[ XXX - Jungfrauen & Abschlusskleider ]
[ XXX - Jungfrauen & Abschlusskleider ]
„Der Sommerball ist für uns dass wichtigste Event überhaupt, June", redete Lydia vor dem Unterricht auf mich ein. Ich hatte ihr gesagt, dass ich nicht gerade der Fan von Bällen war und ich auch nicht unbedingt Lust darauf hatte. „Ich bin die die im Komitee, für den Ball das sagen hat und ich hab alles geplant und mich abgemüht, also bitte ich dich, June, dass du auch zum Ball gehst."
„Also, Bitten kann ich nicht abschlagen", sagte ich nachdenklich und kaute auf meiner Unterlippe herum.
„Von Lydia Martin ganz sicherlich nicht", stellte Lydia klar. „Ist das jetzt ein „Ja", oder muss ich dich verprügeln?"
„Ich werde zum Ball gehen, ja."
„Super, dann kannst du ja nachher mit uns in die Mall kommen."
„Uns?"
„Die Neue? Allison. Dann werden wir nach unseren Ballkleidern gucken und hoffentlich auch welche finden."
„Yippie."
„Mag zwar sein, dass du kein Fan von Bällen bist, aber wenn du auf meinem Ball warst, dann willst du das nur noch erleben."
„Glaubst du, ja?", fragte ich belustigt.
„Ich weiß es", sagte sie und zog mich in die Klasse.
„Hat dich schon Jemand gefragt?", fragte Stiles mich.
„Nee."
„Okay, uhm, was ich dich fragen wollte..."
„Gehst du mit mir zum Ball?"
Stiles und ich blickten gleichzeitig hoch und direkt zu Isaac, der neben mir stand.
Verdutzt blickte ich Isaac an. „Du willst zum Ball?"
„Ja, aber nur mit dir", meinte Isaac. „Gehst du mit mir? Ja, oder nein?"
„Ja, klar, hört sich gut an", nickte ich.
„Na prima", sagte Isaac und setzte sich auf seinem Platz.
Stiles seufzte nur. „Ich wollte dich gerade fragen, ob du mit mir dahin gehst", murmelte er.
„Oh... das tut mir leid, Stiles."
„Kann man nichts machen. Wer zu erst fragt, hat eben Vorrang."
„Jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen."
„Brauchst du nicht. Ich finde schon ein Mädchen, was mit mir zum Ball geht. Was schwierig wird, weil fast alle schon ein Date haben."
„Frag doch Sue Heck", meinte ich. „Aus zuverlässiger Quelle habe ich erfahren, dass sie noch kein Date für den Ball hat."
„Du meinst diese Blitzableiter-Fresse?"
„Blitzab-was?", fragte ich und legte die Stirn in Falten.
Stiles lehnte sich nach vorne. „Die hat mehr Draht in ihrer Fresse, als Zähne, June. Was ist, wenn die mich küssen will und mir mit ihrer Spange mein ganzes Zahnfleisch aufreißt?"
„Das wird nicht passieren und auch hier weiß ich, dass ich aus zuverlässiger Quelle weiß, dass Zahnspangen kein Zahnfleisch aufreißen. Sonst würde sie doch auch mit blutender Fresse durch die Schule laufen, oder meinst du nicht."
„Hm", machte Stiles und schnitt eine Grimasse. „Ich komme mir halt nur wie der größte Loser vor. Scott geht mit der Neuen. Lydia mit Jackson und du mit Isaac. Wer bleibt da noch mir? Danny, oder was?" Er lehnte sich weiter nach vorne. „Weißt du was ich eigentlich vorhabe?"
„Du wirst es mir aber jetzt sagen, oder?"
„Ja, werde ich", nickte er.
„Auf Schulbällen passiert halt viel, womit man nicht rechnet und weißt du ich dachte, dass ich da endlich was hinter mir lassen kann. Deshalb wollte ich eigentlich mit dir zum Ball gehen."
„Du willst dich wieder volllaufen lassen und wieder mit mir rummachen, oder was?"
„Naja, June, eigentlich wollte ich..."
„Haltet einfach eure Klappe. Mir gefällt es auch nicht, dass ich hier bin und für Jackie Chan die Vertretung machen muss", meckerte Mr. Finstock herum, als er die Klasse betrat. „Stiles hier vorne spielt die Musik."
