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Es ist nicht so, als würde mir Streit etwas ausmachen, ich stritt mich jeden Tag mit Jenna und irgendeinem Lehrer, aber der Streit mit Loki war anders. Auf irgendeine seltsame Art und Weise hatte es mir sogar sehr viel ausgemacht. Ich war wegen Loki wütend, traurig und verzweifelt zu gleich, ich wollte einfach nicht mehr. Ich wollte auf jeden und alles einschlagen und gleichzeitig wollte ich in Schokolade umhüllte Erdbeeren essen. Vielleicht sollte ich Erim fragen, ob er mir ein bisschen von seinem Gras abgeben kann, um etwas runter zukommen.

Na ja, auf jeden Fall saß ich einige Stunden da in meinem Zimmer, welches durch meine Gefühlslage ein wenig wie Elsas Zimmer in ihrer Jugend aussah, und machte garnichts, außer aus meinem Fenster zu sehen und mich in mein Kissen (eines der wenigen Objekte, die nicht zugefroren waren) zu kuscheln, meinen Gedanken nachhängend.
Die ganze Zeit dachte ich darüber nach, was der Sinn dieser ganzen Sache war, wieso ich nicht einfach zurück zur Erde ging und dieses verdammte Angebot als Shieldagentin annahm. Ich meine, Loki hatte mich nur hier behalten weil ich meiner Mutter ähnelte. Wieso sollte ich dann noch hier bleiben? Ich war auf der Flucht, ja, aber nur weil ich keine Agentin werden wollte. Die Betonung lag auf wollte. Denn eine Agentin zu sein, könnte schon cool werden.
Wieso wollte ich es dann vorhin nicht sein? Ach ja, die Trotzphase. Und allgemein weil ich zu stolz dafür war. Aber jetzt hatte das alles mit der Flucht für mich eh keinen Sinn mehr.
Doch würden die mich gleich in den Kühlschrank sperren, wenn die mich entdeckten? Oder würden die mich erst verhören, darauf hoffend, dass ich ihnen Lokis Standort verraten würde?
Lokis Standort, ja, vielleicht könnte ich dadurch mit Shield einen Deal aushandeln. Aber das wäre doch Verrat, oder nicht? Doch, das wäre es.
Also, wie sehr wollte ich von hier weg? Schließlich war Erim der coolste Typ und Mentor, den ich kannte, aber solange Loki hier war, mein Vater, der sich von Anfang an nicht für mich interessiert hatte, sondern nur für die Frau, die er einst liebte, konnte ich nicht hier bleiben.
Ich hatte endlich das Gefühl, geliebt zu werden und puff, weg war es. Es war, als würde man ein gerade wieder zusammengeflicktes Herz auseinander reißen und das tat mehr weh, als wie, verdammt nochmal, die Schläge von Kevin. Und vertraut mir, seine Fäuste taten weh.

Ich atmete tief durch und schloss die Augen.

Also war es beschlossen. Keine gesuchte mehr von Shield, sondern eine Verbündete, natürlich im Gegenzug zu Loki und mein Dasein als auszubildende Agentin. Und er konnte mir dafür nicht böse sein, die Masche hatte ich schließlich von ihm geerbt, seine Schuld.
Oder?

Ich wischte mir kurz einige Tränen aus den Augen und stand auf. Schnell schnappte ich mir ein paar Teile von dieser vanaheimischen Kleidung und packte sie in einen Rucksack. Ich verstaute ihn in der Ecke und öffnete meine leicht vereiste Tür einen Spalt breit.
Niemand war zu sehen also schlich ich weiter, bis in das Wohnzimmer, worin zum Glück auch niemand war. Kurz schaute ich dort aus dem Fenster und sah Loki und Erim auf einer Bank reden mit dem Rücken zu mir gewandt. Ich schnaubte kurz.
,,Arsch.", flüsterte ich zu Loki und machte mich an das große Bücherregal. Schnell ließ ich meinen Blick durchgleiten, im kleinen Abteil, den ich noch nicht gelesen hatte. Es waren viele verschiedene Bücher dort zu finden, die ziemlich selten aussahen.
,,Schwarze Magie, könnte ich mal brauchen... Magische Orte in Vanaheim. Ist ja nicht so, als wäre ganz Vanaheim magisch... Oh mein Gott, ist das ein Gender Studies Buch? Moment, es gibt auch Zyklopen Mädchen?"
Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen und las noch andere Buchrücken, bis ich endlich das richtige Buch fand.
,,Portale, Brücken und Übergänge zwischen den neun Welten. Ja!"
Ich hielt es strahlend hoch und küsste den Deckel.
,,Perfekt."
Schnell schlich ich zurück in mein Zimmer und schloss die Tür. Ich schmiss mich auf mein kaltes Bett und schlug das Buch auf.
,,Bitte hilf mir, wirst du das, Schätzchen?", fragte ich flehend und fing an zu lesen.

