[ LXIII - Der große Kampf ]

[ LXIII - Der große Kampf ]

Es regnete wie aus Eimern, donnerte und blitzte wie verrückt. Anscheinend war der Wettergott in Unwetterlaune. Der Regen peitschte mir ins Gesicht, als ich auf das Argent Haus zuging. Vor gefühlt einer Minute hatte ich auf die Uhr geschaut. Es war viertelvor zehn. Normalerweise müssten sie zu Hause sein und ich hoffte, dass sie mir meine Trennung mit Derek abkauften.

Wie in Zeitlupe wanderte mein ausgestreckter Zeigefinger zur Klingel.

Brrrrrrr.

Ich schauderte, als die Klingel ihren Laut von sich gab. Ungefähr fünf Minuten klingelte und wartete ich, aber nichts passierte. Auch als ich mich ums Haus schlich, sah ich niemanden. Es brannten keine Lichter im Haus. Nichts. Frustriert zog ich mich zurück und zog vor der Garagenausfahrt mein Handy aus der Hosentasche vor.

„Die sind nicht hier!", sagte ich, als Cora das Gespräch annahm.

„Wir wissen wo die sind. Stiles hat sie zufällig gesehen, als er auf de Weg nach Hause war."

„Was? Wo?", fragte ich.

„Das alte Hale-Anwesen."
„Ist ein Witz, oder?"

„Nein, ist es nicht", sagte Cora. „Wir fahren da hin."

„Hm, super, hört sich ja gar nicht Fallen-mäßig an."

„Das ist uns auch klar und wir sind für alles gewappnet."

„Okay. Und wie soll ich dahin kommen... vergiss es...", sagte ich, als Derek vor der Einfahrt hielt. „Derek ist schon da."

Ich beendete das Gespräch und setzte mich mit großen Bauchschmerzen in den Auto.

Auf dem Weg zum alten Anwesen, schwiegen Derek und ich, bis er irgendwann wieder auf Automatik umschaltete und nach meiner Hand schnappte. Er brauchte nichts sagen. Sein Blick reichte aus, um mir zu sagen, dass ich mir keinen weiteren und großen Kopf machen solle. Das wird alles gut für uns ausgehen. Aber trotzdem hatte ich dieses komische Gefühl, dass irgendwas nach hinten los geht und irgendwas passiert.

Er drückte mir einen Kuss auf die Handfläche und blickte dann wieder aus dem Fenster heraus.

Wir hielten auf dem kleinen Parkplatz, an dem schon Cora und Erik warteten.

„Ich denke mal, dass sie Isaac in unserem Bunker gefangen halten", erklärte Cora.

„Das denke ich auch", nickte Derek.

„Soll ich eigentlich noch schauspielern, oder nicht?"

„Nein, brauchst du nicht."

„Also gehen wir Rambo-mäßig vor?"

„Rabiat, ja", nickte Derek. „Hier." Derek drückte mir genau die Waffe in die Hand, mit der ich mal meinen Bruder erschossen hatte. Super. Motivierend. Ich steckte mir die Waffe in den Hosenbund und zog mein weites T-Shirt darüber.

„Wieso rufen wir nicht noch deinen Vater an, dass er hier auftauchen soll? Dann wären wir vier Wölfe gegen ein paar Argents."

„Das kriegen wir auch so hin, Erik", sagte Derek, als wir auf die Lichtung traten. Leichtes Licht kam aus dem Anwesen. Es wirkte einfach nur gruselig. Ich fuhr vor Schreck zusammen, als die Tür des Anwesens auf ging und Kate mit einer Pump-Gun auf der Schulter raus kam. Dann lachte sie.

„Das hat ja nicht lange gedauert, dass ihr auftaucht", bemerkte sie. „Fehlt einer aus dem Rudel dreht man immer gleich durch."

„Ich versuche es mal nett", sagte Derek. „Rück Isaac raus und ihr kommt mit einem blauen Auge davon."

