Kapitel 41
Natascha's Sicht
Seufzend sah ich Tony hinterher, der fluchtartig den Raum verlassen hatte. Seine Reaktion war meiner Meinung nach etwas übertrieben, wir hatten schon oft unschuldige Menschen getötet, ob Mann, Frau oder Kind war dabei egal. Um die Welt zu retten, musste man wohl oder übel Opfer bringen, auch wenn sie nicht jedes Mal leicht fielen...
Vorsichtig stieg ich über eine der Leichen, die direkt vor den Schreibtischen mit den Monitoren lag. Etwas ungeniert schob ich den Stuhl zurück, um mich auf ihn fallen zu lassen. Wenn alle Kameras noch aktiv waren, würde ich sehen können, wo sie Perseus festhielten. Und mit diesem Gedanken begann ich mich in den Computer zu hacken. Eine Weile gab ich einfach wahllos Zahlen ein, um zu testen, ob sie dem PIN, der alle Ordner verschlüsselte, nahe kam, was leider nicht der Fall war. Seufzend legte ich den Kopf in den Nacken und starrte die Decke an, es müsste doch ein Hinweis auf den PIN existieren... Wieder etwas motiviert drehte ich den Stuhl auf dem ich saß um 180°. Wenn man logisch dachte sollte der Besitzer dieses Computers doch das Passwort haben, oder ? Vorsichtig kniete ich mich neben die Leiche, von der ich dachte, dass sie der Besitzer war. Braune Haare verdeckten die Augen des Mannes und nur eine kleine Narbe an seiner linken Wange verunstaltete sein Gesicht. Meine Hand glitt fast schon automatisch in die Taschen der dunkelgrünen Weste, die eng um den Körper des Mannes geschlungen war. Meine Hand war kaum in Tasche, als ich etwas hartes, fast schon lederartiges, an meinen Fingerspitzen spürte. Ohne groß darüber nachzudenken griff ich danach und zog es aus seiner Tasche. Zum Vorschein kam ein braunes Portmonee, dessen Knopf schon Rost ansetzte und im schwachen Licht der Deckenlampen in einem sanften Bronzeton leuchtete. Grinsend stand ich wieder auf und setzte mich, ein Portmonee war ein sehr guter Anfang für eine Suche nach Informationen. Im Inneren befanden sich ein paar Scheine und erstaunlicherweise auch ein VIP-Ticket von einem Golfclub in Florida. Stirnrunzelnd schob ich das Ticket zurück und öffnete ein anderes Fach, das vielversprechender aussah. Und es war auch deutlich besser gefüllt, ein Personalausweis, ein paar Fotos von einer Frau, die ein kleines Mädchen auf dem Arm trug und einem kleinen Jungen, der mit einem begeisterten Grinsen ein Stofftier in die Kamera hielt. Die Fotos nicht beachtend griff ich nach dem Personalausweis und las ihn mir durch. Peter Gardner... Der Name klang irgendwie komisch, ich hatte kein gutes Gefühl dabei, aber ich ignorierte es so gut es ging und sah mir sein Geburtsdatum an. 7.07.1977... Was für ein lustiger Zufall, nicht jeder hatte das Glück, an so einem Datum geboren worden zu sein. Mit einem letzten Blick auf den Ausweis, tippte ich das ungewöhnliche Datum ein. Mit Erleichterung starrte ich auf den Bildschirm, auf dem dieses Mal nicht Unlocked stand. Um so wenig Zeit wie möglich zu verschwenden öffnete ich sofort den Ordner, der zu den Überwachungsvideos führte. Ich hatte ganz schön viel Arbeit vor mir, wenn ich jede einzelne Kamera kontrollieren wollte... Seufzend machte ich mich ans Werk, anklicken, gucken und zum nächsten. So ging es eine gefühlte Ewigkeit weiter, bis ich fündig wurde. Die Kamera zeigte einen dunklen Raum und ich musste mich anstrengen überhaupt etwas zu erkennen, doch wenn ich genau hinsah entdeckte ich zwei riesige schwarze Schwingen, die die Sicht auf einen Jungen verdeckten. Das Einzige, das man abgesehen von den Flügel noch sah, waren die rabenschwarzen Haare, die leicht auf und abwippten, als würde ihr Besitzer seinen Kopf ruckartig rauf und runter bewegen. Verwirrt runzelte ich die Stirn, wenn das wirkliche Perseus war, was machte er dann da ? Etwas aus der Ruhe gebracht, schloss ich das Fenster mit dem Video, doch nicht ohne mir noch den Raum gemerkt zu haben. Zufrieden mit mir selbst stand ich auf und verließ das Zimmer gefolgt von den Anderen, die während meiner Suche nicht von meiner Seite gewichen waren.
Sobald ich die Tür öffnete, sah ich Tony's Rücken, da er sich etwas gegen das Treppengeländer gelehnt hatte. Als er uns bemerkte, hob er neugierig den Kopf. „ Und wo müssen wir jetzt hin ?”, fragte er, klang dabei aber nicht wirklich interessiert. „ In den Keller. ”, antwortete ich ihm ruhig und steuerte auf die Treppe zu, der Fahrstuhl war jetzt nämlich keine so gute Wahl. „ Aha...”, hörte ich ihn noch murmeln, doch etwas antwortet tat ich nicht, was denn auch ? Momentan war es wichtiger Perseus zu retten, als persönliche Probleme zu haben und Tony sollte das wissen, immerhin machte er sowas nicht zum ersten Mal. Die Treppen kamen mir fast unendlich vor, egal wie oft ich ein paar Stufen ging, das Ende war immer noch nicht in Sicht. Und als ich über meine Schulter zurück sah, bemerkte ich, dass die Anderen in ihrer Freizeit wohl nicht an ihrer Kondition gearbeitet hatten... Und dabei war Treppen hinunter gehen deutlich leichter, als sie wieder hinaufzusteigen. Mit einem Schnauben drehte ich den Kopf zurück und lief weiter, noch viel weiter konnte es nicht gehen, auf den letzten paar Metern aufzugeben kam also gar nicht erst in Frage. Und mein Kampfgeist wurde belohnt: Nur ein paar Meter weiter entdeckte ich das Ende der Treppe in Form einer dicken Eisentür neben der ein grünleuchtendes Zahlenfeld hing. Hinter dieser Tür würden wir Perseus finden, hoffte ich zumindest, denn wäre es nicht der Fall, wüsste ich nicht, ob ich die Motivation hatte weiter zu machen. Trotz allem war Perseus nur ein fremder Junge...
„ Kennt jemand eine Zahlenkombination, die Sinn macht ?”, fragte ich, als schließlich alle unten angekommen waren und zeigte auf das Zahlenfeld. Ein allgemeines Schweigen war Antwort genug, jetzt galt es also auch noch die richtige Kombination zu finden...
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