Kapitel 60
Percy's Sicht
Erstaunt öffnete ich den Mund, schloss ihn dann aber wieder. "Wie... ?", stammelte ich deutlich beeindruckt von Chiron's Aufmerksamkeit. "Deine Augen haben dich verraten.", antwortete er mir simpel und zuckte mit den Schultern. "Aber ich habe sie doch gefärbt...", erwiderte ich nun deutlich verwirrt. "Nicht die Farbe, Percy, der Ausdruck in ihnen." Mit dieser Antwort gab ich mich vorerst zufrieden, immerhin hatte ich momentan kein Recht ihn in irgendeiner Weise auszufragen.
Nach einer Weile fiel mir auf, dass Chiron mich gefragt hatte, wo ich gewesen war. Ehrlich gesagt wusste ich nicht was ich darauf antworten sollte. Ich konnte ja schlecht sagen 'Nachdem das Camp zerstört wurde, kam ich auf bizarre Art und Weise zu den Avengers und habe mich vor allem Aufgaben gedrückt und in Zeiten, in denen ihr mich gebraucht habt, war ich nicht da'. Das konnte ich ganz sicher nicht sagen, aber ich wollte Chiron nach allem was passiert war, nicht anlügen, es tat mir jetzt schon weh ihn so zu sehen und die Stele, die das Camp für mich errichtet hatte, trug auch dazu bei. "Ich... brauchte meine Ruhe von all dem Götterkram.", sagte ich ihm schließlich, die Antwort kam aber eher wie ein unsicheres Flüstern rüber. "Und dann wurde ich in andere Dinge verwickelt und habe nie die Zeit gefunden wieder zurück zu kommen.", versuchte ich ihm zu erklären, wieso ich nie ein Lebenszeichen von mir gegeben hatte. Chiron sagte nichts, er sah mich einfach nur aus seinen braunen Augen an, die schon so viele Jahrtausende miterlebt hatten, seine Augen reflektierten was ich spürte: Angst, Zögern und Verzweiflung. Ich wurde gebraucht, die Avengers würden ohne mich nicht lange gegen Chaos standhalten können, aber das Camp brauchte mich genauso, sie hatten vor fast einem Jahr ihren Anführer verloren und mussten sich irgendwie selbst aus ihrer Lage helfen und nun war ich wieder da und könnte helfen, aber ich konnte nur an einer Stelle sein. Klar, als Gott konnte ich viele Versionen von mir erschaffen, aber Chaos ließ sich nicht einfach mit einem Klon abwimmeln, Chaos verlangte meine vollste Aufmerksamkeit.
Nach einer ausgedehnten Stille beschloss Chiron wieder etwas zu sagen. "Die Camper haben dich gebraucht, Percy. Aber ich kann es dir nicht übel nehmen, bis jetzt warst du immer die Säule, die das Camp gehalten hat und ich verstehe, dass du Zeit für dich brauchst.", sagte er mir und strich sich über seinen Bart. "Ich kann spüren, dass du nicht nur hier gebraucht wirst, aber ich möchte, dass du den Campern ein Zeichen gibst, dass du noch lebst. Es steht die frei persönlich mit ihnen zu reden oder aber einfach nur eine Nachricht zu hinterlassen. Das Wichtigste ist, dass sie wissen, dass sie noch nicht alles verloren haben." Verstehend nickte ich, ich hatte egoistisch gehandelt, ich war nicht da, wenn ich gebraucht wurde und jetzt musste ich das wieder gut machen, auch wenn ich nur für heute bleiben konnte.
