[ XXIX - "Du machst mich nervös!" ]

[ XXIX - "Du machst mich nervös!" ]

Ich dachte in den zwei Tagen, nach der Beerdigung, erzählt mir meine Tante, dass sie ebenfalls ein Kanuma ist, aber sie hielt sich weiterhin bedeckt. Selbst gerade, als wir im Möbelhaus waren und neue Möbel für unser neues Apartment kauften, tat sie so, als wäre absolut alles in Ordnung.

„Was hältst du von diesem Bett?", fragte ich sie und deutete auf das King Size Bett.

„Für dich reicht doch ein kleines Bett. Für was brauchst du ein Großes?"

„Ich brauche Platz", sagte ich. „Ich will das."

„Guckst du mal auf den Preis?"

„Herrgott? Was denn?", fragte ich. „Ich hab genug vom Hauskauf und Moms Lebensversicherung. Und außerdem darfst du dir dann auch dein neues Schlafzimmer aussuchen."

Lucy blickte mich skeptisch an. „Na gut, ich fand das Schlafzimmer dahinten gut. Alles, so wie es ist."

„Gut, dann sind wir damit fertig", sagte ich. „Wohnzimmer und Küche waren ja schon eingerichtet. Dann nur die Schlafzimmer und ein paar Regale fürs Badezimmer und dann sind wir hier auch fertig."

„Was? Kein Dekokram?"

„Die Hälfte von Mom's Dekokram, habe ich verkauft. Der Rest steht mit dem anderen Zeug im Lager. Und die können meinetwegen ins leere Zimmer, die Sachen die wir nicht brauchen. Wie die Klamotten von Mama, Dad und Logan und deren persönlicher Kram. Man kann da immer noch aussortieren, was gebraucht wird und was nicht."

„Ja, gut. Aber wir kommen hier noch mal her, wenn mir das Dekozeugs deiner Mutter nicht zusagt."

„Ja", sagte ich und suchte einen Mitarbeiter. „Jetzt machen wir erstmal die Bestellung und dann fahren wir zum Heim und packen da meine Sachen zusammen."

„Du kannst es kaum erwarten..."

„Ich bin froh, wenn das Bett da ist. Die Luftmatratze halte ich nicht lange aus."

„Ach, komm", meinte Lucy. „Ich hab keine Probleme."

„Du schläfst auch auf der Couch", sagte ich und schnitt eine Grimasse.

Als wir bei dem Mitarbeiter die beiden Schlafzimmer bestellten, die Morgen nach der Schule ankommen sollten und schon mal den Betrag bezahlten, fuhr mich meine Tante wieder zum Heim zurück.

Sie unterschrieb irgendwelche Unterlagen und ich war bereits in meinem Zimmer und packte meine Sachen eilig zusammen. Ich konnte es kaum erwarten hier wegzukommen.

„Wow, du bist ja schon fast fertig", sagte meine Tante, als sie in meinem leeren Kleiderschrank blickte. „Die Hälfte ist ja schon zu Hause", sagte ich und drückte ihr eine der Reisetaschen in die Hand. Ich schnappte mir die andere und meine Zimmerschlüssel, die ich Mr. Lahey, der an der Tür stand in die Hand drückte.

„Normalerweise feiern wir Abschiede", sagte er und blickte vom Schlüssel zu mir.

„Darauf hätte ich aber nicht so großartig Lust", gestand ich.

„Zwingen kann ich dich ja nicht."

„Ich würde das auch nicht versuchen", sagte Lucy.

Nachdem ich mich von Mr. Lahey und Shorty verabschiedet hatte, fuhren Lucy und ich in unsere Wohnung. Wir beide hatten keinen Bock auf ein Haus, weil man dort zu viel putzen musste. Also entschieden wir uns für ein Apartment in der Innenstadt mit billiger Miete und genügend Zimmer. Und der größte Pluspunkt für meine Tante war, das direkt im selben Haus eine Bar war. Wie soll ich unser Apartment beschreiben? Es reichte für Lucy und mich aus.

