THIRTYTWO
War das schnell? Ich hab die beiden, die letzten fast drei Wochen echt vermisst.
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„Blutsauger wie Vampir?" hackte ich nach einem Moment des Verarbeitens ungläubig nach. Wobei... wenn es Lykae gab, warum sollte es dann keine Vampire geben?
Logan nickte und beobachtete mich besorgt. Anscheinend wusste er nicht wie viel er mir zumuten konnte. Kein Wunder bei der Szene, die ich erst vor ein paar Tagen veranstaltet habe. „Es ist okay." Versicherte ich ihm deshalb. Es gibt Vampire, es gibt Lykae. Wahrscheinlich gibt es dann noch Geister, Elfen und Kobolde. Normalerweise würde ich genau das auch jetzt nachfragen um mehr darüber herauszufinden, aber darum ging es jetzt nicht.
Logan hatte sich mit seiner Schwester gestritten und das belastete ihn sichtlich. „Was ist so schlimm daran, dass Corinnes Gefährte ein Vampir ist?" fragte ich um die Situation besser verstehen zu können, bevor ich mir ein Urteil erlaubte. Ohne das Problem zu kennen, brauchte man nicht nach einer Lösung zu suchen.
Einen Moment sah Logan mich an als könnte er nicht glauben, dass ich ihm diese Frage stellte. Er gab meine Hand frei und fing wieder mit dem Auf- und Ablaufen an. Wenn ich nicht wüsste wie schlecht es ihm gerade ging, hätte ich geschmunzelt. Dieses Herumtigern war so typisch für Logan. Immer wenn ihm etwas beschäftigte, wenn er nachdachte oder wenn er wütend war, tat er es. In seiner athletischen Gestalt steckte ein ungezügeltes Maß an Energie und Kraft das schier überwältigend war und einen Weg nach draußen suchte. Ich sah ihm gern dabei zu, wie er auf und ab lief. Selbst in meinem winzigen Zimmer war er umher gelaufen, wenn er ungeduldig auf mich wartete oder am Telefon mit jemand diskutierte. Wahrscheinlich hätte es mich nicht wunder sollen, dass Logan sich nach etwas größerem umsah. Er brauchte viel Platz, sonst fühlte er sich in seiner Freiheit begrenzt.
„Lykae finden ihre Gefährten nicht unter den Vampiren. Vampire sind abgesehen davon, dass sie blutsaugende Monster sind, absolut treulos und bindungsunfähig. Sie sind schnelllebig und überheblich. Und..."
„...du kannst sie absolut nicht leiden." Beendete ich seinen Satz als er nichts mehr aufzählte. „Was haben sie getan?" Da musste noch mehr dahinter stecken. Überrascht sah Logan mich an. Ich kannte ihn mittlerweile schon ziemlich gut selbst wenn er mir noch nicht alles erzählt hatte.
„Einige würden behaupten, dass die Vampire, die natürlichen Feinde der Lykae sind. Sie können uns genauso wenig leiden wie wir sie. Früher haben wir uns gegenseitig bekämpft. Trotzdem haben mein Vater und ich es geschafft eine Art Friedensvertrag mit den Vampiren auszuhandeln." Seine Worte bestätigten die Andeutung, die Ash heute Mittag ausversehen fallen ließ. Er musste ein hohes Tier bei den Lykae sein. Wahrscheinlich war er ein Prinz oder so etwas Ähnliches. Das würde auch Rios permanente Anwesenheit in Logans Nähe erklären. Der Mann sah nicht nur aus wie ein Bodyguard sondern war es mit großer Wahrscheinlichkeit auch.
„Hast du nicht gesagt ein Lykae weiß instinktiv wer sein Gefährte ist?"
