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Ich war genervt.
Sehr sogar.
Und ich glaube, man würde mich verstehen. Ich meine, ich wurde gerade fast von einem Milliardär verbrutzelt.
Ich schnaubte, wie immer auf meinem Bett liegend, und schrie vor Wut in mein Kissen.
Kurz schwieg ich, hob dann meinen Kopf an.
,,Hab Geduld, Thalia. Es dauert nicht lange, bis du hier raus bist. Beruhige dich, denn wenn du nochmal versuchst, diese Typen abzustechen, dann war's das mit deiner Freiheit. Keine Wutanfälle mehr..."
Ich seufzte und erhob mich nach kurzer Ruhe.
,,Ich brauche dringend jemanden zum reden.", murmelte ich und lief aus dem Zimmern. Und ich wusste auch schon, wen ich hier zum Seelenklempner erwählen würde.

,,Hi, Loptr. Ich bin's wieder, brauchte jemanden zum reden.", sprach ich schnell während ich wieder diese Halle mit dem Glaskäfig betrat. Loki guckte überrascht und stand auf. Ich näherte mich dem Käfig uns ließ mich an der einen Glaswand runtergleiten.
,,Die Sache ist so:", fing ich an und gab dem Typen nicht einmal Zeit zu reden. ,,Ich bin alles andere als freiwillig hier und du wahrscheinlich auch nicht, also solltest du das verstehen. Man hat mich hierhergeschleppt, weil mein Vater etwas angestellt hat, was denen wohl nicht so gefiel. Und weil ich natürlich seine Tochter bin und seine Kräfte geerbt habe, haben die sich gedacht, dass ich genauso gefährlich werden könnte. Shield ist einfach zu dumm um zu verstehen, dass ich ihnen nichts anhaben werde!"
Ich schmunzelte kurz.
,,Ich hatte zwar noch heute versucht Stark zu töten, aber er hat es auch darauf angelegt! Ich wäre fast wie ein Opfer in Hannibal geendet und darauf hatte ich wirklich keine Lust..."
Müde seufzte ich und blickte zu Loki, der sich auf die Bank, nicht weit von mir entfernt, gesetzt hatte. Er hatte sich nach vorne gelehnt, die Arme auf den Knien abgestützt. Wahrscheinlich fragte er sich gerade, wieso zur Hölle ich mich ihm anvertraute.
Ich brauchte einfach jemanden und ich würde auf keinen Fall einen der Agenten nehmen. Nur über meine Leiche.
,,Wieso bist du eigentlich hier? Haben die auf Asgard keine eigenen Zellen?"
Kurz beäugte er mich.
,,Ich bin nur temporär hier."
,,Und was hast du angestellt?", hackte ich nach.
Er seufzte.
,,Ich habe versucht, Midgard zu übernehmen."
Ich gluckste.
,,Ist nicht sonderlich gut ausgefallen, was?"
Müde lehnte ich meinen Kopf an die Kühle Glaswand.
Wir schwiegen.
,,Was kann denn mein Vater bitteschön so schlimmes angetan haben, dass man sogar seine Tochter gefangen hält, weil man sie deswegen als potentiell böse einschätzt?"
,,Habe ich doch gerade erwähnt.", antwortete er.

Ich stockte und schaute verwirrt auf.
,,Was meinst du? Hat mein Vater auch versucht, die Weltherrschaft an sich zu reißen?"
Loki lächelte und schüttelte den Kopf.
,,Du denkst, du würdest deinen Vater nicht kennen.", sprach er und stand auf. Ich machte es ihm gleich.
,,Ich kenne ihn schon?", fragte ich etwas unsicher.
Wir standen uns nun gegenüber.
Nur die Glaswand stand zwischen uns.
Ich legte meinen Kopf leicht schief, während Loki schmunzelte und mich betrachtete.
,,Thalia, verstehst du es denn nicht?", fragte er.
Ich schaute ihn fragend an.
,,Ich weiß nicht, was du meinst.", murmelte ich.
Wir hielten Augenkontakt.
Ich konnte sehen, wie Loki mein Gesicht genauestens musterte.
,,Hast du dich denn niemals gefragt, wer dein Vater ist?"
Ich zögerte etwas.

