[ XLV - Einmal Pimmelgesicht, immer Pimmelgesicht]
[ XLV - Einmal Pimmelgesicht, immer Pimmelgesicht ]
Gegen zehn Uhr in der Früh, saßen meine Tante und ich am Frühstückstisch und hauten uns unser selbstzubereitetes Frühstück rein. Milch und Schokokissenkellogs, die mit Nutellafüllung.
Meine Tante blickte mich komisch an, als ich mir noch mehr Kellogs in die Schale schüttete.
"Wolltest du mir nicht noch was erzählen", meinte sie.
Mir rutschte die Packung aus der Hand und diese fiel auf den Boden. Die Schokokissen verteilten sich auf dem Küchenboden und ich schluckte. Ich wollte meiner Tante was erzählen. Und zwar die ganze Sache mit Logan. Nur, dass ich ihn nicht umgebracht habe, sondern er sich irgendwo herumtreibt. Das Peter ihn verwandelt hat, hätte ich sowieso gesagt.
"Ich muss dir was erzählen", sagte ich und blickte meine Tante ernst an. Sie kaute langsam und schaute mich misstrauisch an.
"Brauche ich etwas aus der Hausbar?", fragte sie mich. "Ich weiß nicht, ob es in dem Preis von diesem Reichen Jesus, der uns das Haus geliehen hat mit enthalten ist."
"Hm", meinte ich. "Was willst du denn haben?", fragte ich und stand auf. Lucy hielt mich an meinem Handgelenk fest und meinte, dass ich stehen bleiben soll.
"Setz dich und sag mir einfach, was dir auf dem Herzen liegt."
"Ich bitte dich nur darum, dass du nicht sauer auf mich bist, oder enttäuscht. Aber ich wusste nicht, wie ich dir das sonst sagen soll", fing ich an und setzte mich wieder auf den Stuhl zurück. "Ich weiß, dass Logan Mom getötet hat. Er hat sich verdammt noch mal verwandelt und in der Wut Mom getötet. Ich hab nur wegen Derek von dieser Welt erfahren, in der ich mich jetzt bewege. Er hat Logan gefangen und er hat es mir gestanden, dass es aus der Wut war. Peter war ein Alpha und hat Logan verwandelt, damit er sein Rudel bekommt. Und er will mich auch, weil er weiß, dass ich die Gene in mich habe."
"Logan ist ein Kanuma?", fragte sie nur. "Wo ist er jetzt?"
"Peter hatte ihn befreit und dann ist er abgehauen", log ich. "Keine Ahnung, wo er ist. Er kann überall sein."
"Peter war ein Alpha?"
"Ja, er hat Dereks kleine Schwester Laura getötet, die ein Alpha war, nur damit er auch einer wird. Und er ist der Onkel von Derek und nicht sein Vater. Und eigentlich..."
"Stopp. Lass mich erstmal das verdauen? Er ist gar nicht Dereks Vater, sondern sein Onkel?"
Ich nickte.
"Hm", meinte Lucy. "Und er hat wirklich seine eigene Nichte getötet?"
Wieder nickte ich.
"Wieso ist er kein Alpha mehr?"
"Derek hat ihn getötet, aber dann gab es eine Hexe, mit der er abgehangen hat, ich glaube die hatten auch was miteinander. Die hat ein Fluch auf ihn gesetzt, dass er nicht so schnell drauf geht. Die hat ihm aus den brennenden Fabrikgelände gerettet und jetzt geht er seinen Neffen und mir weiter auf die Nerven."
"Wow", meinte meine Tante. "Okay, du kannst mir wirklich was aus der Hausbar holen."
"Okay", nickte ich und stand auf. Ich ging zur Hausbar und öffnete den Schrank. Stirnrunzelnd holte ich eine Urne raus und hielt sie meine Tante hin.
Diese schien auch total verwirrt darüber. "Ich rieche es bis hier her, dass da kein Hochprozentiger drinnen ist."
