fifty
Ich hab es tatsächlich noch vor Weihnachten geschafft...
Das Kapitel ist ein wenig anders. Ein klein wenig länger als üblich. Aus einer anderen Sichtweise als sonst und naja... für alle die erotische Szenen nicht mögen teilweise ungeeignet. Ihr seid alt genug, um das selbst zu entscheiden.
Bevor ich euch in das Kapitel entlasse, wünsche ich euch allen ein schönes, besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahre. Vermutlich hört ihr erst im neuen Jahr wieder von mir.
Liebe Grüße, Laura
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-Juliet-
Mit dem Spritzbeutel in der Hand und die andere in die Hüfte gestemmt, betrachtete ich mein Werk. Nachdem ich die verschmierte Creme vorsichtig abgetragen hatte, hatte ich die Verzierungen erneut angebracht. Diese stand in keinster Weise ihrer vorherigen Optik nach. Tatsächlich war ich sogar der Meinung, dass ich mich einmal mehr selbst übertroffen hatte. Vielleicht sollte ich ein weiteres Mal diesen Job machen, überlegte ich, während ich meine Sachen zusammenpackte. An der Tür nach draußen kam mir die Brautjungfer entgegen.
„Und hat alles geklappt?" fragte sie besorgt und hoffnungsvoll zugleich. Sie hatte am Telefon schon fast einen Heulanfall erlitten, weil die Hochzeit ihrer großen Schwester nicht perfekt werden würde. Nun konnte ich ihr mit Gewissheit sagen, sollte etwas schiefgehen, würde dies nicht an der Torte liegen. Denn diese hatte ich gerade eben zu einer neuen Form der Perfektion gebracht.
„Ja, du kannst dich noch einmal selbst überzeugen." Meinte ich und deutete auf das dreistöckige Meisterwerk aus Buttercreme, Sahne und feinsten, luftig leichten Böden.
In der geöffneten Tür stehend, beobachtete ich die hochgewachsene Frau, deren Gesicht sich zu einem stauenden Ausdruck verzog als sie die Torte in Augenschein nahm. Diese Freude und das Erstaunen in den Augen meiner Kunden war es was mich diesen Job trotz der meist schlechten Bezahlung immer wieder erneut machen ließ. „Sie ist wundervoll." Murmelte sie ehrfurchtsvoll. Kaum konnte sie die Augen von dem Kunstwerk lösen, um kurz zu mir zu schauen.
„Das meine ich auch." Stimmte ich ihr ohne falsche Bescheidenheit zu. Wozu auch? Ich wusste, was ich konnte. Außerdem verunsicherten irgendwelche Selbstzweifel mein Gegenüber nur, sodass ich mir diese grundsätzliche sparte.
„Wie viel bekommst du dafür?" fragte sie dann und kam zu mir zurück.
„Betrachte es als ein Geschenk für das Brautpaar." Winkte ich ab. Meine linke Ohrspitze fing zu zucken an. Reflexartig schoss meine Hand nach oben und überprüfte den Sitz meiner Haare. Diese dienten als Schutz vor einer Entdeckung, denn meine Ohren waren nicht sowie die der Menschen rund sondern tatsächlich spitz. Es war niemals gut, wenn mein Ohr zuckte, denn das bedeutete, dass etwas nicht stimmte.
Während ich darüber nachdachte, was nicht in Ordnung war, bekam ich die nächsten Worte der Trauzeugin kaum mit. „Das ist echt lieb von dir, allerdings kann ich das nicht so stehen lassen." Nicht beachtend, dass sie ihr Portmonee hervorkramte, entfernte ich mich und lief auf die Terrasse, die an das Gebäude angrenzte, hinaus. „Hier... Hey, warte doch mal." Rief sie mir hinterher. All meine Konzentration lag auf meine Sinne, sodass ich einfach nur ungeduldig aufgrund der Störung abwinkte.
