NINETEEN
(Wer Vampire in Werwolfbüchern nicht mag, der sei beruhigt, sie werden hier nur ein einziges Mal kurz erwähnt. Ich denke nicht, dass sie in diesem Buch noch mal vorkommen. Falls doch, dann nur in einen Nebensatz.)
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Irgendwann war ich doch eingeschlafen. Schlaftrunken bemerkte ich, dass Sarah sich aus meinen Armen zu schlängeln versuchte. Ich griff nach ihr und zog sie wieder fester an mich. Ein leises Seufzen ertönte. "Logan, ich muss aufstehen." Murrte sie, machte jedoch keine weiteren Anstalten aufzustehen. Ich fiel wieder in einen leichten Dämmerschlaf nur um schlagartig die Augen aufzureißen als ich realisierte, dass Sarah wieder abhauen wollte. Mit einer einzigen schnellen Bewegung rollte ich uns herum, so dass sie unter mir lag, zwischen meinen Armen gefangen war. Erschrocken blinzelte sie zu mir hoch. Zornig funkelte ich sie an. "Du wolltest wieder einfach abhauen."
Ablehnend schüttelte sie den Kopf. "Ich wollte aufstehen um den Wecker auszumachen damit du länger schlafen kannst und weil ich mich für die Uni fertig machen muss." Beruhigend legte sie mir eine Hand an die Wange, während sie mit der anderen meine Stirn zu glätten versuchte.
"Du wärst wieder weg gewesen, wenn ich munter geworden wäre." Warf ich ihr vor. Sie seufzte und ließ die Hand fallen, die meine Stirn glätten wollte. Ihr Gesicht zeigte einen schuldbewussten, traurigen Ausdruck. Am liebsten hätte ich meine harten vorwurfsvollen Worte zurück genommen, denn ich wollte nicht, dass sie traurig war und noch viel weniger wollte ich der sein, der daran schuld war. Aber irgendwann mussten wir darüber reden. Jetzt schien der Augenblick dafür gekommen zu sein. "Es tut mir leid, Logan. Wirklich. Ich weiß, dass es falsch war, aber damals hab ich gedacht, dass es das Richtige ist. Ich meine..." sie stockte kurz. "Das mit uns hat doch eigentlich keine Chance." Ich knurrte und wollte sie unterbrechen, doch mit einer kleinen Geste, bat sie mich, sie ausreden zu lassen. "Du hast ein Leben in Sydney. Deine Familie, deine Freunde, deine Arbeit. Das ist alles dort. Und bei mir ist das nun mal alles hier. Außerdem kennen wir uns kaum. Es ist doch absolut irrational, dass unsere Gefühle zueinander so überwältigend sind."
"Daran ist gar nichts irrational." wehrte ich ab. "Glaubst du nicht an Liebe auf den ersten Blick? Ich habe es früher auch nicht getan." gab ich zu. Das hatte ich wirklich nicht. Ich hatte zwar meine Gefährtin finden wollen, aber ich hatte nicht damit gerechnet mich sofort in sie zu verlieben. Ich hatte mit einer unnormal großen Anziehungskraft und auch einer gewissen Verbundenheit gerechnet, aber nicht mit dem was Sarah schlussendlich mit sich brachte. "Aber seit dem ich dir begegnet bin, schon. Ich habe mich in dich verliebt, Sarah." erklärte ich ihr und sah sie eindringlich an. Ihre Augen weiteten sich ein klein wenig und sie befeuchtete sich die Unterlippe. "Ich habe mich auch in dich verliebt." verriet sie mir leise. Wie von allein hoben sich meine Mundwinkel. Am liebsten hätte ich sie jetzt wieder geküsst, doch einmal angefangen zweifelte ich, dass ich so einfach aufhören könnte und wir mussten vorher einfach noch ein paar Sachen klären.
"Dann hat das mit uns sogar sehr große Chance." Wir würden das hinbekommen. Ich würde nichts anderes zu lassen.
"Aber..." "Ich ziehe hier her." unterbrach ich ihren Protest gleich zu beginn.
Nun riss sie wirklich die Augen auf. "WAS?" fragte sie zwischen Entsetzten, Überraschung, Unglaube und Freude schwankend.
Ich konnte nicht anders und hauchte einen sanften Kuss auf ihr leicht geöffneten Lippen. "Ich ziehe hier her." wiederholte ich meine Worte. "Meine Arbeit kann ich zu großen Teilen auch von hier aus erledigen. Häuser und Firmen gibt es schließlich überall. Außerdem tut ein Tapetenwechsel mal ganz gut."
