THIRTYONE
#Freut ihr euch? :D
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„Das Tagesmenü? Eine Spezi und Fanta?" fragte der Kellner. Wir kamen immerhin fast jeden Tag hier her. Die Bestellung war jedes Mal die gleiche. „Genau." Stimmte Ash zu und schenkte dem Kellner nur ein kurzes Lächeln. „Warst du mit ihm im Bett?" fragte ich sie nachdem er in der Küche verschwand. „Nee. Rio und ich verstehen uns da ganz gut." winkte sie ab.
„Was musst du mir unbedingt erzählen?" fragte Ash dann. Als ich heute morgen mit ihr geschrieben hatte, hatte ich ein paar Andeutungen nicht unterlassen können.
„Ich hab erst noch eine Frage: Bist du eine Lykae?" zitternd hielt ich den Atem an. Logan und ich hatten gestern Abend nicht mehr weiter darüber gesprochen, da es einfach zu viel war und ich es erst mal verdauen musste. Das wichtigste wusste ich nun erstmal. Die anderen Fragen würden sich nach und nach klären. Aber diese eine Frage, die die ich gerade gestellte hatte, hatte ich vergessen zu fragen. Und die war wichtig.
„Hat er es dir endlich erzählt?" fragte sie sichtlich begeistert. „Ja, bin ich. Und Julius. Nico. Veronica und Louisa." Sie grinste glücklich. „Wie geht es dir damit?" fragte sie dann doch ein wenig besorgt nach.
Ich überlegte kurz. „Gut." Stellte ich dann selbst ein wenig überrascht fest. Ich meine, die letzte Woche könnte man fast als alptraumhaft bezeichnen. Erst das Haus, welches für mich aus heiterem Himmel kam, dann das Baby, das all meine Pläne mit einem Schlag zunichte machte und schlussendlich die Lykae-Sache, die einfach so unglaubwürdig schien und doch wahr war. Wahrscheinlich hatte die Sache mit dem Haus mich recht gut darauf vorbereitet. Oder ich war schon lange über den Punkt hinweg, als dass mich irgendetwas noch sonderlich Außergefecht setzten konnte. Vielleicht oder sogar mit großer Wahrscheinlichkeit waren es die Hormone, die mich so übermäßig hatten reagieren lassen als Logan mir das Haus zeigte, überlegte ich jetzt. Außerdem was sollte mich jetzt noch groß ungeplantes oder außergewöhnliches passieren? Nach dem Haus, dem Baby und der Lykae-Sache konnte nichts überraschendes mehr passieren, oder? Hoffte ich zumindest. Mit solchen Behauptungen sollte man vorsichtig sein.
„Dankeschön." Riss mich Ashs Stimme aus meinen Gedanken. Neugierig sah ich auf meinen Teller. Das Tagesmenü waren heute überbackene Tortellinis.
„Also, was ist nun?" fragte Ash nachdem wir schon die Hälfte unseres Essens verdrückt hatten. Bedächtig legte ich mein Besteck zur Seite und trank noch einen Schluck meiner Fanta. Als Ash mein Verhalten beobachtete tat sie es mir gleich und sah mich gespannt an.
„Ich bin schwanger." Platzte ich dann mit der Wahrheit heraus. Einen Moment stumm und sprachlos sah sie mich an. Dann kreischte sie, sprang auf und zog mich in ihre Arme. Aufgeregt hüpfte sie mit mir vor dem Tisch umher. Der Kellner war in seiner Bewegung erstarrt und starrte ebenso wie jeder einzelne Gast zu uns. Meine Wangen wurden ganz heiß und mussten flammend rot sein. Peinlich.
„Ash." Zischte ich leicht vorwurfsvoll. Mit der Blondine konnte man gar nicht anders als immer auffallen. Allein ihr Aussehen erregte schon unheimlich viel Aufsehen. „Scheiß drauf!" meinte sie lachend und warf einen kurzen Blick auf unsere Zuschauer. Ihre ganze Haltung besagte, dass sie sich absolut nicht für unser Publikum interessierte. „Freust du dich?" fragte sie dann.
