thirtyfive

-Corinne-
Erschöpft und befriedigt lag ich auf ihm. Maxim hatte uns gedreht, damit sein gesamtes, doch recht schweres, Gewicht nicht auf mir lastete. Träge fuhr ich mit meiner Hand seinen Oberarm und seine Schulter ab und malte irgendwelche unsichtbaren Muster darauf. Seine eine Hand lag warm auf dem Übergang von Rücken zu Po und seine andere war in meinen Haaren vergraben.
Es war ein herrliches Gefühl, ihn so nah bei mir zu spüren. Vor allem jetzt, wo wir endlich vereint waren und er für jeden sichtbar mir gehörte. Genau dieser Gedanke war es, der mich aus dieser Blase reiner Glückseligkeit riss.
„Maxim!", rief ich panisch aus. Sein Atem ging ruhig und gleichmäßig, sonst rührte er sich nicht. Schnell rappelte ich mich auf und sah ihn an. Verwirrt erwiderte er meinen Blick, dann rutschte er tiefer auf meinen Hals und sah mich mindestens genauso panisch an wie ich ihn. Seine Hand war an meinen Hals. „Ich habe dich gebissen!", murmelte er entsetzt von sich selbst. „Wie fühlst du dich?", fragte er sofort besorgt.
„Irrelevant!", wehrte ich ab, viel mehr galt meine Sorge ihm. „Wie geht es dir? Tut dir irgendetwas weh? Fühlst du dich komisch? Ist dir schwindelig?" Die Worte purzelten, einem Wasserfall gleich, aus mir heraus. Prüfend legte ich eine Hand auf seine Stirn, diese war angenehm kühl. Aber wer wusste schon wie sich so eine Vergiftung zeigen würde?!
„Ssscht, alles gut.", versuchte er mich zu beruhigen und nahm meine Hand von seiner Stirn. Beruhigend strich er mit dem Daumen über meinen Handrücken. Doch es brachte nicht viel. „Wie geht es dir?"
„Mir fehlt nichts.", beteuerte ich ihm. „Und dir?", fragte ich noch immer unsicher nach.
„Mir geht es so gut wie noch nie in meinem Leben." Seine schönen Augen sahen mich ernst an, doch seine Lippen lächelten. „Und ich hoffe, dass dir nichts passiert." Seine Worte klangen beinahe wie ein Gebet. Als flehte er eine höhere Macht an, dass unser verantwortungsloses Handeln keine Folgen haben würde. Seine Finger fuhren zärtlich über die Stelle, an der er mich gebissen hatte. „Wenn du dich irgendwie seltsam oder unwohl fühlst, sag mir sofort Bescheid.", bat er mich.
„Du aber auch.", verlangte ich zustimmend.
„Versprochen, und jetzt komm her." Er zog mich wieder zu sich herab und umarmte mich ganz fest. Eng schmiegte ich mich an ihn und genoss seine Wärme, die Sicherheit, die er mir nur mit seiner Anwesenheit schenkte.
Ungewollt dösten wir beide noch einmal ein und wurden erst wieder wach als es schon zum Abend dämmerte. Verschlafen rieb ich mir übers Gesicht und strich mir einen Teil der Haare zurück. Maxim grummelte unverständlich, während er gegen das schwache Licht anblinzelte und ich grinste. So glücklich wie ich in diesem Moment war, hatte ich mich mein Leben lang noch nie gefüllt.
Es war nicht schlimm, wenn man keinen Gefährten hatte. Zumindest nicht die ersten Jahrhunderte. Wie sollte man etwas vermissen, das man nur aus Erzählung oder vom Sehen her kannte? Aber jetzt, nachdem ich wusste wie es mit einem Gefährten war, konnte ich mir gar nicht mehr vorstellen mein Leben von zuvor wieder aufzunehmen. Es würde ein unwiederbringlicher Teil meiner Selbst fehlen ohne ihn.
Maxim bedeutet für mich die Welt. Die Vorstellung, dass wir noch immer vor den gleichen Problemen wie zuvor standen, bereitete mir einerseits Bauchschmerzen, andererseits verspürte ich nun aber auch einen ganz anderen, viel stärkeren Kampfgeist. Ich wusste nun genau wofür ich kämpfen würde und ich wusste, dass es sich lohnte.
Als Maxim seine Arme fester um mich schloss und mich fast schon ruckartig näher zog, zuckte ich erschrocken zusammen und grinste dann in sein Gesicht als ich das selbige in seinem erblickte. Der Blick in seinem sonst kühlen, distanzierten Gesicht wirkte warm, beinahe liebevoll und glättete seine harten Kanten. Ich dankte dem Schicksal dafür, dass es mir diesen wundervollen Mann an meine Seite gegeben hatte.
„Woran hast du gerade gedacht?", fragte Maxim mich neugierig. Der Ausdruck wurde wieder härter, sein Gesicht wirkte verschlossener. Er wusste, dass meine Gedanken gerade eben nicht rosarot gewesen waren.
„Die Probleme sind noch immer da!", erklärte ich kurz. Er wusste genau was ich damit meinte. Er war noch immer ein Vampir und ich eine Lykae. Dort draußen gab es zwei Fraktionen, die mehrheitlich gegen diese Verbindung sein würden. Selbst wenn Logan uns seinen Segen gab, würden die Lykae alles andere als in Jubelstürme ausbrechen. Und dann war da noch immer ein abtrünniger Lykae hinter mir her, weil mein Bruder nun einmal der König der Lykae war. Das Leben könnte einfacher sein, aber auch wahrlich schlimmer. Wir waren schließlich nicht auf uns allein gestellt. Wir hatten einander, Logan stand hinter uns und damit nahezu alle Lykae und sogar ein paar der Vampire halfen uns.