„Pff", machte Kate. „Als ob es hier um Isaac geht. Irgendwie doch. Um euch widerlichen Drecksköter. Aber gut, dass ihr ein völlig unschuldiges Menschen-Mädchen mit in die Sache zieht."
„Ihr habt gegen uns eh keine Chance", meinte Cora.

„Na, wie süß. Ihr könnt uns nichts ans Bein pissen. Dieses Mal nicht. Du wer auch immer meine Schwägerin umgebracht hat."

„Das war mein Vater", warf Derek sofort ein. „Und das haben wir auch mit dir vor."

„Aha, interessiert mich recht wenig", sagte Kate unbeeindruckt. „Echt schlau von euch, Scott zu beauftragen, dass Allison in Sicherheit gebracht wird, während ihre „Freunde" ihre restliche Familie abschlachten."

„Nur dich", sagte Derek wieder. „Deinen behinderten Vater und deinen noch behinderten Bruder stellen wir ein Ultimatum."

„Wie gesagt, interessiert mich recht wenig", wiederholte Kate sich und wurde mit den Beleidigungen von ihrem Vater unterbrochen, der aus dem Haus kam. Gefolgt von seinem Sohn.

„Wie schön ,dass ihr hier seid. Was kann ich für euch tun?"

„Wir wollen nur deine richtig behinderte Tochter", sagte Cora.

„Aha und dann?"

„Wird sie genauso brennen, wie meine Mutter es tat."

„Das ist sechs Jahre her, kommt doch endlich mal über den Tod eure Mutter hinweg."

„Kate ist gut", mahnte Gerard und blickte zu mir. „June, ich möchte gerne mit dir reden. Noch einmal. Ohne irgendeinen weiteren Einfluss der Köter neben dir."
„Ich möchte nicht", sagte ich.

„Wir möchten aber nicht, dass ein unschuldiger Mensch in diesem Kampf sein Leben lässt."

„Welches ein ganz fairer Kampf werden wird, da ihr in fünf Minuten eh alle das zeitliche segnen werdet", beendete Erik Gerards Satz.

Cora fuhr erschrocken zusammen, als über dem Hale Anwesen zwei Kanumas mit goldenen Augen rüber sprangen und fuhr den Argents landeten. Gleichzeitig kamen mehrere Männer und Frauen mit Snipern und Pump-Guns zwischen den Bäumen hervor.

„Habt ihr immer noch so eine große Klappe?", fragte Kate belustigt.

„Möchte da jemand genauso seinen Kopf verlieren, wie die Schwägerin davor?", fragte Sebastian und tauchte hinter uns auf. Er stellte sich zwischen seinen Kindern und blickte Kate an. „Du bist also am Tod meiner Frau schuld."

„Kann man so sagen."

„Vier Werwölfe die gegen uns alle Kämpfen. Vier Werwölfe zu dreißig Menschen und zwei Kanumas. Ihr seid Lebensmüde."

„Dreißig Menschen und zwei Kanumas gegen vier Werwölfe und einen Kanuma."

Tante Lucy. Diese stellte sich neben mich und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Oh, ein Kanuma gegen zwei. Wird kritisch."

Meine Tante ließ ein kehliges Knurren von sich ab und schmiss ging dann zwei Schritte nach vorne, um sich mit einem Ruck in einem Alpha-Kanuma zu verwandeln, die doppelt so groß und breit wie die anderen Kanumas waren. Man sah den beiden an, dass denen das nicht ganz geheuer war.

„Alpha-Kanuma", verbesserte Sebastian.
Kate nickte nur. Wieso auch immer und im selben Moment, wo Derek sich umdrehte, wurde ich von einen der Jäger am Arm gepackt. Als Derek sich einmischen wollte, zielten auf einmal alle mit ihren Gewehren und Pump-Guns auf ihn. Der Typ, der mich gepackt hatte, drückte den Lauf seiner Pump Gun in meinem Rücken.

„Komm, June", sagte Kate nur und ging mit ihrem Bruder ins Haus. Gerard wartete auf mich. Der Typ umfasste meinen Oberarm fester und ich fuhr herum. „Geht's noch?", zischte ich ihn an.

