[ XII - Logan ]

[ XII - Logan ]

Derek und ich mussten warten, bis mein Vater eingeschlafen war. Ich schaute nach, ob Papa schlief. Tat er, so wie er schnarchte und dann konnten wir uns aus dem Haus schleichen. Wir stiegen in sein Auto ein und wir machten uns dann auf den Weg zu seiner Hütte.

„Was willst du mit der Knarre?", fragte ich, als ich sah, wie Derek silberne Kugeln – er trug Handschuhe – in eine ältere Waffe stopfte.

„Zur Sicherheit", antwortete er trocken.

„Zur Sicherheit? Wieso Silberkugeln?"

„Kanumas sind da ein wenig allergisch dagegen und schwächen diese."

„Wie bei Werwölfen?"

„Genau", nickte Derek und lud die Pistole auf.

Und dann machten wir uns auf den Weg.

„Frierst du nicht?", fragte er mich, als wir durch den Wald gingen.

„Nö", sagte ich. Ich fror auch nicht. Wir waren im Sommer und die Nächte waren hier sowieso immer angenehm warm.

Da es Dunkel war und ich einfach nur ins Bett wollte, war ich schon ein wenig müde.

„Wissen eigentlich Stiles und Scott davon?", fragte ich Derek, um die unangenehme Stille zu überdecken. Nur das Heulen von Eulen und Wölfen und irgendwelchen anderen Tieren, waren einfach auf der Dauer irretreibend.

„Nein", meinte Derek. „Er ist schließlich dein Bruder, da muss nicht ganz Beacon Hills mitkommen und ich bin nur zum Schutz da."

„Danke."

„Ich hab keine Lust auf weitere Todesfälle. Mir reicht es schon, dass ich im Kreis der Verdächtigen stand, als der Oberkörper deiner Mutter gefunden wurde."

„Hm", machte ich nur.

„Es gibt für alles eine Erklärung."

Wir traten auf eine kleine Lichtung und da stand eine kleine verlassene Hütte. Die war zig Mal kleiner, als Dereks zu Hause. Wenn man das als Haus betiteln durften.

„Geh vor und ruf nach ihm. Ich bleibe hier", sagte Derek und versteckte sich hinter einen Baum.

Mit einem ziemlich komischen Magengefühl, schlich mich auf die Hütte zu. „Logan?", fragte ich und blieb zögerlich stehen.

„Logan! Hey! Ich weiß, dass du hier bist!"

Ich starrte auf die Hütte, um irgendwas zuerkennen. Aber ich sah nichts. Hilflos drehte ich mich zu Derek um, der hinter dem Bauch hervorschaute. Er schaute mich nicht an. Er schaute sich um und lauschte. Dann blickte er an mir vorbei, in Richtung Hütte und zog sich dann wieder hinter dem Baum zurück.

Ich drehte mich wieder zur Hütte und ging wieder einen Schritt auf die Hütte zu. „Logan! Komm raus. Ich bin's June. Bitte."

Angespannt blickte ich zur Tür der Hütte. Aber es rührte sich nichts. Auch im inneren schien sich nichts zu rühren. „Ey, du Dumpfbacke", meinte ich wieder. „Deine kleine nervige Schwester ist hier. Komm bitte raus."

Ich hörte wie morsches Holz am quietschen war und blickte angespannt zur Hütte. „Logan?"

Ich hätte damit gerechnet, dass sie die Tür öffnet, aber diese blieb zu. Immer wieder hörte ich das Knacken von Ästen und das Rascheln vom Laub, stumpfe Schritte, ein wildes Schnauben. Mein Herz fing vor Panik an zu Hüpfen, wie ein Känguru auf einem Trampolin.

Mein Atem machte einen Aussetzer, als der schwarze Kanuma hinter der Hütte auftauchte und seelenruhig vor mir trat. Er fletschte nicht die Zähne, oder knurrte mich an. Ganz friedlich schaute ich das Ding mit seinen goldgelben Augen an. Sein schwarzblaues Fell glänzte im Schein der Sterne und des Halbmondes.

Ich zitterte am ganzen Körper und starrte das Ding einfach nur an. Plötzlich fing das Ding wie hektisch an zu atmen und gab irgendwelche Laute von sich. Knochen knackten und der Kanuma fiepte vor Schmerz. Es knackten immer mehr Knochen und ich konnte es nicht mehr Ohren. Ich hielt mir die Ohren zu und kniff die Augen zusammen. Ich konnte noch einen stumpfen Schrei hören, wie der Boden bebte und dann war es plötzlich ruhig.