"Und deine Freunde und deine Familie?" fragte Sarah vorsichtig nach, während ich dabei zu sehen konnte, wie die Hoffnung sich in ihr ausbreitete. "Kai klebt mir wie eine Klette am Hintern und Cori und Finn feiern wahrscheinlich ein kleines Fest, sobald sie erfahren, dass ich sie nicht mehr die ganze Zeit bevormunden kann." Nicht, dass ich es nicht trotzdem versuchen würde.
"Das ist verrückt." stellte sie mit leuchtenden Augen fest. "Das ist das einzig Richtige." korrigierte ich sie sanft und lehnte meine Stirn an ihre. "Seit dem Augenblick, in dem wir uns begegnet sind, bist du das Wichtigste und ich werde nicht zulassen, dass das mit uns nicht funktioniert."
"Du bist unglaublich." Ihre Hand wanderte in mein Haar. Sie wollte mich küssen, doch ich stoppte sie. Enttäuscht sah sie mich an. Ich war wirklich ein Idiot, aber...
"Das heißt aber auch, dass du nicht mehr einfach so verschwindest." erklärte ich ihr streng. Sie seufzte leise, ihre Hand rutsche aus meinem Haar und blieb an meiner Schulter hängen. Ihre Finger malten kleine Kreise auf meinen Oberarm, während sie erklärte: "Ich wollte nicht einfach verschwinden. Ich wollte dich nur einfach nicht munter wachen. Heute nachmittag..." wir zuckten beide zusammen als lautstarke Musik gemeinsam mit zwitschernden Vögeln losging. Sarah, die sofort wusste was los war, angelte nach ihrem Handy. Ich hielt sie an den Hüften fest, als sie dabei fast vom Bett fiel. Das Handy lag neben einer Steckdose an der gegenüberliegenden Wand. Sie hatte es über Nacht aufladen lassen. Nachdem der Wecker aus war, sprach sie weiter: "Das wäre etwas ganz anderes als Sydney gewesen. Heute Nachmittag wäre ich wieder gekommen und du hättest gewusst, wo ich bin."
Ich seufzte. Sie hatte recht. Es war eine ganz andere Situation. Sie wollte nicht wieder verschwinden. Sie wäre wieder gekommen. Außerdem hatte sie es ja gut gemeint. Aber die Angst sie zu verlieren, war einfach irrational groß. Die Vorstellung erneut alleine aufzuwachen, ließ mir eiskalte Schauer über den Rücken laufen. Ich fuhr mir durch die Haare. "Mach mich trotzdem immer wach." verlangte ich. "Ich will nicht noch einmal so einen Moment erleben."
Sie nickte zerknirscht. Nur zu deutlich sah ich ihr die Schuldgefühle an.
"Versprochen?"
"Versprochen!" bestätigte sie.
"Dann weiß ich nicht, warum du noch so betrübt schaust." meinte ich und küsste sie. Überrascht schnappte sie nach Luft, ehe sie den Kuss leidenschaftlich erwiderte. Während ich mich mit der einen Hand immer noch neben ihren Kopf abstützte, damit nicht mein ganzes Gewicht auf ihr lastete, ließ ich die andere auf Wanderschaft gehen. Protestierend stöhnte sie auf als ich meine Lippen von ihr löste, nur um kurz darauf glücklich zu seufzen, während ich ihr an ihren Hals saugte und knabberte. Das würde ein großer Knutschfleck werden. Wenn sie sich nachher schon in einem Raum voll mit Männern aufhalten würde, dann sollte jeder von ihnen wissen, dass sie mir gehörte.
Gerade als meine Hand in ihre Shorts wanderte, ging das nervende Gedudel erneut los. Genervt fiel mein Blick auf das Handy, welches ich am liebsten aus den Fenster geworfen hätte. Sarah seufzte frustriert auf und nutzte mein kurzes abgelenkt sein um unter mir hervor zu schlüpfen und aufzustehen. Ungläubig beobachtete ich wie sie das Handy aufhob und während sie es ausstellte zum Schrank lief. Als hätte sie meinen Blick gespürt sah sie über die Schulter zurück zu mir und meinte bedauernd: "Ich muss aufstehen. In zwanzig Minuten geht die Uni los." Der einzige Trost war, dass sie einige Sekunden brauchte ehe sie sich von den Anblick meines freien Oberkörpers lösen konnte. Fassungslos ließ ich mich zurück in das Bett fallen. Ich konnte ihre Uni immer weniger leiden und ich brauchte unbedingt eine kalte Dusche.