Menschen standen in Grüppchen verteilt auf der Terrasse und den grünen Rassen an einigen gut platzierten Stehtischen. Angeregt unterhielten sie sich miteinander. Gelächter spülte in Wellen über die Wiese, eine laue Briese wehte und ließ die strahlende Sonne angenehm auf der Haut wirken. Viel interessanter als die Geräusche hingegen war der Geruch, der mir mit dieser Briese entgegen wehte. Herb, moschusshaltig, männlich. In meinem Kopf drängte sich das Wort herrlich auf. Auch mein Körper inhalierte diesen Duft tief, allerdings sagte mein Verstand ganz klar: Blutsauger.
Verärgert presste ich die Lippen aufeinander. Ich hatte im Bund des kurzen Rockes, den ich trug, lediglich einen Dolch versteckt. Das war keine Waffe mit der sich ein Vampir leicht töten ließ. Nicht das es unmöglich war, aber leicht war es so auf keinen Fall. Kurz ging ich die Möglichkeiten, die sich mir boten, durch. Da ich meinen Geruch verbarg, hatte der Vampir mich mit Sicherheit noch nicht entdeckt. Das bedeutete, dass ich ohne Probleme verschwinden könnte. Allerdings verwarf ich diese Idee sofort wieder. Sollte ich so handeln, wäre ich für jeden Toten, den der Vampir verursachen würde, verantwortlich. Zudem würde es die Hochzeit des Paares versauen, sollte der Vampir heute morden. Den Vampir mit dem Dolch abzustechen war schwierig und wäre innerhalb dieser Menschenmasse fahrlässig. Also musste ich den Vampir von der Feier weglocken.
Entschlossen bahnte ich mir einen Weg durch die Menge, meiner Nase nach. Innerlich überlegend wie ich mich dem Vampir nähern sollte ohne sowohl in der Menschenmenge als auch bei dem Vampir selbst zu auffällig zu sein, hielt ich nach ihm Ausschau.
„Hallo schöne Frau," sprach mich eine tiefe Stimme von der Seite an, sodass ich überrascht zusammenzuckte und mit der zur Faust geballten Rechten herumwirbelte. Der dunkelhaarige Riese fing sie lässig ab und umschloss meine Finger mit seinen. „Eine Frau, die bereit ist sich selbst zu verteidigen. Das ist heiß." Stellte er fest und lächelte mich an. In seinen Augen sah ich fast so etwas wie Bewunderung. Er sah gut aus. Breite Schultern, hoch gewachsen, Sonnensprossen in seinem gebräunten Gesicht, stahlgraue Augen. Anders ausgedrückt: Er war Sex auf zwei Bein und unsterblich. Denn vor mir Stand die Quelle des herrlichen ... ugh vampirisch stinkenden Geruchs, korrigierte ich mich selbst.
Verärgert über mich selbst presste ich die Lippen aufeinander. Es war eindeutig, die Einsamkeit beeinträchtigte meinen gesunden Menschenverstand. Nicht nur, dass ich mit mir selbst sprach, jetzt fand ich Vampire auch noch sexy und gut riechend. Vielleicht sollte ich die ewigen Jagdgründe langsam mal in Betracht ziehen. Andererseits konnte ich vorher erst einmal diesen Vampir mit mir nehmen und damit es sich auch wirklich lohnte den ganzen Rest dieser blutsaugenden Bande gleich mit.
Der Vampir schnipste mit seinen Fingern vor meinem Gesicht rum. Gereizt schlug ich seine Hand weg. „Ah, sie ist wieder da." Sprach er weiter als ich nichts sagte. „Ich habe mich entschuldigt, dass ich dich so erschreckt habe." Erklärte er.
„Davon habe ich nichts mitbekommen." Erwiderte klar heraus. Vermutlich hatte er das getan, als ich in Gedanken war. Es interessierte mich nicht. Viel mehr interessierte mich, dass er mich hätte überraschend angreifen können, da ich in diesem Moment so fokussiert gewesen war. Ich war zwar seinem Geruch gefolgt, ihn selbst hatte ich allerdings völlig ausgeblendet. Gefährlich und äußerst dumm, vor allem wenn ich bedachte wie viel Erfahrung ich in all meinen Lebensjahren schon gesammelt hatte.
Deutlich irritiert und gleichermaßen fasziniert von meiner schroffen, direkten Arten sah der Vampir mich einen Moment sprachlos an. „Dann bitte ich nun noch einmal um Vergebung." Erklärte er und reichte mir die Hand, die ich zögerlich nahm. „Ich bin Jandro."