Logan, der sich mal wieder von mir entfernt hatte, wirbelte zu mir herum und kam mit schnellen Schritten zurück. „Ja, aber..." bestätigte er und erstarrte plötzlich in seiner Bewegung. Er sah über meine Schulter hinweg und auch wenn ich wusste, dass er, auf was auch immer er starrte, es nicht wirklich sah, hatte ich das Bedürfnis mich danach umzudrehen. „Das ist unmöglich." Murmelte er zu sich selbst, drehte sich um und lief wieder weg. Ich verdrehte die Augen. Es war ziemlich anstrengend sich mit jemanden zu unterhalten, der einfach nicht stillstehen konnte. „Wenn also ein Lykae immer seinen Gefährten erkennt und ihr dabei auf das Schicksal vertraut, dann sollte Corinne schon den Richtigen gefunden haben."
„Er ist aber ein Vampir." Sprach Logan tief in seinen Gedanken versunken.
„Ich bin ein Mensch." Erwiderte ich, dass Offensichtliche. „Das ist etwas ganz anderes." Wehrte Logan sofort ab.
„Warum sollte Corinnes Instinkt sie zu einem Vampir führen, wenn er nicht ihr Gefährte ist?" fragte ich. „Außerdem, werden Vampire geboren oder sind Vampire zuvor Menschen gewesen?" Mir kam gerade eine Idee.
„Jeder Vampir war vorher ein Mensch. Vampire können keine Kinder bekommen." Gerade als Logan vor mir kehrt machte, hielt ich ihn an seiner Jacke zurück. „Das ist die Lösung." Sagte ich. „Er war ein Mensch." Verwirrt sah Logan mich an. Er wusste nicht was ich meinte. „Wenn ich jetzt ein Vampir werden würde..." Dieses Mal jagte mir Logans Knurren einen unwohlen Schauer über den Rücken. Es war so tief, laut und mörderisch. Allein der Gedanke schien ihn schon in eine halbe Raserei zu versetzen. Sein ganzer Körper hatte sich angespannt. Er wirkte auf einmal noch größer. Die Hände hatte er zu Fäusten geballt. Beruhigend legte ich ihm meine Hände auf die Schultern und zwang ihn dazu mich anzusehen. „Hör mir doch erst Mal zu. Das ist eine reine Hypothese." Verlangte ich. „Wenn ich ein Vampir werden würde, würdest du mich dann nicht mehr wollen?" Auch wenn ich diese Frage nicht für mich stellte, hatte ich Angst vor der Antwort. Logan schien Vampir wirklich nicht leiden zu können und ich war mir nicht sicher, ob ich eine negative Antwort so gut aufnehmen würde. Wenn man jemanden liebte, sollte man auch darüber hinweg sehen, oder? Dann spielte arm oder reich, braun oder blond, alt oder jung, schwarz oder weiß, Vampir oder nicht, keine Rolle mehr, oder?
Aber andererseits, was wusste ich schon von der Welt in der Logan lebte? Ich hatte gerade eben, dass erste Mal von Vampiren gehört. Seit gestern Abend wusste ich von den Lykae. Vielleicht schätzte ich es auch einfach falsch ein...
„Natürlich würde ich dich noch wollen. Ich liebe dich." Erklärte Logan ohne zu zögern in dem Brustton der Überzeugung. Ein leichtes schwindelerregendes Glücksgefühl breitete sich in mir aus. „Es ist völlig egal, ob du eine Lykae, ein Mensch oder ein Blutsauger bist." Logan sprach die letzten Worte leiser als ihm bewusst wurde was er sagte. Mit ungläubig aufgerissenen Augen sah er mich an. "Es spielt tatsächlich keine Rolle." Aufgeregt fuhr er sich mit einer Hand durch die Haare. „Oh mein Gott." Murmelte er zur gleichen Zeit wie ich. An seiner Stirn klebte Blut. „Er ist wirklich ihr Gefährte." stellte Logan fest. Ich griff nach seiner Hand, doch er zog sie zurück, als er meinen Blick bemerkte. „Was ist passiert?" Seine Handinnenflächen hatten tiefe blutende Kerben. „Das ist nichts." Wehrte er ab und wollte sich von mir zurückziehen, doch das ließ ich nicht zu. Gerade musste irgendetwas passiert sein, dass ich nicht mitbekommen hatte. Und es war wichtig.
„Das ist nicht nichts." Beharrte ich. „Was ist los, Logan?"