"Charles Frances Harper", las ich das eingravierte vor und stellte ihn wieder zwischen Jack Daniels und Johnny Walker. Dann holte ich einen schottischen Whisky hervor und stellte die ganze Flasche vor meiner Tante hin. "Du wirst doch eh nicht besoffen."
"Aber das schmeckt immer gut", sagte sie. "War das alles und kommt da noch was?"
"Uhm", meinte sie.
"Was noch?", fragte sie mich.
"Peter hat Scott gebissen und will den auch mit in dem Rudel, dass junge Mädchen in der Bar war Dereks andere kleine Schwester."
"Wenn Derek siebzehn ist und diese Cora neunzehn. Wie kann sie die kleine Schwester von ihm sein?"
"Er ist verflucht, aber das ist eine ganz andere Geschichte", sagte ich. "Kriegst du auch von diesem ganzen verwirrenden Bullshit Kopfschmerzen?" Ich setzte mich wieder auf den Platz und stellte die Schüssel mit meinem Essen weg.
"Nein", sagte meinte Tante und trank etwas von dem Whisky. "Wow. Wie ist er verflucht?"
"Die Hexe, die mit Peter abgehangen hat, hat ihn verflucht. Weshalb er wieder siebzehn ist."
"Wie alt war Derek vorher?"
"Dreiundzwanzig... Und Melissas Neffe..."
"Das war Derek in Älter?", fragte sie.
"Ja."
"Okay", meinte sie. "Sage ich es mal so. Besser einen Teenie-Junge für dich, als ein junger Erwachsener." Wieder trank sie von der Flasche. "War's das?"
"Das war alles... soweit."
"Du lügst mich an", sagte sie und musterte mein Gesicht.
"Sie ist nur nervös", hörte ich Peter sagen. Erschrocken fuhr ich hoch und blickte ins Wohnzimmer, wo Peter und Derek standen. "Jetzt bin ich wieder der Böse und die Alarmanlage ist echt ein Witz."
"Es ist deine Schuld, dass meine Schwester tot ist. Alles nur wegen dir, du Pimmelgesicht", meinte meine Tante und stand von ihrem Platz auf. Gerade als ich ihr die Flasche mit dem Whisky aus der Hand ziehen wollte, warf sie diese mit einer Geschwindigkeit eines Düsenjets die Flasche auf Peter zu. Der konnte gar nicht so schnell reagieren, da hatte er schon die Flasche ins Gesicht bekommen. Die ganze Flasche explodierte und Glas und goldbrauner Whisky flogen durch die Gegend. Derek bekam eine Glasscherbe an die Wange und fluchte auf. Ich blickte zu Peter, der sich voller Wut in einem Werwolf verwandelte.
Meine Tante schrie nur und verwandelte sich in weniger als fünf Sekunden in einem Kanuma. Ich bekam den langen Schwanz ins Gesicht und sprang zurück. Der Schrei wandelte sich in einem bedrohlichen Knurren um.
"Nein! Aus! Nicht hier! Nicht unser Haus! Aus! Böse Katze und böser Köter!", rief ich.
Dann wurde ich von meiner Tante und Peter angeschrien. Ich hob unschuldig die Hände und drückte mich an den Kühlschrank.
"Komm doch her, Kätzchen!", knurrte Peter und winkte meine Tante zu sich.
"Machst du was?", rief ich Derek rüber. Dieser blickte mich nur an und kam dann zu mir. "Nee, da", sagte ich und wollte ihn wieder zurück drücken. Meine Tante schlich sich um Peter um und leuchtete ihn mit ihren roten Augen an. Sie riss ihren Mund auf und zeigte ihren spitzen und weißen Reißzähne. Ich schnappte mir den Kanister mit Milch und warf ihn einfach Peter an den Kopf. Dieser fuhr zu mir und schrie mich an. Die Chane ergriff meine Tante und sprang Peter von hinten an Peter ran. Doch der roch den Braten und trat den Kanuma einfach weg. Dieser flog über den Tisch mit dem MacBook, über das Treppengelände und gegen die Wand.