Stiles drehte sich nach vorne, nachdem er meinte, dass er später mit mir darüber reden will. Ich blickte zu Finstock, der sich genervt auf dem Platz setzte und uns anblickte. „Herrgott, was guckt ihr mich alle so an, als wäre ich dafür gemacht hier zu Unterrichten. Ich hab eh keine Ahnung von Mathe. Macht meinetwegen eure Hausaufgaben die ihr vergessen habt und ich versuche jetzt endlich den achten Orden zubekommen, um die nächste Karte freizubekommen."
„Spielen Sie wirklich Pokémon?", fragte Jackson.
„Ist das verboten?", stellte Finstock die Gegenfrage.
„Nee, dass wundert mich nur, da Sie ja nicht mehr zu den Jüngsten gehören."
„Und? Ich werde auch noch in zehn Jahren Pokémon und Super Mario spielen. Und jetzt mach deine Hausaufgaben, oder zupf deine perfekten Augenbrauen, oder polier die Felgen deines Jaguars..."
„Ich fahre einen Porsche."
„Was auch immer", meinte Finstock. „Lasst mich die Stunde in Ruhe und ich lasse euch in Ruhe. Meinetwegen lackiert euch eure Fingernägel, oder macht euch eure Haare, oder sonst was, aber bitte lasst mich in Ruhe." Lydia, die ihre Hand gehoben hatte, nahm diese wieder herunter und nickte nur.
„Wenn wir machen dürfen, was wir wollen, darf ich dann kurz zum Automaten in die Cafeteria gehen, und mir Schokolade zu holen?", fragte ich.
„Geh einfach", brummte Finstock.
Erstaunt stand ich von meinem Platz auf und ging zur Klassentür. „Und ich darf wir..."
„Geh einfach, June."
Da saß ich also wieder in der Klasse, nachdem ich mir einen Zitronenkuchen und einen kalten Kakao aus dem Automaten geholt hatte. Finstock spielte immer noch auf seinem GameBoy herum, während die anderen sich mit sich beschäftigten. Einige saßen an ihrem Handy und schrieben Nachrichten, andere saßen einfach nur da und starrten die Weltgeschichte an, andere schrieben Briefchen, da wir uns nicht unterhalten durften und dann gab es Welche die wirklich Hausaufgaben machten. Ich gehörte zu den Personen, die sich nur in der Weltgeschichte umschaute, bis ich auf einmal irgendwas gegen die Schläfe geworfen bekam. Ich schnappte mir den Zettel, der auf meinem Biobuch gefallen war und faltete diesen auf.
Gleich nach der Schule Ballkleider shoppen? <3 – Lyd.
Klar, können wir machen. J
Ich knüddelte den Zettel wieder zusammen und warf diesen Lydia rüber. Diese fing den Zettel und faltete ihn auf. Dann las sie sich den durch und blickte dann nickend zu mir.
***
Nach dem Unterricht schmiss ich noch die ganzen Bücher in meinem Spind und telefonierte gleichzeitig mit meiner Tante, damit sie sich nicht wieder großartig Sorgen machen musste.
„Mit wem gehst du denn in die Stadt?", hakte sie nach.
„Lydia und Allison."
„Und wie lange dauert das?"
„Keine Ahnung, wir suchen alle nach Ballkleidern", meinte ich und verdrehte die Augen. „Das kann dauern, Lucy."
„Okay, kannst du mir dann noch einen Gefallen tun?", fragte Lucy mich.
Ich blickte neben mich und sah Stiles, der neben mir stand und mich ungeduldig anblickte.
„June!", polterte meine Tante los. „Hast du mir zugehört?"
„Schreib mir eine SMS!", fauchte ich in den Hörer und legte auf. Dann blickte ich zu Stiles und machte mein Spind wieder zu. „Bist ja noch da. Wo ist denn Scott?"
„Irgendwo mit Allison. Ich denke, dass passiert, wenn dein bester Freund die erste Freundin hat. Für ein paar Wochen ist der beste Freund Luft."
„Das ist blöd", bemerkte ich und schaute mich auf dem Flur nach Lydia um. Doch ich fand die nirgends auf dem ersten Blick.
