Kapitel 106
KAPITEL 106
~ May's Sicht ~
Angespannt blickte ich Caro an und umfasste das Lenkrad fest. Okay, angespannt war mein Blick nicht gerade. Das war schon knapp an der Grenze, dass ich Caro gerade mit meinem Blick versuchte zu töten, wenn sie nicht mal was sagte. Den Blick zog ich schon seit fünf Minuten auf - so fühlte es sich an. Es wäre also kein Wunder, wenn meine tränenden Augen gleich einen Strahl rausscheuerten und Caro zu Staub viel. Caro wich wieder meinen Blick aus und starrte auf das vordere geparkte Auto vor uns.
Ein knallgelber Lambo stand vor uns. Wenn ich nicht gerade damit beschäftigt wäre Caro anzuschauen, wäre ich rausgesprungen und hätte mich auf diesen Wagen geworfen und den Besitzer angefleht mich zu heiraten.
"Dein Schweigen sagt alles", meinte ich und wischte mir die Tränen von der Wange. Ich schnappte mir meine Handtasche, die bei Caro im Fußraum war und stieg aus dem Auto aus.
Wütend knallte ich die Tür zu und wurde fast von einem Fahrradfahrer mitgerissen, der gerade noch eine Vollbremsung vor mir machte und mich beleidigte.
"Gott, halt die Fresse!", machte ich den Kerl an und trat den gegen eines der dünnen Reifen. Ich ging schnell auf den Fußweg und schubste einige Passanten bei Seite, während ich meinen Weg durch diese anderen Menschen dort bahnte.
Na toll. Was soll ich denn dazu noch großartig zu sagen. Marco hatte mich also angelogen. Er meinte, dass da nichts mehr wirklich zwischen den beiden lief und jetzt ist Caro im vierten Monat und kann also nicht ausschließen das Marco doch nicht der Vater sein könnte?
Ach, das ist doch alles jetzt Scheiße. Ich ging die Treppen zur U-Bahn runter, weil ich wusste, welche Bahn in Richtung Phoenixsee fuhr. Da musste ich noch zu Fuß weiter gehen.
Emely war mir gerade egal. Die kann doch einfach mal mit der S-Bahn oder so fahren, oder mit dem Bus. Es ist ja nicht Sommer, wo die ganzen Schweiß-Menschen mit fuhren. Die soll sich mal nicht so anstellen.
Ich setzte mich auf eine der Bänke unten an die Gleise und schieb Emely, dass sie doch mit der Bahn fahren müsste und das was dazwischen gekommen ist. Dann steckte ich mein Handy wieder in die Tasche und drückte diese nah an mich heran.
In letzter Zeit passierte es öfters, dass die Passagiere einfach ausgeraubt werden. Naja, bei mir sollten es diese Pisser versuchen, die würden vor der Bahn landen.
Seufzend wischte ich mir die nächste Träne von der Wange und verkrampfte total, als sich Caro neben mich setzte.
"Was willst du denn noch?", fragte ich sie angepisst.
Sie hielt mir die Taschentücher hin und ich drückte ihre Hand weg. "Brauche ich nicht."
"Du siehst aus wie ein Panda."
"Dhoraktischer Krieger, passt besser", grummelte ich.
Caro lachte leise. "Ja, vermutlich hast du Marco damit rumgekriegt. Wegen Game of Thrones. Ich hasse diese Serie."
"Hm", meinte ich. "Er guckt die nur wegen mir."
"Gut zu wissen", seufzte Caro. "Hör mal, ich wollte dich da nicht wirklich auf die Folter spannen. Tut mir leid. Diese Frage kam einfach nur so über mich, weißt du. Ich bin ehrlich zu dir."
"Marco kann der Vater von dem Baby sein, oder?", fragte ich schniefend und blickte sie an.
"Oh Gott, nein", winkte Caro ab. "Bei uns lief seit Monaten nichts, weshalb ich was mit Robert angefangen habe. Also kann Robert nur der Vater sein."
"Sicher?", fragte ich sie.
"Ja. Das mit Robert und mir läuft schon seit fast sieben Monaten."
"Alter, am liebsten würde ich dir so eine in die Fresse hauen, Caro", schnaubte ich fassungslos. "Wieso hast du Marco einfach betrogen? Das kann man den Kerl doch nicht antun?"
Caro nickte. "Das hätte ich wohl verdient. Aber man schlägt eben keine schwangeren Frauen."