Hatte ich das?
Keine Frage: Ja, das hatte ich. Sehr oft sogar. Geschweige denn meine Mutter. Doch es kommt ein Zeitpunkt, an dem man es irgendwie garnicht erst wissen will.
Wieso auch?
Würden meine Eltern leben und von meiner Existenz Bescheid wissen, hätten sie mich schon vom Waisenhaus weggeholt.
Doch sie kamen nicht, also blieben mir drei Optionen: Sie waren tot, Sie wussten nichts von meiner Existenz oder Sie wollten mich nicht bei sich.
Ich wurde schließlich als Säugling einfach vor der Tür des Waisenhauses abgesetzt, nur ein Zettel verriet meinen Namen.
Also, wieso sollte ich mir dann noch meinen Kopf darüber zerbrechen, wenn ich meine Zeit doch für etwas besseres verschwenden konnte?
So oder so würden sie mich dann wohl nicht aufnehmen können, beziehungsweise wollen.

,,Du kannst mir sagen, wer mein Vater ist?", fragte ich.
Mein Herz fing an, schneller zu schlagen.
Ehrlich gesagt, hatte ich Angst vor der Antwort.
Was, wenn mir der Name garnichts sagen würde?
Was, wenn er mir zu viel sagen würde?
Doch jetzt war die Frage gestellt.
Jetzt gab es kein zurück mehr.
,,Wer?", fragte ich heißer.
Er schwieg kurz, ein schelmisches, aber auch sympathisches Lächeln lag auf seinem Gesicht.
,,Du bist dir nicht im Klaren, was du bist, Thalia."
Ich schaute ihn fragend an.
Er runzelte die Stirn.
,,Du bist ein halber Eisriese, Thalia.", sprach er.

Mein Herzschlag setzte für einen Moment aus, nur um dann noch schneller weiterzuschlagen.
Alle Emotionen wichen aus meinem Gesicht.
Meine Gliedmaßen wurden taub, fühlten sich wie Pudding an.
In diesem Moment hätte ich mein Wissen über die nordische Mythologie verfluchen können.
Halber Eisriese.
Das heißt, das mein Vater ein Eisriese war.
Und der einzige Eisriese, den ich kannte...stand direkt vor mir...

,,Was?", flüsterte ich ungläubig und heißer.
Loki lächelte kurz.
,,Thalia, ich bin dein Vater."
Wäre dieser Moment nicht so ernst gewesen, hätte ich über diese ungewollte Star Wars Bemerkung geschmunzelt, doch jetzt konnte ich nicht anders, als einige Schritte zurückzuweichen und leicht mit dem Kopf zu schütteln.

Mein Vater war die ganze Zeit hier?
Und ich hatte nichts bemerkt.
Ich wusste nicht ganz, ob ich ihm glauben konnte, doch die Sache lag auf der Hand.
Eiskräfte? Hatte ich.
Sogar das Aussehen war gleich, auch wenn es lediglich Zufall sein könnte.
Doch wieso sollte er mich denn belügen?
Na ja, er war der Gott der Lügen, aber er hatte keinen Grund dazu.
Vielleicht hatte er einfach Langeweile. Oder?
Die ganze Zeit über, die ich in meinen Gedanken verbracht hatte, starrte ich den Gott vor mir an, mein angeblicher Vater.
,,Das kann nicht sein.", murmelte ich.

Eine Hand packte mich am Arm, weswegen ich mich erschrocken umdrehte.
Es war Clint, der mich mit wütendem Blick musterte.
,,Du weißt, dass du nicht hier sein solltest, Smith!", meinte er sauer und versuchte mich aus dem Raum zu zerren. Einige Schritte ging ich mit, befreite mich dann und lief schnellen Schrittes aus der Halle, Loki hinter mir zurücklassend, Clint mir folgend.
,,Smith, wohin gehst du?", fragte er mich.
Also hatte er das Gespräch nicht mitbekommen.
Aber er wusste es. Er wusste, dass Loki mein Vater war und die ganze Zeit sich hier befand!
,,Smith, ein letztes Mal! Wohin gehst du?", rief er. Er packte erneut meinen Arm.
Wütender als je zuvor drehte ich mich zu ihm und musterte ihn böse.
Irgendetwas an dem Blick erschrak ihn, wodurch er den Griff lockerte. Mit einem Mal riss ich mich von ihm los und lief weiter, mein Herz vor Wut rasend.