Dann blickte ich wieder zu Stiles. „Was meintest du eigentlich mit vorhin, als du gesagt hast, dass auf Schulbällen irgendwas immer passiert und du das hinter dir haben willst."
Stiles lehnte sich nach vorne und blickte mich an. „Laut Studien sind Schüler an dem Tag ihres Schulballes Aktiver im sexuellen Sinne." Ah, das erklärt einiges. „Ich bin sechszehn und ich hab kein Bock als ewige Jungfrau zu enden. Deshalb wollte ich mit dir da hin, um..."
„Wow, Stiles", warf ich ein. „Mal eine Frage." Er schaute mich an. „Hast du irgendwie Gefühle für mich?"
„Ja."
„Ja?"
„Freundschaftliche. Wieso?"
„Wieso dann ich?"
„Du bist attraktiv für dein Alter und du hast in den letzten Jahren ziemlich aufgeholt. Du gehörst zu der Sorte, Attraktiv und nicht Dumm."
„Nur weil ich angeblich gut aussehe, oder was?"
„Angeblich?", Stiles schnitt eine Grimasse. „Selbst Jackson hat in der Kabine gesagt, dass er dich auch attraktiv findet und sogar mit dir gehen würde, wenn du nicht so minderbemittelt mit Menschen umgehen würdest..."
„Hat er das?"
„In der Kabine kurz vorm Training. Und selbst Danny sagt, dass er für dich sogar wieder Heterosexuell werden würde, wenn du eben nicht so ein Loser bist und dich so komisch kleidest."
„Wie kleide ich mich denn?"
„Naja, so normal. Immer Jeans und T-Shirt und Sneakers."
„Gut zu wissen, über was ihr alles redet."
„Glaub mir, ich habe gerade nur das harmloseste erzählt, was da über euch geredet wird." Dann hielt er wieder inne. „Könntest du es dir trotzdem nicht vorstellen, mit mir, du weißt schon, auch wenn du mit Isaac zum Ball gehst?"
„Du stirbst nicht, wenn du Jungfrau bist, Stiles", sagte ich. „Sonst wäre ich auch schon tot. Und Herrgott noch mal. Mach dir da nicht so einen Druck und hebe dich doch einfach für die Richtige auf...", unterbrach ich Stiles, damit er mich gleich wieder unterbrechen konnte.
„In dem Fall bist du die Richtige dafür..."
„Ich meinte damit, die Richtige in die du auch verliebt bist und nicht nur, weil die anderen Jungs und dein bester Freund, über Mädels rüberrutschen und du das jetzt auch musst."
„Hm, okay, mag sein. Aber es nervt mich. Die reden darüber und ich kann da nicht mitreden. Argh. Ich will doch einfach nur in meinem Leben endlich Sex haben. Ich flippe aus. Ich meine, irgendwer will doch auch Sex haben. Gibt es denn keinen, der mit mir schlafen will!"
„Was auch immer du genommen hast, Stilinski, du nimmst davon einfach zu viel", hörte ich Finstock im Vorbeigehen sagen. „Und eine Jungfrau muss sich immer Opfern. Und in dem Fall bist du das Opfer."
Stiles konnte froh sein, dass der Schulflur nach Schulschluss eh immer leer war und wir hier die einzigen waren, sonst wäre das ziemlich peinlich für ihn geworden. Okay, das war auch schon ein wenig peinlich.
„Wie gesagt, du stirbst nicht, Stiles", sagte ich aufmunternd. „Außerdem ist das cool, wenn man „es" noch nicht hatte. Und irgendwann ist da schon die Richtige und dann kannst du auch angeben."
„Joah", brummte er.
„Und ich muss jetzt los. Lydia und Allison warten sicherlich schon draußen..."
„June, wo bleibst du denn!", rief Lydia nach mir. Ich drehte mich zur Tür, wo Lydia schon ungeduldig auf mich wartete. Neben ihr stand ein braunhaariges Mädchen, mit kantigem aber hübschem Gesicht, die ebenfalls in meine Richtung blickte.
„Ja, wenn man vom Erdbeerigen und schmollmündigen Teufel spricht. Bis Morgen, Stiles."
„Ja, bis Morgen", sagte dieser nur.