"Ein Alpha-Kanuma", bemerkte Peter freudig und ging auf meine Tante zu, die sich gerade wieder aufrappelte. Plötzlich wurde ich zur Seite gedrückt und sah aus de Augenwinkeln, dass sich Derek ebenfalls verwandelt hat. Dieser sprang direkt auf seinen Onkel zu und packte sich den von hinten- riss ihn dabei zu Boden. Doch Peter war schneller und schaffte es irgendwie seinen Neffen auf den Boden zu drücken.
"Was fällt dir ein!", schrie Peter ihn an und packte ihn an der Kehle.
"Reiß dich zusammen, Alter!", meinte Derek und trat seinen Onkel in die Weichteile. Peter quietschte auf und ging auf die Knie. Man, dass das trotzdem noch weh tat. Da hatten die Werwölfe wohl ihren Schwachpunkt. Ich schmiss Peter noch einmal mit der Milchpackung auf den Kopf. "Vollpfosten", brummte ich.
"Einmal Pimmelgesicht, immer Pimmelgesicht", meinte meine Tante nur. Ich fuhr zusammen, als ein Schuss durch das Wohnzimmer hallte. Peter fuhr zusammen und hielt sich die Seite. Er zog das T-Shirt hoch und hellblauer Qualm trat aus der Wunde, die sich blau färbte.
"Silberkugel mit Eisenhut", bemerkte er. "Ich kann deswegen draufgehen."
"Bevor ich meinen Neffen umbringe, bringe ich lieber den Drahtzieher um."
"Das lass ich nicht zu und mein Neffe auch nicht", meinte Peter.
"Nah, du darfst ruhig draufgehen", sagte Derek. "Aber es geht nicht, solange er noch den Fluch drauf hat. Er wird immer wieder kommen."
"Das ist jetzt nicht wahr", meinte meine Tante. "Dann müssen wir diese Hexen-Hure finden und die zuerst abschlachten. Dann müsste doch der Fluch brechen. Seiner und deiner."
Peter lachte nur. "Die werdet ihr nicht mehr finden", sagte er und puhlte in der Schusswunde herum.
"Du bist widerlich", bemerkte Derek.
"Weiß ich doch", sagte Peter und zog die Kugel raus, die er meine Tante vor den Füßen schmiss. Er war ziemlich geschwächt und das nutzte Derek auch aus. Er packte seinen Onkel am Kragen und zerrte ihn zur Terrassentür. Dort legte er ihn hin. "Sobald du dich wieder bewegen kannst, lauf und wehe du kommst mir noch einmal unter die Augen."
"Du weißt, was dann passiert, Derek. Ich werde mir Cora vorknöpfen und ich werde mir danach June vorknöpfen. Vor deinen Augen."
"Ja, an deiner Stelle würde ich verschwinden", sagte meine Tante. "Sonst reiße ich dich in Stücke und dann deine Hexenfreundin ein 3D-Puzzle lösen. Du packst meine Nichte nicht an, du packst einen Neffen nicht an und auch ganz sicherlich nicht Cora."
Peter lachte nur. "Träumt weiter", sagte dieser und zog sich langsam wieder auf die Beine. "Ich werde zurückkommen. Irgendwann. Und dann seid ihr alle am Arsch. Darauf schwöre ich."
Derek brummte sauer und schubste seinen Onkel über das Geländer rüber. Dieser fiel sieben Meter, bis er auf dem Sand aufkam. Ich stellte mich auf die Terrasse und sah, dass Peter bereits den Strand lang lief.
"Der lässt uns nicht in Ruhe, oder?", fragte meine Tante.
"Nein, der ist wie ein Pickel am Arsch. Der kommt immer wieder", meinte Derek und blickte seinen Onkel sauer hinterher.
"Deine Großmutter tut mir leid, dass sie so einen Sohn hat", seufzte Lucy.