„Sina." Erwiderte ich einsilbig. Das Ganze schien besser zu laufen als gedacht. Ich musste mich nicht einmal sonderlich bemühen. Der Vampir erledigte den Kontaktaufbau von ganz allein.
„Darf ich dir etwas zu trinken anbieten?" fragte er.
„Ich denke nicht." Lehnte ich ab. „Ich gehöre gar nicht zu dieser Gesellschaft, ich habe lediglich die Hochzeitstorte gerettet." Ich hoffte, dass der Vampir anbiss. Sowie er mich ansah, würde er mich nach draußen begleiten. Sicher sein konnte ich mir allerdings nicht. Sollte er tatsächlich nicht anbeißen, würde dies meine Mission erheblich erschweren.
„Eine Konditorin. Faszinierend." Murmelte der Vampir. Tatsächlich lag sein stechend klarer Blick auf mir, alles andere um ihn herum schien ihn nicht zu interessieren. Sein Blick glitt unter mein Gesicht, über meinen Hals und die nackten Schultern. Ich trug ein leichtes Top mit Spaghetti-Trägerin. Der Push-Up-BH, den ich trug, ließ meine leider nicht allzu üppig ausfallende Oberweite einladend und verführerisch wirken. Der Blick des Vampirs wanderte tiefer und blieb an dem sich abzeichneten Bauchnabelpiercing hängen. Ja, Baby, ich bin heiß, stimmte ich ihn innerlich zu. Und zugegebenermaßen du auch, dachte ich und ließ selbst einmal den Blick von oben nach unten und wieder zurück über den Vampir streifen. Schlussendlich biss ich mir auf meine Unterlippe und dachte nach. Es widersprach meinen Prinzipien mit einem Vampir zu ficken. Normalerweise brachte ich die Blutsauger um, bevor es zur Sache ging. Aber für dieses verdammt nochmal herrlich duftende und lecker aussehende Sahneschnittchen überlegte ich tatsächlich meine Prinzipien zu vernachlässigen. Einmal war schließlich keinmal, oder? Allerdings war dies mit einem gewissen Risiko verbunden, erinnerte ich mich selbst. Sollte er mich beißen, würde er wissen was ich war und ich musste zu sehen, dass ich ihn umbrachte, bevor er mich soweit aussaugte, dass ich keine Kraft mehr dazu hatte.
„Wollen wir gehen?" fragte der Vampir. Seine Stimme hörte sich einen Ticken heiser an und als meine Augen ihren Weg nach oben beschritten, bemerkte ich, dass meine Musterung ihn nicht kalt gelassen hatte. Ich lächelte selbstzufrieden. Er hing ja mal sowas von an meiner Angel.
„Denkst du, dass du es noch bis zu meinem Auto schaffst?" neckte ich ihn und lief los. Einmal würde ich die möglichen Konsequenzen und Risiken beiseite schieben und mir nehmen, was ich wollte. Nur einmal heißer, harter Sex mit dem Vampir im Auto und wenn ich fertig mit ihm war, würde ich ihn abstechen. Vermutlich würde er sogar noch mit einem Lächeln im Gesicht sterben. Immerhin träumte jeder Mann mit einer Walküre zu schlafen. Zumindest war es zu der Zeit so, als sie von unserer Existenz wussten, korrigierte ich mich selbst.
„Darum musst du die keine Sorgen machen, Baby." Meinte der Vampir und legte eine Hand an meine Hüfte. Seine Hitze ging auf mich über und verursachte eine angenehme Gänsehaut. Ungeheuerlich, wenn ich bedachte, dass es ein Vampir war, der mich in einer solch vertraulichen Geste berührte. Noch ungeheuerlich war die Tatsache, dass ich es zuließ und genoss. „Die Frage ist doch viel mehr, wie lange du nicht mehr laufen kannst, wenn ich mit dir fertig bin." Aus seiner Stimme sprach eine Arroganz wie ich sie selten erlebt hatte.