„Ist der Typ dein Freund?", fragte Allison mich, nachdem ich zu den beiden nach draußen kam.
„Stiles? Nein", meinte ich. „Wir sind nur gute Freunde. Und außerdem ist Stiles der beste Freund von Scott?"
„Oh, dass ist dieser Stiles. Ich weiß auch nicht, was er hat. Aber immer, wenn Scott sagt, dass er mich kennenlernen soll, hat er nie Zeit, oder springt aus dem Fenster."
„Das passiert, wenn der beste Freund auf einmal eine Freundin hat..."
„Ist er eifersüchtig?", fragte Allison mich.
„Er fühlt sich wie das dritte Rad am Wagen. Klar hat man dann auch nicht gerade Lust auf ein Treffen zu Dritt."
„Das erklärt wieso du auch immer zu mir „nein" sagst, wenn ich dich frage, ob du etwas mit Jackson und mir unternehmen möchtest."
Ich blickte zu Lydia. „Weil ihr auch nie die Finger voneinander lassen könnt."
„So übertrieben sind Jackson und ich auch nicht."
„Ja, und ich bin der Papst", sagte ich und schnitt eine Grimasse. „Habt ihr eigentlich schon mal darüber nachgedacht, was für ein Kleid ihr haben wollt?"
„Ich hab meins schon im Aushang entdeckt", schwärmte Lydia.
„Etwas Schlichtes und du?"
„Ich habe absolut keine Idee, wie das Kleid aussehen soll."
„Das werden wir schnell ändern", sagte Lydia.
„Und dieser Stiles ist echt nicht dein Typ?", fragte Allison mich, als wir uns durch die vielen Kleider suchten. Lydia hatte sich das Kleid, wir durften es noch nicht sehen, geschappt und war mit der Verkäuferin in eine der Umkleideräume verschwunden.
„Nein, absolut nicht."
„Wieso das denn nicht?"
Ich blickte zu Allison. „Man merkt, ob jemand dein Typ ist, wenn da irgendwie ein Funke ist. Nicht dieser Funke, wo man sich verliebt hat. Man merkt es einfach, ob er dir in dem Sinne als Schwarm passt oder nicht. Bei Stiles sind da einfach nur freundschaftliche Gefühle, auch wenn er echt eine liebenswürdige Art an sich hat."
„Das meinte Scott auch so in Etwa. Merkwürdig aber liebenswürdig", meinte Allison. „Und was ist so dein Typ?"
„Momentan ist er mir noch nicht über den Weg gelaufen."
„Was ist mit diesem Isaac. Ich meine, ihr beiden geht doch zum Ball."
„Ja, wir gehen zum Ball. Ich hab einfach „Ja" gesagt, weil ich eh wusste, dass mich dann niemand weiter fragen wird."
„Okay", meinte Allison. „Was hältst du von diesem Kleid?" Sie zog ein Kleid hervor und hielt es an sich heran.
„Willst du gesehen werden, oder nicht?", stellte ich die Gegenfrage, als ich das Kleid sah. Wer kam bitte schön auf die Idee, ein neonorangenes Kleid mit Tarnmuster-Ärmeln zu nähen und das auch noch verkaufen zu wollen?
„Ich finde das cool."
„Lydia würde dich jetzt mit dem Kleid erdrosseln", sagte ich und hang das Kleid wieder weg. „Such weiter, es gibt hier sicherlich ein Schönes."
„Nein, nein, ich probiere das an", bemerkte Allison und nahm das Kleid wieder vom Ständer. Ich blickte sie nur verdattert an. „Du weißt schon, dass du dann wie eine Pylone in einem Tarneinsatz aussiehst?"
„Wir sollen da auffallen", meinte Allison trotzig. „Und damit werde ich auffallen."
„Hoffen wir mal, dass Scott dich in diesem Kleid nicht abserviert."
„Er liebt mich mit all meinen Macken und Kanten."
„Kanten, ist das auf dein Gesicht bezogen?", murmelte ich.
„Was?"
„Was?", fragte ich ebenfalls. „Lydia, bist du da bald mal fertig?"
Ich ging in Richtung Kabinen und wäre vor Schreck fast aus dem Laden gelaufen.
„Und wie sehe ich aus?", fragte sie mich.