Er seufzte. „Ich war kurz davor die Kontrolle zu verlieren." Gab er beschämt zu und versuchte mir erneut seine Hand zu entziehen, doch ich hielt sie fest. Natürlich war er viel stärker als ich und er hätte sich mir mit einem einfachen Ruck entziehen könne, jedoch wollte er mich nicht verletzen.
„Warum?" fragte ich nach und kramte in meiner Jackentasche nach einer Tüte Taschentücher. Irgendwo mussten doch welche sein.
„Also du sagtest, du würdest ein Vampir werden..." wieder spannte sich sein gesamter Körper an. Doch dieses Mal beruhigte er sich selbst, in dem er tief Luft holte und sich dazu zwang sich zu entspannen. „Bei der Vorstellung, dass einer dieser widerlichen Kreaturen, dich verletzen würde, töten...." Ich spürte wie Logan erschauerte und umarmte ihn fest. „Einen Moment..." er stockte wieder, seine Arme lagen fest um mich. Jedoch achtete er darauf mich nicht mit seinen Handflächen zu berühren. Sie waren immer noch blutverschmiert und ich hatte scheinbar keine Taschentücher mehr dabei. „Die Bestie, also der Schattenwolf, wollte ausbrechen und dabei sind meine Nägel zu Klauen geworden und ..." das andere war dann eine logische Schlussfolgerung. Ich nickte verstehend. „Ich bin doch hier bei dir. Da kann mir nichts passieren." Versuchte ich ihn zu trösten.
„Du kannst dir gar nicht vorstellen wie sehr ich dich brauche." Murmelte er in mein Haar. Ich lächelte. „Doch, weil ich dich genauso brauche." Wir tauschten einen langen sehnsüchtigen Kuss aus.
„Wir müssen rein ins Warme gehen, sonst erkältest du dich noch." Bestimmte er irgendwann, seine Stirn an meine gelehnt. Wir beide waren ziemlich atemlos.
„Oh nein. Fang jetzt ja nicht an überfürsorglich zu werden nur weil ich schwanger bin."
„Würde ich mir nie erlauben." Schwor er.
„Ich behalte dich im Auge Freundchen." Drohte ich halbernst. Er hatte heute Morgen schon ein Drama geschoben als ich meinen morgendlichen Sprint zur Toilette absolvierte. Am liebsten hätte er mich krankschreiben lassen und ins Bett gesteckt. Es hatte einiges an Überzeugungskraft benötigt um ihn zu versichern, dass die morgendliche Übelkeit ganz normal und absolut nichts Schlimmes war.
Logan lachte und legte seinen Arm um meine Schultern. „Damit kann ich leben."
Im angenehmen Schweigen liefen wir zurück zu dem Hof. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Ich dachte gerade an eine heiße Schokolade und den großen Kamin, der im Wohnzimmer auf uns wartete. Auch wenn ich es nicht zugeben wollte, Logan hatte Recht. Es war verdammt kalt draußen und ich hatte nichts gegen die wohlige Wärme, die mich in dem alten Bauernhaus erwarten würde. Trotz der Kälte lag ein kleines zufriedenes Lächeln auf meinen Lippen und es wurde breiter als ich mich zur Seite drehte und Logans Augen auf meine trafen. Mit einem liebevollen Lächeln sah er mich an, sodass mir auch von innen gleich viel Wärmer wurde. Mit Logan konnte selbst meine unbeliebteste Jahreszeit mir nicht die Laune verderben.
„Rufst du jetzt noch mal Corinne an?" fragte ich, als er vor der Tür stehen blieb anstatt mit mir herein zu kommen.
Logan nickte. „Ich komme gleich nach." Ich gab ihm noch einen kurzen Kuss auf seinen linken Mundwinkel, was ihn jammern ließ und mir ein kleines Grinsen entlockte. Als er die Tür zu zog viel mein Blick auf Kai und Rio. Anscheinend hatten beide uns begleitet. Ich hatte sie nicht einmal mitbekommen.
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Ich würde mich riesig über eure Kommentare freuen.
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