Gelächter brach unerwartet aus mir hervor. Mochte sein, dass der Vampir tatsächlich hielt, was sein Aussehen und Auftreten versprach. Und bei Gott, für die Sünde, die ich damit begehen würde, hoffte ich dass er es tat, aber laufen würde ich danach mit Sicherheit können. Schon aus dem alleinigen Grund, dass ich eine Walküre war.
„Das musst du mir erst einmal beweisen." Forderte ich ihn nicht desto trotz heraus.
Entschlossen und siegesgewiss grinste er mich an. „Ok. Challenge accepted." Raunte er in mein Ohr, sodass sein warmer Atem meine Halsbeuge liebkoste. Seine Finger schlüpften unter mein Top und die Kuppen strichen federleicht über die Haut oberhalb des Bunds meines Rockes. Eine Gänsehaut breitet sich aus und ich biss mir auf die Lippen um den verzückten Laut, der mir entfliehen wollte zu unterdrücken.
„Du bist jetzt schon Wachs in meinen Händen." Arroganter Vampir! Schimpfte ich innerlich und wirbelte zu ihm herum. Überrascht von meiner Handlung lief er noch einen Schritt und ich legte meine Hände unverfroren auf seinen Arsch und presste meinen Bauch gegen seine Mitte.
„Sicher, dass du hier nicht gerade die Positionen verwechselst?" hakte ich nach, als ihm ein leises Stöhnen entfloh.
„Du kleines Miststück!" murmelte er völlig von mir fasziniert. Mit seiner Faust umschloss er meinen Zopf und wickelte sich die Haare um die Hand. Herrisch zog er daran, sodass ich meinen Kopf in den Nacken legen musste. Bestimmend presste er die Lippen auf meine und nahm sich was er wollte. Das war kein Kuss. Es war eine Inbesitznahme, eine Invasion, eine Eroberung. Es gab nichts Zärtliches oder Vorsichtiges daran. Der Vampir wusste was er wollte und nahm es sich, riss die Kontrolle an sich und dominierte mich. Und zur Hölle verdammt nochmal, es machte mich an. Nur zu gern überließ ich ihm die Führung, verlangte sogar mehr als er sich zurückziehen wollte und schmiegte mich dabei der Länge nach an ihn.
„Halt der Kleinen die Augen zu!" durchbrach eine herrische Frauenstimme diesen unglaublichen Moment. „Christoph!" kam gleich darauf von eben dieser Stimme erneut ein Zischen. „Manche Menschen besitzen kein Anstand." Äußerste sie sich erneut verärgert.
„Ich finde wir sollten das auch Mal machen, das würde vielleicht wieder ein wenig Schwung in unser Sexleben bringen." Kaum auf einmal der Kommentar eines Mannes.
„Ich bin doch keine billige Hure, die es mit dir vor andern treibt. Du kannst bis du wieder zur Besinnung gekommen bist auf der Couch schlafen und wenn es dir nicht passt, dann kannst du auch gern ausziehen." Kam einige Sekunden später die verletzte Antwort der Frauenstimme.
„Uiii, gehen wir lieber zu meinem Auto bevor wir noch für eine Trennung verantwortlich sind." Schlug ich vor nachdem ich mich von seinem Mund losgerissen hatte.
„Dann geh voran, Schönheit." Befahl er und schlug mir fest auf den Hintern.
Über meine Schulter warf ich ihm einen warnenden Blick zu. Er sollte nicht denken, dass er das durfte nur weil es mich auf seltsame Art und Weise erregte. Doch er sah mich genauso herausfordernd an. Wiedersprich mir, forderte sein Blick mich heraus. Lehn dich dagegen auf, sodass ich dich bestrafen kann. Und zum Teufel nochmal es juckte mir in den Fingern, genau das zu tun. Meine Brüste fühlten sich viel zu schwer an, bettelten um Aufmerksamkeit und zwischen meinen Beinen kribbelte es. Oh ja. Ich wollte, dass er ich berührte, mich bestrafte und machte was auch immer er wollte. Ich wollte von ihm gefickt werden und ihn ficken.
Und danach musste ich ihn umbringen, aus genau diesem Grund drehte ich mich nun auch artig um und lief ihn im Rücken zielstrebig zu meinem Auto...