„Hast du dich in Klebstoff gewälzt und dann in einem Pool voller grüntöniger Tüllfetzen geschmissen?", platzte es aus mir heraus, als ich das grüne Grauen vor mir sah, was Lydia verschlang.
„Nein, du Witzbold", sie verdrehte die Augen. „June, das Kleid ist von Alexander McQueen. Ein Original. Das hatte Lady Gaga zu den Oscars an."
„Ah, okay."
„June, wir sind in einem der besten Second Hand Läden in Beacon Hills. Wenn du deine Augen offen hältst, findest du hier sicherlich noch ein wunderschönes Oscar-Kleid."
„Ich finde, die Grüntöne passen perfekt zu ihrer Haarfarbe", sagte Allison.
„Danke schön", sagte Lydia. „Hier, wie Allisons Auswahl zum Beispiel", sie zeigte auf Allisons Kleid. „Dieses Kleid hat Katy Perry getragen. Es muss zwar angepasst werden, aber dann wird sie perfekt aussehen. Und dir suchen wir auch gleich eins aus."
„Ah, dann bekomme ich sicherlich das fleischige Outfit von Miss Gaga?"
„Du bist doch keine Vegetarierin, oder?"
„Nein, aber ich werde sicherlich ein besseres Kleid finden."
„Herausforderung angenommen. Wir suchen je ein Kleid für sie raus und die Mitarbeiter bestimmen, welches zu ihr passt."
Ich verdrehte die Augen und da ich den beiden keinen Spaß versauen wollte, ließ ich das mal mit mir machen.
Gemeinsam mit Brad, den homosexuellen Verkäufer, stand ich in der größten Kabine und blickte das Kleid von Lydia an. Es war ein silberneres Paillettenkleid mit Schulterpolstern, wie, so wie es Brad fangirl-mäßig erwähnt hatte Cher zu den Oscars trug.
„Musst du genauso kotzen, wie ich?", fragte ich Brad.
„Beleidigst du gerade Cher's Auswahl an Kleidung, Schätzchen?", fragte er mich.
„Ich rede von den Schulterpolstern. Da hinter können sich sämtliche Planeten unseres Universums verstecken."
„Anziehen."
„Oder noch besser. Ich spare mir dann die Airbags im Auto, wenn ich das Kleid anziehe."
„Mädchen, zieh es an und hör auf zu meckern. Wenn Menschen anfangen zu meckern, fange ich an zu schwitzen. Fange ich an zu schwitzen, verläuft mein gesamtes Makeup. Verläuft mein ganzes Makeup, fange ich an zu weinen. Und fange ich an zu weinen, hält der Kunde mich für geistig nicht anwesend und verlässt ohne zu kaufen den Laden. Zieh. Es. An. Und sei Cher. Fühle Cher."
„Erleide fast einen Erstickungstot wie Cher."
Er drückte mir divenhaft das Kleid in die Hand und ich runzelte nur die Stirn. Dann fügte ich mich mal meinem Schicksal. Nachdem Brad mir dann auch noch passende Schuhe dazu gab, hätte ich gekotzt. Es waren silberne Pep-Toes mit einem fetten fluffigen Bauscheding.
„Ah, sei eine Hausfrau und Diva in einem Schuh und spiele gleichzeitig noch mit der Katze", sagte ich.
Brad klatschte hektisch in die Hände. „AN-ZIE-HEN!", hauchte er mir ins Ohr. Ich fuhr zusammen und zog einfach das Kleid an und dann schlüpfte ich in die Schuhe.
„Sieht sie nicht bezaubernd aus", freute sich Brad, als ich dem widerlichen Outfit, aus der Kabine kam. Ich sah nichts, da mir die Schulterpolster die Sicht versperrten und Luft bekam ich auch nicht sonderlich, sonst atmete ich pailettenbesetzte Schulterpolster ein.
„Hm, wundervoll", sagte ich und versuchte mich im Kleid zu drehen, um ja schnell wieder in der Kabine zu verschwinden.
„Sieht aus als hätte June einen Pferdearsch in dem Kleid, nein", sagte eine der Verkäuferinnen. Ja, die Verkäuferin Shawneque. Der Name sagte doch alles, oder? Ja, sie kam aus dem übelsten Compton-Ghetto in Los Angeles und war irgendeine der vielen Töchter von Ice Cube, diesen Rapper.