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Ein einfacher blauer Seat hielt am Bordstein und nachdem ich Kai auf dem Beifahrersitz erkannte, stieg ich hinter ihm ein.
"Nah, wie war die Nacht?" fragte Kai als erstes gut gelaunt.
Als ich Louisas angeekelt-ungläubigen Blick sah, den sie Kai zu warf, hellte sich meine Laune ein wenig auf. Nach einer schnellen Dusche, hatte ich Sarah zur Uni begleitete und mich gerade von ihr verabschiedet. Dementsprechend war meine Laune auch nicht die beste.
"Du bist schlimmer als jedes Waschweib." kommentierte ich ohne seine Frage zu beantworten. Das ging ihn rein gar nichts an.
"Du könntest ruhig ein wenig bessere Laune haben." stellte Kai fest. "Immerhin hast du deine Königin wieder gefunden."
"Nur um sie jetzt mit vierundzwanzig Männern allein in einem Raum zu lassen." schnaubte ich aufgebracht.
Rio, der neben mir saß, verzog mitfühlend das Gesicht, während Kai tatsächlich seine große Klappe hielt.
Louisa hielt an einer Fußgängerzone. Sie drehte sich zu mir um, hielt ihr Handy hoch und deutete dann mit den Finger auf den Schalthebel. Bitte was, wollte sie von mir? Fragend zog ich eine Braue hoch. Angenervt sah sie mich an und sah dann auffordernd zu Kai. Der sah sie auch nur fragend an. Als sie sich aufgebracht durch die Haare fuhr, bemerkte ich ihre zitternde Hand. War es ihr unangenehm mit uns in einem Auto zu sein? Oder machte ich sie nervös, weil ich ihr König war?
Etwas langsamer wiederholte sie die Gesten schließlich erneut. "Wir sollen dich anrufen, wenn wir wieder abgeholt werden wollen?" fragte Kai.
Zufrieden nickte sie kurz und warf mir einen fragenden Blick zu, ihre Augen jedoch verrieten, dass ich nichts anderes von ihr verlangen sollte.
Zustimmend nickte ich. "Danke, für's fahren." bedankte ich mich als ich mich auf meine Manieren besann, während wir ausstiegen.
Kaum, dass die letzte Tür zu fiel, war sie auch schon weg.
"Was ist mit ihr los?" fragte ich die beiden, während wir zügig durch die Passage liefen. Ich hatte schon ein konkretes Ziel vor Augen.
Kai gähnte und zuckte dann mit den Schultern. "Sie haben nichts gesagt, warum sie nicht spricht. Aber ich glaube, dass hat was mit ihrer Familie zu tun. Bei den Thema sind sie alle immer sehr geschickt ausgewichen."
Ich nickte. Das hatte ich gestern Abend auch festgestellt. Wir hatten das Thema nur kurz geschweift und Veronika hatte geschickt davon abgelenkt, erinnerte ich mich.
"Kommt dir Julius auch so bekannt vor?" fragte ich Kai und blieb vor den Telefonladen stehen. Ich wollte das Gespräch nicht in der Enge des kleinen Raums führen.
Kai schüttelte den Kopf. "Er sieht aus wie sein Vater, Antonio Ricci." mischte sich Rio ein, während sein Blick wachsam umherschweifte.
"Antonio Ricci?!" wiederholte ich. "Hieß es nicht, dass sein gesamtes Rudel bei diesem Hinterhalt getötet wurde. Darunter auch seine Frau und Kinder, sowie seine Enkelkinder." Ich hatte Antonio Ricci nur ein paar Mal als ich noch ein Kind war kennengelernt. Er war ein guter Freund meines Vaters gewesen und der Alpha eines recht großen Rudels in Italien. Durch den Verrat eines Lykae aus seinem Rudel hatten Menschen von den Lykae erfahren und das gesamte Rudel ausgelöscht. Mein Vater hatte damals alle daran beteiligten Menschen getötet beziehungsweise töten lassen. Sogar die Vampire, obwohl Lykae und Vampire sich so gut es nur ging aus den Weg gingen, hatten die Lykae unterstützt und die Gedanken den Menschen, die von den Lykae wussten, entsprechend manipuliert. Mochte sein, dass die Vampire es nur taten um sich selbst zu schützen, denn sobald die Menschen von den Lykae wussten war es nur eine Frage der Zeit bis sie auch von den Vampiren erfahren würden, aber es war trotzdem erwähnenswert.