„Halt einfach deine Klappe und geh einfach", sagte er und schubste mich nach vorne.

„Calvin, pass auf, wie du mit meiner Enkelin redest", mahnte Gerard und packte mich am anderen Arm, als ich auf der Veranda stand. Ich warf noch einen Blick über die Schulter, als ich sah, wie Sebastian sich in einen ganzen und riesigen Wolf mit feurig roten Augen verwandelte. Erik, Cora und Derek verwandelten sich ebenfalls in ihre Werwolfgestalt. Ich musste schlucken. Ob wir das schaffen werden? Gegen alle?

Meine Tante merkte meinen Zweifel und blickte zu mir. „Es wird alles gut, Liebling."

Ich kniff nur die Augen zusammen, als die Kanumas vor mir einen widerlichen Schrei los ließen. Dann, als sie knurrend und schreiend aufeinander zu liefen, wurde ich von Gerard ins Haus gezogen.

Die Tür knallte im selben Moment zu, wie die Schlaggeräusche und das Gefiepe.

Kate drehte die Lichter der Campinglampen höher und blickte zu mir. „Andere Mütter haben auch schöne Söhne... wenn Derek heute Nacht draufgehen sollte."

Ich sagte daraufhin nichts, sondern setzte mich nur auf die staubige Couch- vergrub bei den ganzen Schüssen und Schreien, der Männer die gerade fielen mein Gesicht in meinen Händen und versuchte mir die Ohren zuzuhalten. Aber das war einfach alles viel zu laut.

„Ist es das was du willst, June? Den ganzen Krieg, den die Werwölfe anzetteln, nur um sich dafür rechtfertigen zu müssen, sich gegenseitig am Hintern zu schnüffeln."

Wieder sagte ich nichts und ließ Kate weiter labern. Und dann fing Gerard an.

„June, deine Mutter und ich hatten ein sehr enges Verhältnis. Klar, weil sie meine Tochter ist und weil wir beide eine absolute Abneigung gegenüber Werwölfen haben. Und ich habe ihr versprochen, wenn es ihr nicht gut geht, oder wenn sie nicht mehr ist, dass ich mich dann um dich kümmere und dich in die Welt der Gestaltenwandler mitnehme. Und das werde ich auch machen. Ob du es willst, oder nicht."

„Ich will mich nicht für eine Seite entscheiden müssen."

„Du hast dich bereits gegen uns gestellt, in dem du eine Beziehung mit einem der Werwölfe eingegangen bist."

„Wo die Liebe hinfällt", sagte Kate nur.

„Ist Allisons Freund auch ein Werwolf?", fragte Chris mich.

„Was glaubst du denn?", stellte ich die Gegenfrage.

Sofort hatte Chris sein Handy gezückt und rief seine Tochter an, dass sie bitte nach Hause solle. Die beiden redeten noch ein wenig miteinander. „Hat er das, ja?"

„Ja."

Kate schaute ihren Bruder fragend an, als er das Gespräch beendete. „Scott hat sich von Allison getrennt."

Wow. Allison war nicht mehr mit Scott zusammen und das hieß, dass sie nicht mehr sein Anker war. Und das hieß, dass auch Allison nun zum Freischuss abgegeben war, wie der Rest ihrer Jäger-Familie.

Ich saß weiter auf der Couch, hörte es immer wieder draußen Poltern, Knacken, Krachen und Schüsse. Ich fuhr zusammen, als einer der Kanumas seinen widerlichen Schrei von sich gab. Auch Kate fuhr zusammen und ging zum offenen Fenster, um zu schauen, was da gerade passiert war. „Einer unserer Kanumas hat es erwischt. Verflucht. Das sieht ja aus wie ein Kriegsfeld." Dann schnaubte sie. „Unglaublich. Dieser Scott hat sich dich dazugesellt. Und, scheiße, Isaac wurde befreit."

Ich sprang auf und wollte aus dem Fenster schauen, doch Kate drückte mich vom Fenster weg. „Dieser sonderbare Typ mit den kurzen Haaren."
„Stiles", sagte ich.

„Was ist ein Stiles?", fragte Kate mich.

