisse meine Freunde einfach."

Ich ging ins Gästezimmer, was mal meins war und suchte mir frische Klamotten raus und dann sprang ich erstmal unter die Dusche.

Als ich eine halbe Stunde wieder kam, war Marco immer noch am telefonieren und dass immer noch mit Emy, dass sah ich seinem Gesicht. Er hatte sein Handy auf Lautsprecher und daneben gelegt, während er hoch interessiert mit dem Faden an seiner Unterhose beschäftigte.

"Ja, Emy, hm-hm", machte Marco nur, während Emy über ihre Klassenkameraden ablästerte. "Das ist Mist. Und die stinkt wirklich so nach Schweiß, ja?"

"Ja, ich sag's dir. Die stinkt so übelst nach Schweiß. Und die Haare sind bei der so fettig. Wenn bei Mäcces das Fett für die Friteusen ausgeht, dann musst du deren Haare auswringen, dann sind se gerettet."

"Okay", seufzte Marco nur.

"Ich hab der sogar schon ein Deospray auf den Tisch gestellt."

"Emy, das ist mobbing", bemerkte Marco.

"Ja, nee. Das ist Rettung meiner Riechorgane. Dieser Gestank ätzt meine Nasenhaare weg."

"Das ist dann übel."

"Das ist übel? Das ist katastrophal ey und ich sitze auch noch zwischen dieser Stinktusse und der Bio-Kompost-Anlage. Die eine trägt nur Ökozeugs und ist Veganerin, wenn ich da mit meinem Salamistullen ankomme, beschwert die sich immer."

"Ach."

"Ja, und dann ist da- ist May aus der Dusche raus? Ich kann sie atmen hören."

"Du Freak", lachte ich.

"Hi, ich wünsche dir auch einen schönen Morgen. Mir geht es gut und dir. Und ja, ich bin nicht motiviert wieder in die Schule zu gehen. Und was machst du so. Ja, dass ist interessant."

"Emely, halt mal kurz die Luft an", sagte ich. "Wie geht's dir?"

"Gut und dir."

"Auch gut. Was machen Sachen?"

"Mich für die Schule fertig machen. Um viertel vor acht Schul beginn. Ich bin dafür, dass die Schule um neun anfängt und die Pausen länger werden."

"Gut, dass ich schon aus der Schule raus bin."

"Glückspilzin."

"Danke", sagte ich. "Wie lange hast du heute Schule?"

"Bis um eins."

"Und du?"

"Hä?"

"Arbeit meine ich."

"Bis fünfzehn Uhr."

"Gut, dann hole ich dich ab. Ciao."

Tut-tut-tut.

"Ciao?"

"Sie hört dich atmen?"

"Emely hört dich atmen. Jetzt hast du sie den Rest des Tages an der Backe."

"Und?", fragte ich. "Ich denke, dass wird schon werden."

Marco gab ein merkwürdiges Geräusch von sich und ich seufzte nur.

"Mach mir keine Angst."

"Mach ich auch nicht. Hab Spaß mit meiner Cousine."

"Danke."

"Yo, Luis!", rief Kane und lief zu einen Jungen in der Krippe.

"Morgen!", sagte ich und legte die Brotdose auf dem Teewagen ab. Kane hatte anscheinend keine Lust zu Frühstücken, sondern spielte lieber mit diesen Luis.

"Morgen!", sagten die Erzieherinnen.

"Kane, wird heute wieder von seinem Papa abgeholt. Wie immer. Er hat schon bei Oma gefrühstückt. Keine Ahnung, ob er hier noch frühstücken will, oder nicht", klärte ich auf.

"Werden wir ja sehen. Aber er ist ein guter Esser. Nun sieht man ihn das nicht an."

"Stimmt, das hat er von seinem Vater."

"Er hat so einiges von seinem Vater", sagte die Erzieherin. "Das Talent Fußball zu spielen, zum Beispiel."

"Ohja. Das kann Kane gut. Der hat schon einen gewaltigen Schuss drauf."

"Ja, dass musste auch der FSJ'ler, der bei den Großen ist, gestern mitbekommen."

"Inwiefern?"

"Kane hat den Fußball geschossen und der ist da gelandet, wo es bei den Männern am meisten weh tut."

"Dann kann man ja schon den dritten Strich machen", bemerkte ich grinsend.

"Hat er den Papa auch schon getroffen?", lachte die Erzieherin.

"Den Papa und den Trainer vom Papa."

"Den Thomas Tuchel?"

"Genau dem."

"Das war ja auch was gewesen, als Kane beim Spiel gegen Leberkusen aufs Spielfeld gelaufen ist."

"Ja, ich war ziemlich erschrocken. Wenn er sich was in den Kopf gesetzt hat, dann setzt er es auch durch."

"Er ist wirklich sehr ehrgeizig und er motiviert die anderen. Wir nennen ihn schon hier den Kapitän der Krippe."

Ich lachte. "Gut zu hören."

"Ja, wir basteln ihn schon eine Binde", scherzte die Erzieherin.

"Dann wollen die anderen Kinder auch."

"Übrigens", meinte die Erzieherin. "Kane hat gestern einmal Pippi und einmal groß in die Toilette gemacht."

"Ehrlich?", fragte ich.

"Ja, dafür hat er zwei Smilies bekommen."

"Das ist ja toll."

"Mama, guck mal, eine Slange", sagte Kane und kam zu mir gelaufen. Ich drehte mich zu ihm und ging auf die Knie. Er hielt mir eine grüne Schlange hin- ach die gab es mal bei Ikea.

"Cool. Tzzzzz", sagte ich.

"Tzzzzz", machte Kane mir nach und drückte mir einen Kuss auf die Wange. "Ciao Bella."

Damit war er wieder zu diesem Luis verschwunden. "Ciao", grinste ich nur.





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