"Sie kann froh sein, dass sie das nicht mehr erlebt."
"Ich denke mal, wir lassen das heute mit dem Strand?", fragte Lucy mich.
"Bist du bekloppt. Wir lassen uns doch nicht wegen dem Pisser unseren Urlaub verderben. Mach dich fertig und dann legen wir uns Farbe zu."
"Wir fahren erstmal zum Hotel von Derek und holen seine Sachen. Der bleibt bei uns."
"Ehrlich?", fragte ich sie.
"Ja, aber er kriegt sein eigenes Zimmer", rief Lucy die in die Küche ging. Derek verdrehte nur die Augen und blickte zu mir.
"Kommst du alleine hier klar. Dann fahren June und ich eben kurz alleine zum Motel."
Was fragt er denn überhaupt, wenn sie oder so nein sagen wird. Ich blickte Derek an und schüttelte nur meinen Kopf.
"Meinetwegen", sagte meine Tante. "Und dann überlegen wir uns, was wir jetzt machen. Deine Schwester ist sicherlich alleine und wer weiß, was dein Onkel jetzt vor hat. Wir holen den Urlaub irgendwann nach. Ich räume hier auf und gebe diesen Walden bescheid, dass wir Morgen wieder fahren."
"Dein Onkel ist das reinste Pimmelgesicht", fluchte ich in Dereks Richtung.
"Ich weiß. Lass uns fahren", sagte er und zog mich mit aus dem Haus. Wir stiegen in sein Camaro und fuhren los. "Wir brauchen in gar kein Hotel. Ich hab meine Klamotten auf der Rückbank liegen."
"Und wieso lügst du meine Tante an?", fragte ich ihn.
"Wollte nur ein bisschen Zeit mit dir verbringen", gab er zu.
Ich blickte Derek an und grinste nur. "Das hört sich gut an."
"Und wieder sagst du die Wahrheit", meinte er und blickte auf die Straße. "Und ich muss mich für meinen blöden Onkel entschuldigen, dass er dir den Urlaub ruiniert hat."
"Du musst dich gar nicht entschuldigen. Es ist auch schließlich nicht deine Schuld, sondern die von diesem komischen Idioten Namens Peter Vollpfosten Hale."
"Du hast das Pimmelgesicht vergessen", verbesserte Derek mich und schnappte mir meine Hand.
"Du musst schalten", sagte ich und wollte meine Hand wieder wegziehen, aber Derek griff wieder nach meiner Hand, nachdem er auf den Automatikknopf gedrückt hatte.
"Jetzt nicht mehr", sagte er und verschränkte seine Finger in meinen. Dann drückte er mir einen Kuss auf die Handoberfläche und konzentrierte sich wieder auf die Straße.
"Ich mag den Verkehr nicht", meinte Derek, als wir auf dem Rückweg der sinnlosen Herumfahrerei in einem Stau stehen blieben. "Was bin ich froh, wenn ich wieder in Beacon Hills bin."
"Da erwartet uns sowieso wieder der ganze Stress."
"Mag sein."
"Willst du eigentlich immer noch in dem alten Anwesen wohnen?", fragte ich ihn.
Derek blickte zu mir. "Ich bin ein minderjähriger Junge. Ich kann mir nicht so einfach eine Wohnung suchen. Das wird kompliziert. Dann steht das Jugendamt da und will alles von mir wissen."
"Wir finden da schon eine Lösung", sagte ich aufmunternd. "Du bist doch stark, oder?"
"Ich kann nicht einfach die Autos von der Straße werfen, June", lachte er und ließ meine Hand los. Ich schaute ihn empört an, doch er grinste mich an. "Solange es hier nicht weitergeht, kannst du mich auch ein bisschen beruhigen."
"Soll ich dir ein Schlaflied singen, oder was?", scherzte ich.
"Nein, erinnerst du dich noch an gestern Abend? Auf dem Wahrzeichen der Stadt? Was gab es da?"