„Ein Mensch, der gerade mehr leistet als ich", murmelte ich vor mich hin.

Ich hatte echt schon darüber nachgedacht, einfach die Knarre aus meinem Hosenbund zu ziehen und Kate abzuknallen, aber dann würden mich entweder Chris oder Gerard töten.

Noch bevor ich meinen Gedankengang zu enden führen konnte und ich mich wieder auf der Couch hinsetzte, fuhr ich zusammen, als Kate am offenen Fenster nach draußen gezogen wurde.

„Kate!", rief Chris und war zum Fenster gesprungen, doch sein Vater zog ihn zurück. Mich aber nicht. Da stand ich und sah, wie Peter in Werwolfsmontur und mit seinen fiesen und langen Krallen, Kate die Kehle durchschnitt. Ich blickte auf das ganze Chaos. Neben kämpfenden Werwölfe und Menschen, lagen schon etliche Körperteile auf dem Waldboden. Von den fast 30 Kämpfern, waren nur noch zehn erschöpfte von ihnen übrig. Einer wollte abhauen, doch Cora kam ihn zuvor.

Ich ging wieder vom Fenster weg und setzte mich auf die Couch – musterte Chris und Gerards Gesicht. Chris weinte, aber Gerard lässt sich absolut nichts anmerken.

„Sie werden alle sterben!", flüsterte Gerard. „Alle samt, die unsere Freunde und Familie töteten. Alle."

„Das holt meine Frau und meine Schwester auch nicht wieder", sagte Chris.

„Verlasst Beacon Hills", warf ich ein und sprang von der Couch. „Haut doch einfach ab. Dann werden wir alle keine Probleme mehr haben. Wieso müsst ihr alle Werwölfe töten, wenn es einzelne sind, die mit ihrem Dasein nicht klar kommen und ihre Macht ausnutzen?"

„Jeder Werwolf kann zu einer tödlichen Falle werden. Er kann so sozial und nett sein, wie er will. Irgendwas ist immer der Auslöser, was sie ausflippen lässt. Wie der Tod der Mutter, June. Du siehst doch, was da draußen los ist. Was deine Tante und dein Freund da fabrizieren. Sie töten unschuldige Menschen."

„Unschuldige Menschen?", fragte ich. „Ich bitte dich. Das sind Werwolfjäger. Du glaubst doch wohl selber nicht, dass die noch nie einen Menschen getötet haben. Und Werwölfe sind auch immer noch Menschen. Aber das kriegt ihr nicht in eure Köpfe. Sie fühlen genauso wie wir Menschen. Sie sind nicht so anders, als wir Menschen es sind. Sie können friedlich sein. Aber wenn man ihnen die Mutter, die Frau, die Schwester nimmt, ein Vorbild, dann hat man das Recht dazu die Verantwortlichen zu Rechenschaft zu ziehen. Sie haben das Recht dazu. Sie reagieren nicht anders, wie wir Menschen in manchen Situationen auch reagieren möchten, aber nicht können, weil wir viel zu Feige sind."

Gerard und Chris blickten mich an. „Lasst sie doch einfach in Frieden."

„Wir können nicht", sagte Gerard. „Sie haben uns verletzt, in dem sie unsere Familie ausrotten."

„Verdient, weil ihr sicherlich auch unschuldige Werwölfe in den Tod gerissen habt."

„Behaupten und nichts weiter."

„Behauptungen?", fragte ich. „Und was war vor sechs Jahren, als deine Töchter, dass hier alles abbrannten. Da vorne wo du stehst, Gerard, ist der Kopf von Talia von einem Holzbalken zerquetscht worden, nachdem sie sich völlig verbrannt neben ihren Bruder warf, der dort lag, wo du stehst, Chris. Ich hab das alles gesehen und es war die Hölle für mich. Vor allen Dingen für die die damals geliebte Menschen verloren haben. Und da draußen sind welche. Es waren sogar Menschen hier drinnen. Ganz normale Menschen. Und ein Kind, was hier sicherlich genauso qualvoll verbrannt ist, wie die anderen hier im Haus. Ein Kind. Und dann wundert ihr euch, wieso sie abdrehen und Rache wollen. Ihr habt sie doch nicht mehr alle."
„Wir wussten noch nicht mal von dem Brand. Das haben Kate und Wendy hinter unserem Rücken gemacht", sagte Chris. „Und sie hat mir gesagt, dass sie wusste, dass dort nicht nur Werwölfe waren. Aber sie wollte nur auf Nummer sicher gehen."