Man fuhr mit dem Fahrstuhl hoch in den vierten Stock. Wenn man direkt das Apartment betrat, stand man in der Wohnküche. Von dort aus, ging noch ein kleiner Flur entlang, der zu den drei Zimmern und dem Badezimmer führte. Es war einfach ein perfektes neues zu Hause für meine Tante und mich und so hatten wir endlich einen Neustart. Ich hatte endlich meinen Neustart.

***

Am nächsten Tag, sollte ich sofort nach der Schule nach Hause kommen, da die restlichen Möbel aufgebaut werden sollten. Ich weiß auch nicht, aber meine Tante verstand sich ziemlich gut mit Melissa, obwohl sie mir selber sagte, dass sie Scott nicht leiden kann und deshalb durften die uns trotzdem helfen. Bei Stiles sagte sie nichts, den mochte sie. Vermutlich, weil er genauso viel Mensch wie ich war.

Aber ich hatte anderes im Sinn. Anstatt mich auf den Weg nach Hause zu machen, machte ich mich lieber auf dem Weg nach Derek, da ich unbedingt wegen der Sache mit meiner Tante mit ihm reden wollte. Aus einem Diner holte ich ein Hamburger-Menü heraus und setzte meinen Weg zu Derek weiter fort. Ich kannte den Weg zum Anwesen, wieso auch immer Inn und Auswendig. Ich klopfte an die Tür und wartete auf eine Antwort von Derek. Aber nichts.

„Derek?", fragte ich und klopfte wieder an.

Als ich Motorengeräusche hinter mir hörte, drehte ich mich um. Es hielt gerade ein mattschwarzer Camaro vor dem Anwesen und wenige Sekunden später stieg Derek aus.

„June, was machst du denn hier?", fragte er mich erstaunt und schloss das Auto ab.

„Wollte mit dir reden", sagte ich.

Er blickte mich komisch an. „Lass mich raten, du willst den Kontakt zu mir abbrechen?", fragte er mich.

„Nee", sagte ich. „Aber es geht irgendwie im meine Tante."

„Dann komm rein."

Dann saßen wir beide auf der Veranda vor dem Haus und während Derek hungrig am Essen war, erzählte ich ihm, dass ich das Gespräch zwischen ihm und meine Tante mitbekommen hatte.

„Ja, die hat nach Katzenklo gerochen", stimmte Derek dem zu. „Die ist definitiv ein Kanuma und das passt mir nicht, dass du mit ihr zusammenwohnst. Die verwandeln sich bei Vollmond und was ist dann? Dann reißt die dich in Stücke, wenn sie das nicht unter Kontrolle hat."

„Mag sein, dass männliche Kanumas nur Frauen angreifen und töten wollen, wenn sie nicht von einem Mann angegriffen werden. Aber glaubst du auch, dass es bei den Frauen genauso ist?"

„Wir finden immer wieder etwas Neues über die Kanumas raus. Die überraschen uns immer wieder. Mich wird es nicht mehr wundern."

„Ja", meinte ich und kaute auf der Unterlippe herum. „Welchen ehemaligen Werwolf-Kumpel hast du die Karre geklaut?"

Derek biss vom Burger ab und schnitt eine Grimasse. „Hab ich mir geleast. Eigentlich wollte ich mir ein anderes Auto kaufen, aber irgendwie haben mir die Camaros es angetan."

„Mein Vater hatte einen 69er Camaro. Vor drei Jahren hatte er einen Unfall und seitdem hatte er den Mercedes. Hab den aber auch verkauft. Genau wie das Auto meiner Mutter, was noch gefunden wurde und die Drecksjahre von Logan habe ich verschrotten lassen."

„Wieso bist du damit nicht gefahren?", fragte Derek mich.

„Da hinten hat meine zweigeteilte Mutter gelegen. Nicht gerade prickelnd. Und außerdem muss ich erstmal meinen Führerschein machen und dann hole ich mir einen wunderschönen 69er."

„Meine Mutter hatte auch ein 69er."

„Irgendwie haben dir es die Camaros angetan? Da liegt es doch auf die Hand, woher du deine Liebe für Camaros hast. Was Eltern mit Autos alles anrichten können."

