SIXTEEN
Sie war wieder auf dem Hochhaus. Auf diesem einem Hochhaus in Sydney. Sie konnte es kaum glauben. Wie oft hatte sie es sich gewünscht wieder hier zu sein? Mit ihm?
Langsam sah sie sich um. Es war anders als beim letzten Mal. Nicht nur, dass sie allein hier oben stand. Nein, es fehlten auch all die Tische und Stühle, die ganze Dekoration. Nur noch der Pool, ein paar Liegen, der wundervoll angelegte Garten und eine Gartengarnitur standen hier oben. Die Sonne ging über den Ozean auf und tauchte Sydney in ein sanftes Licht, welches die Konturen der Stadt unter ihr weicher werden ließ, während der Lärm in den Straßen stetig zunahm. Für einige Sekunden genoss sie den Ausblick und die frische Brise, die ihr durch die Haare wehte. Es war wahrlich ein wundervoller Ort, doch ohne ihn war es auch nicht mehr. Sie wollte sich gerade von dem Ausblick abwenden, als sich muskulöse Arme von hinten um sie schlangen. Ein kleiner Schrei verließ ihren Hals. Doch keine Sekunde später entspannte sie sich und lehnte sich an den warmen, vertrauten Körper. Er vergrub sein Gesicht in ihren Haaren, an ihrem Hals. Am liebsten hätte sie sich zu ihm umgedreht, ihn auch umarmt. Doch sie ließ sich von ihm halten, saugte seine Kraft und Stärke, das Gefühl der Geborgenheit auf. Er brauchte das gerade. Sie einfach so festzuhalten. Das wusste sie instinktiv. Er wollte sie nicht loslassen, für keine Sekunde. Viel zu groß war seine Angst, dass sie wieder verschwinden würde. Rau wisperte er immer wieder ihren Namen. Sehnsüchtig. Ehrfürchtig. Glücklich. Nicht nur sie hatte ihn vermisst. Er hatte genauso doll gelitten wie sie. Tränen traten ihr in die Augen. Langsam hob sie eine Hand nach hinten und strich ihm durch seine Haare. "Ich bin hier Logan." murmelte sie leise, neigte ihren Kopf in seine Richtung. Sein Griff wurde tatsächlich noch ein wenig fester um sie, fast schon zu fest. Doch sie protestierte nicht. Tränen liefen ihr über das Gesicht als sie begriff, was sie diesem wundervollen Mann angetan hatte, indem sie einfach verschwunden war. Vielleicht war ihre Entscheidung wirklich so falsch gewesen, wie sie sich angefühlt hatte. Auch wenn ihr Verstand sagte, dass es nicht anders ging.
Vorsichtig versuchte sie seinen Griff um sich zu lockern, doch ein Knurren war die Antwort auf ihre Versuche. Er konnte sie nicht loslassen. Er wollte es auch gar nicht. Er würde es nicht. Endlich hielt er sie wieder in seinen Armen, roch ihren wundervollen Geruch, spürte ihren Körper dicht an seinem gepresst. Sein ganzes Sein saugte ihre Nähe wie eine Droge auf. Die unzähligen trostlosen Tage verblassten, der Schmerz verschwand und die Erinnerungen daran rückten in den Hintergrund. Das Einzige was zählte, dass sie wieder bei ihm war. Er konnte gar nicht beschreiben wie sehr er sich nach ihr verzehrt hatte, wie sehr er sie brauchte.