"Burger, Fritten und King Nuggets?", stellte ich mich dumm.
Er verdrehte die Augen und kam mir mit seinem Gesicht wieder näher. Seine Lippen berührten kurz meine und ich hätte so gerne den Kuss erwidert, aber mein Handy musste ja Klingeln.
Ich zog dieses aus meiner Hosentasche und ging ran. "Wer stört?"
"Deine Tante. Wo steckt ihr denn?", fragte sie mich. "Und wieso störe ich."
"Wir stehen im Stau. Sind gleich da, wenn die hier mal vorankommen. Wieso?", fragte sie mich.
"Wir haben Besuch von einem Wolf."
Derek blickte mich an. "Bitte was?", wollte ich wissen.
"Der Typ sucht nach Derek."
"Wie heißt er?", fragte Derek.
"Wie heißt..."
"Hab's gehört", meinte meine Tante. "Erik Finstock."
"Ja, den kennen wir. Der ist in Ordnung. Wir sind gleich da."
"Was mache ich mit dem? Gebe ich ihn was zu Essen, oder hat er davon genug?"
"Das hab ich gehört!", hörte ich Erik im Hintergrund rufen.
"Wir sind gleich da", antwortete ich wieder und legte einfach auf.
Nach fünfzehn Minuten abwarten und meckern, konnten wir endlich weiter fahren. Derek hielt vor dem Haus und stellte das Auto zum Parken ab.
Kaum standen wir an der Tür, hatte meine Tante diese aufgerissen und ließ uns rein.
"Ich hab ein bisschen nachgedacht", verkündete uns Erik, der mit einer Tüte Chips am Küchentisch saß.
"Und was ist rausgekommen?", fragte Derek, der seinen Kumpel auf die Schulter haute.
"Das ich Hunger auf Käsechips hatte."
"Das sind meine, aber iss ruhig", sagte ich.
"Du bist ein Mensch, du machst mir keine Angst, Kleines und danke." Dann leckte er sich die Finger ab. "Nee, du bist ein kleiner Hosenscheißer und welchen Erwachsenen hast du denn in Beacon Hills, der auf dich aufpasst?"
"Niemanden."
"Eben, weil dein Onkel immer noch der kleine Pisser ist. Laut deinen Erzählungen mit Laura und den Rest den er gerissen hat. Ich werde mich einfach als dein Onkel ausgeben. Väterlicherseits. Dann hat Mini-Derek schon mal keinen Grund in einem Heim zu verrotten. Dann melde ich dich an der Schule an."
"Nicht schon wieder", sagte Derek und verdrehte die Augen.
"Dann kannst du ein Auge auf meine Nichte halten", fügte Lucy hinzu.
Derek blickte zu mir. "Bevor es Scott macht", meinte er.
"So schnell geht das", sagte Lucy und blickte zu Erik. "Erwähne nur meine Nichte und er springt wie ein freudiger Hund herum, wenn er seinen Besitzer sieht."
"Außerdem, hab ich da schon etwas für uns besorgt", redete Erik weiter. "Er wollte die ganzen gefakten Dokumente erst gar nicht rausrücken, da du Berry damals den Camaro geklaut hast."
"Berry?", fragte ich.
"Kleiner Hinterwäldler", erklärte Derek. "Nur durch den Geschäft mit Fake Dokumenten und Moonshining konnte er sich das Auto leisten. Was jetzt mittlerweile ausgebrannt irgendwo im Norden Kaliforniens steht."
"Was ist mit dem?"
"Den hab ich mir geleast. Also ist das meiner."
"Alles klar", sagte Erik und schnappte sich den dicken und braunen Umschlag. "Du heißt irgendwie immer noch Derek Hale, aber bist nicht der Derek Hale. Ich bin der Onkel von dir. Meine Frau ist die Schwester deines Vaters. Und da er für mich ein Vorbild war, hab ich dich auch Derek genannt."
