FIFTEEN
„Was ist los, Corinne?" fragte Logan. Natürlich war ihm nicht entgangen, dass ich alle wegschickte, die eine Auseinandersetzung zwischen uns nicht mitbekommen mussten. Ich atmete tief durch ehe ich antwortete: „Er ist weder ein Mensch noch ein Lykae.
Ein Moment der Stille von anderen Leitungsende folgte. „Was ist er dann?" Ich konnte es der Stimme meines Bruders anhören, dass er schon einen Verdacht hatte, was ich ihm gleich antworten würde. Zu sagen, dass es ihm Missfiel wäre wohl die Untertreibung des Jahrhunderts.
„Er ist ein Vampir." Sprach ich trotzdem die Worte aus.
„Wie bitte?" fragte Logan leise und äußerst höflich nach. Stets ein Zeichen davon, dass er sich in einer äußerst gefährlichen Stimmung befand. Logan war laut, impulsiv, ehrlich und offen. Er wusste wie er sich zu geben hatte, wenn er in der Öffentlichkeit auftrat und war eine durch und durch authentische Persönlichkeit. Diese Eigenschaften waren es, die ihm zu einem so guten und auch sehr beliebten König unseres Volkes machten. Aber er konnte auch genau so berechnend, grausam, zum äußersten entschlossen und gnadenlos sein. Sonst würde er nicht so lange seine Stellung halten wie er es tat und wäre nicht der starke Anführer der Lykae, zu dem nahezu jeder aufsah. Gerade eben war er letzteres. Umso leiser und gewählte er sich ausdrückte, umso mehr sollte man sich hüten. Dann war er wie die Schlange, die sich vor ihrem Angriff einrollte, um dann blitzartig zu zuschlagen. Es war ein Zeichen dafür, dass er sich enorm beherrschte und sein Verstand gerade einen Plan ausheckte, der seinem Gegner vernichten würde.
„Mein Gefährte ist ein Vampir." Wiederholte ich todesmutig meine Aussage.
„Zarek, du setzt sie sofort in den nächsten Flieger nach Frankfurt." Befahl Logan meinem Bodyguard. Entsetzt sah ich erst das Handy an und dann zu Zarek. Bei aller Herzensgüte und gutem Willen, den Zarek mir entgegen brachte, aber das war eine direkte Anweisung. Er konnte sie nicht umgehen. Er hatte Logans Befehle auszuführen. Sollte er es nicht machen, konnte darauf die Todesstrafe folgen. Logan war nicht nur sein Alpha, sondern auch sein König. Über sein Wort stand niemand. Außer sich vor Zorn knurrte Maxim und baute sich neben mir auf.
"Sie geht nirgendwohin." erklärte der Vampir nachdrücklich.
„Vergiss es, Logan." Fauchte ich wütend über meine Hilflosigkeit in den Hörer und legte auf. Aufgebracht fuhr ich mir durch die Haare, rieb mir den Nacken. Mein Blick fiel auf den dunkelhaarigen Muskelprotz. „Ich schlag dich bewusstlos." Versprach ich Zarek, auch wenn ich wusste das es nichts bringen würde. Ich sprang auf und bemerkte wie meine Finger zu Klauen wurden. Es war schon lange her, dass ich die Bestie in mir so willkommen hieß wie in diesem Moment. Normalerweise hatte ich viel zu sehr Angst, dass ich sie nicht würde beherrschen können. Sollte ich die Kontrolle über die Bestie verlieren, würde ich den Verstand verlieren. Für immer. Doch gerade eben war es mir gleich. Das Risiko war es Wert. Ich brauchte die Kraft der Bestie um bei meinem Gefährten bleiben zu können.
Es war ein berauschendes Gefühl der Stärke, die durch meine Adern floss. Ich bemerkte wie meine Sinne noch schärfer wurden als ohnehin, wie meine Muskeln besser durchblutet wurden und die animalischen Reflexe und Instinkte zunahmen. Deutlicher denn je spürte ich die Verbundenheit zu dem Vampir, der an meiner Seite stand.
Zarek blieb ruhig auf seinen Stuhl sitzen, jedoch ließ er mich keine Sekunde aus den Augen. Seine absolute Regungslosigkeit konnte mich nicht täuschen. Ich hatte ihn schon tausend Mal beim Kämpfen gesehen und wusste, dass er nicht einmal eine halbe Sekunde brauchte um auf die ganze Kraft seines Schattenwolfes zu greifen zu können. Er war unheimlich schnell und stark. Nicht umsonst war er schließlich mein Bodyguard. Doch ich war ebenso wenig zu unterschätzen. Ich war eine der wenigen weiblichen Lykae, die den Schattenwolf rufen konnten. Davon gab es vielleicht nicht einmal zwei Hände voll auf der ganzen Welt verteilt.
Maxim wirkte ebenso wie ich angriffsbereit. Mittlerweile schien er es aufgegeben zu haben, sein Blut trinken zu wollen. Die Tasse stand verwaist auf der Anrichte. Er wartete auf eine falsche Bewegung Zareks und würde sofort angreifen. Dafür, dass er mich gestern Abend noch zurück schicken wollte, wirkte er nun zum äußersten entschlossen, eben dies zu verhindern. Endlose Minuten lang starrten wir uns einfach nur an. Mein Handy vibrierte auf der Tischplatte. Logan. Noch einmal Logan. Kai, Logans bester Freund. Rio, Logans Bodyguard. Erneut Logan. Immer wieder viel unser Blick auf das Handy. Zareks Blick forderte mich auf ran zugehen. Ich weigerte mich.