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Schnell blickte ich auf meine Uhr, merkte dann, dass es in Vanaheim wahrscheinlich ein vollkommen anderes Uhrensystem gibt und ließ meinen Arm wieder sinken. Auf Midgard sollte es entweder Mittag oder Mitternacht sein, höchstwahrscheinlich Mitternacht, denn hier war es dunkel.
Schnell sprang ich vom Bett und schnappte mir meinen Rucksack. Mich schon mit schwarzer Kleidung umhüllt legte ich noch einen kleinen Abschiedsbrief auf mein Kissen und lief zum Fenster. Kitsch hin oder her, die sollten wissen, dass ich nicht entführt wurde und Erim sollte wissen, dass ich ihm dankbar war.
Eher schlecht als recht kletterte ich aus dem Fenster und plumpste erstmal auf den Hintern. Eine Fluchtriade unterdrückend machte ich mich auf den Weg in den dichten Wald, meine Hand als Taschenlampe benutzend, damit ich auf der Karte, die ich hielt, auch etwas sehen konnte.
Ja, Erim hatte gesagt, ich sollte nachts nicht in den Wald, aber ich würde mich mit meinen Kräften schon verteidigen können.
Eine leise Melodie vor mich her summend lief ich an Bäumen entlang, den Ästen ausweichend, wobei manche wegen meiner Dummheit trotzdem gegen mein Gesicht klatschten und ich sie mit ausgefallenen Namen beleidigte.

Bald kam ich an einer Lichtung an, welche vom Vollmond beleuchtet wurde und ich damit meine leuchtende Hand nicht mehr brauchte. Es war der Platz, in welchem wir am ersten Tag in dieser Welt gelandet waren. Hier sollte eines der Hauptportale dieser Welt sein. Zu ein paar bestimmten Zeiten öffnete er sich und führte einige Male nach Midgard, dort dann zu beliebigen Orten. Zu meinem Glück führte er mich an diesem Tag nach Kansas.
Kurz schaute ich auf meine Uhr. In einer Minute oder so was sollte er für eine kleine Weile aktiv sein.
,,Gut...", ich schaute mich kurz um und steckte die Karte ein. ,,Und...was mach ich jetzt?"

Wie als wurde ich erhört, ertönte ein tiefes Knurren hinter mir. Mein Herz setzte für einen Moment aus, als ich mich zu dem Geräusch drehte.
In den Gebüschen, oder eher kurz über den Gebüschen, direkt neben einem Baum erkannte ich ein paar gelb leuchtender Katzenaugen. Ich trat einen Schritt zurück, beide Augenbrauen hochgezogen. Der Besitzer dieser entzückenden Augen trat nach vorne in die Lichtung, wobei er wahrscheinlich den Busch platt trampelte.
Ich stockte und zog die Augenbrauen zusammen, als ich erkannte, was es war. Überrascht und verärgert schnaubte ich.
,,Nicht dein verdammter ernst! Ein Säbelzahntiger? Ehrlich?"
Ich schaute nach oben, zu dem, der sich so etwas bescheuertes ausgedacht hatte, wer auch immer er oder sie war.
,,Sag mal, langweilst du dich oder gehen die die Ideen aus?", schimpfte ich.

Ich war die Art von Person die bei Langeweile entweder Serien (natürlich illegal) schaute oder Bücher las, in welchen Informationen zu finden waren, die ich nie gebrauchen konnte. Ich wusste zu Beispiel, wie ich einen Kampf mit einem T-Rex gewinnen könnte. Und durch dieses eine Biologiebuch über ausgestorbene Arten, wusste ich auch, was genau das Ding vor mir war und was es konnte.

Töten natürlich, du Idiot., hörte ich Vernunft reden.

Ich seufzte.
Also, gehen wir alles kurz durch: Vor mir stand gerade ein, von meiner plötzlichen Schimpferei verwirrter und ausgewachsener Säbelzahntiger. Ich schätze südamerikanisch, sprich, er war um die ein Meter 20 groß. Bis zur verdammten Schulter. Seine beiden Eckzähne konnten bis zu 20 Zentimeter lang werden und er hatten eine ungeheure Beißkraft, an den genauen Wert konnte ich mich nicht mehr erinnern. Außerdem konnte er seinen Kiefer bis zu 95 Grad öffnen. Und doch, obwohl ich mehr über ihn wusste als normal, fehlte mir ein Fakt. Wie schnell konnten diese Viecher rennen? Oder wie hoch konnten die springen? Ich wollte nicht von einem fliegenden Säbelzahntiger in den Erdboden gedrückt werden. Wie schwer waren die eigentlich?