"Logan, bitte." hörte er wieder ihre wundervolle Stimme. Klar und ganz nah. Ihr Atem wehte über seine Haut. So wundervoll. "Lass mich zu dir umdrehen." bat sie ihn. Tatsächlich lockerte er für wenige Sekunden seine Umarmung. Kaum das sie sich ihm zugewandt hatte, schlang er die Arme wieder fester um sie, sein Gesicht vergrub er wieder in ihrer Halsbeuge. Wahrscheinlich würde sie merken, dass er nicht ganz normal war. Sogar sehr wahrscheinlich. Welcher Mann war nach einem einzigen Tag schon so besessen von einer Frau? Welcher Mann würde die ganze Zeit ihren Duft inhalieren wie ein Drogensüchtiger? Keiner. Aber das störte ihn nicht. Sollte sie herausfinden, dass er kein normaler Mensch war, irgendwann hätte er es ihr ohnehin erzählt. In diesem Moment zählte nur das sie bei ihm war. Ihre Arme legten sich um seine Hüften, ihr Gesicht versteckte sie an seiner Brust. Sein. Seine ganz allein. Er würde alles für sie geben. Alles machen um sie glücklich zu sehen, um sicher zu sein dass es ihr gut ging. Er würde sie vor allem und jeden beschützen. Aber er würde sie nie im Leben teilen. Sie war sein. Für ihn bestimmt. Nur für ihn. Seit dem Zeitpunkt, wo sie ihn angelächelt hatte, gab es kein zurück mehr für sie. "Ich hab dich vermisst." ihre Stimme klang gedämpft durch den Stoff seines Shirts zu ihm hoch. "Nicht so sehr wie ich dich." erwiderte er leise und hauchte einen Kuss auf ihren Scheitel. Also sie den Kopf hob um in seine grauen Augen zu schauen erwiderte er ihren Blick. Liebevoll glitt sein Blick über ihr Gesicht und ihre Gestalt, suchte nach Verletzungen. Ein Zeichen dass irgendetwas nicht so war wie es sein sollte. "Es ist alles gut." Murmelte sie ihm beruhigend zu. Obwohl sie viel zu wenig Zeit miteinander verbracht hatten umso stark zu empfinden wie sie es taten oder um sich auch nur annähernd zu kennen, wusste Sarah trotzdem seine Blicke und Gesten zu deuten. Mit ihm wirkte alles so vertraut, so leicht und einfach. Ein kleines Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. Ihre Finger fuhren zart seine Konturen nach, strichen über seine Lippe, die sich ein klein wenig rau anfühlte. Seine Hand glitt währenddessen in ihren Nacken und zog sie näher an ihn heran. Sie stellte sich auf ihre Zehenspitzen. Eine Hand legte sie in seinen Nacken, die andere umklammerte Halt suchend seine Schulter. Keiner von ihnen wandte den Blick ab. Beide versanken sie in den Augen des jeweils anderen. Einen klaren Gedanken gab es schon lange nicht mehr, nur diese Sucht. Dieser Wille dem anderen noch näher zu sein. Dieses Verlangen. Als ihre Lippen sich berührten gab es kein Halten mehr. Da war kein Zaudern, keine Vorsicht oder Scheu. Nur das Verlangen, diese Sehnsucht, die Leidenschaft, die zwischen ihnen wie eine Stichflamme aufloderte. Gierig pressten sie ihre Lippen aufeinander. Ihre Zungen duellierten sich, schmeichelten einander, erforschten und reizten. Logans Hand glitt unter ihr Shirt und strich federleicht ihren Rücken hinauf. Er musste einfach mehr von ihr spüren. Sarah reagierte mit einem Erschauern darauf, eine Gänsehaut bildete sich. Noch näher versuchte sie sich an ihn zu pressen. Irgendwann waren beide völlig außer Atem. Logan lehnte seine Stirn an Sarahs. "Du hast mir gefehlt!" ein wenig abgehackt verließen die Worte seinen Mund. "Verlass mich nicht noch einmal!" verlangte er dann von ihr und blickte sie eindringlich an. Sarah konnte sich nicht von seinem wundervollen Augen lösen. Sie hielten sie in ihrem Bann. "Ich ..." Sarah stockte, zögerte. Sie wollte es ihm versprechen. Wollte nicht wieder gehen. Wollte für immer bleiben. Aber wie konnte sie ihm etwas versprechen, wenn sie nicht wusste ob sie es halten konnte? Aber es gab noch eine viel entscheidendere Frage, die sie bis jetzt ignoriert hatte! Wie kam sie hier her? "Das ist ein Traum." begriff sie mit einem verstörten Keuchen, als sie sich an den Unfall erinnerte, an Julius und wie sie als allerletztes total erschöpft in ihr Bett viel. Auch Logan starrte sie nun entsetzt an. Sein ganzer Körper verkrampfte sich als er die Wahrheit ihrer Worte realisierte. "Nein." murmelte er, ehe er lauter wurde. "Nein! Nein, das kann nicht sein." Sein Griff wurde stärker, schmerzhaft. Beruhigend strich sie über seinen Arm, legte ihre Hände an sein Gesicht und zwang ihn sie anzusehen. Vielleicht war es dumm sich nicht sofort dazu zu zwingen auf zu wachen. Womöglich würde der Schmerz nach dem Erwachen noch stärker sein. Aber jetzt ging es ihr gut. So gut wie schon lange nicht mehr. Traum hin oder her. Das würde sie genießen so lange sie nur konnte. Den Folgen konnte sie sich später immer noch stellen. "Es ist okay, Logan." beruhigte sie den ihn. "Selbst wenn das nur ein Traum ist, möchte ich jede Sekunde davon genießen als wäre es die Realität!" Logan zögerte für einen kurzen Moment. Wie sollte er es überleben, wenn sie nach dem Erwachen nicht mehr bei ihm sein würde? Als sich dieses Mal ihre Lippen berührten, hatte der Kuss etwas verzweifeltes an sich.
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