„Grauenvoll", bemerkte Derek und klappte die Box mit dem Essen zu. Dann fasste er in seine Hosentasche und hielt mir den Autoschlüssel hin. „Willst du fahren?" Er blickte mich an und ich blickte ihn an.

„Ich habe keinen Führerschein, Derek."

„Muss doch keiner wissen und so hast du Vorteil, wenn du deine erste Fahrstunde hast."

„Ich weiß nicht", meinte ich unsicher.

„Ich hab noch einen halben Burger und sämtliche Fritten vor mir. Lass dir Zeit." Er legte den Schlüssel zwischen uns auf das morsche Holz und wandte sich wieder seinem Essen zu.

Ich blickte den Camaro an und seufzte. Irgendwie wollte ich schon, aber ich hatte Angst einen Kratzer reinzufahren.

„Geht's dir eigentlich besser?", fragte ich und blickte zu Derek.

„Mit was?"

„Laura?"

„Ich komm klar."

„Du machst dir Vorwürfe, dass du deine Schwestern alleine gelassen hast, oder?"

„Ja."

„Und jetzt machst du dir Sorgen um Cora, weil sie sich hier irgendwo herumtreibt und du keine Ahnung hast, wo sie ist und wie es ihr geht?"

„Liest du Gedanken? Wenn ja hör auf damit. Ich habe einige Geheimisse von denen du nichts wissen sollst."

„Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, dass du ein Werwolf bist."

„Wow, Miss Marple. Übertreib nicht gleich", meinte Derek und schnitt eine Grimasse.

„Ich bekomme wahrscheinlich ziemlichen Ärger von meiner Tante, da ich ihr eigentlich beim Aufbau der neuen Möbel helfen sollte..."

„Die laufen nicht weg, aber mein Vorschlag, dass du mit meinem Auto fahren darfst, schon."

„Wenn ich einen Kratzer reinfahre, oder irgendeine Oma mitnehme, ist das deine Schuld", sagte ich und schnappte mir die Autoschlüssel.

„Komm, ich fahre dich erstmal zu irgendeinem Parkplatz."

Er zog mir die Autoschlüssel aus der Hand und ging zum Auto.

„Okay, wenn du alles eingestellt hast, darfst du fahren."

Nachdem ich den Sitz, die Spiegel und das Lenkrad eingestellt hatte, saß ich da und blickte auf dem leeren Parkplatz vor mir. Ich drückte auf „Engine Start" und bekam Gänsehaut, als das Auto zu brummen anfing.

„Ich hoffe wir gehen nicht drauf", sagte ich und umfasste das Lenkrad. „Den ersten Gang einlegen. Kupplung und Gas gleichzeitig kommen lassen. Wie ich es dir schon gezeigt habe."

„Wie kannst du so ruhig bleiben?", fragte ich.

„Mach dich nicht verrückt und fahr einfach, wenn du dich traust. Das Ding frisst zwar nur Benzin wie ein Alkoholiker seine Wodkaflaschen vernichtet..."

„Sei einfach leise, Derek", zischte ich.

Und ließ Kupplung und Gas gleichzeitig kommen. Trotzdem soff ich ab.

„Ist egal. Passiert jedem Anfänger. Nochmal", murmelte Derek.

Und dann soff ich zehn Mal hinter einander ab und Derek wurde jedes Mal ungeduldiger und das machte mich nur noch nervöser. Ich bremste ab und schlug meinen Kopf aufs Lenkrad. Dabei betätigte ich die Hupe. „Ich bin fertig mit den Nerven!"

„Du bist keine fünf Meter gefahren", bemerkte Derek. „Versuchs noch einmal."

„Du machst mich nervös", gab ich zu.

„Sicher, dass du dich nicht selber nervös machst?"

„Nö. Sonst wäre ich schon kreischend aus dem Auto gesprungen."

„Willst du es nochmal versuchen?"

„Willst du sterben?"

„Wenn du langsam fährst, gehen wir schon nicht drauf. Lass doch erstmal das Auto rollen und lenk ein bisschen."

„Wenn das Auto rollt, kann ich damit Leute töten?"