„Ja und nein. Keine Ahnung." Verriet ich und ließ mich wieder auf meinen Platz fallen. „Ich wollte immer Kinder haben. Aber erst, wenn ich mein Studium abgeschlossen und mindestens zwei Jahre in meinem Job gearbeitete habe." Gestand ich ihr. Tatsächlich freute ich mich irgendwo. Aber geplant war es wirklich nicht. Doch jetzt wo ich wusste, dass Logan trotz Kind zu mir stand, konnte ich mich mit dem Gedanken in ein paar Monaten ein Baby zu bekommen viel ehr anfreunden. Und er wirkte bei weitem nicht mehr so beängstigend wie zuvor.
„Dann erzähl mal von deinem Wochenende." Verlangte Ash neugierig.
Also erzählte ich ihr von dem Wochenende. Von Annas Drohung, den teilweise peinlichen Fragen die mein Vater stellte, wie meine Mutter ihn schon auf den ersten Blick ins Herz geschlossen hatte, dem Morgen wo Anna mich erst einmal auf die Idee brachte, dass ich schwanger sein könnte, wie wir mit Rio in den Laden standen. Bei der Vorstellung musste Ash lachen und auch ich grinste bei der Erinnerung von Rios unwohlem Blick in der Abteilung. Und davon wie Logan und ich dass hinbekommen wollten. Ich erzählte ihr so ziemlich alles, sie hörte mir aufmerksam zu und versicherte mir, dass auch sie uns so gut es nur ging unterstützen würde.
„Dann ist jawohl klar wer die Patentante wird!" grinste Ash frech als wir gemeinsam das Restaurant verließen. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich ohnehin fast eine Stunde zu spät kommen würde. Konnte ich jetzt nicht mehr ändern, also musste ich mich auch nicht beeilen. Das Gespräch mit Ash hatte gut getan. Ich hatte gar nicht bemerkt wie sehr ich es brauchte.
„Meine Schwester." Provozierte ich Ash. Wie erwartet schenkte sie mir einen bösen Blick bevor sie ihre Unterlippe zum Schmollmund vorschob und mich mit großen treuherzigen Augen ansah. „Du bringst dem Baby nur Blödsinn bei!" zögerte ich das ganze raus. Spielerisch schlug Ash mir gegen die Schulter und gab den Schmollmund auf. „Gar nicht wahr!" protestierte sie. „Das ist kein Blödsinn, das ist Kreativität!" Ihre Mine war todernst und ich konnte einfach nicht anders als zu lachen. Ash stimmte mit ein.
„Du wirst auf jeden Fall Patentante." Versicherte ich ihr dann, obwohl es da für mich keine Zweifel gab. Ash nickte. „Ich weiß." Sie zog eine Mütze aus ihrer Jackentasche und stülpte sie über die kurzen Stoppeln, die mittlerweile wieder auf ihren Kopf nachgewachsen waren. Ich war mir sicher, dass nur wenige Menschen mit so einer Frisur gut aussehen würden. Aber Ash gehörte zu ihnen. „Musst du nicht eigentlich arbeiten?" Sie zuckte mit den Schultern. „Hab erst halb drei den nächsten Termin." Meinte sie und warf einen Blick auf die nahe gelegene Kirchturmuhr. Es war kurz vor zwei. Im geselligen Schweigen liefen wir über den Marktplatz in Richtung Uni.
„Hast du schon einen Termin für eine Untersuchung?" fragte Ash auf einmal.
„Was für eine Untersuchung?" erwiderte ich.
„Na ob mit dem Baby alles okay ist." Erklärte sie als ob das selbstverständlich wäre. War es wahrscheinlich auch, aber ich selbst hatte noch keinen Gedanken daran verschwendet. „Nein." Meinte ich ein wenig kleinlaut. Sogleich kam bei mir die Frage auf, ob mein Baby gesund ist und ich legte besorgt eine Hand auf meinen Bauch. Ich spürte noch gar nichts. Aber heute früh hatte ich mich wieder übergeben müssen. Das war ein gutes Zeichen, oder? Ash seufzte gespielt schwer auf. „Und genau aus diesen Grund hast du mich." Mit der Hand deutete sie auf sich selbst und wackelte die Augenbraun. "Mach dir keinen Kopf, Süße. Es wird schon alles okay sein. Das ist nur eine reine Routineuntersuchung. Also, zu welchen Frauenarzt müssen wir?" fragte sie voller Elan.