Als mich plötzlich etwas am Handgelenk packte, schrie ich erschrocken auf und sank zu Boden.

„Immer noch die kleine Dramaqueen", hörte ich Logan sagen. Ich schaute auf und blickte direkt auf zu meinem Bruder, der zu mir runter schaute. Er war muskulöser geworden und sein ganzes Gesicht war voller Dreck. Seine Haare waren verwuschelt und vereinzelt hingen Blätter und Matschklumpen drinnen.

„D-du... oh... was ist passiert?", fragte ich und wurde von meinen Bruder auf die Beine gezogen.

„Eine viel zu lange Geschichte", bemerkte Logan.

„Ich hab Zeit", sagte ich.

Logan starrte an mir vorbei und knurrte. „June...", er blickte mich an, als hätte ich ihn persönlich verraten. Ich warf einen Blick über die Schulter und sah Derek, der mit der komischen Waffe auf Logan zielte.

„Er hat mir nur geholfen", sagte ich.

„Du hast mich verraten", bemerkte Logan nur und schubste mich zurück.

„Nein, habe ich nicht. Er wollte mich nur schützen. Er wusste nicht, wie du auf mich reagierst."

Logan fuhr wieder zu mir herum. „Wie ich auf dich reagiere, June?", fuhr er mich an. „Ich hätte mehrere Möglichkeiten gehabt, dir den Gar auszumachen, aber ich hab dich bisher immer laufen lassen. Ich würde dir nie ein Haar krümmen, oder dich verletzen. Und jetzt lass mich in Ruhe."

Ich fuhr erschrocken zusammen, als ich einen Schuss hörte. Logan schrie auf und begann am ganzen Körper zu zittern. Er verwandelte sich wieder zurück in den Kanuma. Und bevor ich von seinen riesigen Pranken in meinem Gesicht getroffen wurde, wurde ich weggerissen.

Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Logan in den Wald geschleudert wurde- von Derek. Wie kann man so einen Ding hochheben.

„Hättest du nicht warten können", pampte ich Derek an. Dieser fuhr zu mir herum und zog nur die Augenbrauen zusammen. „Er hätte mir alles erklärt. Aber nein, Mr. Vollidiot hat einfach keine Geduld."

„Wo willst du hin?", fragte Derek unbeeindruckt, als ich ihn einfach stehen ließ.

„Nach Hause, wohin sonst und dann schlag ich so lange auf meinem Kissen ein, bis es kaputt ist- stelle mir da ein idiotisches Gesicht vor! Idiot!"

„Ich Idiot sage dir nur ungern, dass dein Orientierungssinn gleich Minus Millionen ist, June. Willst du nach Kanada wandern?" Dann hielt er Inne, als ich stehen blieb. „Er wird eh nicht weit kommen. Die Silberkugel hat ihn voll getroffen und Silber wird ihn lähmen. Ich fange ihn ein und nimm ihn mit nach Hause."

„Glückwunsch", sagte ich und verschwand im Wald.

„June!"

Erschrocken schrie ich auf, als Derek mich packte und mich über die Schulter warf, als wäre ich eine Tüte Popcorn. „Lass mich runter!", sagte ich und kniff ihn in die Seite.

„Bist du taub! Falsche Richtung. Ich bring dich zu mir und ich sammle dann deinen Bruder ein. Herrgott. Ihr beiden könnt euch noch ausquatschen."

„Ich kann auch für mich alleine gehen!", protestierte ich.

„Hab ich gesehen", meinte Derek stur.

„Lass mich einfach runter."

„Nee, dann landest du noch bei deinem Glück in Mexiko oder Kanada, oder auf einem Testgelände des Militärs."

Grimmig saß ich auf dem alten Stuhl und verschränkte die Arme vor der Brust, nachdem Derek mich hier abgesetzt hatte. „Wenn er hier auftaucht, wird er sich nicht mehr großartig bewegen können. Pack ihn dir und zerr ihn die Treppen runter in einen der Räume. Mach ihn gut fest."

„Mach ihn gut fest?", fragte ich, doch Derek ließ mich einfach wieder alleine.

