Six

-Sarah-

"Oh." stieß ich besonders geistreich aus. Logan hatte mich nach harten Verhandlungen von seinem Rücken gelassen, bevor wir zu seinen Freunden raus auf die Dachterrasse gingen. Ich wusste nicht, was ich erwartete hatte. Aber auf jeden Fall nicht das.

Nicht nur, dass die Dachterrasse riesig war, einen Pool und einen Garten hatte. Irgendjemand hatte auch mehrerer Grills sowie Stühle und Tische nach oben geräumt und alles andere was man noch für eine Party brauchte. Nein, es waren auch unheimlich viele Menschen anwesend.

Mit einer Hand in meinem Rücken schob Logan mich vorwärts. Neugierig sahen mir einige seiner Freunde entgegen. "Komm mit. Ich stell dich ein paar von ihnen vor." Seine Hand glitt von meinem Rücken und verschränkte sich sogleich mit meiner.

Als erstes zog er mich zu einem großen Mann mit einer Glatze. Nicht vielen stand ein kahler Kopf, doch diesem Prachtexemplar schon. Es schien ihn nur noch attraktiver zu machen. "Kai, das ist Sarah." stellte er mich vor. "Kai ist mein bester Freund." erklärte er mir. Ich wollte ihm die Hand reichen, doch er überraschte mich als er mich in eine feste Umarmung zog. "Es freut mich das der Idiot dich endlich gefunden hat." lächelte er mich breit und herzlich an. Verwirrt sah ich ihn an. Wovon sprach er?

Ich sah fragend zu Logan, doch dieser zog mich nach einem kurzen grimmigen Blick zu seinem besten Freund weiter. Er stellte mich noch so einigen Leuten vor. Das meiste waren Männer, ab und an, auch einmal die Frau oder Freundinnen von ihnen. Zwischen drin traf ich auch auf Corinne und Felix, der sich scheinbar schon länger hier aufhielt und angeregt mit einigen Leuten quatschte. Einer von ihnen hatte blaue und grüne Haare. Kunstvoll hatte er sie mit Gel gestylt. Momentan fragte ich mich, wie es sich anfühlen würden, wenn ich die Spitzen berühren würden.

"Warum starrst du meinen Bruder so an?" missmutig vernahm ich Logans Stimme an meinem Ohr. "Ich bin der Hübschere von uns beiden!" fügte er knurrig hinzu. Schwang da wirklich Eifersucht in seiner Stimme mit?

"Das ist mir nicht entgangen!" verriet ich ihm dann, als ich mich zu ihm umgedreht hatte. Seine Hände legten sich auf meine Taille. Er zog mich näher zu sich. Wie automatisch fanden meine Hände ihren Weg zu seinem Nacken. Ich berührte ihn einfach viel zu gern. Viel zu sehr genoss ich seine Nähe. Seine tiefe Stimme, deren Klang allein ausreichte um ein Kribbeln in meinem ganzen Körper auszulösen. Sein Geruch, der mich mehr berauschte als eine Droge es jemals könnte. Seine Körperwärme, die auf mich überging, wann immer er mich berührte. Und das tat er anscheinend genauso gern wie ich bei ihm.

"Das ist sehr gut." murmelte er und zog mich näher zu sich. Nur zu gern gab ich nach, zog ihn sogar noch ein Stück zu mir herunter und legte meine Lippen auf seine, bevor er einfach wieder zurückweichen konnten wie die anderen gefühlten zehntausend Mal zuvor. Ich wusste nicht wie oft ich ihn heute schon hatte küssen wollen, ja darauf gehofft hatte, dass er mich endlich küssen würde und doch hatte er sich jedes Mal zurückgezogen und mich verzweifelt nach seinen Lippen sehnend zurückgelassen.

Es war wie ein Feuerwerk als meine Lippen auf seine trafen. Seine Lippen waren weich und doch irgendwie rau. Nach einem kurzen Moment erwiderte er den Druck. Sein Griff an meiner Taille wurde fester, eine Hand wanderte in meine Haare, hielt meinem Kopf. Überall, wo er mich berührte, spürte ich dieses kribbeln. Seine Lippen lösten sich von meinen nur um erneut, jedoch viel zärtlicher darüber zu streifen. Meine Mundwinkel zu necken. Erst rechts dann links. Sanft knabberte er an meiner Unterlippe und wie von allein öffnete ich meine Lippen leicht. Seine Zunge glitt dazwischen, berührte meine.

Atemberaubend. Unbeschreiblich. Magisch.

Erst ein wenig verhalten dann immer mutiger erwiderte ich den Kuss. Schnell wurde er leidenschaftlicher und immer intensiver. Die Menschen um uns herum hatte ich schon lange vergessen. Atmen war unwichtig geworden. Das Einzige was zählte, war er. Sein Körper an meinem, seine Lippen. Es fühlte sich unglaublich gut an und ich wusste schon jetzt, dass ich süchtig danach war ihn zu küssen.

Ich könnte es den ganzen Abend machen. Meine Finger vergruben sich in seinem Haar, spielten mit ihnen, während ich ihm die Führung überließ. Ein kleines Stöhnen, das ich nicht unterdrücken konnte, entfloh meinem Mund.