„June, fahr einfach und macht dich nicht kirre."

„Oki."

„Geht doch", lobte Derek mich, als ich über den Parkplatz fuhr. „Gut, ich kann fahren. Kannst du mir zeigen, wie man driftet?"

„Nein", sagte er. „Und guck nach vorne."

„Da ist ein Hund!", sagte ich. „Was läuft hier ein Hund über einen Parkplatz!"

„Bremsen!"

„Ich will den Hund nicht töten!"

„Dann brems!"

Ich bremste und blickte zum Hund, der mich irritiert anblickte. Dann lief der Boxer weiter.

„Ich hab fast einen Hund umgefahren!"

„Der war fünfzig Meter noch entfernt", sagte Derek und schnallte sich ab. „Komm ich fahre dich nach Hause."

„Na gut", sagte ich und wollte austeigen, doch wurde wieder in den Sitz gedrückt. Derek schnallte mich ab und ich verdrehte die Augen. Dann stieg ich aus und ging um das Auto herum. „Hoffentlich sieht dich meine Tante nicht."

„Die soll ja ruhig bleiben."

„Danke übrigens für das Essen."

„Gewöhn dich nicht dran", lachte ich, als Derek vor dem Wohnhaus hielt.

Er schmunzelte nur. „Soll ich mich hochkommen und deine Tante ein bisschen ärgern?"

„Ein anderes Mal."

„Ich meine, zu dritt seid ihr schneller im Möbelaufbauen."

„Melissa und Scott müssten da sein. Weißt du, komm doch einfach mit hoch. Mehr als rausschmeißen kann die dich ja nicht."

Derek suchte sich einen Parkplatz, während ich schon mal nach oben ging.

„Wo warst du?", fragte Lucy mich sofort, als ich die Wohnung betrat.

„Hat etwas länger gedauert." Ich wollte gerade die Tür zudrücken, als die aufgedrückt wurde und Derek in die Wohnung kam.

„Was will er hier?"

„Mir helfen", sagte ich und drückte die Tür zu.

Lucy grummelte nur und blieb trotzdem ruhig. „Wir drei machen nur schnell mein Zimmer und dann kommen wir euch helfen."

„Okay, dann komm Miguel."
„Sí", meinte Derek nur und folgte mir in mein Zimmer, wo schon etliche Pakete standen und lagen. Ich ließ erstmal die Luft aus der Luftmatratze, während Derek zwischen den Kartons schaute. „Was willst du denn zuerst aufbauen?"

„Das Bett", sagte ich und zog die Luftmatratze, wo noch nicht mal viel Luft raus war aus dem Zimmer. Derek wollte alleine das Bett aufbauen und ich machte mich schon mal dabei den Schreibtisch aufzubauen.

„Wir leben in Amerika, wieso zum Henker sind die blöden Anleitungen auf Japanisch!", motzte Derek herum und schmiss die Anleitung beleidigt weg.

Ich schnappte mir Anleitung und blickte Derek an. „Das ist kein bisschen Asiatisch. Das ist... Deutsch."

„Sprichst du deutsch?"

„Nee, bauen wir das einfach irgendwie zusammen. Wenn es unter mir zusammenbricht, wissen wir, dass irgendwas falsch war."

„Na dann hilf mir. Dann ist es nicht nur meine alleinige Schuld."

Und in einer Stunde schafften wir es, dass Bett vollständig aufzubauen. Es fehlte auch keine Schraube. Derek schlitzte mit seinen Krallen die Verpackung für die Matratze auf und schmiss diese dann auf das Bett.

„Ladies First."

Vorsichtig kletterte ich auf das Bett und war erstaunt, dass es hielt. Derek schmiss sich einfach aufs Bett und es brach immer noch nicht zusammen.

„Ich hab ganz vergessen, wie sich ein Bett anfühlt", seufzte Derek.

„Wo schläfst du denn?"

„Auf der Couch unten."

„Wieso suchst du dir nicht eine Wohnung, oder willst du hier nicht länger wohnen?"

„Doch, aber da gibt es was wie der Vollmond..."