„Ich war bisher immer zuhause." gestand ich. Ich hatte mir hier noch gar keinen Arzt hier gesucht. Ich hatte all meine Termine immer so gelegt, dass ich gehen konnte, wenn ich meine Eltern besuchte.
„Umso besser, dann gehen wir zu meinem." Beschloss Ash und hackte sich bei mir unter. Entschlossen dirigierte sie mich in die entgegengesetzte Richtung zur Uni. Ob ich es heute noch einmal bis zur Uni schaffen würde? Aber die Untersuchung war wichtiger als irgendeine Vorlesung. „Und danach können wir uns Strampler und Kinderwagen und..." Ich kam ganz gut damit klar, mit der Baby-Sache, glaubte ich zumindest, aber das war dann doch zu viel. Diese ganzen Worte waren beängstigend. So viele Gedanken wollte ich mir einfach noch nicht machen.
„Ash!" stoppte ich sie. „Vergiss es. Der Termin... okay. Aber der Rest... Ich hab noch sieben Monate und ich muss mich immer noch an den Gedanken gewöhnen."
Sie zog eine Grimasse und meinte dann reuevoll: „Sorry?!"
Ich verdrehte die Augen. „Wie alt bist du eigentlich?" fragte ich sie.
„Sarah, Sarah!" schüttelte sie den Kopf. „Es ist unhöflich eine Frau nach ihrem Alter zu fragen."
„Ash!" zog ich ihren Namen auffordernd in die Länge. Ich war einfach kein geduldiger Mensch.
„Ich bin dreiundfünzig Jahre jünger als dein Freund." Mein Mund klappte auf und ich blieb stehen. Ich hatte Logan nicht nach seinem Alter gefragt. Es war gestern irrelevant gewesen. Dass war es noch immer. Aber es raubte mir trotzdem die Sprache. Es war nicht vorstellbar für mich. Wenn Ash dreiundfünzig Jahre jünger war, wie alt musste Logan dann sein und wie alt war Ash wirklich? Genau das fragte ich sie auch.
„Nah, vergiss es. Das soll er dir selbst erzählen, sonst bekommt er noch einen königlichen Wutanfall." Wehrte sie entschieden ab.
„Königlichen Wutanfall?" wiederholte ich ihre Worte. Ungläubig sah sie mich an und fuhr sich mit ihren Behandschuhten Hände übers Gesicht. „Der Mann macht mich fertig. Wirklich." Schwor sie ehe sie sich wieder mir zu wandte. „Pass auf. Logan hat dir immer noch nicht alles erzählt. Aber das sind nun einmal Sachen, die ich dir nicht einfach so erzählen kann. Das muss er selbst machen. Okay?"
Wütend presste ich die Lippen aufeinander, nickte jedoch. Ash konnte ja nichts dafür, dass Logan mir nicht alles verraten hatte. Wobei ich ihm jedoch zu gestehen musste, dass er sich gestern Abend wirklich Mühe gegeben hatte und ehr ich diejenige war, die ihn dann irgendwann zu sehr mit anderen Dingen abgelenkt hatte. Vielleicht war er ja einfach nicht dazugekommen. Ich würde ihn nachher fragen. Danach konnte ich ja immer noch wütend sein. Jetzt musste ich erst einmal etwas anderes erledigen. Denn Ash' Stimme riss mich aus meinen Gedanken. "Wir sind da!" Sie deutete auf eine Tür neben der ein weißes Schild an die Wand gemacht war. In diesem Gebäude befanden sich mehrere Ärzte.
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Pünktlichen zum zweiten Teil der Vorlesung war ich erschienen. Simon hatte mir versichert, dass ich nichts Wichtiges verpasst hatte. Nachdem ich fünf Minuten in der Vorlesung hockte konnte ich das ebenfalls Bestätigen. Deswegen schrieb ich dann auch mit Felix und Anna. Am Ende wusste ich noch nicht einmal das Thema, dass wir in diesen insgesamt vier Stunden, von denen ich nur zwei anwesend war, behandelt hatten. Äußerst ungünstig, aber nicht zu ändern. Ein wenig produktiv war ich jedoch trotzdem. Ich hatte einen Termin mit meiner Betreuerin und meinem Paten bei meinem Arbeitgeber ausgemacht. Ebenso hatte ich kurz mit meinem Studiengangsleiter gesprochen und ihn um ein längeres Gespräch gebeten. Auch das hatte funktioniert.