"Ja, leider", grummelte ich.
"Hey, du kannst es ja in fünf Monaten noch mal versuchen."
"Ich werde das Angebot annehmen", nickte ich.
"Vermutlich könntest du das Marco nicht antun. Aber ich hatte einen Grund. Er hatte mich nicht mehr geliebt und für mich war die Beziehung nicht mehr zu retten. Ich hatte mich bloß nicht getraut Schluss zu machen - nicht schon wieder."
"Hm", machte ich nur. "Ich könnte den Idioten das wirklich nicht antun."
"Glaub ich dir, so wie du ihn beschützen tust, hat er dir echt wohl ziemlich dolle den Kopf verdreht."
"Ja, gleicht schon fast einem Genickbruch."
Caro schmunzelte. "Und einen ganz großen Platz hat er anscheinend auch in deinem Herzen, huh?"
"Ich besitze kein Herz", stellte ich klar.
"Ist mir wegen der Katze auch schon aufgefallen", bemängelte Caro. "Wenn es Marco und dich beruhigt, dann können wir auch einen Vaterschaftstest nach der Geburt machen. Damit du mir glaubst, was ich bezweifle, dass du das tust."
"Mal gucken", meinte ich schulterzuckend. "Wir sollten uns auf die Suche nach dieser Katze machen. Vielleicht finden wir ja eine Unterwegs und dann machen wir es wie die Asiaten."
"Wir kidnappen eine Katze? Wenn's nicht anders klappt", stimmte Caro zu. "Und bitte nimm die Taschentücher und mach dein Gesicht sauber, sonst kannst du dich gleich zu den Crackheads setzen."
Ich blickte zu der anderen Bank und den Crackheads die völlig neben der Spur waren. Ich riss Caro die Taschentücher aus der Hand und wischte mir meinen Maskara aus dem Gesicht.
Als ich wieder normal aussah gingen wir zurück zum Auto.
"Hey, das darf doch nicht wahr sein!", motzte Caro herum, als ich ihr den Zettel hinhielt, da wir kein Parkticket gelöst haben. Sie knüddelte das Ding zusammen und schmiss es hinter sich auf den Boden, ehe sie auf den Beifahrersitz Platz nahm.
Gerade als ich einsteigen wollte, sah ich Auba chillig zu dem Lambo gehen. Das ist jetzt nicht Aubas?
"Auba!", rief ich.
Er fuhr vor Schreck zusammen und drehte sich zu mir hin. Er grinste und winkte mir zu.
"Is that your car?", fragte ich ihn.
"Yes, my new dream!", grinste er stolz und zeigte auf den Lambo.
"Would you please marry me!", rief ich.
Auba grinste breiter. "Yes, let's fly to Las Vegas!"
"Deal!", rief ich und stieg in Caros Auto.
Caro blickte mich misstrauisch an. "Was läuft da zwischen Auba und dir?", wollte sie mich wissen.
"Wenn heute noch so eine Unterstellung von der Seite einer gewissen Caro Böhs kommt, kann ich nichts garantieren und sie endet wie die Katze ihrer Schwester!", knurrte ich und zog die Tür gerade noch rechtzeitig zu, bevor ein Fahrradfahrer reingedonnert wäre.
Caro und ich klapperten sämtliche Tierhändler ab und Privathändler, aber keine hatte diese Garfield-Ähnliche-Katze.
"Zig Tierhandlungen und noch weitere zig Privathändler. Aber keine Katze die auf Lasagne steht? Irgendwas stimmt mit dieser Stadt nicht? Stehen die meisten Katzenbesitzer auf Katzen die aussehen wie dieses Haustier von diesem Ron aus Kim Possible?", motzte ich herum, als Caro und ich bei Starbucks waren.
Ich hatte mir zig Muffins bestellt und sie sich zig Kekse- aber wir gingen ohne Kaffee raus.
Wir beide saßen auf der Motorhaube ihres Autos und dachten weiter nach. Wir hatten uns in einem Park zurückgezogen und schauten auf den Teich vor uns.
"Weiß ich nicht, das pisst mich aber auch an", meinte Caro und biss in den Keks, während ich mir den Muffin in die Futterluke stopfte.
"Wenn wir nicht gleich so eine Katze finden, dann frag ich bei den ersten Chinarestaurants nach", sagte ich nachdem ich den Muffin runtergeschluckt hatte.
