FIFTYONE


-Corinne-
Sie hatten mich gegrillt. Bei einer Netzwechselspannung von hundertzwanzig Volt hatten sie meine Hände befeuchtet und meine Füße in ein Wasserbad gesetzt. Ich war an einem Stuhl gefesselt, ohne magische Ketten und doch war ich nicht im Stande gewesen, mich selbst zu befreien ehe mich der Stromschlag erzittern ließ und ich nur wenig später in völliger Dunkelheit versank. Zuvor jedoch hatte ich Walkers lachendes Gesicht gesehen. Mit Faszination in den Augen hatte er mich angesehen und glückselig wie ein Kind zu Weihnachten gelacht.
Als ich wach wurde, war ich nicht allein gewesen. Walker war da, darauf wartend, dass meine Folter weitergehen konnte. Blut ran warm und klebrig aus meiner Nase, während mein ganzer Körper noch immer zu schmerzen schien. Auf meiner Zunge hatte ich einen bitteren, blutigen Geschmack, dennoch fühlte sich mein Mund trocken an. Als ich die Wasserwanne und die Kabel daneben bemerkt hatte, war ich zusammengezuckt. „Keine Sorge, wir machen jetzt was anderes. Ich habe nicht jedes Mal Zeit über eine Stunde zu warten, bis du wieder wach wirst. Killian hat mir berichtete, dass du gern im Wasser planschst.", waren Walkers besänftigende Worte zu mir gewesen.
Nein!
Es dauerte nicht lang und ich hockte wieder Wasser spuckend, um Luft ringend über der Wanne, Killian neben mir. Dieses Mal gab es keine Frage und demnach auch keine Pause, in denen ich antworten konnte. Er holte mich gerade früh genug heraus, um das ich nicht ersticken konnte. Bastard! Nie hatte ich mir vorgestellt, dass ich einmal freiwillig würde sterben wollen. Aber jetzt hatte ich den Punkt erreicht. Ein weiteres Mal, tauchte mein Kopf unter. Ein weiteres Mal strömte das Wasser in meine Mund und Nase, die Luftröhre hinab. Der Hustenreiz sowie das nach Luft schnappen waren unaufhaltbar.
„Ich glaube du machst da etwas falsch, Killian. Die kleine Prinzessin bettelt noch immer nicht um Gnade. Ich will sie winseln sehen.", verlangte Walker ungeduldig. Ich sah Walker nicht, meine Haare waren mir im Weg, schützten mein Gesicht vor seinen Blicken. Sonst würden sie womöglich die Tränen erkennen, den Schmerz, den sie mir bereiteten sehen. Hustend und zitternd, kämpfte ich darum nicht kopfüber voran in die Wanne zu fallen, so geschwächt war ich mittlerweile, während ich so viel Luft wie möglich zu inhalieren versuchte. Mein Körper versuchte sich zu wehren, als ich wieder den Druck seiner Hand spürte, doch kraftlos schluckte ich erneut Wasser, spürte dieses Stechen und flehte, dass er mich zu lange unter Wasser lassen würde.
Viel früher als zuvor wurde ich hochgerissen. Wasser ran aus meinen Mund und Nase, während ich hustete und zitterte, bekam ich einige Wortfetzen mit. „... das gehört?" Nur schwer konnte ich die Worte entziffern. „Stell sie ruhig. Man hört ja kaum was.", fauchte Walker.
Eine große Hand bedeckte meinen Mund, während ein Arm sich um meine Mitte schlang, um jegliche Gegenwehr zu unterdrücken. Panisch zappelte ich, da ich erneut keine Luft bekam, doch Killian packte nur noch fester zu und schnürte mir den letzten Rest Luft ab.
„Was ist da oben los?" Walker erhob sich, ich hörte das Knirschen seines Stuhls, den er sich mitgebracht hatte. Aufmerksam geworden spitzte nun auch ich meine Ohren und versuchte die Schmerzen meines Körpers auszublenden. Erfolglos, mein Herz raste in meiner Brust und die mangelnde Luft, sowie der Reiz zu husten, waren so dominierend, dass ich mich nicht genügend konzentrieren konnte.
„Kette sie an und dann komm mit nach oben.", befahl Walker seiner rechten Hand und wandte sich schon der Tür zu. Kaum das Killians Hand von meinem Mund und meiner Nase verschwand, schnappte ich befreit nach Sauerstoff und zwang mich dazu tief durchzuatmen. Erst danach gab ich den Hustenreiz erneut nach.
Killian hatte schon eine der Schellen, um mein Handgelenk geschlossen ehe Walkers Worte in meinem müden Hirn Sinn ergaben. Und dann lächelte ich. Als ich nun ebenfalls lauschte, hörte ich das Rumpeln und Schlagen, vereinzelte Ausrufe und Schreie. Maxim war da und er würde mich aus diesem Höllenloch befreien.
Langsam drehte ich meinen Kopf und warf Killian einen Blick über meine Schulter zu, während die Handschelle um mein zweites Handgelenk knickte. „Nun seid ihr es die um Gnade betteln werdet.", murmelte ich überzeugt, die Gewissheit tat meiner Seele gut.
„Sei dir da mal nicht so sicher, Prinzessin."
„Dein Held ist ganz allein und wir sind fast zwei Dutzend Lykae." Sein Gesicht strahlte pure Selbstsicherheit, was dazu führte, dass mein Glauben ins Schwanken gehörig kam. Maxim konnte dieses Haus nicht allein stürmen, dass würde Zarek nicht zulassen, versuchte ich mich zu beruhigen, aber ich wusste nur zu gut wie aufbrausend und manches Mal auch voreilig mein Vampir sein konnte.
„Das würde er niemals." Ich hoffte Killian überhörte die Unsicherheit in meiner Stimme, doch das tat er nicht. Überlegend grinsend, sah er zu mir auf als auch die letzte Schelle um meinen Knöchel lag.
„Das hat er aber.", widersprach Killian und erhob sich. „Scheinbar hattet ihr noch nicht genügend Zeit um euch näher kennenzulernen. Das könnt ihr dann wohl demnächst nachholen, in den Pausen, wo ich einmal keinen von euch beiden Foltern werde.", spottet er.
„Du elender Bastard!", keifte ich außer mir vor Wut und Angst. Sie würden nicht annähernd so vorsichtig bei Maxim sein wie bei mir, dessen war ich mir mit erschreckender Klarheit bewusst. Maxim wäre für sie nicht mehr als ein nettes Spielzeug, um mich zu quälen. Wenn er starb wäre es schade, da sie ihr Druckmittel gegen mich verloren, aber für sie nicht weiter tragisch. Maxim durfte nicht allein sein. Wahrscheinlich war es ihr Plan, Walkers Leute glauben zu machen, dass Maxim ohne Unterstützung versuchte mich zu retten. Ich hoffte es so sehr.
„Das hättest du nicht sagen sollen, Prinzessin." Dieses perverse Arschloch drehte sich nicht einmal in meine Richtung als er dies sagte und Verschwand einfach nach oben. Wütend schrie und bäumte ich mich in meinen Ketten auf. Als der magische Schlag mich daran erinnerte, dass ich noch immer eine Gefangene war, zuckte ich zusammen bevor ich kraftlos zur Seite wegkippte.
Maxim durfte nicht allein hier sein, bettelte ich in meinen Gedanken und schloss unheimlich müde und geschwächt die Augen, während ich mit meinen Ohren den Geräuschen eine Etage höher lauschte.

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