„Pfff", machte ich.
„Das war keine Beleidigung. Das war ein Kompliment, Kleines", sagte sie. „Mit den Hintern könntest du den Welthunger in Afrika stillen und das für ein minderjähriges Stück Weißbrot. Respekt, Bitch."
„Jo, Bitch", gab ich zurück.
„Wie hast du mich gerade genannt, Bitch?", fragte sie mich zickig.
„Uhm", meinte ich und versuchte eine Erklärung zu finden.
„Wenn ich dich Bitch nenne, ist das erlaubt, dass ich dich Bitch nenne. Ich nenne alle Bitch, wenn ich Respekt vor der Bitch hab. Sei es ob die Bitch einer anderen Bitch das Leben gerettet hat, oder ob die Bitch für eine Weiße-Bitch, einen ziemlich fetten Hintern hat, Bitch. Aber, Bitch, ich lasse es nicht zu, dass mich irgendeine Bitch, Bitch nennt. Sonst bitcht es hier gleich was, verstanden Bitch?"
„Aight", sagte ich.
„Oh Bitch!", rief sie. „Jetzt komm mir nicht mit der Black-Bitch-Numma, du Bitch."
„Shawneque, geh Klebestift schnuppern, damit du wieder runter kommst", meinte Brad. „Eure Meinung zu dem Kleid, außer dass sie ein Pferdearsch hat?"
„Das macht sie blasser, als sie eigentlich ist", bemerkte eine andere Verkäuferin. Sara. „Und das Pink von dem Schulterpolstern. Nee, ein anderes Kleid."
„Meine Meinung, nur Cher kann Kleider für Cher tragen", meinte Brad. „Und ich natürlich." Er kicherte verrückt und schob mich zurück in die Kabine. „Allison, dein Kleid!"
Was soll ich sagen. Selbst Allisons Kleid, war nicht gerade schön, aber immer hin noch besser als Lydias Auswahl. Ich hatte das Gefühl, dass sie mich einfach nur verarschen wollten. Es war knallpink und hatte so viel Tüll im Unterrock, dass ich befürchten konnte, dass mich irgendeine verzauberte Nanny, als Flugutensil missbrauchen könnte. Dazu noch weiße Ballerina. Wenigstens waren diese einigermaßen normal.
„Wow, naja, nein", meinte Sara. „Das macht sie ja noch blasser."
„Okay, das hieß „nein". Dann bin ich mich mal wieder umziehen", ich drehte mich um und verschwand in der Umkleidekabine.
„Na gut, dann das nächste Kleid", sagte Brad.
„Ich muss mir noch eins raussuchen", sagte ich und blickte zu Brad.
„Nee, das hat sich erledigt", hörte ich Lydia sagen. Sie hielt mir einen Wäschebügel mit einem dunkelroten Kleid in die Kabine.
„Lydia, ich muss mir eins aussuchen. Nicht schon wieder du."
„Ich hab's nicht ausgesucht."
„Dann war..."
„Allison auch nicht", brummte sie. „Keiner von uns Anwesenden. Na gut, die Person war anwesend, ist jetzt aber auch wieder abwesend. Zieh an."
Irritiert nahm ich das Kleid an und war verblüfft, das dieses Kleid ziemlich meinen Geschmack getroffen hatte.
„Oh mein Gott, June, wow", sagte Lydia.
„Wow? Das ist alles? Das ist doch mindestens ein Wow-Bitch", meinte Shawneque.
„Wie fühlst du dich?", fragte Brad mich.
„Irgendwie gut. Ich fühle mich wohl."
„Nur wohl!? Ich glaub mir fällt eins meiner angeklebten Eier ab. Dann ist das das falsche Kleid."
„Nein, dass ist das richtige Kleid. Ich nehm's."
„Das hat Jessica Alba bei der Premiere von „Fantastic Four" auch gesagt."
„Welche nicht anwesende Person hat sich das Kleid ausgesucht?", fragte ich Lydia.
„Ich denke, dass wirst du sicherlich noch erfahren", grinste sie. „Gehen wir zur Kasse. Nachdem wir Schuhe für dich gefunden haben. Okay, bei dir reicht einfach nur was einfaches. Wow."