Ich brauchte Antworten.
Jetzt.
Es hatte höchste Prioritäten.
Nichts anderes galt in diesem Moment.

Anstatt des Aufzuges, nahm ich die Treppen. Innerhalb einer halben Minute war ich an meinem Ziel angekommen, Clint folgte mir schweigend, nicht wissend, was mit mir los war.
Ohne zu klopfen riss ich die Tür auf und stampfte in Furys Büro, worin der Direktor höchstpersönlich saß. Er schaute auf, als ich zu seinem Tisch lief, eine wutverzerrte Miene aufgesetzt.
,,Smith, schon je etwas von Anklopfen gehört?", fragte er genervt.
,,Sie wussten davon?", fragte ich aufgebracht
,,Da müssen Sie schon präziser sein, Miss Smith. Ich weiß vieles.", meinte er nur.
Ich schnaubte. Clint stand hinter mir und hatte ein ahnungsloses Gesicht auf.
,,Sie wussten, dass Loki mein Vater war?", schrie ich fast schon.
Fury musterte mich kurz überrascht, wandte sich dann zu Barton.
,,Sie hatten einen Job, Barton.", tadelte er ihn.
Wütend schlug ich mit meiner Faust auf den Tisch. Eine dünne Eisschicht bildete sich.
Ich konnte sehen, wie Furys Hand zu seiner Waffe zuckte.
,,Jetzt nicht Barton, mein Vater!", meinte ich aufgebracht.
Fury seufzte.
,,Ja, das wussten wir.", antwortete er.
,,Und ihr habt euch keine Mühe gemacht, mir zu verraten, dass er sich im verdammten gleichen Gebäude aufhält?", knurrte ich.
,,Sie wollten nichts von ihm wissen, haben Sie gesagt.", meinte er und stand auf.
Seine Hand war immernoch bereit dazu, nach seiner Waffe zu zücken. Ich könnte schwören, Barton ging es genauso.
,,Ich habe gesagt, ihr sollt damit aufhören, zu erwähnen, ich hätte meine Kräfte von meinem verflixten Vater geerbt!"

Ich konnte spüren, wie es im Raum kälter wurde, doch ich war zu wütend um es zu beachten. Mein schneller Atem beschlug sich vor meinen Augen.

,,Miss Smith, beruhigen Sie sich.", sprach Fury und wollte sachte meine Schulter greifen, doch ich ging aufgebracht einige Schritte zurück.
,,Versteht ihr es denn nicht?!", fragte ich immernoch wütend, aber auch traurig.
,,Ich dachte meine Eltern wären tot, würden mich nicht wollen oder wären schwerkrank aber das, das ist noch viel schlimmer! Er wird gefangen gehalten von der gleichen, gottverdammten Organisation die mich entführt hat!"
,,Miss Smith, es tut mir Leid, aber wir werden Ihnen jeglichen Kontakt zu Mister Laufeyson verbieten müssen.", antwortete Fury nur.
Ich schnaubte und lachte sarkastisch.

Einige Lichter flackerten und das Fenster vereiste zum Teil.
Es war jetzt eiskalt im Zimmer.

Verklagend zeigte ich auf den Direktor.
,,Wissen Sie, wieso es so weit kommen konnte? Dass ich meine Kräfte entfesselt habe? Dass ich jetzt noch gefährlicher bin als zuvor? Dass ich jetzt weiß, wer mein Vater ist? Weil Sie so dumm waren und dachten, ich würde so wie mein Vater werden! Weil Sie dachten, dass ich genauso gefährlich werden würde! Das waren alles Sie! Hätten Sie mich in einfach in Ruhe gelassen, wäre nichts von all' dem hier passiert! Ich hätte keine Kräfte! Ich würde jetzt in einer Polizeizelle verrotten, ohne jemals wissen zu wollen, wer mein Vater ist! Ohne Sie wäre das alles nicht passiert!"
Mit Tränen in den Augen, verließ ich aufgebracht das Büro. Die anderen machten keine Anstalten, mir zu folgen.

Ich wusste nicht genau, wohin ich ging, ich ließ mich von meinen Beinen einfach irgendwo hin tragen.
Ich schluchzte. Jetzt weinte ich auch noch! Aber nicht ganz wegen der Trauer. Auch wegen der Wut, die mich packte und einfach nicht loslassen wollte. Sie hüllte sich um mein Herz und drohte, es zu zerquetschen.

