one

-Sebastian-

Ich wischte mir den Schweiß unter dem Bauhelm weg. Die Sonne prasselte erbarmungslos auf uns nieder. Die Temperaturen hatten fast die vierzig Grad-Marke erreicht. Es war einer dieser seltenen Momente, in denen ich die Menschen in den klimatisierten Räumen um ihren Arbeitsplatz beneidete. Aber nur bis ich mich wieder daran erinnerte wie gefangen ich mich in geschlossenen Räumen fühlte und dass ich dann das ganze Jahr, den ganzen Tag über im Büro hocken müsste. Nach einen Blick nach rechts und links, damit mich auch ja niemand sah, sprang ich aus dem zweiten Stock und kam federnd auf den Boden auf. Schnell eilte ich zu den Container, der für uns aufgestellt wurden war. Kaum das ich die Tür öffnete, schmiss Rico mir schon ein kühles Bier entgegen. Ich hatte das Gefühl, dass es trotz der Klimaanlage noch wärmer als draußen war. Die Luft war stickig und heiß. Kein Wunder wenn an die dreißig schwitzender Bauarbeiter sich in den Container drängte.
"Feierabend?" fragte ich skeptisch und trat zwischen meinen Männern hindurch. Ich war der Baustellenleiter. Normalerweise sollte ich davon zu erst erfahren. Trotzdem standen alle nun in den kleinen Kabuff und tranken statt Wasser ein Bier. Sie wussten, dass ich dies während der Arbeitszeit nicht duldete und unterließen es daher. Niemand konnte einen betrunken Dachdecker oder einen betrunkenen Maurer auf dem Gerüst gebrauchen. Also mussten sie etwas wissen, was ich noch nicht wusste. Sonst würde das hier ernste Konsequenzen für jeden nach sich ziehen. Sie alle wussten, dass ich da kein Erbarmen zeigte.
Rico nickte. "Der Boss hat versucht dich anzurufen, aber er meinte, es wäre nur die Mailbox heran gegangen, deswegen hat er mir dann bescheid gesagt. Du sollst ihn anrufen."
Verwundert warf ich einen Blick auf mein Handy und stellte fest, dass es sich schon wieder von allein abgeschalten hatte. "Kannst du in die Tonne kloppen, den Dreck!" schimpfte ich laut und versuchte es wieder anzuschalten. Wie gesagt... versuchte. Dabei war das Teil gerade einmal ein halbes Jahr alt. Bei mir überlebten diese Dinger nie lange. Das letzte hatte ich in den Mischer verloren. Natürlich hatte das Handy nicht überlebt. Ich verstand nicht, was die allgemeine Bevölkerung so toll an diesen selten funktionierend und extrem schnell kaputt gehenden Teilen, fand. Ganz davon abgesehen, dass diese kleinen Dinger immer wieder verloren gingen. Ich hatte das Gefühl zu alt für diese Zeit zu sein. Es gab keine Kutschen mehr, sondern Autos. Frauen trugen Hosen, statt Kleider. Gekämpft wurde nicht mehr mit Schwerten, sondern mit Gewehren. Teilweise waren die Gegner mittlerweile nicht einmal mehr greifbar, weil sie alles über das Internet steuerten. Die Sache mit dem Handy war nur ein weiterer Beweis dafür, dass ich zu alt für diese Welt war. Ich lebte zu lange und ich wurde dem ganzen einfach müde.
"Mache ich, sobald das Drecksding wieder funktioniert." Erwiderte ich und konnte das Fluchen nicht sein lassen. Ich nahm einen Schluck von meinem Bier und genoss den vertrauten bitteren Geschmack. Wenigstens ein paar Sachen blieben so wie sie waren oder wurden sogar besser. "Okay Jungs. Da wir jetzt schon Feierabend haben, wünsche ich euch eine gute Heimfahrt und ein schönes Wochenende. Montag früh sehen wir uns wieder." Mit diesen Worten schmiss ich sie alle nachdem wir noch ein wenig geplaudert hatten aus dem Container. Immerhin musste ich hier abschließen. Schnell hatte sich die große Gruppe aufgelöst und auf mehrere SUVs verteilt. Sie hatten jetzt alle mehrere Stunden Autobahn vor sich, um die ich sie nicht beneidete. Ich selbst lief zu meinem Auto und fuhr einmal quer durch die Stadt um in meine Wohnung zu kommen. Da wir immer mehrere Monate auf einer Baustelle blieben, suchte ich mir dort in der Nähe meist eine Wohnung. Ich hatte schon lange keine Familie, zu der ich am Wochenende fahren konnte und meine Freunde waren auf der ganzen Welt verteilt. Teilweise lebten auch diese nicht mehr. Denn ich war alt. Einfach viel zu alt. Ich hatte mittlerweile fast tausend Jahre auf dieser Erde verweilt. Langsam reichte es mir. Jeden Tag spürte ich es mehr. Ich war des Lebens überdrüssig geworden. Es gab nichts mehr was ich sehen wollte. Auch wenn die Menschen ihre Technologien immer weiter entwickelten, ließen sie es trotzdem zu, dass sich ihre Geschichte Irgendwie immer wieder wiederholte. Ich war müde und einsam. Wobei die Einsamkeit, das schlimmere Übel war. Ich hatte schon lange kein Grund mehr zu leben. Früher waren es meine Brüder für die ich lebte, als diese getötet wurden, war es die Rache. Jahrhunderte lang hatte ich dafür gelebt. Danach war es dir Hoffnung meiner Gefährtin zu begegnen und das Pflichtbewusstsein meinem Volk, den Lykae, gegenüber. Mittlerweile war die Hoffnung verblasst und meine Pflicht an meinem Volk längst erfüllt. Noch wusste ich nicht wie ich meinem ewigen Leben ein Ende setzten wollte. Aber ich wusste, ich würde es tun.
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#was haltet ihr von Sebastian?

#wie findet ihr das Kapitel?

Die Kapitel werden bald länger, aber ich will euch erst einmal mit unseren zwei Protagonisten vertraut machen.

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