"Isst du eigentlich immer so, als würde es zu Hause nichts zu Essen geben?"
"Ja. Wieso fragst du nach?"
"Nur so."
"Nein, ich bin nicht schwanger", sagte ich.
"Gedanken liest du auch noch. Willst du keine Kinder mehr?"
"Das mit Marco ist in der frischen Phase - wieder. Wir wollen es ja auch nicht übertreiben. Ein Kind reicht erstmal."
"Stimmt. Je mehr Erfahrungen mit dem ersten Kind, desto besser weiß man, wie das zweite handeln kann."
"That's right", meinte ich und schaute mich wieder um. "Nirgendswo laufen Katzen rum. Ich fahre gleich nach Bulgarien, wenn das hier so weiter geht."
"Dann viel Spaß bei der Reise. Ich muss arbeiten."
"Ich auch", stimmte ich nickend zu. "Auf jeden Fall schnappe ich mir irgendeine Katze und färbe ihr das Fell."
"Da ist Robin", meinte Caro, die eine Weile vor sich her geschaut hatte. Ich folgte ihren Blick und sah Robin auf einem Fahrrad, der mehr als perplex zu uns guckte.
"Robin, pass auf!", rief ich.
Robin krachte mit dem Vorderrad gegen den Rand des Brunnens machte eine Vorwärtsrolle und landete im Brunnen.
"Ach du heiliger Zahnbelag!", rief ich und lief auf Robin zu, der sich im Brunnen aufgesetzt hatte. Er spuckte das Wasser aus seinem Mund und ich zog ihn mit den Fingernspitzen, dass Kondom vom Kopf.
"Was war das?", fragte er mich, als ich das Kondom unauffällig wieder hinter ihm geschmissen hatte.
"Papier", antwortete ich und kniete am Rand des Brunnes. "Hast du dir weh getan?"
"Was machst du da mit du weißt schon wen?", stellte er die Gegenfrage und musterte angesäuert mein Gesicht.
"Ich hab die Katze ihrer Schwester gekillt und jetzt suchen wir nach einer neuen", erklärte ich.
Robin fielen sämtliche Gesichtszüge aus dem Gesicht. "So zeigt man auch, dass man sich mit dir nicht anlegen sollte."
"Das war keine Absicht. Ich bin Rückwärts rausgefahren und habe eben die Katze voll erwischt. Und hier in Dortmund findest du in der Tierhandlung keine die so aussieht, wie die Katze ihrer Schwester. Noch bei den Züchtern."
"Die Nachbarin von uns hat viele Katzen. Vielleicht versuchen wir es da."
"Ja, das wäre cool. Und wenn du zu Hause bist, kannst du gleich Duschen gehen- am besten im Desinfiktionsflüssigkeit", sagte ich und schaute in den Brunnen. "Da liegen Spritzen und ich denke nicht, dass das Braune da flüssiger Schokoladenkuchen ist."
"Hmmmm", wimmerte Robin nur schaffte es aus dem Brunnen raus.
Wir stellten sein Fahrrad, was vorne total verbeult war an die Seite.
"Ich wollte mir eh ein neues Fahrrad holen", meinte Robin nur und die Stinkbombe ging voran.
Während der Fahrt zu Robin und seinen Eltern, waren Caro und ich am Würgen, weil Robin einfach nur stinkte. Wir hatten vorher noch die neuen Zeitungsstapel an den Bushaltestellen mitgehen lassen und damit die Rückbank stapelweise ausgelegt, damit nichts in die Sitze ging.
Mittlerweile waren alle Fenster runter und Caro hatte sich Erkältungsbalsam unter die Nase geschmiert. Sie war nicht mehr am Würgen- aber ich.
Robin sowieso nicht. Da man ja den eigenen Körpergeruch ja eh nicht wirklich wahrnahm. Vermutlich hatte er sich schon daran gewöhnt, als er im Brunnen auf Tauchstation gegangen war.
"Mensch, Robin. Ich hoffe du wirst jemals wieder normal riechen!", würgte ich.
"Werde ich als Jungfrau sterben?", fragte Robin panisch.
Ich blickte in den Rückspiegel. "Das du noch Jungfrau bist, wundert mich jetzt nicht?"
Robin fing an zu weinen- wieso auch immer. "Ich bin katholisch, Mensch."
"Ja Marcel und ich sind auch katholisch. Römisch katholisch und denkst du wir halten uns an die Regeln?", fragte ich.