„Dann fährst du jeden Vollmond zum Anwesen hin und dann passiert niemanden Etwas."

„Mal schauen. Bauen wir weiter auf. Was muss denn noch?"

„Schreibtisch steht schon mal. Mein Kleiderschrank, Schreibtischstuhl, eine Kommode und ein großes Regal muss noch aufgebaut werden. Dann darf ich noch die Regale an die Wand klatschen."

„Kleiderschrank", sagte Derek. „Den zuerst, wenn ich von diesem Bett hochkomme."

„Wieso kommst du nicht hoch?"

„Dein Bett ist viel zu gemütlich."
„Komm schlafen kannst du auch, wenn du das Zeitliche gesegnet hast."

„Na gut."

„June und ich bedanken uns für eure Hilfe beim Aufbauen. Kaum zu glauben, dass wir das alles heute noch geschafft haben. Die letzten Regale bringen meine Nichte und ich noch selbst an", bedankte sich meine Tante bei den Helfern. Ja, selbst bei Derek. Wir saßen am Esstisch und meine Tante servierte gerade einen vollen Topf mit Suppe. Derek tippte mich an und lehnte sich zu mir. „Hast du anderes Besteck?", flüsterte er mir zu. „Das ist Silber."

„Sicher?", fragte Scott und fasste einfach den Löffel an. Fluchend ließ er diesen wieder fallen. Tante Lucy blickte aus der Küche zu uns und fragte uns, ob alles in Ordnung sei.

„Uhm, das Besteck ist dreckig", sagte ich und sammelte die Löffel von Derek und Scott ein, ehe ich in die Küche ging. Schnell ließ ich die Löffel in der Spülmaschine verschwinden und suchte zwei große Plastiklöffel heraus. „Oh, okay. Dann mach sie doch kurz sauber."

„Nein, geht schon", sagte ich und setzte mich wieder an den Tisch.

Tante June kam mit dem Korb voller Toast wieder und setzte sich ebenfalls an den Tisch.

„Ich hoffe ihr mögt Tomatensuppe. Ist das Rezept von meiner Schwester. Ich hätte gerne ein Viergängemenü hingezaubert, aber mir fehlt die Zeit und June hätte eigentlich einkaufen gehen sollen."

„Hätte ich?"

„Nach der Schule, ja."

„Oh."

„Aber wieso auch immer, kam etwas dazwischen."

„Das Etwas bin ich", sagte Derek.

„Ich wollte es nicht so ausdrücken, aber ja. Hast Recht. Ich meinte dich."

„Wenn die Suppe gut schmeckt, gibst du mir das Rezept, oder ist das ein Familiengeheimnis?", wechselte Melissa das Thema.

„Ich kann dir das Rezept gerne geben. Wendy hat ein ganzes Kochbuch. Du kannst es gerne durchgucken und die Kopien machen."

„Ich komm darauf zurück", sagte Melissa. „Wie war denn eigentlich die Schule?"

„Wie immer", meinte Scott.

„Ja, wie immer. Ich kam, sah und kotzte", sagte ich.

„Die Schule ist wichtig. Ich will nur, dass du einen guten Abschluss hast und aufs College gehst."

„Ja, das wollte Mama auch schon von mir", sagte ich. „Obwohl ich das gesparte College-Geld auch für was anderes ausgeben könnte."

„Deine Mutter hat gesagt, dass es nur für eine Ausbildung oder College ist. Und die Sommerferien sind in vier Wochen, June. Dann gehst du in dein letztes Jahr. Langsam musst du dir mal klar werden, was du in der Zukunft machen willst."

„Mir mein College-Geld auszahlen und dann um die Welt reisen."

„Darüber reden wir noch mal in Ruhe", sagte Lucy und wechselte das Thema. „Wie sind denn eure Lehrer so. Streng, oder nicht so streng?"

„Manche so und mache wiederum so. Gibt von allen etwas."

„Und Miguel, da du ja nicht mehr zur Schule gehst, was machst du dann beruflich?"

„Ich bin gerade erst nach Beacon Hills gekommen..."

„Woher kommst du denn?"

„Auf jeden Fall nicht aus Mexiko", sagte Derek.