Maxim nickte, dann schenkte er mir ein aufmunterndes Lächeln. „Das spielt keine Rolle! Wir gehen das zusammen an und finden eine Lösung!"
Ich nickte. „Ja das machen wir." Er war einfach wundervoll.
Ich lehnte meinen Kopf auf seinen Brustkorb und strich gedankenverloren über seine Seite, während er mit trägen Bewegungen meinen Rücken massierte.
„Denkst du Zarek ist schon wieder da?", fragte ich als mir Bewusst wurde, dass wir irgendwann wieder das Zimmer verlassen mussten. Es erschien mir wie eine Blase, die uns von dem Rest der Welt trennte. Sicher, wohlig, warm. Ich wollte nicht zurück in die Realität, trotzdem ließen die Gedanken mir keine Ruhe.
„Wahrscheinlich.", murmelte Maxim als Antwort.
„Dann sollten wir mal nach ihm schauen!", meinte ich unmotiviert. Der Gedanke meinem Bodyguard jetzt gegenüberzutreten, wo er genau wusste was ich getan hatte, erschien mir unangenehm. Äußerst unangenehm. Zarek war so viel mehr als einfach nur ein Bodyguard für mich. Er war mein Vater, mein Bruder, mein bester Freund, Beschützer und Mentor in einem. Er war der Mensch, der mich mit aller Wahrscheinlichkeit am besten kannte, all meine Tiefschläge und Höhenflüge erlebt hatte. Ich wusste nicht genau was es war, dass mich so fühlen ließ. Vielleicht die Angst, dass er letztendlich doch etwas gegen die Verbindung von Maxim und mir hatte oder das er jetzt schlechter über mich dachte. Ich wusste nicht einmal woher dieser Gedanke kam oder warum Zarek das überhaupt tun sollte, aber diese irrationale Angst war da. Zareks Meinung war die, die für mich am meisten zählte. Sogar noch mehr als die von meinem großen Bruder. Aber vielleicht war es auch nur einfach die Angst vor dem Moment, wenn er die Markierung entdeckte. Wie lang war es her, dass wir darüber gesprochen hatten, dass es gefährlich war? Vielleicht sogar tödlich!
Bei den Gedanken schnaubte ich innerlich über mich selbst. Ich wusste, dass es meine Schuld war. Maxim hatte sich bis zu dem Moment beherrschen können, wo ich meinen Urinstinkten nachgegeben hatte. Bis jetzt schienen wir Glück zu haben, aber es hätte auch ganz anders ausgehen. Vielleicht würde es das sogar auch noch. Wer wusste schon, wann die Wirkung einsetzte?!
„Wir müssen!", murmelte ich Maxim zu und hauchte einen Kuss auf sein Schlüsselbein bevor ich mich aufstützte und aufstand. Es gab einen entscheidenden Punkt, der mich nahezu aus dem Bett trieb. Das war die Sorge um meinen Leibwächter. Bevor er uns verlassen hatte, waren seine Verletzungen noch nicht verheilt gewesen und ich wollte sicher gehen, dass es ihm jetzt wieder besser ging.
Mir Maxims Blicke nur zu bewusst, zog ich mir meinen Slip und BH an. Sein Blick glitt bewundert über meine hochgewachsene Gestalt und ich warf ihm ein unerklärlich scheues Lächeln zu. Es war ein unbeschreibliches Gefühl von dem Mann begehrt zu werden, den man liebte. Auf einmal zogen sich Maxims Brauen zusammen und sein Blick war nicht anders als finster zu bezeichnen. Und er bedachte mich damit. Ein eisiger Schauer überlief mich. Ganz instinktiv trat ich einen Schritt zurück. Fast schneller als ich der Bewegung folgen konnte, war Maxim aufgestanden und stand nun vor mir. Mein Kinn fest zwischen seinen Finger geklemmt drehte er meinen Kopf zur Seite und strich mir die Haare zurück. Zischend entwich ihm die Luft.
Meine Hände ballten sich zu Fäusten, mein Magen zog sich zu einem Klumpen zusammen und ich kniff panisch die Augen zu. Mir war deutlich bewusst, dass er auf die Stelle starren musste, wo er mich gebissen hatte. Am liebsten hätte ich danach getastet, umzusehen ob ich etwas spürte, denn so fühlte ich nichts.
„Was ist da?", zwang ich mich zu fragen, nachdem ich einmal angestrengt geschluckt hatte und öffnete die Augen wieder.
Maxim trat einen Schritt zurück und ließ mein Kinn locker, sodass ich ihm in die Augen schauen konnte. Sein Arm lag an meinen Oberarm. Schutz und Stütze in einem. Seine Augen verhießen mir nichts Gutes. Panisch und schreckgeweitet sahen sie mich an.
„Ich weiß es nicht. Aber ein Teil deiner Haut... hat sich schwarz verfärbt!", gestand er mir dann nach kurzem Zögern. Angstvoll krallten sich meine Finger in seine bis gerade eben noch freie Hand.

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