"Das war ein Scherz. Ich bin Christ und keine Jungfrau mehr", meinte Robin ernst.
"Ach was. Du bist auch der einzige aus der Clique der einen Heulkrampf bekommt, wenn er Sex hatte."
"Was war mit Marco damals?", fragte Robin.
Caro fing an zu lachen. "Der hat jetzt nicht ernsthaft nach dem Sex angefangen zu weinen?", fragte sie.
"Schon mittendrin hat er angefangen", warf Robin ein.
"Stinkstiefel und Blondie, Schnauze!"
"Ist ja gut", meinte Robin.
"Sorry."
"Wir dachten erst, dass sei May die weint. Die von unter uns im Hotel haben sogar bei der Rezeption angerufen und eine hysterisch weinende Frau gemeldet."
Caro lachte wieder und ich verdrehte nur die Augen. "Marco hat was getrunken. Da wird er eben sentimental."
"Ja, stimmt. Aber Ostsee war schon genial damals", meinte Robin. "Sollten wir wieder machen."
"Robin fass dir einfach mal an die eigene Nase, mit dem heulen nach dem Koitus", sagte ich. "Marcel hatte mir mal erzählt, als du Sex hattest bist du weinend zu deiner Mama gegangen und hast ihr dafür gedankt, dass du einen Penis hast."
"Ja, das tut jetzt nicht zur Sache", nuschelte Robin und wechselte das Thema. "Unsere Nachbarin ist ein wenig merkwürdig."
"Du gehst erstmal duschen", sagte ich zu ihn, als wir im Hausflur die Treppen hoch gingen. Ich hielt mir die Nase zu, während Caro sich kurz vor der Haustür nur noch mehr Erkältungsbalsam unter die Nase geknallt hatte.
"Gib her!", sagte ich und riss ihr die kleine Dose aus der Hand.
Das Zeug brannte zwar ein wenig, aber Robins Gestank war nicht mehr so schlimm.
Nachdem Robin im Bad verschwunden war, rief er nach mir. Caro blieb in der Küche stehen, wo sie erstmal den Kühlschrank plünderte.
"Babybell?", fragte sie mich und reichte mir diese.
"Was ist denn?", fragte ich und blieb an der Tür stehen, puhlte das Babybell auf.
"Komm mal rein", meinte Robin nur.
"Bist du nackt?", frage ich ihn.
"Ja, irgendwie schon."
"Na dann. Dann hab ich wohl drei von drei nackt gesehen", seufzte ich und ging ins Badezimmer.
Robin der bereits unter der Dusche stand, schob die Tür auf.
"Das sind meine Babybell", meinte er empört.
"Die schmecken vorzüglich", sagte ich und stopfte mir den nächsten in den Mund, obwohl ich den anderen noch nicht mal aufgegessen hatte. "Was soll ich machen?"
"Meine Sachen liegen in der Badewanne. Mach Wasser rein und hau alles vom Waschmittel drauf."
"Duschst du kalt, oder ist dein Penis von Natur aus so klein?", fragte ich nur, nachdem ich Robin gemustert hatte.
Robin knallte beleidigend die Tür zu und ließ das Wasser in die Badewanne laufen.
"Das sag ich Marco, weißt du das?", hörte ich Robin sagen.
"Was, dass du einen kleinen Penis hast?"
"Das du auf meinen Penis gestarrt hast und das sehr intensiv?"
"Entschuldige, dass ich da hingucken musste, um den erstmal zu finden."
"Ich hasse dich."
"Danke", meinte ich erfreut.
"Was hattest du eigentlich damit gemeint, als du sagtest, dass du nun drei von drei nackt gesehen hast?"
"Das hast du gehört?", fragte ich und wurde leicht nervös.
Robin schob die Tür wieder auf und schaute mich eindringlich an. Seine Haare waren voller Shampoo und ich schüttete alles Waschmittel in die Badewanne was ich finden konnte.
"Hast du Forni schon mal nackt gesehen?", fragte Robin mich.
"Ja, als wir Kinder waren", log ich. "Da war sein Penis aber schon größer als deiner."
Robin knurrte nur. "Weißt du, dass du fies bist?"
"Höre ich öfters", sagte ich und ließ noch etwas vom Waschmittel übrig.
"Bist du auch so zu Marco?"
"Zwischendurch mal, aber er weiß, dass ich das nicht ernst meine, was ich sage. Er nimmt die Sprüche locker. Im Gegensatz zu dir."