Ich sollte mich keinen Zentimeter bewegen und einfach nur sitzen bleiben. Aber auf diesen unbequemen Stuhl, konnte ich kaum richtig sitzen. Also stand ich auf und schmiss mich auf die staubige Couch. Ich legte mich gerade hin und starrte die Decke an. Wie konnte man nur in einem abgebrannten Haus leben. Da mussten bestimmt Erinnerungen an Dereks Vergangenheit dran hängen, wieso er hier lebt.

Vor Schreck zuckte ich zusammen, als ich draußen etwas rumpeln hörte. Als fiel irgendwas Schweres auf die Veranda. Ich schnappte mir einen Baseballschläger, den ich vorhin wahrgenommen hatte und ging zur Tür.

„Derek?", fragte ich und drückte die Türklinge runter, damit ich sie auf machen konnte. Ich zog die Tür auf und blickte vor mir auf den Boden. Sofort schmiss ich den Baseballschläger bei Seite und kniete mich neben meinen Bruder. Das einzige was er bewegen konnte, waren seine Augen und diese fixierten mich. Ich blickte in seine Schulter, wo eine blutende Schusswunde klaffte.

„Derek!", schrie ich. Ich packte mir meinen Bruder unter den Achseln und zog ihn in das Haus hinein. Dann lief ich wieder nach draußen und stellte mich neben den Camaro, um wieder nach Derek zu rufen.

In den Keller zerren und festmachen. „Nicht sauer sein, Logan. Das ist nur für die Sicherheit einiger Leute. Und keine Ahnung, wieso ich das mache. Es tut mir Leid", sagte ich, als ich all meine Kraft zusammenraufte und meinen Bruder die Treppen runterzerrte. „Ich will antworten und der Typ der auf dich geschossen hat ebenfalls und ich denke, dass er auch was für die Sicherheit der Idioten zusteuert, die sich im Wald herumtreiben, wenn er dich ein bisschen hier behält."

Logan starrte mich einfach nur an, dass merkte ich. Sein Blick brannte immer wieder, wenn er mich einfach nur anstarrte. Als ich auf ihn runter blickte, sah ich, dass seine Augen sich mit Tränen gefüllt hatten.

„Tut er dir noch mal weh, trete ich Derek in die Eier", sagte ich aufmunternd. Sofort schossen mehr Tränen in seine Augen. Ich zerrte meinen Bruder durch den Keller und blieb irgendwann an einer offenen Tür stehen. Es sah aus wie ein Kerker. Dort waren dicke Metallketten in der Wand angebracht und auch im Betonboden. Ich ließ meinen Bruder los und schüttelte nur meinen Kopf. Gerade als ich meinen Bruder wieder unter die Achseln fassen wollte, kam Derek die Treppen runter gelaufen.

„Er lag auf der Veranda", sagte ich.

„Okay, gut", meinte er und schnappte sich ein Bein meines Bruders, ehe er ihn in den Kerkerraum zog. Ich blieb da stehen und schaute zu, wie Derek sich Handschuhe überzog und meinen Bruder an den silbernen Eisenketten fesselte. Irgendwas zischte. Irgendwas? Es war die Haut meines Bruders, die am zischen und qualmen war, als Derek ihn mit den silbernen Eisenketten fesselte. An den Fußgelenken, an den Handgelenken und mehrmals um den Bauch herum, sogar um seinen Hals.

„Er kann sich doch strangulieren, oder?"

„Wenn er sich nicht großartig bewegt, dann nein."

„Das ist doch abartig. Wieso machst du das!", platzte es aus mir heraus, als ich sah, dass mein Bruder bitterlich am weinen war.

„Ich bringe ihn nur Vernunft", sagte Derek. „Damit er nicht so schnell die Kontrolle verliert, wenn ein fremder Mensch in Form einer Frau vor ihm steht." Er hielt inne. „Wie du weißt, neigen Kanuma dazu liebend gerne Frauen in Stücke zureißen." Derek vergewisserte sich noch mal, dass die Ketten richtig saßen und kam dann zu mir. Er zog die beiden Metalltüren zu und verriegelte diese mit einem Schloss. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und blickte durch den Durchguck an der Tür, die widerlich roch. „Was ist auf den Stangen?", fragte ich Derek.

„Eberesche", meinte er trocken. „Das hält ihn drinnen. Und dich bringe ich nach Hause."

„Wann kann ich hier Morgen wieder hin?", fragte ich Derek.

„Keine Ahnung. Aber ich denke, dass du hier wieder mit den beiden Volltrotteln auftauchen wirst."


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