„Okay, okay..." wiegelte Anja ab und wedelte mit der Hand als wollte sie die Vorstellung, die sie nach meinen Worten hatte, damit vertreiben. „Ihr habt es miteinander getrieben, alles klar. Das habe ich verstanden." Ihr Gesicht hatte sie zu einer ungläubigen Grimasse verzogen.
„Du musst verstehen, es war wirklich gut. Es war einfach der Wahnsinn. Es war so..."
„Ich hab's verstanden, Juliet." Unterbrach Anja mich erneut.
„Nein, hast du nicht. Es war so wie es noch nie war: Es war magisch." Zischte ich erbost darüber, dass sie mir nicht richtig zu hören und damit die Zwickmühle in der ich mich damals befand verstehen wollte. Wobei damals relativ war. Es war im Prinzip einen knappen Monat her.
„Juls." Riss Jandro mich aus meinen Gedanken und grinste mich mit diesem ganz speziellen Lächeln, welches nur für mich reserviert schien, an. Es besagte irgendwie du bist so schusslig, aber irgendwie finde ich dich trotzdem total heiß und irgendwie auch niedlich. Und ich liebte es, obwohl Walküren nicht niedlich waren und ich erst recht nicht. Also grinste ich genauso dämlich zurück.
„Juliet." Räusperte sich Anja.
„Ach so, naja. Trotzdem habe ich ihm dann eine überziehen wollen, obwohl ich vollkommen fertig und überwältigt war."
„Und du hast sie aufgehalten?" wandte sich Anja an meinem Vampir. Dieser schnaubte abschätzig.
„Natürlich. Immerhin hatte ich nicht vor, mich von dieser halben Person umbringen zulassen." Schelmisch zwinkerte er mir zu und ich stauchte ihm leicht gegen sein Wadenbein.
„Halbe Person, ich habe dir deinen Arm gebrochen." Erinnerte ich ihn. Den Arm, mit dem er meinem Schlag abgefangen hatte.
„Und meinem Oberschenkel." Fügte er grimmig hinzu. Ja, das stimmte. Er war noch in mir gewesen, als ich ihn attackiert hatte. So hatte ich mein Bein mit seinem in dieser Position verschlungen und ihm kurzer Hand den Oberschenkel gebrochen.
„Ich nehme an ihr habt miteinander gekämpft." Mischte sich Anja wieder ein, als ich erneut in meinen Gedanken versank.
„Ja." Stimmte ich zu. „Allerdings..."
„Ich stand schon immer auf Walküren." Murmelte er atemlos. Blut lief über sein Gesicht, während seine funkelnden Augen auf mir lagen. Statt verärgert zu sein, dass ich ihn versuchte umzubringen, schien es ihm zu erregen. Blutsaugender Bastard, fluchte ich innerlich und bereitete mich auf den nächsten Angriff vor. Über meinen linken Arm lief Blut aus der Wunde an meinem Hals.
„Zu schade, dass ich nicht so auf Vampire stehe." Antwortete ich, dabei war das eine Lüge wie ich mir innerlich eingestehen musste. Das Prachtexemplar mir gegenüber bildete hier die klare Ausnahme.
Der Vampir schmunzelte. „Dein Körper verrät dich, Schönheit. Du stehst auf mich, du kannst es gar nicht abwarten noch einmal von mir genommen zu werden."
Aufgrund seiner Arroganz und meiner Verärgerung über den Wahrheitsgehalt seiner Worte fauchte ich gereizt und stürzte mich mit gebogenen Krallen auf ihn. Statt sich vor mir in Sicherheit zubringen, umklammerten sein einer Arm mich und presste seinen stahlharten Körper an sich. Und er war überall hart, wie ich nur zu deutlich spürte. Das änderte allerdings nichts daran, dass ich ihm meine Krallen erneut durch das Gesicht zog und die andere über seine gesamte Kehrseite.
„Mach ruhig so weiter, Baby, ich werde dich später für jede einzelne Schramme so bestrafen, dass du um Gnade betteln wirst." Versprach er. Aufgrund seiner Stimme war ich mir nicht sicher, wie er das meinte. Sowohl Verärgerung als auch Erregung sprachen aus seiner Stimme. Diese Verwirrung führte auch dazu, dass ich einen Moment innehielt, was der Vampir sofort nutze und sich mit einem einzigen, festen Stoß in mir stieß und mich vollständig ausfüllte. Überrascht stöhnte ich auf, krallte meine Nägel fester in seine Haut und genoss wiederwillig das Gefühl, des ausgefüllt seins.