"Nicht jeder Mensch, geht mit Mobbing locker um."
"Das ist doch kein Mobbing, mit deinem Penis. Das ist nur eine Feststellung."
"Jaja, ich dusche übrigens kalt."
"Als ob", meinte ich.
"Ich zerre dich hier gleich mit rein", drohte Robin.
"Dann wäre das dein Todesurteil."
"Du würdest mich nicht töten."
"Ich nicht, aber Marco würde dich kastrieren und dir deine Eier zum Fraß vorwerfen."
Robin schaute wieder aus die Dusche. "Was du manchmal für Sachen sagst. Ein wenig verstörend."
"Manchmal? Verstörend?", meinte ich trocken. "Tüüüüürlich. Hab das Zeug raufgehauen", ich machte das Wasser der Badewanne aus. "was soll ich jetzt machen?"
"Mich einseifen?", grinste Robin.
"Oder deinen Kopf in die Badewanne drücken, bist du ertrunken bist?", stellte ich die Gegenfrage.
Robins grinsen verschwand und er zog die Tür der Dusche wieder zu. Ich stellte mich auf den Badewannenrand, nachdem ich mir vorher das Waschmittel geschnappt hatte. Ich drehte den Deckel ab und kippte das Zeug auf Robin herab.
"Aaaaaah!", kreischte er.
"Jetzt riechst du nach Frühlingswiese!", meinte ich lachend.
"Ich hab's im Auge! Ich hab's im Auge! Ich hab's im Auge, Mädchen! Ich erblinde! Ich erblinde! Zur Hilfe! Zur Hilfe! Ich verliere mein Augenlicht! Aaaw maaaah gaaaaaawd!"
"Hoppsi", meinte ich und sprang von dem Rand der Badewanne runter.
Ich riss die Tür auf und blickte zu Robin, der wie wild an seinem Augen rieb. "Zur Nase hin reiben, Robin und halt die unters Wasser!"
Ich riss den Duschkopf runter und spritzte Robin das arschkalte Wasser ins Gesicht- der duschte doch kalt. Oder vermutlich hatte er das gerade nur kalt gestellt.
Nachdem ich das geschafft hatte, Robin die Augen auszuspülen fing er an zu weinen, dass er doch noch sehen konnte und wollte mich umarmen.
"Zieh dir was an, dann darfst du mich umarmen", meinte ich und drückte ihn an der nassen Brust zurück. "Du riechst auf jeden Fall jetzt schon wie frischgeduscht."
"Ja, danke."
Robin blickte mich an und seine blauen Augen waren wie sau am Tränen. Die waren auch rot und leicht angeschwollen.
"Naja, ich warte draußen."
Damit verließ ich das Badezimmer und ich ging in die Küche, wo Caro am Herd stand und sich Rühreier machte.
"Fühl dich wie zu Hause?", meinte ich verdutzt.
"Ich bin schwanger, ich habe immer hunger. Lass mich doch", meinte sie grimmig. "Was habt ihr da beiden drinnen gemacht? Hast du ihn umgebracht?"
"Nee, er lebt noch. Zum Glück. Er hat nur Waschmittel ins Auge bekommen."
"Waschmittel, kann diese Familie sich kein Duschzeugs leisten?"
"Doch. Aber ich wollte mir ein Spaß erlauben und hätte Robin fast die Sehkraft genommen."
"Aber ich lebe noch!", meinte Robin und kam angezogen in die Küche. "Ey, kannst du nicht fragen?"
"Ich habe hunger", meinte Caro nur.
Wir warteten noch darauf, bis Caro ihr Rührei aufgegessen hatte. Robin schaute sie die ganze Zeit sauer an. Mensch, war der nachtragend und ich saß da und musste mir ungefähr hundert Nachrichten von Emely rein ziehen, dass ich bei ihr verschissen habe und sie gerade von einem ihrer Klassenkameraden im Bus angebaggert wurde. Auch Marco hatte mir geschrieben.
Marco: Wieso hast du Emely vergessen und wieso stehen noch alle Autos hier?
Ich: Es ist was dazwischen gekommen. Bin gerade bei Robin mit Caro.
Marco: Ach und schmeckt der Kaffee des Verrats und der Käsekuchen des Verkackt-Habens?
Ich: Chill doch mal eben kurz. Caro hat mich zu Hause abgefangen. Ich hab doch von der Katze erzählt die ich umgenietet habe?