Als Zareks Handy klingelte, sah er mich abwartend an und ich nickte. Wenn ich nicht abnahm, war dass eine Sache. Ich war seine Schwester. Logan gewehrte mir mehr Freiheiten als jeden anderen seines Volkes. Sollte Zarek ihn ignorieren, konnte das ernst zunehmende Konsequenzen haben. Mit langsamen bedächtigen Bewegungen holte Zarek es aus seiner Hosentasche hervor und legte er sobald er ran gegangen war wie ich in die Mitte des Tisches. „Logan, du solltest deinen Befehl zurücknehmen, sonst wird heute Blut fließen oder deine Schwester wird ihren Verstand an die Bestie verlieren." Sagte Zarek ohne weitere Einleitung. Wütend knurrte ich auf. Ich war bei weitem nicht so willensschwach, dass ich sofort meinen Verstand verlieren würde, wenn ich die Bestie aus den Käfig ließ.
„Sie hat die Bestie aus dem Käfig gelassen wegen dem Blutsauger?" fragte Logan ungläubig. Maxim fauchte bedrohlich. „Nenne ihn noch einmal Blutsauger!" nur undeutlich verstand ich meine eigenen Worte, dass Knurren in meiner Stimme übertönte sie fast.
„Beruhige dich, Corinne." Befahl mein Bruder mir. Ich fletschte knurrend die Zähne. Zarek sah sich das Schauspiel ruhig an. Ich wusste nicht woher er diese Ruhe nahm. Vor ihm stand eine halbwilde Lykae und ein mordlüsterner Vampir.
„Wir müssen darüber reden." Ich würde keinen Ton mehr mit Logan sprechen solange er nicht seinen Befehl zurücknahm. Ich hatte meinem Gefährten gefunden und würde mich nicht einfach verschleppen lassen nur weil es meinem Bruder nicht passte, dass Maxim ein Vampir war. "Ich will dich doch nur beschützen, Cori. Er ist ein Vampir. Vampire können nicht lieben. Sie sind absolut beziehungsunfähig. Wenn du nicht aufpasst, saugt er dich vielleicht einfach aus. Oder er spioniert uns aus. Du kannst einem Vampir nicht trauen."
"So etwas würde ich niemals machen." verteidigte sich Maxim. Nicht eine Sekunde war mir so ein Gedanke gekommen. Ich zweifelte nicht an den Wahrheitsgehalt seiner Worte. Maxim war ein ehrenhafter Mann. Sollte er sich wirklich für mich entscheiden und sich auf mich einlassen, würde er loyal zu mir stehen und nicht hintergehen. Ich musste ihn nur noch soweit kriegen. Dabei waren Logans Worte keine Unterstützung.
"Halt dich daraus, Vampir." fuhr Logan Maxim an. Ich knurrte warnend.
"Corinne! Bitte nimm Vernunft an." bat Logan mich.
Als ich nicht reagierte, knurrte auch Logan wütend auf. „Ich bin dein König, Corinne." warnte er mich.
„Er ist mein Gefährte!" knurrte ich ihm entgegen. Er sollte das Gefühl doch am besten nachvollziehen können. Schließlich hatte er seine Gefährtin selbst erst vor kurzem gefunden.
„Er ist ein Vampir! Du musst dich irren, Cori." erinnerte er mich. Ich sah es nahezu vor mir wie Logan auf und ab tigerte. „Das kann nicht dein Ernst sein." Brüllte er als ich nicht weiter auf seine Worte einging. „Corinne! Ein gottverdammter Blutsauger."
Voller Mordlust knurrte ich auf. „Ich werde hier bei meinen Gefährten bleiben." Erklärte ich mit zusammen gepressten Zähnen. „Es ist scheißegal, ob er ein gottverdammter Blutsauger ist oder nicht. Er ist mein Gefährte. Damit ist die Sache erledigt."
„Verdammt, Corinne! Das ist ni..." Erneut knurrte ich und legte auf. Sollte er toben und schreien. Ich würde meine Meinung nicht ändern. Zarek betrachtete das Ganze nur mit hochgezogener Braue. Ich würde gegen Logan kämpfen, wenn es die einzige Möglichkeit sein sollte, um bei meinen Gefährten bleiben zu dürfen. Auch wenn ich wusste, dass ich keine Chance gegen Logan hatte, auch wenn er mein Bruder war. Ich liebte meinen Bruder, aber ich würde nicht zu lassen, dass er mir meinen Gefährten nahm. Sollte er das tun, kam es meinem Todesurteil gleich. Mochte sein das ich den Vampir nicht liebte, noch nicht. Aber ich spürte die Verbundenheit zu ihm, spürte das er zu mir gehörte. Ich wusste, dass ich ihn einmal lieben könnte. Wenn der Vampir es zulassen würde, könnten wir glücklich werden. Er war als Mensch ein guter Mann gewesen und besaß noch immer dieselben Charakterzüge, wie die Sache mit Lya zeigte.
Zarek nahm sich sein Handy und tippte irgendetwas ein. Warnend knurrte ich. Momentan misstraute ich bis auf dem Vampir neben mir jeden. „Der nächste Flug geht in sechs Stunden. Du hast also viereinhalb Stunden Zeit, um deinen Bruder davon zu überzeugen, dass du hier bleiben darfst." Erklärte Zarek mit ausdrucksloser Mine. „Also sieh zu, dass du dich wieder beherrscht. Ich habe nicht vor mich mit dir über den Boden zu wälzen. Und wenn du nicht deinen Bruder überzeugen kannst, dann machen deinen Vampir Australien schmackhaft. Logan hat nur gesagt, dass ich dich nach Hause schaffen soll, aber nicht, dass der Vampir hier bleiben muss."
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#Meinungen?
Dank der kreativen @asurferlifestyle haben unsere beiden Helden endlich einen Shipname. Ich liebe ihn. Vielen Dank dafür ;D.
#TeamCorilian
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