„Wir kommen gebürtig aus Stockton", warf Melissa ein. „Durch meinen Mann bin ich nach Beacon Hills gezogen. Miguel ist eben zu Besuch da und ich hoffe, dass er sich das anders überlegt und hier herzieht. Dann habe ich einen besseren Blick auf ihn."

„Wissen deine Eltern, dass du hier bist?"

„Ich bin schon längst aus dem Alter raus, bevormundet zu werden", sagte Derek nett.

„Wie alt bist du denn?"

„Lucy ist gut", meinte ich. „Iss einfach die Suppe."

„Essen wir einfach alle die Suppe", sagte Melissa.

***

Am Abend lag ich auf meinem Bett, mit dem Laptop auf den Beinen. Ich hatte keine Lust meine Kartons auszuräumen und surfte lieber ein wenig im Internet. Nach ein paar Videos auf einer Internetplattform, legte ich den Laptop zurück auf meinem Schreibtisch und mich dann wieder ins gemachte Bett. Ich wollte gerade auf eine Antwort von Lydia antworten, als meine Tante ins Zimmer kam. Ohne zu Klopfen natürlich.

„Hi?", fragte ich und legte mein Handy weg. „Was kann ich für Sie tun?"

„Ich kriege kein Auge zu", bemerkte meine Tante gequält.

„Wieso das nicht?"

„Läuft da etwas zwischen diesem Miguel und dir?", fragte sie mich.

„Nein, wir sind nur gute Freunde. Wie kommst du darauf."

„Mir gefällt es nicht, wie er dich anguckt", stellte meine Tante klar. „So komisch halt. Als ob er dich jeden Moment bespringen würde."

„Okay?", fragte ich verdutzt.

„Kannst du dich bitte von ihm fernhalten?"

„Ich kann nicht, Lucy."

„Wieso nicht?"

„Er war in der letzten Zeit immer für mich da und ihm jetzt so gesehen den freundschaftlichen Laufpass zu geben ist ziemlich asozial."

„Na gut", meinte Lucy. „Zwingen kann ich dich jetzt nicht."
„Kannst du auch nicht."

„Und zwischen euch läuft echt nichts?", hakte sie noch einmal nach, als sie an meiner Zimmertür stand.

„Nein."

„Ich meine und wenn es dazu kommen sollte, dass sich da doch was zwischen euch anbahnt... du weißt worauf ich hinaus will."

„Ich weiß", nickte ich. „Gute Nacht, Tante Lucy."

„Gute Nacht, Nichte June", gab sie zurück und verließ mein Zimmer. Sie zog die Tür hinter sich zu und ich schnappte mir wieder mein Handy. Die Nachricht von Lydia.

Lydia: In ein paar Wochen ist unser Sommerball. Hast du schon ein Kleid, oder ein Date, oder überhaupt Lust???

Ich schrieb ihr zurück.

Ich: Wir haben sowas wie ein Sommerball?

Lydia: Ja, Dummchen. Hast du jetzt ein Kleid?

Ich: Nein und ein Date auch noch nicht.

Lydia: Läuft ja nicht weg. Die Jungs fragen dieses Jahr die Mädels. Ich gehe mit Jackson hin. Du wirst sicherlich auch noch gefragt. J Und in den nächsten Tagen gehen wir Kleider kaufen. Die Neue kommt mit.

Ich: Die Neue?

Lydia: Allison? Die ist seit einen Monat bei uns auf der Schule. Brünette?

Ich: Hab ich gar nicht mitbekommen. Mein Kopf war einfach woanders.

Lydia: Du siehst sie ja morgen in der Schule und dann kannst du mit ihr Smalltalk betreiben. Ich muss auch schlafen. Bin ziemlich müde, die Planung nervt mich einfach und zieht meine Energie. Wir sehen uns morgen in der Schule. Schlaf gut, Juni.

Ich: Du auch, Lyd.

Ich legte mein Handy auf den Nachtschrank und kuschelte mich in mein Bett ein, ehe ich das Licht ausmachte und nur eine halbe Stunde später im Land der Träume verschwand.


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