„Bullshit."

„Kate hat sich nicht an den Kodex gehalten. Sie hat unschuldige Menschen getötet."

„Deine Schwester ist tot und du kannst nichts anderes, außer gerade auf mir herumzuhacken. Wieso sollte ich die beste Jägerin in der Familie ausgrenzen? Wir hätten auf Kate nie verzichten können. Wir wären ohne sie aufgeschmissen."

Ich horchte auf, als mehrere Wölfe am jaulen waren. War der Kampf vorbei? Ich hoffte es so sehr. Ich ging zum Fenster. Ja, der Kampf war vorbei. Endlich. Der letzte Jäger, eine Frau, wurde sich von meiner Tante gepackt und in den Wald gezerrt.

Ich wollte rauslaufen, zu den Jungs, zu den Kämpfern, die sich alle erschöpft zwischen den Leichen fallen ließen, doch Chris zog mich zurück. „Lass mich los!", schrie ich ihn an und schubste ihn von mir weg. Dann riss ich die Tür auf und sprang die Veranda runter. Ich landete direkt in der Blutlache von Kate, die regungslos am Boden lag.

Und in dem Fall, machte ich das endlich, was ich die ganze Zeit machen wollte. Ich spuckte ihr ins Gesicht.

„Du widerliches kleines Gör!", fluchte Gerard und verpasste mir eine schallende Ohrfeige und holte gleich noch mal raus. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass Derek sich aufrappelte und auf Gerard losgehen wollte, aber ich hob meine linke Hand hoch, damit er sich zurück hielt. Er blieb stehen, als ich die Waffe aus dem Hosenbund zog und auf Gerard richtete.

„Überlegs dir gut, alter Mann!", sagte ich drohend und entsicherte die Waffe.

Gerard nahm die Hand runter und blickte zu Chris, der neben seiner Schwester stand.

„Man richtet in der Familie keine Waffen aufeinander."

„Wir haben es kapiert. Du bist alt und hörst nicht mehr richtig. Ich kann's dir auch vortanzen, dass ihr für mich keine Familie seid. Vielleicht geht das dann in dein altes und schrumpeliges Hirn?"

Meine Wange brannte wie die Hölle und musste sicherlich feuerrot gewesen sein. Irgendwer zog mir die Waffe aus der Hand und richtete diese auf Gerard und Chris. Es war Peter gewesen, der in der anderen Hand eine Pump Gun hielt.

„Hinsetzen, Gentlemen", sagte Peter ruhig. „Auf die Stufe und dann bleibt ihr da einfach sitzen und haltet eure Klappe." Dann blickte Peter zu mir. „Könntest du noch mal halten?", fragte er mich und drückte mir die Pump Gun in seiner rechten Hand in die Hände.

„Klar."

Und so schnell ich gar nicht gucken konnte, hatte Peter Gerard ebenfalls eine schallende Ohrfeige verpasst. „Notiz für dich: man schlägt keine Frauen."

„Musst du die Drecksarbeit für deinen Neffen erledigen?", fragte Gerard spöttisch. „Weiß dein Schwager überhaupt, dass du Laura getötet hast?"

„Drei Mal darfst du raten, wieso ich die letzten Tage nicht in eurem Haus rumspucken konnte, um deiner Enkelin ein bisschen Angst zu machen."

Peter hob sein T-Shirt hoch und zeigte auf Ober und Unter-Körper sämtliche tiefe und siffige Narben. „Dauert ein bisschen, wenn ein Alpha dich quält."

„Bäh", sagte ich nur und drehte mich weg.

