Kapitel 22.1 - Benjamin

Geräuschlos bewegte ich mich in der Gestalt meines Leoparden durch den Wald und das Weizenfeld zurück zu dem Grundstück meiner Eltern. Ich kannte jeden Zentimeter des umliegenden Waldes, der Felder, der Wiesen und auch den kleinen Bachlauf, der das Grundstück von dem Feld dahinter trennte. Der Bachlauf und der danebenliegende Feldweg boten eine exponierte Lage, jeder zufällige Beobachter hätte einen hervorragenden Blick auf meine tierische Gestalt. Deswegen lauschte, witterte ich und sah nach links und rechts, bevor ich mit fünf großen Sätzen das Grundstück erreichte.

Zögernd lief ich in Richtung Pool. Annikas Witterung lag zu deutlich in der Luft. Mein Leopard war begeistert, ich besorgt. Was suchte sie hier draußen? War etwas vorgefallen? Ich ermahnte Remi zur Vorsicht, er bleckte gereizt die Zähne. Er wollte endlich auch einmal Annika sehen und spüren. Trotzdem näherte er sich vorsichtig, jedoch nicht wegen meiner Bitte, sondern weil er sie nicht verschrecken wollte. Auch wenn ihn der bloße Gedanken, sie könnte Angst vor ihm haben verärgerte, so nahm er darauf doch Rücksicht.

Doch sobald er ihre schlafende Gestalt entdeckte, lief er direktlinig auf sie zu und ignorierte jede Anweisung von mir. Sein großer Kopf schnupperte an ihrer Gestalt. Seine Tasthaare streiften ihre Haut. Wohlig schnurrte er, als er den ihr eigenen Geruch so intensiv wahrnahm. Mutiger geworden rieb er seinen Kopf an ihrer Schulter. Ben registrierte dabei, dass sie seine Jacke trug. Wärme breitete sich in ihm aus.

Annika gab ein leises Murren von sich. Ihr Kopf kippte zu ihm. Ben hielt den Atem an unf befahl Remi sich zurückzuziehen. Einen kurzen Moment zögerte die große Raubkatze, beobachtete die Frau, hörte ihr leises, verschlafenes Seufzen und gab schlussendlich nach.

Ben fackelte nicht lang und übernahm die Herrschaft wieder. Die Verwandlung ging schnell, als ich in die Hose schlüpfte, fuhr Annika sich mit einer Hand über das Gesicht. Als ihre Stimme fragend „Ben?" murmelte, hatte ich gerade das Shirt über den Kopf gezogen und setzte mich zu ihr auf die Liege.

„Hey Kätzchen", murmelte ich leise zur Begrüßung und lächelte sie an. Verschlafen erwiderte sie mein Lächeln. „Was machst du hier draußen?"

„Ich konnte nicht schlafen", murmelte sie.

„Aber hier draußen", zog ich sie zweifelnd auf.

Sie nickte nur, noch zu schläfrig, um weiter darauf einzugehen.

„Na komm, ich bring dich rein", erklärte ich und schob einen Arm hinter ihre Schultern und einen unter ihre Kniekehlen.

Sie protestierte nicht, sondern legte ihren Arm um meinen Nacken und schmiegte sich vertrauensvoll an mich. Ich lächelte und konnte nicht anders als meine Lippen auf ihre Stirn zu drücken. Ich hatte das Gefühl, dass sie ihren Kopf noch mehr in meine Schulter drückte.

„Ich habe von dir geträumt." Ihre Worte klangen wie eine Feststellung, die sie selbst überraschte. Ich grinste. Sie war süß. Schlaftrunken, sogar noch mehr als üblich.

„Ach ja?", fragte ich nach. Neugierig, welche Rolle ich in ihren Traum gespielt hatte.

„Ja, du warst ein Leopard und dann warst du wieder du." Kurz erstarrte ich, sie hatte meine Wandlung mitbekommen, doch dann zwang ich mich zum Weitergehen. Ich konnte nicht im Flur verharren, das machte keinen Sinn.

„Und du hattest keine Angst?", hakte ich möglichst locker nach, innerlich immer noch erstarrt.

Ihre Antwort kam nicht sofort. Ich war mir unsicher, ob sie noch immer zu schläfrig oder einfach zögerlich war. „Einen Moment vielleicht, aber dann habe ich dich erkannt. Dann nicht mehr."

Erleichtert stieß ich Luft aus, von der ich gar nicht bemerkt hatte, dass ich sie angehalten hatte. Vielleicht war dies der beste Einstieg gewesen, um sie so langsam auf den Leoparden in mir vorzubereiten.

„Ich würde dir nie etwas tun, das weißt du, oder?", versicherte ich mich. Das war wichtig.

Sie nickte und schlug die Augen gerade lang genug auf, um meinen Blick kurz zu erwidern. „Natürlich."

Zufrieden presste ich sie einen Moment fester an mich. Ich brachte sie in ihr Zimmer, legte sie ins Bett und deckte sie zu. Sie rollte sich sofort zusammen, blinzelte jedoch noch einmal bei ihren nächsten Worten in meine Richtung: „Bleibst du?"

„Soll ich denn?"

Sie nickte und ich fühlte mich wie ein König. Ich strich ihr ein paar lose Haare zurück, bevor ich mich aufrichtete. „Ich bin gleich wieder zurück", versprach ich ihr.

Sie nickte mit einem kleinen zufriedenen Ausdruck im Gesicht, die Augen wieder geschlossen. In Boxershorts bekleidet kam ich zurück und legte mich zu ihr ins Bett. Als ich den Arm um sie legte, kuschelte sie sich ein wenig mehr an mich. Zuckersüß. 

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