„Ich werde dich töten!" versprach ich ihm, während er hart in mich stieß.
„Mit Sicherheit." Stöhnte er zustimmend und zog sich wieder zurück. „Du fühlst dich einfach unglaublich an." Fest schlug er auf meinem Arsch, während er mich zeitgleich aufspießte. Beide stöhnten wir laut auf. Er hielt seine Kraft nicht ein bisschen zurück. Bastard. Und trotzdem...
„Härter." Feuerte ich ihn an.
An meinem Zopf zog er mich zurück, sodass ich meinen Kopf soweit wie möglich in den Nacken legte und ihm dabei meine Kehle entblößte. „Ich bestimme das Tempo und die Tiefe, Walküre." Brummte der Vampir herrisch. „Ich habe das Sagen." Mit dem nächsten Stoß und einem schmerzhaft festen Zug demonstrierte er mir seine Vorherrschaft und ich gab stöhnend und mit zuckenden Muskeln nach.
Ich war tatsächlich Wachs in seinen Händen, während er mich ein zweites Mal fickte und mir den Hintern dabei alles andere als sanft versohlte. Vermutlich würde ich ihn noch am nächsten Tag merken, allerdings war es mir sowas von egal, während eine Welle der Lust nach der anderen meine Synapsen zum Glühen brachte und ich mich verzweifelt an ihn klammerte. Ja, ich schrie sogar vor maßlosem Entzücken als seine Fänge meinen Hals durchbohrten, während er wie wild geworden in mich stieß und mich somit in die Arme des nächsten Orgasmus warf. Ich genoss alles von diesem wilden, hemmungslosen Sex bis ich aufgrund des Blutverlusts das Bewusstsein verlor...
Kopfschüttelnd sah Anja mich an, während ich den Blick, den sie Alejandro zu warf nicht deuten konnte.
„Und dann...?" fragte sie schließlich.
„Ich hab sie in den Kofferraum gepackt und bin losgefahren. Irgendwann ist sie dann wieder zu Bewusstsein gekommen. Ich wollte sie immerhin nicht umbringen, aber nachdem ich endlich meine Gefährtin gefunden hatte, wollte ich auch nicht sterben. Auch nicht von ihrer Hand. Ich finde, dass nicht halb so romantisch wie das immer in diesen neumodischen Kitschromanen dargestellt wird..." erklärte er ganz trocken. „Keine Ahnung wie naiv man sein muss, um so eine Vorstellung auch nur romantisch zu finden. Ich wollte sie in mein Haus bringen, damit ich sie von meinen Qualitäten trotz meines Vampirdaseins überzeugen kann." Führte er weiter aus. „Aber nachdem wir noch einmal miteinander gekämpft hatten, wurde mir klar, dass das so nichts wird. Also habe ich sie hierher gebracht."
„Und nicht wieder gehen lassen?" fragte Anja mit zusammen gekniffenen Augen nach.
„Ich habe nicht mehr das Bedürfnis zu gehen, zumindest nicht ohne ihn. Ne andere Wandfarbe wäre vielleicht doch ganz schick und eine heiße Dusche. Mein Gott, dafür wäre ich bereit zu töten." Gestand ich und sah meinem Vampir auffordernd an, damit er wusste, was wir als nächstes machen würden. Vielleicht war ich bereit ihm im Bett tatsächlich die Führung zu überlassen, aber sonst hatte hier definitiv ich das sagen.
„Das lässt sich einrichten." Versicherte er mir und ich strahlte zufrieden.
„Okay, soweit habe ich es nun begriffen. Allerdings verstehe ich noch immer nicht, warum du Gloria umgebracht hast." Anja ritt hartnäckig auf diesem einem Punkt herum, ich verstand nicht ganz wieso ihr die junge Walküre so wichtig war. Verspürte sie auf einmal ein Mutter-Syndrom oder verbrachte sie so viel Zeit mit ihr? Ich wusste es nicht, aber im Grunde war es egal, da es nichts an meiner Antwort änderte.