„Wieso auch immer lässt er mich am leben", Peter lachte leise.
Sebastian ahmte Peters Lache spöttisch nach. „Ich hab dir deinen Scheiß Kopf abgerissen, aber der hat sich ja von selbst wieder ran genäht."

Erst jetzt sah ich eine verblasste Narbe rund um den Hals und Nacken von Peter.

„Hat dir das dein Sohn nicht erzählt."

„Erst nach dem missglückten Versuch. Du warst schon immer der Pickel am Arsch."
„Ich weiß, dass du mich nie wirklich mochtest, Sebastian."

„Das mit dem Pickel am Arsch, dass hat Talia immer gesagt."

„Allison!"

Och nee. Jetzt nicht noch die. Stiles lief Allison hinter her, die die Lichtung betrat. Mit weit aufgerissenen Augen, schaute sie sich auf dem Schlachtfeld um. Als sie ihre Tante sah, fing sie an zu schreien.

„Allison, Liebling", sagte Gerard und stand auf.

„Setz dich zurück auf deine vier Buchstaben", fauchte Peter.

Allison schaute sich um. Sie blickte uns alle an. Konnte es irgendwie nicht fassen, was das hier war. Und als sie Scott sah, war sie mehr als verwirrt.

„Nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein... du bist auch einer dieser Kreaturen, Scott?"

„Doch, doch, doch, doch, doch, doch, doch", sagte Peter. „Ist er. Leb damit. Setz dich zu Opi und Papi."

„Es tut mir leid, Allison", sagte Scott nur.

„Fang mir bloß nicht an zu heulen", sagte Erik und schnitt eine Grimasse.

„Warst du als Teenager nie verliebt?", fuhr meine Tante ihn an.

„Doch in Donuts. Die Liebe hält an."

„Haltet einfach eure Klappe", sagte Sebastian genervt.

„Ist dass nicht die Stelle an denen die letzten Argents klar wurde, dass Beacon Hills nicht mehr sicher für sie ist?", fragte Cora.

„Ihr habt drei Tage Zeit die Stadt zu verlassen. Ansonsten ergeht es euch wie alle anderen hier", fügte Derek hinzu.

„Besser ist", sagte ich.

„Euch mag hier je keiner."

„Ihr habt's gehört."

„Das gilt auch für dich, Peter", sagte ich mahnend.

„Das mich keiner mag?"

„Das du dich ebenfalls aus Beacon Hills verpissen sollst."

„Töten kannst du mich nicht, June", sagte er neckend und wie ein kleines Kind, welches mich herausfordern wollte.

Ich schnaubte nur. „Irgendwann kommt noch der Tag, an dem das passiert."

„Nö."

„Doch."

Nachdem die Argents unbewaffnet und unter Aufsicht einiger Werwölfe das Anwesen verließen, standen wir im Meer von Körperteilen und Blut.

„Das wird eine lange Nacht mit dem Aufräumen", stellte Isaac fest. „Naja, wir sehen uns Morgen in der Schule."

Er wollte gerade abhauen, als Derek ihn am Kragen seines Hoodies packte und zurückzog. „Wir können jede helfende Hand gebrauchen."

„Kannst du bitte aufhören zu weinen, Scott", rief Stiles. Es war schon drei Uhr in der nachts die Jungs hatten sämtliche Leichenteile aufgesammelt und in Tüten gesteckt. Ich lehnte nur an einen der Bäume, weil ich das nicht über mein Herz brachte. Und bevor ich da alles vollkotzte, ließ ich es lieber bleiben.

„Ich glaube ich werde Vegetarier", sagte Stiles, der neben mir saß und genauso angewidert von dem Kriegsfeld war, wie ich.

„Rede ja nicht übers Essen!", rief Cora rüber.

„Scott, setz dich zu den beiden Faulpelzen. Du machst mich wahnsinnig mit deinen Rotzbläschen an der Nase."

„Oke."

Scott ließ sich neben mich auf den Waldboden fallen und legte sich auf meine Oberschenkel.

„Woher finde ich jetzt so eine wie Allison?", schniefte er.