Vollkommen in Gedanken versunken merkte ich garnicht, wie ich in einem Trainingsraum angekommen war und aufgebracht auf einen Boxsack einschlug.
Ich hatte zwar nicht die richtigen Klamotten dabei, doch das interessierte mich reichlich wenig.
Ich schlug immer weiter ein und der Sack vereiste immer mehr, doch ich schien es nicht zu spüren.
Mit einem wütenden Schrei schlug ich auf den vollkommen zugefrorenen Sack ein, als er auch schon in klirrend Stücke zerbrach. Schwer atmend schaute ich auf meine Hand und bemerkte, dass sie von einer dicken Schicht Eis als Schutz umgeben war. Versuchend, mich zu beruhigen schloss ich die Augen.

,,Immernoch wütend auf Tony?", fragte mich plötzlich eine sanfte Stimme.
Ich drehte mich um und sah Steve mit einem Boxsack auf der Schulter.
,,Nein.", meinte ich nur.
Er musterte kurz den vereisten, zerbrochenen Boxsack vor mir.
,,Du wusstest auch, dass er mein Vater war?", fragte ich und setzte mich verschnauft auf den Boden. Verdammt, auf Dinge einzuschlagen half wirklich, die Wut abzubauen.
Steve schaute mich kurz fragend an, verstand dann aber, was ich meinte. Er stellte den Boxsack neben sich ab und lief dann zu mir.
,,Du weißt also jetzt, wer er ist?", fragte er und setzte sich neben mich.
Auf den Boden starrend nickte ich. Kurz schwiegen wir.
,,Und wie fühlst du dich jetzt.", fragte er sanft. Ich seufzte.
,,Wie denn auch? Ich fühle mich enttäuscht, traurig und wütend auf...auf mich, Fury, Shield und diese verfluchte Welt."
Steve seufzte.
,,Verständlich... Und...was wirst du jetzt machen?"
Ich überlegte kurz.
,,Ich weiß nicht. Mein Kopf ist ganz wirr, hat immernoch nicht die Daten verarbeitet. Ich brauche etwas Zeit."
Steve nickte.
,,Nur verstehe ich nicht ganz, wieso ihr mich für seine Taten hier gefangen haltet."
Blondie wandte sich mich dem Oberkörper zu mir.
,,Du musst wissen, du bist zur Hälfte göttlich. Viele Halbgötter sind mächtiger als ihre Erschaffer."
,,Ihr haltet mich also sogar gefährlicher als Loki?", fragte ich überrascht. Er nickte.
,,Wir wollten dich nicht auf die dunkle Seite rüber scheuchen."
,,Ihr seid aber kurz davor.", meinte ich trocken.
,,Schon allein deswegen, weil ihr mich hierher gebracht habt."
Wir schwiegen erneut, als mir etwas einfiel und ich kichern musste.
,,Was ist?", fragte mich Steve, überrascht angesichts dessen, dass ich trotz dieser Situation lachen musste.
,,Ich habe gerade bemerkt, dass ich die Göttin den Todes, ein achtbeiniges Pferd, einen riesigen Wolf und eine dämonische Riesenschlange als Halbgeschwister habe.", lachte ich los.
Wie am Tag davor fing ich an, vor Lachen auf dem Boden umher zukullern. Steve schmunzelte und betrachtet mich, während ich mich totlachte.
,,Stell dir mal ein Familientreffen vor.", lachte ich, als auch Steve endlich miteinsprang.

Mir war eigentlich garnicht zum Lachen Zumute, aber ich konnte nicht anders. Ich verspürte tiefe Trauer und fast schon unkontrollierbare Wut in mir, aber ich konnte nicht anders, als zu Lachen.
Die letzten Tage hatten mich wirklich drangekriegt.
Ich wollte mir eigentlich die Seele aus dem Leib heulen, aber ich lachte stattdessen. Lachte darüber, dass meine Familie merkwürdiger war, als ich es mir jemals hätte vorstellen können.

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Leute, ein wenig Kritik wäre schon nötig XD
Was kann ich besser machen?
Was kann ich so lassen?
Wollt ihr, dass ich einen von euch erfundenen Charakter miteinbaue?
Das mache ich gerne, ich beiße nicht.
Einfach in die Kommentare oder per Privatchat!

~ManiacLaughter

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