Nach der Vorlesung wartete Kai vor der Tür anstatt Logan. Überrascht sah ich ihn an. „Ist etwas mit Logan passiert?" fragte ich drängend. Er hatte auf meine letzte Nachricht nicht geantwortet und auch so waren seine Nachrichten seit heute Mittag sehr kurz ausgefallen. Nicht typisch für ihn. Ich machte mir wirklich Sorgen.
„Nein, er schreit unten nur den halben Parkplatz zusammen." Erklärte er mir als wäre das völlig normal. Ich nickte lediglich, da ich nicht wusste, was ich davon halten sollte. Sobald sich die Schiebetüren öffneten, hörte ich wie Logans laute aufgeregte Stimme durch die kalte klare Luft schnitt. Auch wenn ich nicht derjenige war, dem seine Worte und seine Wut galt, zuckte ich zusammen. Trotzdem eilte ich schnell auf ihn zu. Bevor ich um die Ecke bog sah ich schon Rio. Ich nickte ihm zu. Er erwiderte die Geste.
„Das kann nicht dein Ernst sein." Fauchte Logan auf und ab laufend. Ich beobachte seine imposante Rückansicht während er von mir wegstapfte. Seine Haltung war gerade und angespannt. Sein Gang hatte etwas wütendes, gewaltsames an sich. Eine Hand war zur Faust geballt, die andere umklammerte das Handy und presste es an sein Ohr. „Corinne!" rief Logan aufgebracht. „Ein gottverdammter Blutsauger." Wieder Stille. Er drehte sich um, sein Blick richtete sich auf mich. Er schenkte mir ein kurzes Lächeln, seine Haltung lockerte sich für einen Moment, doch dann hörte er etwas. Seine Mine wurde wieder finster und grimmig. Er blieb stehen. „Verdammt Corinne! Das ist nicht..." Er hielt das Handy von sich weg und starrte ungläubig auf den Display. „Sie hat schon wieder aufgelegt." Schimpfte er dann. Hätte ich wahrscheinlich auch an Corinnes Stelle, dachte ich mir im Stillen, war aber schlau genug es jetzt nicht auszusprechen. Logan drückte Rio das Handy in die Hand und kam dann zu mir. „Hey." Begrüßte er mich und strich mir sanft eine Strähne hinter das Ohr.
„Hey." Erwiderte ich. „Was ist mit Corinne?" fragte ich ihn.
„Gib mir ein paar Minuten." Bat er und zog mich in seine Arme. So standen wir ein paar Minuten. Er sein Gesicht in meinen Haaren vergraben und ich an seine Brust gelehnt. Bevor er mich zum Auto zog gab er mir noch einen liebevollen Kuss. Was auch immer los war, es raubte ihn spürbar den letzten Nerv und machte ihn zu schaffen. Kai und Rio stiegen hinten ein, ich auf der Beifahrerseite.
„Können wir zu Ash?" fragte ich Logan. Er nickte und startete den Motor. Während der Fahrt sprach keiner von uns auch nur ein Wort. Logan parkte das Auto und stieg aus. Zu schnell für einen Menschen kam er um das Auto herum und hielt mir die Tür auf. Cäsar brav neben ihn. Sobald ich stand eilte der Hund an meine Seite, rieb seinen Körper gegen meine Jeans und bettelte um meine Aufmerksamkeit. Seit Logan da war, hatte er mich nicht noch einmal umgeschmissen. „Kommst du mit mir spazieren?" fragte mich Logan und fuhr sich angespannt durch seine Haare.
„Klar." Stimmte ich zu. Er nahm meine Hand und steckte sie in seine Jackentasche, da es immer noch Minusgrade waren. Logan passte seine langen Schritten meinen kürzeren an. Wir liefen schweigend den vereisten Feldweg entlang, welcher in einen Wald hinein führte. Irgendwann blieb er stehen und drehte sich zu mir um.
„Corinne glaubt ihr Gefährte ist ein Blutsauger."
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Ich bin auf eure Meinungen gespannt. Was glaubt ihr wird Logan jetzt machen? Oder wie wird Sarah auf diese Nachricht reagieren? ...
#Hat es euch gefallen?
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