"Okay und wieso heiße ich dann trotzdem noch Hale?"
"Deine 'Mom' hat den Namen deines 'Dads' angenommen", meinte Erik.
"Super Plan. Wie gedenkst du es, wenn du mal zur Schule musst und auf deinen Dad triffst?"
"Wir haben seit meinen fünften Lebensjahr keinen Kontakt mehr und meine Mom ist tot."
"Der ist doch verheiratet?", meinte ich nachdenklich.
"Ja, mit meinem Kindermädchen."
"Mein Beileid", meinte meine Tante.
"Danke", sagte Erik. "Wenn wir in Beacon Hills sind, melde ich dich sofort an der Schule. Welche Klasse bist du?"
"In der Letzten."
"Bist du nicht sechszehn?"
"Hab eine Klasse übersprungen", murmelte ich.
"Streber, wenn du jetzt noch Piano spielst."
"Ich würde es selbst an einer Triangel vermasseln."
"Oh ja, Weihnachten, als sie fünf war. Meine Schwester kam auf die Idee, ihr eine Blockflöte zum Einstieg in die Musikwelt zu schenken. Das Ende vom Lied war, die ganzen Hunde in der Nachbarschaft, haben geheult wie sonst was."
"Weihnachten 1999?"
"Ja."
"Oh, du hast uns so gequält, meine Mom hat den Weihnachtsbraten fallen lassen", meinte Derek.
"Ich hab es nach Weihnachten sein gelassen", verteidigte ich mich.
"Ich hab die Flöte kaputt gemacht. Mir tat es auch in den Ohren weh."
"Ein Hoch auf Tante Lucy", meinte Erik.
Ich verdrehte nur die Augen.
"Wie auch immer. Genießen wir den Tag noch in Los Angeles?"
"Was ist mit deinem Job?", fragte Derek.
"Hab gekündigt. War eh unterbezahlt", meinte Erik.
"Willst du noch zum Strand?", fragte meine Tante mich und riss mir das Pflaster von der Nase.
"Aua!", fluchte ich.
"Ist doch alles gerade und am heilen. Dein Zahn."
"Dir hat ein Zahn gefehlt?", fragte Erik.
"Ist aber wieder nachgewachsen", nickte ich.
"Über Nacht?"
"Ja."
"Was bist du?"
"Ich hab Kanuma-Gene in mir."
"Du liebst die Gefahr, oder?", fragte Erik und wandte sich zu Derek.
Dieser zuckte nur mit den Schultern.
"Willst du jetzt noch zum Strand und ein bisschen Surfen?", fragte Lucy mich wieder.
"Ja."
"Pass auf, dass dir Mike Tyson wieder nicht wieder anmault."
Derek hob nur die geballte Faust.
"Nein, nein, lass die beiden ruhig", sagte Erik und zog meine Tante zurück, als ich mit Derek in die Garage ging. Ich schnappte mir eins der Surfbretter und blickte zu Derek.
"Willst du nicht?"
"Ich kann nicht surfen."
"Ich auch nicht."
"Hab ich gesehen."
Brummend drückte ich Derek das Brett in die Hände. "Ey, ich kann auch nicht surfen und hier kennt uns keiner. Also dürfen wir uns blamieren."
Derek lächelte nur und nahm mir das Brett ab. "Wieso kann ich dir nichts abschlagen?"
"Weil du es sonst mit meiner Tante zutun bekommst", sagte ich und schnappte mir das andere Board. "Hast du überhaupt eine Schwimmhose?"
"Nee."
"Ich gebe dir gleich eine!", hörte ich Erik rufen.
Derek ging zurück aus der Garage in die Küche. "Da passe ich drei Mal rein."
"Du hast deine letztes Jahr hier vergessen."
"Oh."
"Ja, oh", meinte Erik.
Ich ging ebenfalls mit dem Board in die Küche und stellte es an die Wand ab, ehe ich in meinem Zimmer verschwand, um mir meinen Bikini anzuziehen.