„Sie hat meinen Vampir töten wollen. Ich liebe ihn, Anja. Bevor ich zulasse, dass ihm etwas passiert, bin ich bereit es mit der ganzen Welt aufzunehmen. Auch mit einer von uns." Sprach ich die Wahrheit aus. „Das wird dir mit deinem Hündchen nicht anders ergehen." Abschätzig blickte ich zu dem Lykae, der Alejandro und mich stumm im Auge behielt. Natürlich bewachte er jede unserer Bewegungen, um Anja im Notfall vor uns beschützen zu können. Mich schaute er fast schon mordlüstern an. Im Gegensatz zu meinem Vampir hatte er die Notwendigkeit unseres Kampfes nicht verstanden und dementsprechend gelaunt.
Anja schüttelte den Kopf. „Du hättest sie auch ohne ihr den Kopf zu spalten Einhalt gebieten können." Wies sie mich daraufhin. Natürlich hatte sie Recht, aber ich hatte das Miststück in diesem Moment einfach nur umbringen wollen. Ich hatte sprichwörtlich rot gesehen. Dafür würde ich mich auch nicht entschuldigen. „Mach was immer du willst." Sagte Anja schließlich nachdem sie erkannte, dass ich hierzu nichts mehr sagen würde. „Ich bleibe bei Gloria, sobald es ihr wieder besser geht, verschwinden wir." Erklärte sie und erklärte damit ihre Nachfragen für abgeschlossen.
Unentschlossen und von ihren Worten überrumpelt nickte ich. „Was heißt das?" fragte ich schlussendlich nach. „War es das mit unserer Freundschaft?" Denn irgendwie klang es so für mich. Nachdem ich sie gerade erst wieder hatte, wirkte dies nun ziemlich endgültig.
Anja überlegte lange bevor sie antwortete. „Nein, nein, ich glaube nicht." Sie sprach ihre Worte mit Bedacht aus. „Ich muss das hier verarbeiten und ich hoffe, dass du verstehst warum ich nicht einfach darüber hinwegsehen kann." Die junge Walküre schien ihr ernsthaft am Herzen zu liegen. Ich musste mir eingestehen, dass ich enttäuscht war und nicht verstehen wollte, auch wenn ich es irgendwo tat. Früher hätte Anja über den kurzzeitigen Tod der anderen Walküre mit einem lässigen Winken darüber hinweg gesehen und sich nicht länger darum gekümmert. Ich war ihre Nummer eins gewesen sowie sie meine. Doch die Zeit hatte deutliche Spuren in unserer Beziehung zueinander hinterlassen. Der Abstand und der nur sporadisch ausfallende Kontakt hatte sie gelockert. Wir kannten einander nicht mehr wirklich. Vielleicht hatten wir uns sogar in unserer geistigen Haltung auseinander gelebt.
„Ich warte auf deine Nachricht." Sagte ich daher und überließ somit ihr die Entscheidung, ob, wann und wie sie sich melden würde. Sie nickte. Ich tat es ihr gleich. Ich war mir nicht sicher, ob sie es wirklich machen würde, aber ich hoffte es. Sie war lange Zeit die wichtigste Person in meinem Leben gewesen. Das zwischen uns würde vermutlich nie wieder so sein wie es einmal war, trotzdem wollte ich sie noch immer in meinem Leben wissen.
Dann wandte ich mich an meinem Gefährten und sah ihn mit einer gewissen Trauer über diesen möglichen Verlust, die ich nicht ganz verbergen konnte, an. „Gehen wir?" fragte ich ihn.
Mit einem kleinen Lächeln, das mich aufbauen sollte, sah Alejandro mich an und streckte mir seine Hand entgegen. „Ja, komm." Forderte er mich auf und ich griff seine Hand.
„Passt auf euch." Rief Anja uns hinterher. Noch ein letztes Mal drehte ich mich um und musterte Anja mit ihrem dunklen Lykae neben sich.
„Ihr auch."
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#Hat euch der Perspektivwechsel gefallen?
#Waren die intimen Momente zu viel/ nicht gut/ gut?
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