„In der Schule. Da sind genügend hübsche Mädchen."
„War das ein Angebot?", fragte Scott.

„Hast du ein Todeswunsch?", hörte ich Derek knurren.

„Er ist so eifersüchtig und Allison war nie so eifersüchtig. Ich glaube, die hat mich gar nicht geliebt."

„Deine Mom liebt dich. Und Stiles auch. Nicht wahr, Stiles?"

„Nur wenn er aufhört, dieser Schnepfe hinterher zu trauern. Hallo, die hat deinen besten Freund geschlagen. Komm mal klar, in deiner rosaroten Welt, die gerade blutrot ist. So wie die Welt von uns allen, wegen diesem Schlachtfeld."

„Es fängt wieder an zu regnen", sagte Lucy. „Der Regen spült das Blut sicherlich in den Bach dort vorne und dann in den Beacon Creek."

„Dann müssen wir uns nur noch überlegen, wo wir die Leichen vergraben."

„Ich hab nicht umsonst gesagt, eine Leiche in eine Tüte", sagte Sebastian. „Ich hab da schon einen Plan."

„Was jetzt wohl kommt", meinte Cora.

„Erik, Lucy und ich machen das schon. Ihr fahrt nach Hause. Versucht Schlaf zu kriegen und euch frisch zu machen. Habt ihr auch einen Kamin?", fragte Sebastian meine Tante.

„Ja."

„Alle Klamotten die ihr an habt, bitte dort verbrennen."

Letztlich waren wir alle klitschnass bei mir. Ich gab Cora nach dem Duschen Klamotten von mir. Derek, der eh schon sämtliche Klamotten hier hatte, verteilte diese an Scott und Isaac.

„June du kannst", sagte sie. Ich saß neben Isaac, der den pinken Bademantel meiner Tante trug, in meinem dunkelroten Bademantel auf der Couch, während Stiles und Derek schon Stücke der zerrissenen Klamotten ins offene Feuer warfen.

Ich stand unter der Dusche und ließ das heiße Wasser auf meinen Körper prasseln. Mir war so kalt gewesen, dass ich schon im Wald nach einer heißen Dusche schrie. Am liebsten hätte ich sogar gebadet, aber das konnte ich nicht. Es wollten noch drei, oder sogar vier Jungs duschen.

Ich schäumte gerade meinen Oberkörper ein, als die Kabinentür aufging und Derek mit reinsprang. Er hielt sich den Finger vor den Mund, dass ich leise sein sollte. Anscheinend hatte er sich von den anderen weggeschlichen. Er zog die Tür wieder zu und fasste ins Wasser- wich dann aber wieder zurück. Anscheinend war ihm das mal wieder zu heiß. Ich duschte mich vom Schaum ab und wich zurück, damit Derek alles einstellen konnte, aber er stellte sich sofort unter dem Strahl und drückte seine Hände gegen die Wand. Er schauderte immer wieder, als das heiße und dampfende Wasser über die vielen blauen Flecke und Kratzer seines Körpers lief.

Ich drückte mich von hinten an Derek dran und drehte den Duschkopf ein wenig zur Seite. Meine Hände schlang ich um seinen Bauch. Sofort schnappte er sich eine Hand von mir und drückte mir dort einen Kuss drauf. Ohne weiteren große Worte, duschten wir beide zu Ende, trockneten uns ab und schlüpfte in frische Klamotten. Meine nassen Haare kämmte ich erst durch und band diese dann zu einem seitlichen Nackendutt. Ich war zu faul, um mir die Haare zu föhnen. Während Derek ins Wohnzimmer ging, schlich ich mich in mein Zimmer. So gerne hätte ich mich um sechs Uhr morgens ins Bett geschmissen und gepennt, aber die Schule stand an. Obwohl. Einen Tag kann ich ja wohl drauf verzichten. Und ich war nicht die einzige mit der Meinung.


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Habt ihr schon den Trailer für 6B gesehen?
Ich kann es immer noch nicht glauben, dass es "so viele Überraschungen" geben wird. Und das es dann auch schon wieder vorbei ist... maaaaaaan....

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