"Kannst du dir nichts überziehen, bis du im Wasser bist?", fragte meine Tante mich, als ich in die Küche zurück kam.
"Es ist wärmer als gestern", sagte ich. "Und wieso soll ich mir jetzt was überziehen, was ich noch nicht mal in fünf Minuten wieder ausziehe, um es dann später wieder anzuziehen?"
"Super Aussicht."
Lucy packte Erik im Nacken. "Sie ist sechszehn."
"Kaum zu glauben. Das sind wohl die guten Gene ihrer Tante."
"Ich bin 38."
"Zahlen sind kein Hindernis für mich, Lucy."
"Aber deine Behinderung schon", hörte ich Derek sagen, der in einer hellgrauen Schwimmhose in die Küche kam. Sofort schnappte er sich das Surfbrett und blickte mich an.
"Komm wir müssen uns blamieren."
Ich schnappte mir das andere Board und ging mit Derek nach draußen.
"Die werden so schnell erwachsen", sagte Erik.
"Obwohl bei Derek, der seltsame Fall des Derek Hale's eingesetzt hat."
"Ist das eine Anspielung auf den Film mit Brad Pitt?"
"Ja, möchtest du Charles Harper trinken?"
"Was ist das? Irischer Whisky?"
Ich lachte leise, als wir die Treppen runter gingen. "Was war daran so witzig?"
"Da steht eine Urne in der Minibar. Der Typ der da drinnen ist, heißt wohl Charles Harper."
"Manche Leute trinken wohl Botox", bemerkte Derek kopfschüttelnd. Er packte sein Board unter seinem anderen Arm und musterte mich.
"Willst du ein Fernglas?", fragte ich und ging extra am Wasser entlang, damit meine Füße sich abkühlen konnten.
"Nein, danke. Ich bin schon zufrieden mit der Aussicht. Dann muss ich nicht auch noch bis nach Hawaii blicken."
Ich schmunzelte nur und konnte mir es dann auch nicht verkneifen Derek zu mustern. Er war durchtrainiert und das nicht so übertrieben und das passt zu ihm und seinem Baby-Gesicht. Das sah noch nicht mal in seinem Gesicht so aus, als ob er irgendwie ein Dreitagebart hat. Da war nichts, außer reine Haut.
"Willst du ein Fernglas?", drehte er wieder den Spieß um.
"Nein, danke. Ich bin schon zufrieden mit der Aussicht. Dann muss ich nicht auch noch bis nach Hawaii blicken."
Derek lachte nur und blieb dann stehen. "Dann ab ins Wasser, Wasserratte", sagte er und schubste mich in Richtung Wasser. Ich sprang von ihm weg und stürzte ins kalte Wasser. Es war kälter als gestern, aber das war mir egal. Ich legte mich aufs Brett und paddelte raus. Dann warf ich einen Blick über seine Schulter. Derek war hinter mir, aber der faule Sack, hielt mein Knöchel fest, damit ich ihn ziehen konnte.
"Hey, beweg' dich selber", sagte ich und spritzte ihm mit Wasser nass.
"Genieße nur die Aussicht", meinte er. "Und außerdem bin ich schon nass. Dann brauchst du mich nicht mit Wasser nass machen." Dann paddelte er auf meine Höhe und setzte sich auf dem Brett. Ich warf wieder einen Blick über die Schulter. Wir waren schon weit rausgekommen, nur waren die Wellen zum kotzen.
"Ich denke, auf Hawaii sind die Wellen größer und das Wasser noch blauer", bemerkte Derek.
"Ja, aber nicht alles kann wie Hawaii sein", sagte ich und wollte um Derek herumpaddeln, aber dieser zog mich an der Leash zu ihn
"Ist es mal wieder soweit?", fragte ich. Unauffällig fasste ich unter seinem Brett und schmiss ihn einfach von Board. Aber wieso auch immer, tauchte er nicht mehr auf.
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