Kai nickte zustimmend, während Rio schwieg. "Warum haben Ash und Julius nicht bescheid gesagt?" fragte ich. Beide zuckten mit den Schultern. Darüber würde ich noch einmal mit ihnen sprechen müssen und auch über Louisa. Ich war ihr König damit ich mich um sie kümmerte und nicht nur ein Aushängeschild. Es mochte gut sein, dass ich mich nicht um jeden einzelnen Lykae kümmern konnte. Aber dafür hatte ich auch Angestellte, die mich dabei unterstützten. Hätte sich ein Erbe von Antonio Ricci an diese Hilfe gewandt, hätte ich davon erfahren.
Vier Stunden später hatte jeder von uns ein zweites Handy mit einem deutschen Vertrag und mehrere Einkaufstüten voller Kleidung, die besser für den Winter geeignet war als unsere, die wir mitgebracht hatten.
"Mir geht jedes Mal das Herz auf, wenn ich dein strahlendes Gesicht sehe." begrüßte Kai Louisa als er sich dieses Mal hinten auf die Rückbank des Seats fallen ließen. Mit dem Blick, den sie nach hinten warf, hätte sie wahrscheinlich reihenweise die Männer in die Flucht schlagen können, bei Kai jedoch verursachte er nur ein noch breiteres Grinsen. "Kannst du uns zu einem Autohaus fahren?" Unterbrach ich das Blickduell der beiden genervt. Musste Kai immer so unmöglich sein? Ich glaubte kaum, dass Louisa sich durch so ein bisschen Provokation ihr nun schon über acht Jahre andauerndes Schweigen brechen würde. Sie nickte und sah mich fragend an. Was wollte sie jetzt noch wissen? Das sie nicht sprach war gewöhnungsbedürftig und ganz schön lästig. Ich verstand jedes Mal nicht was die Brünette von mir wollte. Sie war ebenso genervt von uns. Von Kai wusste ich das sie nur zu unsere Chauffeurin wurde, weil alle anderen arbeiten waren. Sie tippte auf den Seatsymbol am Lenkrad.
"Welche Marke?" stellte Kai fest. "Wir wären doch ein echtes Traumpaar, Sonnenschein. Findest du nicht auch?" Dieses Mal ließ sie sich dazu hinreißen ihm ihren schönsten Finger zu zeigen. "Sonnenschein, ich glaube die Natur hat einen Fehler gemacht. Ich liebe dein Temperament."
"Kai!" fauchte ich warnend. Ich war mir ziemlich sicher, der einzige Grund warum wir noch in dem Auto saßen, war das ich immer noch ihr König war.
"Warum keinen A8?" jammerte Kai.
"Brauchst du einen Reiskocher auf der Rückbank?" fragte ich ihn. Ich hatte vergessen was für eine Nervensäge mein bester Freund war. In den letzten Wochen war es mir so schlecht gegangen, dass er sich die ganze Zeit zurückgehalten hatte.
"Das ist lediglich eine Ausstattungsmöglickeit, die vor allem im chinesischen Raum sehr beliebt ist." beeilte sich der Verkäufer zu sagen, welcher schon an das ganz große Geld dachte.
"Dann kannst du dir jeder Zeit Essen machen, wenn du Hunger hast." Meinte Kai ungerührt weiter.
"Und dann stinkt das ganze Auto nach Reis?" fragte ich genervt und ging zum nächsten Wagen.
"Und was ist wenn Sarah Hunger bekommt?" Tatsächlich schaffte es diese Argumentation von Kai, dass ich für fast zwei Sekunden darüber nachdachte.
"Dann führe ich sie in ein schickes Restaurant aus."
"Aber was ist, wenn..."
"Kai?" unterbrach ich ihn in ruhigen Ton. "Ja?" Fragte er vorsichtig nach. Er kannte mich immerhin schon lange genug um zu wissen, wann es an der Zeit war seine Klappe zu halten.
"Hast du dich schon um deine Zahnersatzversicherung gekümmert?"
Er lachte nur und schlenderte zum nächsten Auto.
"Und ich hab es tatsächlich vermisst." hörte ich ungläubig Rio murmeln, während er über sich selbst zweifelnd den Kopf schüttelte. Er musste uns beide, Kai und mich, schließlich fast immer ertragen.
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Ist es euch zu .... (ich weiß nicht wie ich es richtig bezeichnen soll) ...detailreich?
Louisa und Kai scheinen guten Freunde zu sein, oder? ;)
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