Kapitel 1

Unbekannte Sicht

Meine Freunde und ich waren nach unserem langen Clubaufenthalt ein wenig spazieren gegangen. Die kalte Nachtluft schlug uns entgegen, als wir gemeinsam den Club verließen. Es hatte angefangen zu schneien, meine beste Freundin Sky sprang wie ein Flummiball auf und ab und versuchte eine Schneeflocke zu fangen. Kopfschüttelnd beobachtete ich sie dabei, sie war zwar knapp ein Jahr älter als ich, benahm sich aber manchmal wie sechs. „ Komm jetzt Sky ! Wir wollen weiter. ", rief Jack. Beleidigt schob sie die Unterlippe vor und lief an uns vorbei. Lachend folgten wir ihr, sie konnte einfach nicht lange böse sein. Und wie ich es mir bereits gedacht hatte, lief sie irgendwann langsamer und schloss sich uns wieder an.

Wir kamen gerade in den ärmeren Teil der Stadt, jedes Mal, wenn wir hier waren, bekam ich so ein ungutes Gefühl... Aus dem Augenwinkel entdeckte ich einen Jungen in abgesetzter Jeans, einem dunkelblauen Shirt mit einer Kapuze und fast kaputten Chucks, der neben einer Laterne saß und unsere Gruppe ganz genau musterte. Mir war schon vorher aufgefallen, dass Sky ihn beobachtet hatte. Doch jetzt zuckte sie erschrocken zusammen und wich meinem Blick gewollt aus. Verwundert wanderte mein Blick von Sky zu diesem Typen und irgendwie versuchte ich ebenfalls Blickkontakt aufzubauen. Und als auch unsere Blicke sich trafen, wusste ich, wieso Sky das Verlangen hatte den Boden aufs Genauste zu inspizieren. Die Augen dieses Typen waren, so weit ich es erkennen konnte, grün, sie schienen das Meer zu verkörpern, immer wieder sah es so aus, als ob eine Welle in seinen Augen an eine Klippe schlug. Irgendetwas an diesem Jungen bereitete mir eine Gänsehaut. Echt gruselig... So gut es ging blendete ich den Jungen aus und überredete meine Freunde weiter zu gehen. Das mit dem Ignorieren klappte dann aber nicht ganz so gut, wie ich es erwartet hatte... Wir waren nur ein paar Schritte weitergegangen, aber der Typ stand auf einmal auf und rannte in unmenschlicher Geschwindigkeit auf uns zu. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Sky in ihre Tasche griff, jederzeit bereit sich zu verteidigen. Doch bevor irgendjemand hätte reagieren können, schubste er Jack so stark beiseite, dass  dieser mehrere Meter nach hinten flog und stöhnend an einer Hauswand liegen blieb. Mein Kopf schnellte von Jack wieder zurück zu dem Jungen, der nun schwankte und nach hinten fiel. Aber noch ehe er den Boden küssen konnte, fing ihn Tyler, mein bester Freund, auf. Vorsichtig zog er die Kralle, die ich bis jetzt nicht bemerkt hatte, aus seiner Brust und legte ihn auf dem Boden ab. Mittlerweile war ich ungewöhnliche Dinge gewohnt, also fragte ich mich gar nicht erst von wem oder was die Kralle stammte. Sky hatte mittlerweile ihre Waffe gezogen und zielte auf irgendwas in der Gasse. Meine Augen wurden zu Schlitzen, angestrengt versuchte ich etwas zu erkennen. Eine vermummte Gestalt, von der eine komische Aura ausging, wich immer weiter zurück und rannte dann weg. Irgendwie war ich mir ziemlich sicher, dass diese Person nicht normal war, aber das war ja eigentlich klar, kein normaler Mensch würde jemanden einfach so mit einer Kralle angreifen.

Sky wollte ihn schon verfolgen, doch dann schien ihr aufgefallen zu sein, dass Jack immer noch stöhnend an der Hauswand lag. Sie steckte ihre Pistole zurück in das Holster und eilte zu ihm. In der Zeit hatte Tyler den Typ untersucht. „ Was machen wir jetzt mit ihm ? Wir können ihn ja schlecht hier liegen lassen..." Ich kannte diesen Jungen zwar nicht, aber er hatte eine unglaublich starke Aura und irgendwie tat er mir leid.

„ Jack ! Komm mal her !" Jack war zwar noch etwas benommen, stand aber durch Tyler's Befehl auf und kam zu uns. „ Hilf mir, wir müssen ihn bis zu mir tragen." Jack betrachtete den Körper dieses Typen und pfiff erstaunt. „ Der sieht echt muskulös aus und wie er mich einfach mal ein paar Meter nach hinten schleudert, Respekt !" Genervt verdrehte ich die Augen, er konnte ihn ja später nach seinem Fitnessplan fragen. Sky kam jetzt auch wieder zu uns rüber und kniete sich hin. „ Glaubst du, ich darf seine Kapuze ab machen ?" Fragend sah sie mich an und wartete auf meine Antwort „ Mach doch einfach, der merkt sowieso nichts." Sky nickte zögerlich und streckte die Hand nach seiner Kapuze aus. Doch noch bevor sie die Kapuze vollständig von seinem Kopf ziehen konnte, griff plötzlich eine Hand nach ihrem Arm und hielt ihn fest. Sky erschrak und versuchte ihrem Arm aus dem eisernen Griff zu befreien. Es war die Hand des Jungen, die sie fest hielt. Seine Augen waren geöffnet, jetzt konnte ich sie auch besser erkennen, seine Augen waren meergrün und es sah wirklich so aus als würden sie das Meer verkörpern. Wenn ich ganz genau hinsah konnte, bildete ich mir sogar ein kleine Sterne am äußersten Rand seiner Iris erkennen, echt komisch. Der Typ mit den komischen Augen starrte uns immer noch finster an. Die Kapuze hing ihm so ins Gesicht, dass man nur seine Augen sehen konnte, der Rest war von einem schwarzen Halstuch bedeckt. „ Ich rette euch und das ist der Dank ? Ihr hintergeht mich !" Er sprach mit solcher Autorität und Macht, dass sich niemand traute ihn zu unterbrechen. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, als sich der Kopf des Jungen wie in Zeitlupe zu mir drehte, das konnte jetzt witzig werde...

Teilweise überarbeitet

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