Mann, Thalia! Zwischen den so vielen unnützen Infos hast du dir die wirklich unwichtigen gemerkt!, schimpfe ich mich in Gedanken.

Der Säbelzahntiger fing sich wohl wieder und knurrte mich an. Ich trat einige Schritte zurück und atmete tief ein. Ich hatte ja mal erwähnt, dass Tonnen an Adrenalin durch meine Adern schoss und ich dachte, es ginge nicht mehr.

Doch, und wie es ging.

Ich zwang mir ein schnelles Lächeln ab.
,,Nettes Kätzchen.", versuchte ich es zu beruhigen. Es knurrte noch lauter und ich trat wieder zurück.
,,Wo ist Percy in Zeiten wie diesen?", flüsterte ich mir selbst zu und schaute mich schnell um. Ein paar Meter neben mir lag ein langer, dicker Stock.
Draufhauen oder Kiefer aufhalten?
Langsam setzte die Großkatze zum Sprung an.
Kiefer aufhalten.
Wie auf Stichwort hechtete ich zur Seite und Ianto, wie ich ihn nach meinem verstorbenen Lieblingscharakter benannte, sprang fauchend auf die Stelle zu, an der ich gerade eben noch stand.
Wie ein Walross landete ich neben dem Stab - wobei ich dummerweise meinen Rucksack fallen ließ -, schnappte ihn mir und stand sofort wieder auf, als auch schon Ianto angesprungen kam und versuchte, mich zu beißen. Sofort hielt ich den Stock vertikal in sein Maul. Er wollte zuschnappen, kam jedoch nicht weiter, als das Stück Holz ihm erlaubte.
,,Uffff!", machte ich, als ich endlich erfuhr, wie schwer er war, als er (oder sie, ich war jetzt zu beschäftigt, um zu gucken) sein Gewicht gegen mich stemmte und ich entgegenwirkte. Die Zähne fest zusammengebissen und mich heftig gegen Ianto gestemmt hielt ich ihm überraschender Weise stand.
So verharrten wir einige Sekunden.

Mein rechtes Bein rutschte leicht zurück und stieß gegen einen kleinen Stein, der zurückrollte und plötzlich verschwand. Ich hätte Freudensprünge machen können, als ich merkte, dass das Portal endlich offen war, doch ich war damit beschäftigt, nicht von einer eigentlich ausgestorbenen Raubkatze massakriert zu werden.

Ich grinste und blickte Ianto ein letztes mal in seine wilden Augen. Kurz darauf, als Ianto schon den Stock durchbiss, stieß ich mich nach hinten, wobei Iantos aufgestemmtes Gewicht eine Hilfe war, und landete auf hartem Asphalt. Ich wusste gar nicht, wie mir geschieht, denn gerade als ich auf dem Boden aufkam, wurde ich mit etwas warmen, leicht dickflüssigen vollgespritzt, wodurch ich erstmal erschrocken zusammenzuckte und meine Augen schloss. Die ganze Ladung was-auch-immer verteilte sich auf sämtlichen Stellen meines Körpers. Ich öffnete angewidert den Mund, als ich einen eisernen Geruch wahrnahm. An mir runterschauend öffnete ich die Augen und stellte fest, dass ich mit Blut vollgespritzt war. Dann schaute ich auf, zu der Stelle vor mir, wo vor einigen Sekunden das Portal gewesen sein muss und hüpfte fluchend auf.
,,Heilige Mutter Maria!", schimpfte ich trotz meines Daseins als Atheistin und starrte auf den abgetrennten Säbelzahntigerkopf vor mir.

Notiz an mich selbst: Tierblut schmeckt nicht, Vorallem kein Säbelzahntigerblut.