Nach einer kleinen Ewigkeit holten uns die Stimmen der anderen aus unserer eigenen Welt heraus. Atemlos sah ich ihn an. Sah das glückliche, verlangende Funkeln in seinem Augen und wusste, dass sich das Gleiche in meinen spiegelte. Schnell hauchte er noch einen kurzen Kuss auf meine Lippen ehe er mich umdrehte und seine Arme von hinten um mich schlang. "Du verpasst noch das Feuerwerk!" murmelte er dicht an meinem Ohr, das Gesicht in meinem Haar vergraben.

Ich lehnte mich an ihn, verschränkte meine Finger mit seinen und sah irritiert in den dunklen Nachthimmel. Ich brauchte einen Moment, um das Gesagte zu begreifen. Zu überwältigt war ich von dem was gerade passiert war. Von dem Kuss. Mit Logan. Meinem ersten Kuss. Und es war der Wahnsinn. Ein unglaubliches Gefühl. Am liebsten hätte ich nie wieder aufgehört. Ich hätte mich stundenlang den Gefühlen hingeben können, die Logan in mir auslöste. Trotzdem sah ich nun in den Sternenhimmel. Seine Freunde zählten den Countdown herunter und Logan und ich stiegen mit ein.

"VIER!... DREI! ... ZWEI!... EINS!"

Überall hörte man das Knallen und die fröhlichen, ausgelassenen Schreie. Um uns herum wurde die Nacht zum Tag und der dunkle Himmel zur Leinwand. Raketen explodierten, malten Muster in die Nacht. Immer mehr verschiedene Farben erhellten den Himmel.

"Frohes neues Jahr, Sarah!" raunte mir Logan ins Ohr. Hauchte einen Kuss auf meine Wange. Glücklich drehte ich mich zu ihm um. Küsste ihn. Nicht so lange wie vorhin, aber trotzdem intensiv und voller Gefühle. All den Gefühlen, die er mir schenkte. "Frohes neues Jahr, Logan!" erwiderte ich leicht atemlos. Er schien mich noch fester in die Arme zuziehen und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Gemeinsam starrten wir glücklich hoch und sah den bunten Lichtern zu.

Es war atemberaubend. Es war sogar noch schöner als ich es mir jemals erträumt hatte. Aber es interessierte mich nicht halb so sehr wie der Mann an meiner Seite. Ich war wegen diesem Feuerwerk hierher gekommen, doch im Moment achtete ich mehr auf die Gefühle der Geborgenheit und Vollständigkeit als auf das Feuerwerk. Konnte man sich an nur einem Tag in jemanden verlieben? Dichter schmiegte ich mich an ihm.



Nach einer Weile, als das große Feuerwerk beendet war und nur noch kleinere zu sehen waren, gingen wir zu den Grüppchen, die sich gebildet hatten. Gegenseitig sprachen wir uns Glückwünsche aus.

Felix zog mich in seine starken Arme und von Logan weg. Logan schien schon protestieren zu wollen, doch Corinne eilte zu Felix Unterstützung herbei und lenkte ihren Bruder ab, in dem sie ihn ebenfalls umarmte. "Ein wundervolles, gesundes neues Jahr!" wünschte ich Felix und erwiderte seine Umarmung. "Danke, das wünsche ich dir auch!"

"Hoffentlich bist du jetzt wieder erträglicher!" hörte ich Corinne lachen, doch die Sorge war trotzdem nicht zu überhören. Ich wollte nicht lauschen, doch alles was mit Logan zu tun hatte interessierte mich. Und wie es schien hatte er eine schwere Zeit hinter sich.

Felix verstrubbelte meine Haare als wir uns voneinander lösten. "Hey!" Schimpfte ich. Ich hasste es, wenn er das tat. Ich konnte mich noch nicht einmal rächen, denn ihn interessierte seine Frisur herzlich wenig.
"Das Verspreche ich dir." hörte ich Logan trotzdem irgendwie glücklich und zufrieden antworten. "Ich habe sie nun."

Es ergab für mich keinen Sinn, wovon sie sprachen. Aber das war ohnehin nicht von Bedeutung. In wenigen Stunden würde für Felix und mich die Reise weitergehen. Ein mulmiges Gefühl machte sich in meinem Magen breit. Ich wollte nicht gehen. Und es lag nicht daran das Sydney so toll war. Sydney war cool und ich hatte all die Sachen, die Logan mir gezeigt hatte in mir aufgesaugt und bewundert. Doch das Entscheidende war Logan. Er übte diese unerklärliche Faszination und Anziehungskraft auf mich aus. Es schmerzte zu wissen, das ich nur noch wenige Stunden hatte, die ich mit ihm verbringen konnte. Ich wollte mehr über ihn wissen. Ihn besser Kennenlernen, seine Nähe genießen und einfach bei ihm sein. Mich mit ihm unterhalten, ihn berühren. Zum wiederholten Male fragte ich mich wie das möglich war? Warum gerade er? Egal wie schön der Tag und der Abend gewesen war, in ein paar Stunden würde ich in ein Auto steigen und ihn nie wiedersehen.

"Alles okay?" fragte Logan besorgt. Ein Arm um meine Mitte gelegt, während er mich aufmerksam musterte. Einer der vielen Gründe warum Logan so unglaublich war: Obwohl, ihm deutlich die Erschöpfung in Gesicht geschrieben stand, war er immer aufmerksam und bekam jede Kleinigkeit mit.

"Ja, jetzt schon." hauchte ich an seinen Lippen und zog ihn näher zu mir. Den Kummer schob ich beiseite. Ich würde jede einzelne Sekunde, die ich mit ihm hatte genießen.

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