20.) Abflug vor dem Grauen (Chibs)
20.) Abflug vor dem Grauen (Chibs)
"Was machst du beruflich?" Fragte ich Nadia. Die Frage wollte ich eigentlich schon immer stellen, aber irgendwie bin ich nie dazu gekommen.
"Geh aufs College." Sagte sie mit einem komischen Unterton.
"So schlimm?" Hakte ich nach.
"Geht eigentlich."
"Und was studierst du?"
"Medizin."
"Wow." Sagte ich beeindruckt. Ehrlich. Wow. Meine große Tochter, will Ärztin werden. Stolz lächelte ich. "Das ist wirklich großartig."
Nadia nickte und blickte komisch. "Denkst du das ist das richtige für dich?"
Ich wurde das Gefühl nicht los, dass es ihr keinen Spaß mehr machte. Oder war da ein anderer Grund.
"Es macht mir Spaß. Aber Mama denkt, ich habe Urlaub..."
"Urlaub?" Fragte ich und hob skeptisch die Brauen.
"Ja, aber ich wurde eigentlich nur suspendiert... Okay, ich wurde rausgeschmissen."
Mir fiel die Kinnlade runter und konnte es mir nicht verkneifen zu fluchen. "Verdammte und verfickte Scheiße. Wieso das denn?"
"Kannst du laut sagen. Ich wollte nur meine beste Freundin vor ihrer Ex-Freundin verteidigen. Hab mir diese Hure von Brittany an den Haaren geschnappt und ihre Fresse in die Toilette des Hausmeisters gedrückt. Und alle wussten, was er für Dinger ablässt..."
"Mensch Nadia." Sagte ich. "Ich kann verstehen, dass du deine beste Freundin beschützen wolltest. Es war auch sehr Weise, die schlimmste Toilette zu nehmen..." Jesus, ich musste mich wirklich zusammenreißen um nicht zu lachen. "Aber Gewalt ist keine Lösung."
"Du bist in einem MC, Dad."
"Das ist was anderes. Mir ist sowieso nicht mehr zu helfen." Schmunzelte ich. "Ich will nicht das du wie ich wirst. Oder schlimmer, wie Tig."
Nadia nickte. "Okay."
"Aber das ist merkwürdig, dass du nach so was runter geflogen bist."
"Wurde schon abgemahnt." Gab Nadia zu.
Ich atmete tief aus. "Wieso?"
"Das eine Mal wurde ich beim Kiffen erwischt. Die Ausrede, dass ich grauen Starr habe, hatte nichts gebracht."
Ich konnte nicht anders, als zu lachen. Wie ähnlich kann sie mir denn noch sein? Shit.
Nadia grinste nur.
"Und das andere Mal?" Hakte ich weiter nach und trank vom deutschen Bier namens Radeberger.
"Ich... Das ist so peinlich und beschämend, das kann ich meinen Vater wirklich nicht antun."
"Ich geh einfach mal vom schlimmsten aus." Sagte ich.
"Hmm." Murmelte Nadia nur und trank auch vom Bier.
"Keine Andeutung?" Hakte ich nach, weil ich's dann doch wissen wollte. Auch wenn es mich verstören könnte.
Nadia schüttelte beschämend ihren Kopf.
Gleichzeitig fuhren wir beide zusammen, als wir draußen das zuschlagen einer Autotür wahrnahmen.
Nadia war aufgesprungen und schob die Gardine bei Seite.
"Verdammt. Das ist Ma... Sie hat die Harley entdeckt... Fuck. Ist die sauer. Und jetzt stürmt sie auf die Tür zu."
Sie hörte sich wie ein Sportkommentator an der vor Spannung platzen würde.
Die Tür sprang auf und knallte wenige Sekunden wieder zu.
Nadia hatte sich umgedreht und dann stand auch schon Nora in der Küche.
Verdattert blickte sie auf den Tisch, konnte nicht fassen, dass ich hier war und mit meiner Tochter Pizza aß und Bier trank, als wäre das eine übliche Szene. Aber noch fassungsloser wurde sie, als sie in das Gesicht ihrer Tochter blickte.
"Was? Verdammt, was ist passiert?" Rief Nora panisch und stürmte auf ihre Tochter zu. Sie packte sie mit den Fingern im Gesicht.
"Das war nur eine kleine Auseinandersetzung." Sagte Nadia.
Nora biss die Zähne aufeinander.
Dann drehte sie sich zu mir. Ich war aufgestanden und stand regungslos da.
"Was ist passiert, Filip!" Schrie Nora mich an und schubste mich zurück.
"Nadia, hatte eine Auseinandersetzung mit einer anderen Tusse. Aber das war bevor sie nach Charming gekommen war..."
"Ja." Warf Nadia ein. "An einer Tankstelle. Die hätte mir fast den Arsch abgefahren. Die Frau war dicht wie sonst was."
Nadia stellte sich zwischen mich und ihrer Mutter- blickte zu ihr.
Nora schaute an ihrer Tochter vorbei direkt zu mir. Ihre grünbraunen Augen bohrten sich in meinem Gesicht fest. Sie war gealtert, aber sah noch jung aus. Und sie war genauso hübsch wie früher.
Nora blickte wieder zu ihrer Tochter. "Und ihr lasst euch keine Lüge einfallen, damit ich nicht an die Decke gehe?" Sagte sie sauer.
"Das ist die Wahrheit, Mom."
"Tut mir leid." Sagte sie und drückte ihrer Tochter mit Tränen in den Augen einen Kuss auf die Stirn. "Aber das ist verständlich, dass ich mich so aufrege. Ihr sitzt einfach da. Habt Pizza gebacken, trinkt Bier. Als wäre das das normalste auf der Welt."
"Das ist verständlich." Sagte ich.
Aber Nora ignorierte mich.
"Es tut mir leid. Es tut mir einfach nur leid." Murmelte Nora immer wieder.
"Ist okay." Versicherte Nadia ihrer Mutter. Nora drückte Nadia bei Seite und verließ eilig die Küche.
"Mom!" Rief Nadia hinter her und ging ihr nur bis zur Küchentür hinterher.
Dann drehte sie sich seufzend zu mir.
"Warum gehst du nicht hinter her?" Fragte ich sie.
"Glaub mir es ist besser sie jetzt in Ruhe zu lassen." Sagte Nadia. Ich nickte. "Ich sollte zum Hotel. Sehen wir uns morgen?"
Ich machte mir die Schürze ab und hang sie zu der von Nadia hinter der Tür an einem Haken.
Nadia nickte. "Klar." Sagte sie. "Ich hol deine Tasche."
Ein leichtes nicken kam von mir und Nadia war aus der Küche gelaufen. Ich schnappte mir mein Bier und haute es einfach ganz weg. Dann stellte ich die Flasche wieder ab.
Ich trat in den Hausflur und Nadia kam mit meiner Tasche, die Treppen herunter.
"Hier." Sagte sie und hielt sie mir hin.
"Danke." Sagte ich. "Ich denke es ist besser, wenn du deiner Mom das mit dem College erzählst."
"Jetzt ist nicht gerade der richtige Zeitpunkt." Sagte Nadia.
"Sag es ihr einfach. Bevor sie dahinter kommt."
Ich drückte Nadia einen Kuss auf die Wange und war damit nach draußen verschwunden.
Die Tür fiel hinter mir zu, als ich meine Harley ansteuerte.
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