„Miss Pferdearsch rockt das Kleid."
„Nee, jetzt im Ernst, wer hat sich das Kleid ausgesucht?", fragte ich die beiden, als wir in der angrenzenden Eisdiele Eis futterte. Ich war froh über das Spaghetti-Eis, aber platzte vor Neugier, wer denn jetzt dieses Kleid ausgesucht hat.
Lydia grinste nur und blickte auf die Straße. „Wer weiß, wer weiß", sagte sie und zeigte mit dem Zeigefinger auf die Straße. Ich drehte mich im Stuhl und blickte auf den mattschwarzen Camaro der gerade über die grüne Ampel fuhr. Derek!?
„So und jetzt erzählst du mir mal, was genau zwischen euch beiden läuft", forderte Lydia mich auf.
„Wir sind nur gute Freunde."
„Freunde mit Vorzügen?", hakte Lydia begeistert nach.
„Nein, wir sind nur Freunde."
„Wie habt ihr euch kennengelernt?"
Konnte ja wohl schlecht sagen, dass er irgendwo im Wald in einem fast abgebrannten Anwesen lebt, also dachte ich mir eine kleine Ausrede aus. Okay, oder doch nicht. „Durch Scott und Stiles."
„Allison, du weißt gar nicht wie gut der Typ aussieht", meinte Lydia. „Ich hab ihn schon mal in diesem Auto gesehen- mit June natürlich. Muskulös, groß, schwarzes gestyltes Haar, müsste etwas älter als June. Den würde ich auch nicht von der Bettkante stoßen."
„Wieso machst du dich nicht einfach an ihn ran?", fragte Allison mich.
„Ich wüsste nicht wie ich das anstellen sollte."
„Also besteht von deiner Seite Interesse an diesem Typen?"
„Schlecht sieht er ja nicht aus", sagte ich und nahm einen Löffel von meinem Spaghetti-Eis.
„Färben sich da etwa deine Wangen rot?", fragte Allison mich.
„Die Färben sich immer rot, wenn ich über Jungs rede", log ich.
„Wenn wir über den Camaro-Typen reden. Wie heißt er denn?", fragte Lydia mich.
„June!"
Ja, Tante Lucy war echt überall. Ich drehte mich zu ihr und blickte sie an. „Bist du fertig?"
„Ich esse nur mein Eis auf."
„Dann können wir einkaufen gehen."
„Klar."
Tante Lucy setzte sich mit uns an den Tisch. „Hallo, Lydia."
„Hi, Lucy", begrüßte Lyd meine Tante. „Alles okay bei dir?"
„Bei mir immer. Und bei dir?"
„Auch alles gut. Wir alle drei haben unsere wunderschönen Kleider gefunden."
„Prima, dann will ich das Kleid nachher an dir sehen", meine Tante blickte zu mir und ich nickte nur. „Und wer bist du?"
„Ich bin Allison Argent. Ich bin Frischfleisch in Beacon Hills. Mal wieder."
„Hast du schon mal hier gewohnt?"
„Ja, bis zu meinem dritten Lebensjahr. Dann sind wir hier weggezogen und nun sind wir wieder hier. Zurück zu den Wurzeln."
„Schön dich kennenzulernen."
„Gleichfalls."
„Ja, wir können Tante Lucy dankbar sein, dass sie hier ist. Sonst würde June immer noch im Heim verrotten."
„Ich bin fertig", sagte ich.
„Super, dann können wir gehen", sagte Lucy und stand auf. „Hast du schon bezahlt."
„Das übernehme ich. Ich hab die beiden eingeladen", sagte Lydia.
„Danke", sagte Lucy.
„Dann sehen wir uns morgen in der Schule", meinte ich und umarmte Lydia und Allison zum Abschied.
„Wie knapp ist dein Kleid?", fragte sie mich streng, als wir im Supermarkt um der Ecke waren.
„Es ist lang genug. Keine Panik."
„Ausschnitt?"
„Nicht wirklich."
„Das werde ich ja gleich sehen und wenn das Kleid zu viel Haut zeigt, gehe ich das sofort umtauschen."
„Ist klar, Lucy."
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