Nach dem Gespräch mit Chiron hatte er mir ein Zimmer im Haupthaus zur Verfügung gestellt. Ich war ihm wirklich dankbar dafür, denn ich wollte ganz sicher nicht in Hütte 11 bleiben, dort war es wahrscheinlich wiedermal überfüllt und ich würde weniger Konzentration zum Nachdenken haben. Verzweifelt raufte ich mir die langen Haare und legte meinen Kopf auf meine angezogenen Knie. Was sollte ich jetzt tun ? Es wäre feige von mir einfach nur eine Nachricht zu hinterlassen, aber es war genauso schwer persönlich mit ihnen zu reden. Ich war nunmal nicht mehr der Percy, den sie kennen gelernt hatten. Die Zeit verging zu schnell für meinen Geschmack und ehe ich mich versah, klopfte mein ehemaliger Mentor an die Zimmertür. Mit einem letzten Seufzen erhob ich mich und öffnete die Tür, Chiron sah besorgt aus, er lächelte mich aber nur an und führte mich dann aus dem Haupthaus zum großen Lagerfeuer. Nervös spielte ich mit dem Saum meines Shirts und sah dann zu Chiron auf, der kurz vor unserem Ziel stehen geblieben war. "Percy, ich zwinge dich zu nichts, du kannst gehen wenn du möchtest, ich kann ihnen eine Nachricht von dir überbringen.", schlug mir der Zentaur noch ein letztes Mal vor, doch ich schüttelte nur den Kopf und sah ihm entschlossen in die Augen. "Chiron, so gut du es auch meinst, ich kenne meine Pflichten und auch wenn sie sauer auf mich sein werden, ich werde ihnen die Wahrheit sagen." Er nickte nur schweigend und trottete dann weiter. Aus reiner Angewohnheit sah ich mich nach einem blonden Haarschopf um, der wahrscheinlich wieder mal in einem Buch versenkt war, doch dann fiel mich auf, dass das nun alles nur noch Erinnerungen waren, keine wirklichen Momente, die ich nochmal erleben könnte. Ich unterdrückte meine aufkommenden Tränen und setzte mich in die Nähe von Chiron auf einen der Baumstämme.
Es dauerte eine Weile bis alle Camper eintrafen und je mehr Zeit verstrich, desto nervöser wurde ich. Und als dann endlich alle angekommen waren und einen Platz neben ihren Geschwistern gefunden hatten, erhob sich Chiron wieder. "Bevor wir mit unserer Abendroutine fortfahren, möchte jemand mit euch sprechen. Ich bitte euch alle, ihn nicht zu unterbrechen und ihn nach seiner Erklärung auch nicht mit Fragen zu überfallen.", mit dieser Ansprache gab Chiron mir den Platz zum reden frei. Ein Raunen ging durch die Reihen der Camper, Vermutungen wer der mysteriöse Sprecher sein könnte, drangen an mein Ohr. Ich blendete sie aus und stand dann langsam auf, um Chiron's Platz einzunehmen. Gerade als ich anfangen wollte zu sprechen, bemerkte ich die skeptischen Blicke, die Einige mir zu warfen. "Zu erst sollte ich mich vielleicht vorstellen, ich glaube viele von euch kennen mich schon, aber ich bin Percy Jackson.", begann ich und ließ mein Aussehen mit einer einfachen Handbewegung wieder normal werden. Es war ein schönes Gefühl wieder groß zu sein. Sobald ich wieder mein eigenes Aussehen angenommen hatte, brach pures Chaos aus. Die Flammen des Lagerfeuers schossen in hellen Farben in den Himmel hoch und lauter Tumult brach aus. "Ist das DER Percy ?" "Perce, bist das wirklich du ?" "Prissy, wie konntest du einfach verschwinden ?" Ich schluckte schwer und sah hilfesuchend zu Chiron, der mit einem entschuldigenden Blick, laut mit den Hufen auf den Boden stampfte. "Ruhe ! Lasst den armen Jungen doch reden !"
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So traurig es auch ist, dieses Buch neigt sich langsam dem Ende zu. Ich habe den Epilog bereits geschrieben und es sind wirklich nicht mehr viele Kapitel (geschätzt nur noch 3-4)... Aber wie ihr bereits wisst, bekommt dieses Buch eine Fortsetzung, an der ich schon seit längerer Zeit schreibe. Wenn alles gut klappt, wird das 2. Buch veröffentlich nachdem
1. Dieses Buch abgeschlossen ist und
2. Das Cover fertig ist
Ich habe auch schon einen Spoiler gegeben, worum es denn darin geht ^^ Vielen Dank fürs Lesen !
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