Marco: Ja und?
Ich: War die Katze der kleinen Schwester von ihr. Wir suchen eine neue- vergeblich.
Marco: Das soll ich dir glauben?
Ich: Wäre eine Möglichkeit. Die einzige Möglichkeit wohlgemerkt. Jetzt sind wir gerade bei Robin, der mit seinem Fahrrad einen Unfall hatte, da er uns beiden gesehen hat.
Marco: Dich und Caro? Deshalb hat er einen Unfall? Was habt ihr beiden gemacht, damit er sich auf die Fresse legt?
Ich: Rumgemacht, weißte?
Marco: May, jetzt hör auf mit diesen scheiß!
Ich: Sorry, wir saßen nur da und haben überlegt, wie wir an eine Katze kommen, dann ist er eben in den Brunnen gerauscht und hat erstmal schön Caros Auto vollgestunken. Keine Ahnung, wie verseucht das Wasser in Brunnen war. Auf jeden Fall, hat er doch diese Nachbarin mit den vielen Katzen. Wir versuchen da unser Glück.
Marco: Ich kann nicht glauben, dass du mit meiner Ex unterwegs bist!!!!
Ich: Ich auch nicht. Du kannst übrigens überhaupt nicht der Vater des Balgs in ihrem Magen sein.
Marco: Ach nee. Das weiß ich auch, May.
Ich: Das mit Robert und ihr läuft schon seit März ungefähr?
Marco: Ach nee, dass weiß ich nicht, May.
Ich: Jetzt weißt du es.
Marco: Ich hätte damit gerechnet, dass du sie verprügelt hättest?
Ich: Hätte ich, aber sie ist schwanger. Sie meinte, dass ihr eine reinhauen kann, wenn sie nicht mehr schwanger ist. Also in fünf Monaten.
Marco: Sie ist also schon im vierten?
Ich: Seit heute.
Marco: Dann bin ich sowas von NICHT der Vater. Okay. Auch wenn sie im siebten Monat wäre, könnte das nicht sein. Oder im vierzehnten Monat.
Ich: Ich bin schockiert, dass du denkst das man vierzehn Monate lang schwanger ein kann.
Marco: Nee, neun Monate. Ich bin nicht blöd...
Ich: Hoffe ich. Robin starrt du weißt schon wen die ganze Zeit sauer an
Marco: Das ist auch richtig so. Und du?
Ich: Schreibe mit dir? Was macht Kane?
Marco: Achso. Hat mit den Bundstiften die Wand vollgemalt. Mache das gerade sauber und hab ihn in den Keller geschickt. Da kann er die Wände ruhig bemalen.
Ich: Du und freiwillig putzen. Wunder gibt es ja immer wieder :D
Marco: Hey, ich kann sehr gut putzen. Für dich würde ich sogar nackt putzen :D
Ich: Willst du dir einen Besen um den Penis binden und den hinter dir herziehen? Sehr beeindruckend.^^
Marco: Weniger verstörender mehr anturnender, vielleicht. Wann kommt du wieder?
Ich: Hoffentlich heute noch. Ich hoffe, dass wenn ich nach Hause komme, du nicht mit einem Besen zwischen deinen Beinen vor der Tür stehst?
Marco: Haha^^
Ich: Kopfkino setzt gerade bei mir ein.
Marco: Bei mir auch. Aber nicht ich beim nackt putzen- sondern du und zwar mein Aston Martin ;)
Ich: Träume weiter ;)
Marco: Muss ich ja wohl ^^
Ich: Kümmer du dich mal weiter um Kane. Ich schicke dir mal ein Foto von Robin, der sitzt schon so seit fünfzehn Minuten da...
Marco: Mach das. Hoffentlich kommt meine Ex nicht mit aufs Bild, sonst zerspringt mein Bildschirm wegen ihrer Hässlichkeit nur noch mehr
Ich: Gegeben :D
Marco: Immer doch :D
Ich schickte also Marco noch schnell das Foto von grimmigen und starrenden Robin und legte dann mein Handy weg.
"Also bist du fertig und können wir jetzt endlich nur Nachbarin hin?", fragte ich ungeduldig.
"Fertig", meinte Caro.
Robin blickte zu mir. "Wenigsten leckt die nicht noch den Teller sauber, wie du damals", meinte er und stand auf.
Und dann machten wir uns endlich gemeinsam auf den Weg zu dieser Nachbarin.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top