,,Der Dude hat's wohl nicht mehr rechtzeitig geschafft.", schmunzelte ich und wischte mir das Blut halbwegs vom Gesicht, doch das Blut in meinen Haaren und auf dem Rest des Körpers blieb.
,,Das heißt also toter als tot, wenn man bedenkt, dass du ja vor Millionen Jahren tot sein solltest."
Ich lachte kurz bei dem Gedanken, einen Passanten bei meinem Aussehen aus Spaß zu fragen, ob er ein Tampon hätte. Das Gesicht wäre unbeschreiblich.
,,Wieso habe ich dich nicht einfach vereist?", fragte ich dem Kopf vor mir, als mir endlich ein einfacher Rettungsplan einfiel.
Wieso hatte ich das denn nicht getan?
Weil du dumm bist.
Auch wieder wahr.
,,Na ja, viel Spaß dir im Jenseits oder was auch immer da ist.", meinte ich Schultern zuckend und schaute mich um.
Dem Anschein nach, war ich in Wichita, das war in der Nähe von Lawrence. An dieser Stelle war ich mal auf einer Klassenfahrt. Lustiger Zufall.
,,Na wenigstens nicht allzu weit.", murmelte ich und lief müde den menschenleeren Park entlang.
Na ja, fast menschenleer, denn einige Minuten später kam mir schon einsamer Jogger entgegen, der mich mit weit aufgerissenen Augen anglotzte und geschockt stehen blieb.

Ich wollte gerade fragen, was los sei, als ich mich daran erinnerte, das ich mit Blut bedeckt unter einer Straßenlaterne stand, während mir meine Haare teilweise in das Gesicht hingen.
Er atmete laut ein und trat einen Schritt zurück.
Ich hingegen tat das erstbeste, was mir einfiel.
Ich starrte ihm tief in die Augen, während ich langsam ein gruseliges Grinsen aufsetzte. Kurz darauf fing ich an, laut und durchgedreht zu lachen. Der Mann wimmerte vor mir kurz. Ich hörte abrupt auf zu lachen und blickte ihm wieder todernst in die Augen.
,,Du bist der nächste.", sprach ich mit dunkler, rauen Stimmer. Der Jogger stieß einen erschrockenen Laut von sich und machte in Fullspeed auf Absatz kehrt. Ich blickte noch kurz dem Mann nach, konnte mich dann nicht mehr lange halten und prustete los.
,,Das...war...genial!"
Grinsend klopfte ich mir auf die Schulter und lief weiter den Weg entlang.

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Wieder vergingen einige Minuten, als ich von oben ein Zischen vernahm und gen Himmel blickte. Ein Glück, dass die Straßenlaternen alles erhellten. Über mir flog etwas rot, goldenes entlang und landete einige Meter vor mir in Superheldenlandung. Iron Man richtet sich auf, klappte seinen Helm hinunter und blickte mich mit einem fragenden, aber auch 'You're grounded'-Blick an. Dazu verschränkte er noch seine Arme unter seiner Brust.
,,Ich habe viele Fragen.", meinte er, eine Augenbraue angehoben.
,,Du meinst, wieso ein Säbelzahntigerkopf hier im Park rumliegt?"
Er schaute überrascht und ließ seine Arme sinken, seine Stirn in Falten gelegt.
,,Was...Nein, warte-"
Ich schüttelte den Kopf und hob den Finger, um ihn zu unterbrechen.
,,Nein, ich habe eine wichtigere Frage, die für jeden für Bedeutung ist. Bei dieser Landung, die du eben hingelegt hat entstehen um die 200 KiloNewton Kraft. Wie kommt es, dass der Boden unter die keinen Krater bekommt?"
Er zog die Augenbrauen zusammen, während ich sah, dass viele Shieldagenten aus den Büschen hervortraten und mich umzingelten, ihre Waffen erhoben.
,,Du tauchst nach Tagen wieder hier auf, mit Blut bedeckt, bist auf der Flucht und deinen Angaben nach gammelt dort irgendwo ein Säbelzahntigerkopf herum und deine einzige Frage ist, wieso bei meiner Landung keine Krater entstehen?"
Ich zuckte unschuldig mit den Schultern.
,,Nach Kyle Hill soll so eine Landung dafür geschaffen sein, einen zu zerstören.", murmelte ich. Tony schüttelte seufzend den Kopf.
Plötzlich landete Thor neben Tony und lief auf mich zu. Er machte zwei moderne Handschellen um meinen Arm und blickte mich leicht besorgt an.
,,Thalia, ist das dein Blut?", fragte er mich und hob mit seinen Fingern meinen Kinn an. Ich schmunzelte.
,,Wie wäre deine Reaktion, wenn ich ja sagen würde?"
Tony schüttelte den Kopf, klappte seinen Helm wieder hoch und lief auf mich zu. Er packte mich am Arm.
,,Zuerst bringen wir dich zu Shield, dann verhören wir dich.", sprach er
,,Yay!", kommentierte ich sarkastisch enthusiastisch.

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Das erste Kapitel, wo Thalia mit dem Autor redet ^^
Was denkt ihr, was wird geschehen?

~ManiacLaughter

P.S.: Ich weiß durch Kyle Hill wirklich, wie ich gegen einen T-Rex ankommen kann.

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